Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

den Andern der des Heeres in weißen Röcken, also wohl der Kaiser von
Oesterreich, und wieder nach Andern derjenige sein, dessen Priester im Fürsten¬
berg, einem Walde der Gegend, nicht fern von Nebeln, seinen Soldaten das
Abendmahl reichen würde. Dieser Priester würde auf einem weißen Rosse
herbeigeritten kommen.

Nach einigen Berichterstattern sollten es drei Schlachten sein, welche die
neue bessere Zeit einzuleiten bestimmt waren; und der Feind waren die
Russen. Der erste Kampf sollte am Rheine stattfinden, der zweite auf dem Bir¬
kenbaum bei Bremen, der dritte, nachdem bei jenen beiden die Deutschen ge¬
schlagen worden, am Lausebrink bei Salzkotten. Von hier würde "kein Russe
heimkehren, um den Seinigen zu sagen, daß sie alle gefallen seien." In der
n?roxnet,in, le" tsrridili luetu ^.ustri le ^uilvnis", die 1701 in Cöln er¬
schien, wo die Schlacht an das "Birkenwäldchen" nahe bei Budberg verlegt
wird, werden zuerst "die bärtigen Völker des Siebengestirns", bei denen man
sich an den "König der sieben Länder" bei Wickenthies erinnert, den Sieg
erfechten, aber ihre Gegner werden sich wieder stellen und mit äußerster Ver¬
zweiflung weiter kämpfen.

Die Cölnische sowie die Augsburger Allgemeine Zeitung brachten im
Februar 1834 die Mittheilung, daß beim Dorfe Büderich an der Chaussee
zwischen Unna und Werk ein merkwürdiges Naturspiel beobachtet worden,
über welches die Behörden gegen fünfzig Augenzeugen vernommen hätten.
Man hatte dort am 22. Januar kurz vor Sonnenuntergang eine großartige
Luftspiegelung gesehen, die man mit der Prophezeiung von der Völkerschlacht
am Birkenbaum in Verbindung brachte. Ein unermeßlicher Heereszug, der aus
Reiterei, Fußvolk und unzähligen Wagen bestand, bewegte sich von der Anhöhe
Schlückingens nach dem Schafhauser Holze hin. Man unterschied deutlich
das Blitzen der Gewehrläufe und die weiße Uniform der Kavalerie. Als die
Infanterie in das Holz abgezogen war, und die Reiter nach dem Dorfe
Hemmerde abschwenkten, hüllten sich mit einem Male die Bäume in einen
dichten Rauch, und man bemerkte dazwischen zwei Häuser, welche in hellen
Flammen standen.

In der Schweiz war die neueste Prophezeiung der hier geschilderten Art
^ach Rochholz die 1843 im Luzerner Lande vtelbesprochne Weissagung von
einer Schlacht auf dem Emmenfelde. Sie wurde damals dem Bruder Klaus
von der Fiuh zugeschrieben, während sie Andere dem Bauer Thomas Wan¬
dler in der Funtannen, der im vorigen Jahrhunderte lebte, in den Mund
^gten, und lautete etwa folgendermaßen:

Auf dem Emmenfelde wird eine Schlacht stattfinden, bei der die Pferde
"bis an's Gefieder" im Blute stehen werden. Alte Männer und elfjährige
Knaben, lauter Bauern aus den Schneebergen, werden den Feind ganz aus


Grenjboten IV. 1876. 48

den Andern der des Heeres in weißen Röcken, also wohl der Kaiser von
Oesterreich, und wieder nach Andern derjenige sein, dessen Priester im Fürsten¬
berg, einem Walde der Gegend, nicht fern von Nebeln, seinen Soldaten das
Abendmahl reichen würde. Dieser Priester würde auf einem weißen Rosse
herbeigeritten kommen.

Nach einigen Berichterstattern sollten es drei Schlachten sein, welche die
neue bessere Zeit einzuleiten bestimmt waren; und der Feind waren die
Russen. Der erste Kampf sollte am Rheine stattfinden, der zweite auf dem Bir¬
kenbaum bei Bremen, der dritte, nachdem bei jenen beiden die Deutschen ge¬
schlagen worden, am Lausebrink bei Salzkotten. Von hier würde „kein Russe
heimkehren, um den Seinigen zu sagen, daß sie alle gefallen seien." In der
n?roxnet,in, le« tsrridili luetu ^.ustri le ^uilvnis", die 1701 in Cöln er¬
schien, wo die Schlacht an das „Birkenwäldchen" nahe bei Budberg verlegt
wird, werden zuerst „die bärtigen Völker des Siebengestirns", bei denen man
sich an den „König der sieben Länder" bei Wickenthies erinnert, den Sieg
erfechten, aber ihre Gegner werden sich wieder stellen und mit äußerster Ver¬
zweiflung weiter kämpfen.

