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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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zumal sich wenig gegen die Publicationsweise einwenden läßt. Die Corre-
spondenzen beider Brüder sind geschieden veröffentlicht und belaufen sich auf über
100 Briefe, die nur zum kleinsten Theile gedruckt sind. Der Herausgeber ist
zunächst sichtbar bemüht gewesen, auch aus andern Quellen als dem Goethe-
scher Archiv zu schöpfen, das nach seiner Versicherung in dieser Richtung
gänzlich ausgebeutet ist. Leider zeigt sich, daß aber auch bezüglich des Hum-
boldt'schen Briefwechsels das Goethe-Archiv nicht völlig intact geblieben ist, da
nicht einige Briefe, wie der Herausgeber sich auszudrücken beliebt, fehlen,
sondern sich die Zahl derselben sogar aus acht beläuft. Daß auch diese von
Goethe "verschenkt" sind und vielleicht jetzt die Privatsammlungen Anderer
schmücken, dafür liegt wenig Wahrscheinlichkeit vor. Bratranek's Bemühungen
verdanken wir jedenfalls nächst der möglichsten Vollständigkeit der Publication,
deren wissenschaftliche Behandlung. Die treffliche Einleitung setzt Jeden, der
das Buch in die Hand nimmt, in den Stand, sich von den gegebenen Ver¬
hältnissen, unter denen sich diese Correspondenzen anknüpfen, ein getreues
Bild zu machen; und die gegenseitigen Bestrebungen der Correspondtrenden
sind mit möglichster Kürze firirt, so daß keine weitere Umschau nach gelehrten
Arbeiten zum Verständniß der Briefe nöthig ist. An diese schließen sich die
Quellenangaben für die Belegstellen zum nähern Verständniß, ein chrono¬
logisches Verzeichniß und gut gearbeitetes Sachregister nebst einer Uebersicht
der Werke der Humboldt'schen Brüder, so daß das Werk allen Apparat ent¬
hält, den man für eine wissenschaftliche Ausgabe eines Briefwechsels wünschen
kann. An der correcten Wiedergabe der Briefe einen leisen Zweifel zu er¬
heben, liegt kein Grund vor; nur können wir die Aeußerung des Wunsches
nicht völlig unterdrücken, daß uns der Herausgeber in einigen Zügen mit den
Grundsätzen bekannt gemacht hätte, nach welchen er die Orthographie der
Schreibenden selbst geregelt hat.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hrrliin in Leipzig. -- Druck von Hiithel " Hrrrmaun in Leipzig.

zumal sich wenig gegen die Publicationsweise einwenden läßt. Die Corre-
spondenzen beider Brüder sind geschieden veröffentlicht und belaufen sich auf über
100 Briefe, die nur zum kleinsten Theile gedruckt sind. Der Herausgeber ist
zunächst sichtbar bemüht gewesen, auch aus andern Quellen als dem Goethe-
scher Archiv zu schöpfen, das nach seiner Versicherung in dieser Richtung
gänzlich ausgebeutet ist. Leider zeigt sich, daß aber auch bezüglich des Hum-
boldt'schen Briefwechsels das Goethe-Archiv nicht völlig intact geblieben ist, da
nicht einige Briefe, wie der Herausgeber sich auszudrücken beliebt, fehlen,
sondern sich die Zahl derselben sogar aus acht beläuft. Daß auch diese von
Goethe „verschenkt" sind und vielleicht jetzt die Privatsammlungen Anderer
schmücken, dafür liegt wenig Wahrscheinlichkeit vor. Bratranek's Bemühungen
verdanken wir jedenfalls nächst der möglichsten Vollständigkeit der Publication,
deren wissenschaftliche Behandlung. Die treffliche Einleitung setzt Jeden, der
das Buch in die Hand nimmt, in den Stand, sich von den gegebenen Ver¬
hältnissen, unter denen sich diese Correspondenzen anknüpfen, ein getreues
Bild zu machen; und die gegenseitigen Bestrebungen der Correspondtrenden
sind mit möglichster Kürze firirt, so daß keine weitere Umschau nach gelehrten
Arbeiten zum Verständniß der Briefe nöthig ist. An diese schließen sich die
Quellenangaben für die Belegstellen zum nähern Verständniß, ein chrono¬
logisches Verzeichniß und gut gearbeitetes Sachregister nebst einer Uebersicht
der Werke der Humboldt'schen Brüder, so daß das Werk allen Apparat ent¬
hält, den man für eine wissenschaftliche Ausgabe eines Briefwechsels wünschen
kann. An der correcten Wiedergabe der Briefe einen leisen Zweifel zu er¬
heben, liegt kein Grund vor; nur können wir die Aeußerung des Wunsches
nicht völlig unterdrücken, daß uns der Herausgeber in einigen Zügen mit den
Grundsätzen bekannt gemacht hätte, nach welchen er die Orthographie der
Schreibenden selbst geregelt hat.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hrrliin in Leipzig. — Druck von Hiithel » Hrrrmaun in Leipzig.
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[0048] zumal sich wenig gegen die Publicationsweise einwenden läßt. Die Corre- spondenzen beider Brüder sind geschieden veröffentlicht und belaufen sich auf über 100 Briefe, die nur zum kleinsten Theile gedruckt sind. Der Herausgeber ist zunächst sichtbar bemüht gewesen, auch aus andern Quellen als dem Goethe- scher Archiv zu schöpfen, das nach seiner Versicherung in dieser Richtung gänzlich ausgebeutet ist. Leider zeigt sich, daß aber auch bezüglich des Hum- boldt'schen Briefwechsels das Goethe-Archiv nicht völlig intact geblieben ist, da nicht einige Briefe, wie der Herausgeber sich auszudrücken beliebt, fehlen, sondern sich die Zahl derselben sogar aus acht beläuft. Daß auch diese von Goethe „verschenkt" sind und vielleicht jetzt die Privatsammlungen Anderer schmücken, dafür liegt wenig Wahrscheinlichkeit vor. Bratranek's Bemühungen verdanken wir jedenfalls nächst der möglichsten Vollständigkeit der Publication, deren wissenschaftliche Behandlung. Die treffliche Einleitung setzt Jeden, der das Buch in die Hand nimmt, in den Stand, sich von den gegebenen Ver¬ hältnissen, unter denen sich diese Correspondenzen anknüpfen, ein getreues Bild zu machen; und die gegenseitigen Bestrebungen der Correspondtrenden sind mit möglichster Kürze firirt, so daß keine weitere Umschau nach gelehrten Arbeiten zum Verständniß der Briefe nöthig ist. An diese schließen sich die Quellenangaben für die Belegstellen zum nähern Verständniß, ein chrono¬ logisches Verzeichniß und gut gearbeitetes Sachregister nebst einer Uebersicht der Werke der Humboldt'schen Brüder, so daß das Werk allen Apparat ent¬ hält, den man für eine wissenschaftliche Ausgabe eines Briefwechsels wünschen kann. An der correcten Wiedergabe der Briefe einen leisen Zweifel zu er¬ heben, liegt kein Grund vor; nur können wir die Aeußerung des Wunsches nicht völlig unterdrücken, daß uns der Herausgeber in einigen Zügen mit den Grundsätzen bekannt gemacht hätte, nach welchen er die Orthographie der Schreibenden selbst geregelt hat. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von K. L. Hrrliin in Leipzig. — Druck von Hiithel » Hrrrmaun in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/48>, abgerufen am 02.05.2024.