Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

"Die kennt ma schon, die Lent, die junga"
So sagt der Pfarrer, "selbs nur Staat" (still)
Ihr zwei habt's aa schon 's Gloria g'surga
Voneh, daß 's nur noch z'sammg'läut Hot".

Mehr in das Gebiet der Schnadahüpfeln gehören die folgenden Reime:


[Beginn Spaltensatz]
Geh, gib mir a Büffel
Mein Schatz, sagt der Bua
Denn blos grad zum Anschaugn
Da bist nit schön guna.
Geh gib mir a Büffel
Und mach koa so G'schicht
I druck schon die Aug'n ma
Damit's Niemand sicht.
Geh gib mir a Büffel
1 Büffel -- was thut's?
Es gibt ja nix bessers
Als wie ebbes Guts.
[Spaltenumbruch]
Der Bua möcht gern a Büffel hab'n
Und weil holt sie nit mög.
So flucht er z'letzt: Mir grauset vor
Dein Büffel, wenn i 's sag.
Geh Bua. sagt sie, thu nit so red'n
Und bleib mir nur schön braußt;
Dir grauset's aa wie's d'Bettelleut'
Vor'n Kronenthaler graust.

Und regnen und regnen
'S geht All's aus Loam
I gloub, unser Herrgott
Der is nit dahoam.
[Ende Spaltensatz]

Mit die vorzüglichsten Sachen verdanken wir dem Kampf mit den
Schwarzen, an welchem der Verfasser durch seine politischen Correspondenzen
wie durch seine gelegentlichen Reden im oberbaierischen Dialect, die er den
Bauern in den allerschwärzesten Wahlkreisen hält, jahraus jahrein seinen red¬
lichen Theil hat. Hier beruht vollends Alles, was die kleine Sammlung an
Politischen Liedern enthält, auf unmittelbarster unverschönerter Wirklichkeit.
Da schildert zunächst ein würdiger Dechant aus der guten alten Wessen-
bergischen Zeit den Zelotismus der jungen Hetzkapläne: "Die reden daher,
daß 's mi ganz reißt, so g'Scheit und so vermessen, daß d'moanst sie haben
den belli'n Geist mit sammt die Federn g'fressen." Ebenso zutreffend be¬
zeichnet dann ein Bauer den politischen Standpunkt seiner Gemeinde: ja
liberall -- dös sind wir Alle, blos wählen thun ma (wir) schwarz. Zu solcher
Gemeinde paßt "der dumme Kandati", der zum Abgeordneten gewählt wird
"und weil er sonst nix werden kann, so wast'mener'n halt a nul, den Mann/' Zu
dieser Gemeinde paßt aber auch vortrefflich das Treiben der Schwarzen selbst. "Die
g'heime Wahl" enthält dieses Treiben: "Zu mir is der Her Pfarrer komm"
und sagt, i soll den Zettel nehm" und sagt zu mir (und dem daneben) ist
uneröffnet abzugeben! Denn so steht's im Gesetz "mal, und drum is dös a
g'heime Wahl. I hätt schon so gern einig'schaugt, aber jetzt hab i im net
traut, wer drob'n (drinn) steht -- i woaß nit. No mein, i denk -- es wird
schon oaner sein." Ein anderer Bauer kennt den Namen seines Kandidaten


„Die kennt ma schon, die Lent, die junga"
So sagt der Pfarrer, „selbs nur Staat" (still)
Ihr zwei habt's aa schon 's Gloria g'surga
Voneh, daß 's nur noch z'sammg'läut Hot".

Mehr in das Gebiet der Schnadahüpfeln gehören die folgenden Reime:


[Beginn Spaltensatz]
Geh, gib mir a Büffel
Mein Schatz, sagt der Bua
Denn blos grad zum Anschaugn
Da bist nit schön guna.
Geh gib mir a Büffel
Und mach koa so G'schicht
I druck schon die Aug'n ma
Damit's Niemand sicht.
Geh gib mir a Büffel
1 Büffel — was thut's?
Es gibt ja nix bessers
Als wie ebbes Guts.
[Spaltenumbruch]
Der Bua möcht gern a Büffel hab'n
Und weil holt sie nit mög.
So flucht er z'letzt: Mir grauset vor
Dein Büffel, wenn i 's sag.
Geh Bua. sagt sie, thu nit so red'n
Und bleib mir nur schön braußt;
Dir grauset's aa wie's d'Bettelleut'
Vor'n Kronenthaler graust.