Die Cölnische sowie die Augsburger Allgemeine Zeitung brachten im
Februar 1834 die Mittheilung, daß beim Dorfe Büderich an der Chaussee
zwischen Unna und Werk ein merkwürdiges Naturspiel beobachtet worden,
über welches die Behörden gegen fünfzig Augenzeugen vernommen hätten.
Man hatte dort am 22. Januar kurz vor Sonnenuntergang eine großartige
Luftspiegelung gesehen, die man mit der Prophezeiung von der Völkerschlacht
am Birkenbaum in Verbindung brachte. Ein unermeßlicher Heereszug, der aus
Reiterei, Fußvolk und unzähligen Wagen bestand, bewegte sich von der Anhöhe
Schlückingens nach dem Schafhauser Holze hin. Man unterschied deutlich
das Blitzen der Gewehrläufe und die weiße Uniform der Kavalerie. Als die
Infanterie in das Holz abgezogen war, und die Reiter nach dem Dorfe
Hemmerde abschwenkten, hüllten sich mit einem Male die Bäume in einen
dichten Rauch, und man bemerkte dazwischen zwei Häuser, welche in hellen
Flammen standen.

In der Schweiz war die neueste Prophezeiung der hier geschilderten Art
^ach Rochholz die 1843 im Luzerner Lande vtelbesprochne Weissagung von
einer Schlacht auf dem Emmenfelde. Sie wurde damals dem Bruder Klaus
von der Fiuh zugeschrieben, während sie Andere dem Bauer Thomas Wan¬
dler in der Funtannen, der im vorigen Jahrhunderte lebte, in den Mund
^gten, und lautete etwa folgendermaßen:

Auf dem Emmenfelde wird eine Schlacht stattfinden, bei der die Pferde
»bis an's Gefieder" im Blute stehen werden. Alte Männer und elfjährige
Knaben, lauter Bauern aus den Schneebergen, werden den Feind ganz aus


