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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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erfolgreich zu bekämpfen die Regierung zu schwach war und in Folge deren
sie die am weitesten ins Innere vorgeschobenen Plätze verlor. Allmählich wird
die europäische Macht an die Küstenränder zurückgedrängt und über kurz
oder lang wird der eherne Griffel der Geschichte das Aufhören
einer portugiesischen Provinz Angola zu verzeichnen haben.
Einer der jetzt schon zu den am fernsten in den Osten vorgeschobenen Mi-
litairposten ist M-pungo an Dongo. Der Bestimmung des Vorstandes der
afrikanischen Gesellschaft zu Berlin gemäß sollten wir dort oder noch weiter
im Innern eine Hauptstation gründen, von der aus wir unsere Exkursionen,
Vorstöße und endlich die Expedition -- nach jetzt oft gebrauchtem Ausdruck
quer durch den Continent auszuführen hatten. --

Man reist in Angola entweder in der von zwei Negern an einer
elastischen Stange getragenen Hängematte oder auf dem Renochsen. Die
letzteren treten jedoch erst in den Bergen auf, wo kühlere Lüfte wehen und
saftigere Gräser wachsen, auf unserer Tour ungefähr 170 engl. Meilen
weiter im Innern. -- Unser persönliches Transportmittel bestand daher noch
bei Dondo nur in der Hängematte oder Tipoja nach portugiesischer Be¬
zeichnung.

Verläßt man die Stadt auf dem Wege nach M-pungo an Dongo, so
beginnt man nach 4 Meilen Marsch in die Berge zu steigen, wo stellenweise
Kletterpartien bevorstehen, welche die Hängematte nutzlos machen. --

Vor uns die Träger mit kräftigen Schultern und belastet mit dem für
die Reisetage nöthigsten Gepäck (bestehend in Eßwaaren und Wäsche), hinter
uns ein Theil der für die ganze Expedition bestimmten Waaren kamen wir
an den Fuß des Gebirgszuges, der. parallel dem Kustenrande tausend,
terassenförmig nach dem Innern zu höher und höher ansteigt. -- Schon der
erste Hang, im Ost - Süd - Osten von Dondo, fällt sehr steil ab, und es ist
ein hartes Stück Arbeit, die abschüssige Höhe, die an ihrer Oberfläche scharf¬
kantiges Geschiebe trägt, in der schon fühlbar heißen Morgensonne zu er¬
steigen. Nach über V"stündigem Marsche ist der Gipfel erreicht und die kleine
Mühe findet Belohnung in der herrlichen Aussicht, die man von dort
genießt. Meilenweit schweift das Auge der Küste zu über die Ebene, die
nur von sanftwelligen Hügelzügen, den Dünenbildungen, durchfurcht und von
den Silberbändern des Coanza und des sich mit ihm unterhalb Dondos
Vereinigenden Mukesa (oder Makosa) durchwunden ist, welcher letztere seine
Quelle in der Nähe von Pungo an Dongos hat. -- Dem Innern zu ist der
Blick großartiger noch und erhabener, aber auch Beschwerlichkeiten versprechend.
Bergzug thürmt sich auf Bergzug, eine Kuppe überragt die andere, und in
nebelgrauer Form scheinen die Gebirgsrücken in die Wolken zu ragen. Doch
solch eine Perspektive spornt, und vorwärts geht es frisch und hoffnungsvoll.


erfolgreich zu bekämpfen die Regierung zu schwach war und in Folge deren
sie die am weitesten ins Innere vorgeschobenen Plätze verlor. Allmählich wird
die europäische Macht an die Küstenränder zurückgedrängt und über kurz
oder lang wird der eherne Griffel der Geschichte das Aufhören
einer portugiesischen Provinz Angola zu verzeichnen haben.
Einer der jetzt schon zu den am fernsten in den Osten vorgeschobenen Mi-
litairposten ist M-pungo an Dongo. Der Bestimmung des Vorstandes der
afrikanischen Gesellschaft zu Berlin gemäß sollten wir dort oder noch weiter
im Innern eine Hauptstation gründen, von der aus wir unsere Exkursionen,
Vorstöße und endlich die Expedition — nach jetzt oft gebrauchtem Ausdruck
quer durch den Continent auszuführen hatten. —

Man reist in Angola entweder in der von zwei Negern an einer
elastischen Stange getragenen Hängematte oder auf dem Renochsen. Die
letzteren treten jedoch erst in den Bergen auf, wo kühlere Lüfte wehen und
saftigere Gräser wachsen, auf unserer Tour ungefähr 170 engl. Meilen
weiter im Innern. — Unser persönliches Transportmittel bestand daher noch
bei Dondo nur in der Hängematte oder Tipoja nach portugiesischer Be¬
zeichnung.

Verläßt man die Stadt auf dem Wege nach M-pungo an Dongo, so
beginnt man nach 4 Meilen Marsch in die Berge zu steigen, wo stellenweise
Kletterpartien bevorstehen, welche die Hängematte nutzlos machen. —

Vor uns die Träger mit kräftigen Schultern und belastet mit dem für
die Reisetage nöthigsten Gepäck (bestehend in Eßwaaren und Wäsche), hinter
uns ein Theil der für die ganze Expedition bestimmten Waaren kamen wir
an den Fuß des Gebirgszuges, der. parallel dem Kustenrande tausend,
terassenförmig nach dem Innern zu höher und höher ansteigt. — Schon der
erste Hang, im Ost - Süd - Osten von Dondo, fällt sehr steil ab, und es ist
ein hartes Stück Arbeit, die abschüssige Höhe, die an ihrer Oberfläche scharf¬
kantiges Geschiebe trägt, in der schon fühlbar heißen Morgensonne zu er¬
steigen. Nach über V»stündigem Marsche ist der Gipfel erreicht und die kleine
Mühe findet Belohnung in der herrlichen Aussicht, die man von dort
genießt. Meilenweit schweift das Auge der Küste zu über die Ebene, die
nur von sanftwelligen Hügelzügen, den Dünenbildungen, durchfurcht und von
den Silberbändern des Coanza und des sich mit ihm unterhalb Dondos
Vereinigenden Mukesa (oder Makosa) durchwunden ist, welcher letztere seine
Quelle in der Nähe von Pungo an Dongos hat. — Dem Innern zu ist der
Blick großartiger noch und erhabener, aber auch Beschwerlichkeiten versprechend.
Bergzug thürmt sich auf Bergzug, eine Kuppe überragt die andere, und in
nebelgrauer Form scheinen die Gebirgsrücken in die Wolken zu ragen. Doch
solch eine Perspektive spornt, und vorwärts geht es frisch und hoffnungsvoll.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/99>, abgerufen am 16.05.2024.