Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

kunst verlangt. Eher könnte man sagen, es sei in einzelnen Kapiteln des
Guten zu viel gethan, da die große Mehrzahl der Reisenden schon an der
Hälfte des gebotenen Details mehr als genug haben wird. Nur für einen
kleinen Kreis z.B. kann die ungemein ausführliche und mit zahlreichen Hiero¬
glyphen illustrirte Abhandlung über die Schrift der alten Aegypter bestimmt
sein. Auch das Kapitel über die arabische Sprache ist, wie wir schon bei der
Anzeige ! des Führers durch Syrien zu bemerken Gelegenheit nahmen, mit
seinen Anweisungen, sich verständlich zu machen, zu viel des Guten. Man
wird sich, wenn man die hier gegebenen Vocabeln und Redensarten auswendig
gelernt hat, zur Noth verständlich machen, aber die ertheilte Antwort in den
allermeisten Fällen nicht verstehen können, also über Verlorne Mühe zu klagen
haben. Also entweder für eine Reise von etwa fünf Monaten das Volksidiom
Aegyptens lernen, was freilich zu viel sich zumuthen hieße, oder -- und
das scheint uns allein das Richtige -- sich auf seinen Dragoman verlassen,
der doch nicht zu umgehen ist. Sonst ist uns nur aufgefallen, daß es S. 26
heißt: "Die arabischen (türk.) Bäder sind bekanntlich Schwitzbäder in trockner
heißer Luft." Wir glaubten, auf unsere Erfahrungen in Kairo, Kenneh und
sind gestützt, daß sie Dampfbäder seien.

Außer diesen Kleinigkeiten wüßten wir an dem Buche nichts auszusetzen.
Die Rathschläge, die es über Reiseplan und Reisezeit ertheilt, der Anschlag
der Kosten, die Bemerkungen über Münz-, Paß- und Zollwesen, Consulate
und internationale Gerichtshöfe, über Dampfer, Dragomane, Ausrüstung für
die Reise, öffentliche Sicherheit, Bakschisch, Gesundheitspflege, Kaffeehäuser und
Bazare, endlich die Regeln über den Umgang mit Orientalen stimmen, soweit
wir nach unserer Erfahrung urtheilen können, durchweg mit der Wahrheit
überein und genügen zur Beantwortung jeder etwa auftauchenden Frage. Wir
nehmen an, daß der Abschnitt, der diese Gegenstünde behandelt, vom Heraus¬
geber allein verfaßt ist. Der nächste, von Dr. Schweinfurth in Kairo, enthält
eine politisch-physikalisch-geographische Uebersicht über Aegyten, Grenzen und
Areal, Einteilung und Verwaltung, Agrarverfassung und Einwohnerzahl des
Reiches des Khediw, bespricht die Herkunft und Abstammung der Aegypter
und die verschiedenen Bestandtheile der heutigen Bevölkerung des Nilthales
und beschäftigt sich dann mit dem Strome des letzteren in ausführlicher Weise.
Daran schließen fich kurze Abhandlungen über Geologisches und die Wüste
(von Prof. Zittek) sowie über die westlichen Oasen (von Prof. Ascherson).
Dann werden die klimatischen Verhältnisse und der Ackerbau des Landes be¬
sprochen, und weiterhin folgen (von Heuglin und Dr. Munzinger) Bemerkungen
über die Thisrwelt Aegyptens, Das dritte Kapitel giebt zunächst einen guten
Ueberblick über die Geschichte desselben von den ältesten Zeiten (fast 4000 Jahre


kunst verlangt. Eher könnte man sagen, es sei in einzelnen Kapiteln des
Guten zu viel gethan, da die große Mehrzahl der Reisenden schon an der
Hälfte des gebotenen Details mehr als genug haben wird. Nur für einen
kleinen Kreis z.B. kann die ungemein ausführliche und mit zahlreichen Hiero¬
glyphen illustrirte Abhandlung über die Schrift der alten Aegypter bestimmt
sein. Auch das Kapitel über die arabische Sprache ist, wie wir schon bei der
Anzeige ! des Führers durch Syrien zu bemerken Gelegenheit nahmen, mit
seinen Anweisungen, sich verständlich zu machen, zu viel des Guten. Man
wird sich, wenn man die hier gegebenen Vocabeln und Redensarten auswendig
gelernt hat, zur Noth verständlich machen, aber die ertheilte Antwort in den
allermeisten Fällen nicht verstehen können, also über Verlorne Mühe zu klagen
haben. Also entweder für eine Reise von etwa fünf Monaten das Volksidiom
Aegyptens lernen, was freilich zu viel sich zumuthen hieße, oder — und
das scheint uns allein das Richtige — sich auf seinen Dragoman verlassen,
der doch nicht zu umgehen ist. Sonst ist uns nur aufgefallen, daß es S. 26
heißt: „Die arabischen (türk.) Bäder sind bekanntlich Schwitzbäder in trockner
heißer Luft." Wir glaubten, auf unsere Erfahrungen in Kairo, Kenneh und
sind gestützt, daß sie Dampfbäder seien.