Grenjboten IV. 1876. 48
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0381" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137020"/>
          <p xml:id="ID_1206" prev="#ID_1205"> den Andern der des Heeres in weißen Röcken, also wohl der Kaiser von<lb/>
Oesterreich, und wieder nach Andern derjenige sein, dessen Priester im Fürsten¬<lb/>
berg, einem Walde der Gegend, nicht fern von Nebeln, seinen Soldaten das<lb/>
Abendmahl reichen würde. Dieser Priester würde auf einem weißen Rosse<lb/>
herbeigeritten kommen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1207"> Nach einigen Berichterstattern sollten es drei Schlachten sein, welche die<lb/>
neue bessere Zeit einzuleiten bestimmt waren; und der Feind waren die<lb/>
Russen. Der erste Kampf sollte am Rheine stattfinden, der zweite auf dem Bir¬<lb/>
kenbaum bei Bremen, der dritte, nachdem bei jenen beiden die Deutschen ge¬<lb/>
schlagen worden, am Lausebrink bei Salzkotten. Von hier würde &#x201E;kein Russe<lb/>
heimkehren, um den Seinigen zu sagen, daß sie alle gefallen seien." In der<lb/>
n?roxnet,in, le« tsrridili luetu ^.ustri le ^uilvnis", die 1701 in Cöln er¬<lb/>
schien, wo die Schlacht an das &#x201E;Birkenwäldchen" nahe bei Budberg verlegt<lb/>
wird, werden zuerst &#x201E;die bärtigen Völker des Siebengestirns", bei denen man<lb/>
sich an den &#x201E;König der sieben Länder" bei Wickenthies erinnert, den Sieg<lb/>
erfechten, aber ihre Gegner werden sich wieder stellen und mit äußerster Ver¬<lb/>
zweiflung weiter kämpfen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1208"> Die Cölnische sowie die Augsburger Allgemeine Zeitung brachten im<lb/>
Februar 1834 die Mittheilung, daß beim Dorfe Büderich an der Chaussee<lb/>
zwischen Unna und Werk ein merkwürdiges Naturspiel beobachtet worden,<lb/>
über welches die Behörden gegen fünfzig Augenzeugen vernommen hätten.<lb/>
Man hatte dort am 22. Januar kurz vor Sonnenuntergang eine großartige<lb/>
Luftspiegelung gesehen, die man mit der Prophezeiung von der Völkerschlacht<lb/>
am Birkenbaum in Verbindung brachte. Ein unermeßlicher Heereszug, der aus<lb/>
Reiterei, Fußvolk und unzähligen Wagen bestand, bewegte sich von der Anhöhe<lb/>
Schlückingens nach dem Schafhauser Holze hin. Man unterschied deutlich<lb/>
das Blitzen der Gewehrläufe und die weiße Uniform der Kavalerie. Als die<lb/>
Infanterie in das Holz abgezogen war, und die Reiter nach dem Dorfe<lb/>
Hemmerde abschwenkten, hüllten sich mit einem Male die Bäume in einen<lb/>
dichten Rauch, und man bemerkte dazwischen zwei Häuser, welche in hellen<lb/>
Flammen standen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1209"> In der Schweiz war die neueste Prophezeiung der hier geschilderten Art<lb/>
^ach Rochholz die 1843 im Luzerner Lande vtelbesprochne Weissagung von<lb/>
einer Schlacht auf dem Emmenfelde. Sie wurde damals dem Bruder Klaus<lb/>
von der Fiuh zugeschrieben, während sie Andere dem Bauer Thomas Wan¬<lb/>
dler in der Funtannen, der im vorigen Jahrhunderte lebte, in den Mund<lb/>
^gten, und lautete etwa folgendermaßen:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1210" next="#ID_1211"> Auf dem Emmenfelde wird eine Schlacht stattfinden, bei der die Pferde<lb/>
»bis an's Gefieder" im Blute stehen werden.  Alte Männer und elfjährige<lb/>
Knaben, lauter Bauern aus den Schneebergen, werden den Feind ganz aus</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenjboten IV. 1876. 48</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0381] den Andern der des Heeres in weißen Röcken, also wohl der Kaiser von Oesterreich, und wieder nach Andern derjenige sein, dessen Priester im Fürsten¬ berg, einem Walde der Gegend, nicht fern von Nebeln, seinen Soldaten das Abendmahl reichen würde. Dieser Priester würde auf einem weißen Rosse herbeigeritten kommen. Nach einigen Berichterstattern sollten es drei Schlachten sein, welche die neue bessere Zeit einzuleiten bestimmt waren; und der Feind waren die Russen. Der erste Kampf sollte am Rheine stattfinden, der zweite auf dem Bir¬ kenbaum bei Bremen, der dritte, nachdem bei jenen beiden die Deutschen ge¬ schlagen worden, am Lausebrink bei Salzkotten. Von hier würde „kein Russe heimkehren, um den Seinigen zu sagen, daß sie alle gefallen seien." In der n?roxnet,in, le« tsrridili luetu ^.ustri le ^uilvnis", die 1701 in Cöln er¬ schien, wo die Schlacht an das „Birkenwäldchen" nahe bei Budberg verlegt wird, werden zuerst „die bärtigen Völker des Siebengestirns", bei denen man sich an den „König der sieben Länder" bei Wickenthies erinnert, den Sieg erfechten, aber ihre Gegner werden sich wieder stellen und mit äußerster Ver¬ zweiflung weiter kämpfen. Die Cölnische sowie die Augsburger Allgemeine Zeitung brachten im Februar 1834 die Mittheilung, daß beim Dorfe Büderich an der Chaussee zwischen Unna und Werk ein merkwürdiges Naturspiel beobachtet worden, über welches die Behörden gegen fünfzig Augenzeugen vernommen hätten. Man hatte dort am 22. Januar kurz vor Sonnenuntergang eine großartige Luftspiegelung gesehen, die man mit der Prophezeiung von der Völkerschlacht am Birkenbaum in Verbindung brachte. Ein unermeßlicher Heereszug, der aus Reiterei, Fußvolk und unzähligen Wagen bestand, bewegte sich von der Anhöhe Schlückingens nach dem Schafhauser Holze hin. Man unterschied deutlich das Blitzen der Gewehrläufe und die weiße Uniform der Kavalerie. Als die Infanterie in das Holz abgezogen war, und die Reiter nach dem Dorfe Hemmerde abschwenkten, hüllten sich mit einem Male die Bäume in einen dichten Rauch, und man bemerkte dazwischen zwei Häuser, welche in hellen Flammen standen. In der Schweiz war die neueste Prophezeiung der hier geschilderten Art ^ach Rochholz die 1843 im Luzerner Lande vtelbesprochne Weissagung von einer Schlacht auf dem Emmenfelde. Sie wurde damals dem Bruder Klaus von der Fiuh zugeschrieben, während sie Andere dem Bauer Thomas Wan¬ dler in der Funtannen, der im vorigen Jahrhunderte lebte, in den Mund ^gten, und lautete etwa folgendermaßen: Auf dem Emmenfelde wird eine Schlacht stattfinden, bei der die Pferde »bis an's Gefieder" im Blute stehen werden. Alte Männer und elfjährige Knaben, lauter Bauern aus den Schneebergen, werden den Feind ganz aus Grenjboten IV. 1876. 48

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/381
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/381>, abgerufen am 15.05.2024.