Und regnen und regnen
'S geht All's aus Loam
I gloub, unser Herrgott
Der is nit dahoam.
[Ende Spaltensatz]

Mit die vorzüglichsten Sachen verdanken wir dem Kampf mit den
Schwarzen, an welchem der Verfasser durch seine politischen Correspondenzen
wie durch seine gelegentlichen Reden im oberbaierischen Dialect, die er den
Bauern in den allerschwärzesten Wahlkreisen hält, jahraus jahrein seinen red¬
lichen Theil hat. Hier beruht vollends Alles, was die kleine Sammlung an
Politischen Liedern enthält, auf unmittelbarster unverschönerter Wirklichkeit.
Da schildert zunächst ein würdiger Dechant aus der guten alten Wessen-
bergischen Zeit den Zelotismus der jungen Hetzkapläne: „Die reden daher,
daß 's mi ganz reißt, so g'Scheit und so vermessen, daß d'moanst sie haben
den belli'n Geist mit sammt die Federn g'fressen." Ebenso zutreffend be¬
zeichnet dann ein Bauer den politischen Standpunkt seiner Gemeinde: ja
liberall — dös sind wir Alle, blos wählen thun ma (wir) schwarz. Zu solcher
Gemeinde paßt „der dumme Kandati", der zum Abgeordneten gewählt wird
„und weil er sonst nix werden kann, so wast'mener'n halt a nul, den Mann/' Zu
dieser Gemeinde paßt aber auch vortrefflich das Treiben der Schwarzen selbst. „Die
g'heime Wahl" enthält dieses Treiben: „Zu mir is der Her Pfarrer komm«
und sagt, i soll den Zettel nehm« und sagt zu mir (und dem daneben) ist
uneröffnet abzugeben! Denn so steht's im Gesetz «mal, und drum is dös a
g'heime Wahl. I hätt schon so gern einig'schaugt, aber jetzt hab i im net
traut, wer drob'n (drinn) steht — i woaß nit. No mein, i denk — es wird
schon oaner sein." Ein anderer Bauer kennt den Namen seines Kandidaten


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136760"/>
            <p xml:id="ID_326" prev="#ID_325"> &#x201E;Die kennt ma schon, die Lent, die junga"<lb/>
So sagt der Pfarrer, &#x201E;selbs nur Staat" (still)<lb/>
Ihr zwei habt's aa schon 's Gloria g'surga<lb/>
Voneh, daß 's nur noch z'sammg'läut Hot".</p><lb/>
            <p xml:id="ID_327"> Mehr in das Gebiet der Schnadahüpfeln gehören die folgenden Reime:</p><lb/>
            <cb type="start"/>
            <quote>
              <lg xml:id="POEMID_18" type="poem">
                <l/>
              </lg>
            </quote>
            <lg xml:id="POEMID_19" type="poem" next="#POEMID_20">
              <l> Geh, gib mir a Büffel<lb/>
Mein Schatz, sagt der Bua<lb/>
Denn blos grad zum Anschaugn<lb/>
Da bist nit schön guna.</l>
            </lg>
            <lg xml:id="POEMID_20" prev="#POEMID_19" type="poem" next="#POEMID_21">
              <l> Geh gib mir a Büffel<lb/>
Und mach koa so G'schicht<lb/>
I druck schon die Aug'n ma<lb/>
Damit's Niemand sicht.</l>
            </lg>
            <lg xml:id="POEMID_21" prev="#POEMID_20" type="poem">
              <l> Geh gib mir a Büffel<lb/>
1 Büffel &#x2014; was thut's?<lb/>
Es gibt ja nix bessers<lb/>
Als wie ebbes Guts.</l>
            </lg>
            <cb/><lb/>
            <quote>
              <lg xml:id="POEMID_22" type="poem">
                <l/>
              </lg>
            </quote>
            <lg xml:id="POEMID_23" type="poem" next="#POEMID_24">
              <l> Der Bua möcht gern a Büffel hab'n<lb/>
Und weil holt sie nit mög.<lb/>
So flucht er z'letzt: Mir grauset vor<lb/>
Dein Büffel, wenn i 's sag.</l>
            </lg>
            <lg xml:id="POEMID_24" prev="#POEMID_23" type="poem">
              <l> Geh Bua. sagt sie, thu nit so red'n<lb/>
Und bleib mir nur schön braußt;<lb/>
Dir grauset's aa wie's d'Bettelleut'<lb/>
Vor'n Kronenthaler graust.</l>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg xml:id="POEMID_25" type="poem">
              <l> Und regnen und regnen<lb/>
'S geht All's aus Loam<lb/>
I gloub, unser Herrgott<lb/>
Der is nit dahoam.</l>
            </lg>
            <cb type="end"/><lb/>
            <p xml:id="ID_328" next="#ID_329"> Mit die vorzüglichsten Sachen verdanken wir dem Kampf mit den<lb/>
Schwarzen, an welchem der Verfasser durch seine politischen Correspondenzen<lb/>
wie durch seine gelegentlichen Reden im oberbaierischen Dialect, die er den<lb/>
Bauern in den allerschwärzesten Wahlkreisen hält, jahraus jahrein seinen red¬<lb/>
lichen Theil hat. Hier beruht vollends Alles, was die kleine Sammlung an<lb/>
Politischen Liedern enthält, auf unmittelbarster unverschönerter Wirklichkeit.<lb/>
Da schildert zunächst ein würdiger Dechant aus der guten alten Wessen-<lb/>
bergischen Zeit den Zelotismus der jungen Hetzkapläne: &#x201E;Die reden daher,<lb/>
daß 's mi ganz reißt, so g'Scheit und so vermessen, daß d'moanst sie haben<lb/>
den belli'n Geist mit sammt die Federn g'fressen." Ebenso zutreffend be¬<lb/>
zeichnet dann ein Bauer den politischen Standpunkt seiner Gemeinde: ja<lb/>
liberall &#x2014; dös sind wir Alle, blos wählen thun ma (wir) schwarz. Zu solcher<lb/>
Gemeinde paßt &#x201E;der dumme Kandati", der zum Abgeordneten gewählt wird<lb/>
&#x201E;und weil er sonst nix werden kann, so wast'mener'n halt a nul, den Mann/' Zu<lb/>
dieser Gemeinde paßt aber auch vortrefflich das Treiben der Schwarzen selbst. &#x201E;Die<lb/>
g'heime Wahl" enthält dieses Treiben: &#x201E;Zu mir is der Her Pfarrer komm«<lb/>
und sagt, i soll den Zettel nehm« und sagt zu mir (und dem daneben) ist<lb/>
uneröffnet abzugeben! Denn so steht's im Gesetz «mal, und drum is dös a<lb/>
g'heime Wahl. I hätt schon so gern einig'schaugt, aber jetzt hab i im net<lb/>
traut, wer drob'n (drinn) steht &#x2014; i woaß nit. No mein, i denk &#x2014; es wird<lb/>
schon oaner sein."  Ein anderer Bauer kennt den Namen seines Kandidaten</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0121] „Die kennt ma schon, die Lent, die junga" So sagt der Pfarrer, „selbs nur Staat" (still) Ihr zwei habt's aa schon 's Gloria g'surga Voneh, daß 's nur noch z'sammg'läut Hot". Mehr in das Gebiet der Schnadahüpfeln gehören die folgenden Reime: Geh, gib mir a Büffel Mein Schatz, sagt der Bua Denn blos grad zum Anschaugn Da bist nit schön guna. Geh gib mir a Büffel Und mach koa so G'schicht I druck schon die Aug'n ma Damit's Niemand sicht. Geh gib mir a Büffel 1 Büffel — was thut's? Es gibt ja nix bessers Als wie ebbes Guts. Der Bua möcht gern a Büffel hab'n Und weil holt sie nit mög. So flucht er z'letzt: Mir grauset vor Dein Büffel, wenn i 's sag. Geh Bua. sagt sie, thu nit so red'n Und bleib mir nur schön braußt; Dir grauset's aa wie's d'Bettelleut' Vor'n Kronenthaler graust. Und regnen und regnen 'S geht All's aus Loam I gloub, unser Herrgott Der is nit dahoam. Mit die vorzüglichsten Sachen verdanken wir dem Kampf mit den Schwarzen, an welchem der Verfasser durch seine politischen Correspondenzen wie durch seine gelegentlichen Reden im oberbaierischen Dialect, die er den Bauern in den allerschwärzesten Wahlkreisen hält, jahraus jahrein seinen red¬ lichen Theil hat. Hier beruht vollends Alles, was die kleine Sammlung an Politischen Liedern enthält, auf unmittelbarster unverschönerter Wirklichkeit. Da schildert zunächst ein würdiger Dechant aus der guten alten Wessen- bergischen Zeit den Zelotismus der jungen Hetzkapläne: „Die reden daher, daß 's mi ganz reißt, so g'Scheit und so vermessen, daß d'moanst sie haben den belli'n Geist mit sammt die Federn g'fressen." Ebenso zutreffend be¬ zeichnet dann ein Bauer den politischen Standpunkt seiner Gemeinde: ja liberall — dös sind wir Alle, blos wählen thun ma (wir) schwarz. Zu solcher Gemeinde paßt „der dumme Kandati", der zum Abgeordneten gewählt wird „und weil er sonst nix werden kann, so wast'mener'n halt a nul, den Mann/' Zu dieser Gemeinde paßt aber auch vortrefflich das Treiben der Schwarzen selbst. „Die g'heime Wahl" enthält dieses Treiben: „Zu mir is der Her Pfarrer komm« und sagt, i soll den Zettel nehm« und sagt zu mir (und dem daneben) ist uneröffnet abzugeben! Denn so steht's im Gesetz «mal, und drum is dös a g'heime Wahl. I hätt schon so gern einig'schaugt, aber jetzt hab i im net traut, wer drob'n (drinn) steht — i woaß nit. No mein, i denk — es wird schon oaner sein." Ein anderer Bauer kennt den Namen seines Kandidaten

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/121
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/121>, abgerufen am 16.05.2024.