Außer diesen Kleinigkeiten wüßten wir an dem Buche nichts auszusetzen.
Die Rathschläge, die es über Reiseplan und Reisezeit ertheilt, der Anschlag
der Kosten, die Bemerkungen über Münz-, Paß- und Zollwesen, Consulate
und internationale Gerichtshöfe, über Dampfer, Dragomane, Ausrüstung für
die Reise, öffentliche Sicherheit, Bakschisch, Gesundheitspflege, Kaffeehäuser und
Bazare, endlich die Regeln über den Umgang mit Orientalen stimmen, soweit
wir nach unserer Erfahrung urtheilen können, durchweg mit der Wahrheit
überein und genügen zur Beantwortung jeder etwa auftauchenden Frage. Wir
nehmen an, daß der Abschnitt, der diese Gegenstünde behandelt, vom Heraus¬
geber allein verfaßt ist. Der nächste, von Dr. Schweinfurth in Kairo, enthält
eine politisch-physikalisch-geographische Uebersicht über Aegyten, Grenzen und
Areal, Einteilung und Verwaltung, Agrarverfassung und Einwohnerzahl des
Reiches des Khediw, bespricht die Herkunft und Abstammung der Aegypter
und die verschiedenen Bestandtheile der heutigen Bevölkerung des Nilthales
und beschäftigt sich dann mit dem Strome des letzteren in ausführlicher Weise.
Daran schließen fich kurze Abhandlungen über Geologisches und die Wüste
(von Prof. Zittek) sowie über die westlichen Oasen (von Prof. Ascherson).
Dann werden die klimatischen Verhältnisse und der Ackerbau des Landes be¬
sprochen, und weiterhin folgen (von Heuglin und Dr. Munzinger) Bemerkungen
über die Thisrwelt Aegyptens, Das dritte Kapitel giebt zunächst einen guten
Ueberblick über die Geschichte desselben von den ältesten Zeiten (fast 4000 Jahre


