Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das ') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬
führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt. trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das ') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬
führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136879"/> <p xml:id="ID_675" prev="#ID_674"> trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und<lb/> 31 Querstraßen, alle von 14 Fuß Breite*). Aus diesen Gängen und Stollen<lb/> wurden im Ganzen über 7S000 Cubikyards (circa 70000 Cubikmeter) Gestein zu<lb/> Tage gefördert. Die Felsen-Pfeiler waren, je nach der Härte des Gesteins,<lb/> wieder in kleinere Abtheilungen getheilt worden, welche in diese Pfeiler thon- .<lb/> ähnliche Oeffnungen schufen, während der obere Theil der Pfeiler massiv<lb/> blieb. So entstanden mit der Zeit im Ganzen 1730 Felsenpfeiler, welche die<lb/> 310 Hauptpfeiler der großen unterseeischen Mine und mit ihnen das ganze<lb/> Riff Hell Gale trugen. — Die Hauptgänge hatten, von dem Querstollen<lb/> aus gemessen, eine Länge von 185 bis 300 Fuß; die Nebengänge hatten eine<lb/> durchschnittliche Länge von 160 Fuß. Vor dem Beginne der Bohrungen<lb/> wurde von der ganzen Ausdehnung des Riffs eine genaue Aufnahme gemacht, so<lb/> daß man dann im Stande war, die Gänge so anzulegen, daß sie die sämmt¬<lb/> lichen gefahrdrohenden Felsen und Klippen über sich hatten. Durch Spreng¬<lb/> ung der 1730 Felsenpfeiler, welche das Riff in dem unterhöhlten Raume<lb/> trugen, sank natürlich das Felsenband über denselben zusammen, riß die<lb/> sämmtlichen Felsen und Klippen mit hinab in die Tiefe und machte so die<lb/> Wasserenge für die Schifffahrt frei. — Zu diesem Zwecke wurden in die<lb/> 1730 Pfeiler zusammen etwas über 7000 Bohrlöcher gebohrt, welche 3^/z<lb/> Zoll im Durchmesser und 9 bis 24 Zoll tief waren. Sie wurden mit<lb/> Sprengpatronen geladen, zu welchen Nitro-Glycerin, Dynamik und Ntesen-<lb/> pulver verwandt wurde. Es wurden hierbei etwa 40000 Pfund Dynamik,<lb/> 10000 Pfund Pulver und 8000 Pfund Nitro-Glycerin verbraucht. In jedes<lb/> Bohrloch setzte man hierauf einen Zünder in der Gestalt eines mit Dynamik ge¬<lb/> füllten kupfernen Zündhütchens größerer Dimension. Dieses wieder wurde<lb/> mit einem, mit Quecksilberpräparat überzogenen Kupferdraht verbunden,<lb/> welcher über die Oeffnung des Bohrloches herausragte. Die Oeffnung wurde<lb/> dann mit Guttapercha wasserdicht geschlossen. Die sämmtlichen Kupferdrähte<lb/> wurden endlich gruppenweise verbunden und mittels eben solcher Kupfer¬<lb/> drahtleitungen mit der electrischen Batterie vereinigt, welche zuletzt die sämmt¬<lb/> lichen Ladungen gleichzeitig entlud.</p><lb/> <p xml:id="ID_676" next="#ID_677"> Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das<lb/> Ereignis? der Sprengung, auf welches hin sieben Jahre unermüdlich gearbeitet<lb/> worden war, angekündigt. Einladungen von Seiten der Regierung und der<lb/> Handelskammer von New-Uork an hervorragende Persönlichkeiten, Ingenieure<lb/> wie Laien, hatten Hunderten bevorzugte Plätze zur Anschauung des großar¬<lb/> tigen Experiments verschafft. Tausende und aber Tausende, (die amerikanischen</p><lb/> <note xml:id="FID_17" place="foot"> ') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬<lb/> führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und
31 Querstraßen, alle von 14 Fuß Breite*). Aus diesen Gängen und Stollen
wurden im Ganzen über 7S000 Cubikyards (circa 70000 Cubikmeter) Gestein zu
Tage gefördert. Die Felsen-Pfeiler waren, je nach der Härte des Gesteins,
wieder in kleinere Abtheilungen getheilt worden, welche in diese Pfeiler thon- .
ähnliche Oeffnungen schufen, während der obere Theil der Pfeiler massiv
blieb. So entstanden mit der Zeit im Ganzen 1730 Felsenpfeiler, welche die
310 Hauptpfeiler der großen unterseeischen Mine und mit ihnen das ganze
Riff Hell Gale trugen. — Die Hauptgänge hatten, von dem Querstollen
aus gemessen, eine Länge von 185 bis 300 Fuß; die Nebengänge hatten eine
durchschnittliche Länge von 160 Fuß. Vor dem Beginne der Bohrungen
wurde von der ganzen Ausdehnung des Riffs eine genaue Aufnahme gemacht, so
daß man dann im Stande war, die Gänge so anzulegen, daß sie die sämmt¬
lichen gefahrdrohenden Felsen und Klippen über sich hatten. Durch Spreng¬
ung der 1730 Felsenpfeiler, welche das Riff in dem unterhöhlten Raume
trugen, sank natürlich das Felsenband über denselben zusammen, riß die
sämmtlichen Felsen und Klippen mit hinab in die Tiefe und machte so die
Wasserenge für die Schifffahrt frei. — Zu diesem Zwecke wurden in die
1730 Pfeiler zusammen etwas über 7000 Bohrlöcher gebohrt, welche 3^/z
Zoll im Durchmesser und 9 bis 24 Zoll tief waren. Sie wurden mit
Sprengpatronen geladen, zu welchen Nitro-Glycerin, Dynamik und Ntesen-
pulver verwandt wurde. Es wurden hierbei etwa 40000 Pfund Dynamik,
10000 Pfund Pulver und 8000 Pfund Nitro-Glycerin verbraucht. In jedes
Bohrloch setzte man hierauf einen Zünder in der Gestalt eines mit Dynamik ge¬
füllten kupfernen Zündhütchens größerer Dimension. Dieses wieder wurde
mit einem, mit Quecksilberpräparat überzogenen Kupferdraht verbunden,
welcher über die Oeffnung des Bohrloches herausragte. Die Oeffnung wurde
dann mit Guttapercha wasserdicht geschlossen. Die sämmtlichen Kupferdrähte
wurden endlich gruppenweise verbunden und mittels eben solcher Kupfer¬
drahtleitungen mit der electrischen Batterie vereinigt, welche zuletzt die sämmt¬
lichen Ladungen gleichzeitig entlud.
Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das
Ereignis? der Sprengung, auf welches hin sieben Jahre unermüdlich gearbeitet
worden war, angekündigt. Einladungen von Seiten der Regierung und der
Handelskammer von New-Uork an hervorragende Persönlichkeiten, Ingenieure
wie Laien, hatten Hunderten bevorzugte Plätze zur Anschauung des großar¬
tigen Experiments verschafft. Tausende und aber Tausende, (die amerikanischen
') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬
führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |