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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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jenigen, welche sich außerhalb jener Sphären abspielten, und von denen
manches Bedeutungsvolle schon jetzt dem Gedächtnisse der Zeitgenossen zu
entschwinden und so für die Zukunft verloren zu gehen droht. Der Geist,
in dem der Verfasser schreibt: streng nationale Gesinnung und ein maßvoller
Liberalismus, der im Stande ist, die Fehler und Mängel der damaligen
Liberalen zu sehen und ausdrücklich anzuerkennen, sowie andrerseits das Gute
und Rechte im Streben und Thun der Gegenpartei heraus zu finden, be¬
fähigen ihn in ungewöhnlichem Maße zu seinem Unternehmen. Weniger
wohnt ihm das künstlerische Geschick bei, seinen Stoff wirksam und in über¬
sichtlicher Aufeinanderfolge zu gruppiren. So kommt es zu Wiederholungen;
was wir zu Anfang erwarten, folgt erst später und umgekehrt, und manche
Kapitel stehen neben einander wie einzelne Abhandlungen statt wie die Glie¬
der eines Ganzen. Die ersten vier Abschnitte behandeln die Ereignisse vom
Nevolutionsjahre 1848, von der Auflösung der Nationalversammlung, der
Octroytrung der Verfassung und den Vorgängen in den neuen Kammern bis
zu den Aufständen in Breslau, Elberfeld, Iserlohn, Hagen und Prüm, wo¬
bei außer einer Rundschau über die Verhältnisse im Innern Preußens unter
dem Ministerium Manteuffel auch eine Rundschau über die Lage der andern
deutschen Staaten bis zu den Aufständen in Dresden, Baden und der Pfalz
eingeflochten ist. Dann folgt ein lehrreiches Kapitel über statistische und
kulturhistorische Verhältnisse der damaligen Entwickelung in den alten und
neuen Provinzen Preußens. Ein weiterer Abschnitt bespricht das Ver¬
einsleben und die kirchlichen Streitigkeiten, ein fernerer die Presse. Dann
wendet sich der Verfasser dem Verhalten der Regierung in der ersten Reac¬
tionszeit zu, die mit Waldecks Verhaftung und Freisprechung gipfelte. Das
achte Kapitel beschäftigt sich mit der oetroyirten Wahlverordnung und dem
städtischen und ländlichen Proletariat, das neunte mit der deutschen Natio¬
nalversammlung, das zehnte und elfte mit den Unionsversuchen von 1849
und der Dreiköntgsverfassung, das zwölfte mit der Gothaer Zusammenkunft.
Die drei nächsten Abschnitte behandeln weitere reactionäre Maßregeln des
wahres, Beschränkungen der Presse und der Vereine, Disciplinarverordnungen
Und den badisch.pfälzischen Krieg. Das folgende Kapitel giebt eine gute
Uebersicht über den Stand der Schleswig-holsteinischen Verhältnisse vor 1848
und den Kampf mit Dänemark in diesem und dem folgenden Jahre. Dann
werden wir vor die preußischen Wahlen vom Juli 1849 geführt. Hierauf
^spricht unser Buch noch die Verhältnisse in Frankfurt, die Verhandlungen
^u Teplitz und das Interim; dann folgt eine Rundschau über die Lage
Dinge zu Ende des Jahres, und den Schluß bildet ein Blick auf Preußens
^schichte vom culturhistorischen, politischen und nationalen Standpunkte.


jenigen, welche sich außerhalb jener Sphären abspielten, und von denen
manches Bedeutungsvolle schon jetzt dem Gedächtnisse der Zeitgenossen zu
entschwinden und so für die Zukunft verloren zu gehen droht. Der Geist,
in dem der Verfasser schreibt: streng nationale Gesinnung und ein maßvoller
Liberalismus, der im Stande ist, die Fehler und Mängel der damaligen
Liberalen zu sehen und ausdrücklich anzuerkennen, sowie andrerseits das Gute
und Rechte im Streben und Thun der Gegenpartei heraus zu finden, be¬
fähigen ihn in ungewöhnlichem Maße zu seinem Unternehmen. Weniger
wohnt ihm das künstlerische Geschick bei, seinen Stoff wirksam und in über¬
sichtlicher Aufeinanderfolge zu gruppiren. So kommt es zu Wiederholungen;
was wir zu Anfang erwarten, folgt erst später und umgekehrt, und manche
Kapitel stehen neben einander wie einzelne Abhandlungen statt wie die Glie¬
der eines Ganzen. Die ersten vier Abschnitte behandeln die Ereignisse vom
Nevolutionsjahre 1848, von der Auflösung der Nationalversammlung, der
Octroytrung der Verfassung und den Vorgängen in den neuen Kammern bis
zu den Aufständen in Breslau, Elberfeld, Iserlohn, Hagen und Prüm, wo¬
bei außer einer Rundschau über die Verhältnisse im Innern Preußens unter
dem Ministerium Manteuffel auch eine Rundschau über die Lage der andern
deutschen Staaten bis zu den Aufständen in Dresden, Baden und der Pfalz
eingeflochten ist. Dann folgt ein lehrreiches Kapitel über statistische und
kulturhistorische Verhältnisse der damaligen Entwickelung in den alten und
neuen Provinzen Preußens. Ein weiterer Abschnitt bespricht das Ver¬
einsleben und die kirchlichen Streitigkeiten, ein fernerer die Presse. Dann
wendet sich der Verfasser dem Verhalten der Regierung in der ersten Reac¬
tionszeit zu, die mit Waldecks Verhaftung und Freisprechung gipfelte. Das
achte Kapitel beschäftigt sich mit der oetroyirten Wahlverordnung und dem
städtischen und ländlichen Proletariat, das neunte mit der deutschen Natio¬
nalversammlung, das zehnte und elfte mit den Unionsversuchen von 1849
und der Dreiköntgsverfassung, das zwölfte mit der Gothaer Zusammenkunft.
Die drei nächsten Abschnitte behandeln weitere reactionäre Maßregeln des
wahres, Beschränkungen der Presse und der Vereine, Disciplinarverordnungen
Und den badisch.pfälzischen Krieg. Das folgende Kapitel giebt eine gute
Uebersicht über den Stand der Schleswig-holsteinischen Verhältnisse vor 1848
und den Kampf mit Dänemark in diesem und dem folgenden Jahre. Dann
werden wir vor die preußischen Wahlen vom Juli 1849 geführt. Hierauf
^spricht unser Buch noch die Verhältnisse in Frankfurt, die Verhandlungen
^u Teplitz und das Interim; dann folgt eine Rundschau über die Lage
Dinge zu Ende des Jahres, und den Schluß bildet ein Blick auf Preußens
^schichte vom culturhistorischen, politischen und nationalen Standpunkte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/243>, abgerufen am 15.05.2024.