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0044" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137217"/>
          <p xml:id="ID_150" prev="#ID_149"> kunst verlangt. Eher könnte man sagen, es sei in einzelnen Kapiteln des<lb/>
Guten zu viel gethan, da die große Mehrzahl der Reisenden schon an der<lb/>
Hälfte des gebotenen Details mehr als genug haben wird. Nur für einen<lb/>
kleinen Kreis z.B. kann die ungemein ausführliche und mit zahlreichen Hiero¬<lb/>
glyphen illustrirte Abhandlung über die Schrift der alten Aegypter bestimmt<lb/>
sein. Auch das Kapitel über die arabische Sprache ist, wie wir schon bei der<lb/>
Anzeige ! des Führers durch Syrien zu bemerken Gelegenheit nahmen, mit<lb/>
seinen Anweisungen, sich verständlich zu machen, zu viel des Guten. Man<lb/>
wird sich, wenn man die hier gegebenen Vocabeln und Redensarten auswendig<lb/>
gelernt hat, zur Noth verständlich machen, aber die ertheilte Antwort in den<lb/>
allermeisten Fällen nicht verstehen können, also über Verlorne Mühe zu klagen<lb/>
haben. Also entweder für eine Reise von etwa fünf Monaten das Volksidiom<lb/>
Aegyptens lernen, was freilich zu viel sich zumuthen hieße, oder &#x2014; und<lb/>
das scheint uns allein das Richtige &#x2014; sich auf seinen Dragoman verlassen,<lb/>
der doch nicht zu umgehen ist. Sonst ist uns nur aufgefallen, daß es S. 26<lb/>
heißt: &#x201E;Die arabischen (türk.) Bäder sind bekanntlich Schwitzbäder in trockner<lb/>
heißer Luft." Wir glaubten, auf unsere Erfahrungen in Kairo, Kenneh und<lb/>
sind gestützt, daß sie Dampfbäder seien.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_151" next="#ID_152"> Außer diesen Kleinigkeiten wüßten wir an dem Buche nichts auszusetzen.<lb/>
Die Rathschläge, die es über Reiseplan und Reisezeit ertheilt, der Anschlag<lb/>
der Kosten, die Bemerkungen über Münz-, Paß- und Zollwesen, Consulate<lb/>
und internationale Gerichtshöfe, über Dampfer, Dragomane, Ausrüstung für<lb/>
die Reise, öffentliche Sicherheit, Bakschisch, Gesundheitspflege, Kaffeehäuser und<lb/>
Bazare, endlich die Regeln über den Umgang mit Orientalen stimmen, soweit<lb/>
wir nach unserer Erfahrung urtheilen können, durchweg mit der Wahrheit<lb/>
überein und genügen zur Beantwortung jeder etwa auftauchenden Frage. Wir<lb/>
nehmen an, daß der Abschnitt, der diese Gegenstünde behandelt, vom Heraus¬<lb/>
geber allein verfaßt ist. Der nächste, von Dr. Schweinfurth in Kairo, enthält<lb/>
eine politisch-physikalisch-geographische Uebersicht über Aegyten, Grenzen und<lb/>
Areal, Einteilung und Verwaltung, Agrarverfassung und Einwohnerzahl des<lb/>
Reiches des Khediw, bespricht die Herkunft und Abstammung der Aegypter<lb/>
und die verschiedenen Bestandtheile der heutigen Bevölkerung des Nilthales<lb/>
und beschäftigt sich dann mit dem Strome des letzteren in ausführlicher Weise.<lb/>
Daran schließen fich kurze Abhandlungen über Geologisches und die Wüste<lb/>
(von Prof. Zittek) sowie über die westlichen Oasen (von Prof. Ascherson).<lb/>
Dann werden die klimatischen Verhältnisse und der Ackerbau des Landes be¬<lb/>
sprochen, und weiterhin folgen (von Heuglin und Dr. Munzinger) Bemerkungen<lb/>
über die Thisrwelt Aegyptens, Das dritte Kapitel giebt zunächst einen guten<lb/>
Ueberblick über die Geschichte desselben von den ältesten Zeiten (fast 4000 Jahre</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0044] kunst verlangt. Eher könnte man sagen, es sei in einzelnen Kapiteln des Guten zu viel gethan, da die große Mehrzahl der Reisenden schon an der Hälfte des gebotenen Details mehr als genug haben wird. Nur für einen kleinen Kreis z.B. kann die ungemein ausführliche und mit zahlreichen Hiero¬ glyphen illustrirte Abhandlung über die Schrift der alten Aegypter bestimmt sein. Auch das Kapitel über die arabische Sprache ist, wie wir schon bei der Anzeige ! des Führers durch Syrien zu bemerken Gelegenheit nahmen, mit seinen Anweisungen, sich verständlich zu machen, zu viel des Guten. Man wird sich, wenn man die hier gegebenen Vocabeln und Redensarten auswendig gelernt hat, zur Noth verständlich machen, aber die ertheilte Antwort in den allermeisten Fällen nicht verstehen können, also über Verlorne Mühe zu klagen haben. Also entweder für eine Reise von etwa fünf Monaten das Volksidiom Aegyptens lernen, was freilich zu viel sich zumuthen hieße, oder — und das scheint uns allein das Richtige — sich auf seinen Dragoman verlassen, der doch nicht zu umgehen ist. Sonst ist uns nur aufgefallen, daß es S. 26 heißt: „Die arabischen (türk.) Bäder sind bekanntlich Schwitzbäder in trockner heißer Luft." Wir glaubten, auf unsere Erfahrungen in Kairo, Kenneh und sind gestützt, daß sie Dampfbäder seien. Außer diesen Kleinigkeiten wüßten wir an dem Buche nichts auszusetzen. Die Rathschläge, die es über Reiseplan und Reisezeit ertheilt, der Anschlag der Kosten, die Bemerkungen über Münz-, Paß- und Zollwesen, Consulate und internationale Gerichtshöfe, über Dampfer, Dragomane, Ausrüstung für die Reise, öffentliche Sicherheit, Bakschisch, Gesundheitspflege, Kaffeehäuser und Bazare, endlich die Regeln über den Umgang mit Orientalen stimmen, soweit wir nach unserer Erfahrung urtheilen können, durchweg mit der Wahrheit überein und genügen zur Beantwortung jeder etwa auftauchenden Frage. Wir nehmen an, daß der Abschnitt, der diese Gegenstünde behandelt, vom Heraus¬ geber allein verfaßt ist. Der nächste, von Dr. Schweinfurth in Kairo, enthält eine politisch-physikalisch-geographische Uebersicht über Aegyten, Grenzen und Areal, Einteilung und Verwaltung, Agrarverfassung und Einwohnerzahl des Reiches des Khediw, bespricht die Herkunft und Abstammung der Aegypter und die verschiedenen Bestandtheile der heutigen Bevölkerung des Nilthales und beschäftigt sich dann mit dem Strome des letzteren in ausführlicher Weise. Daran schließen fich kurze Abhandlungen über Geologisches und die Wüste (von Prof. Zittek) sowie über die westlichen Oasen (von Prof. Ascherson). Dann werden die klimatischen Verhältnisse und der Ackerbau des Landes be¬ sprochen, und weiterhin folgen (von Heuglin und Dr. Munzinger) Bemerkungen über die Thisrwelt Aegyptens, Das dritte Kapitel giebt zunächst einen guten Ueberblick über die Geschichte desselben von den ältesten Zeiten (fast 4000 Jahre

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/44
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/44>, abgerufen am 21.05.2024.