Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Legislatur nicht in Sitzung ist, von dem Gouverneur angerufen wird. Indem
nun Präsident Hayes, nachdem er dies bereits in der ersten Hälfte des April
im Falle von Südkarolina gethan hatte, einige Wochen später die Bundes-
truppen anch aus Louisiana zurückzog, erklärte er einfach, daß nach seiner An¬
sicht die Bedingungen zu einem Einschreiten der Bundesgewalt der Union nicht
vorhanden seien, und daß der Streit um die Gvuveruenrswürde wesentlich auf
staatlichem Gebiete zum Austrag gebracht werden müsse. Und so ist es denn
auch geschehen. Der Ausgang jenes Streites kann daher den Rechtstitel des
Präsidenten Hayes weder kräftigen, noch schwächen, da er in gar keinem Zusam¬
menhange mit dem Rechtsanspruch des Letztern steht.

So nichtssagend deßhalb die Versuche des Herrn Blaine und Genossen
anch sind, die Rechtsansprüche des Präsidenten Hayes mit den angeblichen
Rechtsansprüchen der Herren Chamberlain und Packard in Bezug auf das
Gonvernenrscnnt in Südkarolina und Louisiana in Verbindung zu bringen,
so wichtig kann doch die Feindschaft der bezeichneten Parteiführer werden, wenn
es ihnen gelingt, aus den Reihen der Republikaner und der Demokraten eine
kompakte Oppositionspartei gegen die Administration von Hayes zu Stande zu
bringen. Daß so etwas im Werke ist, geht klar und deutlich aus verschiedenen
Artikeln und Korrespondenzen amerikanischer Zeitungen hervor. Unter allen
Umständen ist die Stellung des Präsidenten Hayes gegenwärtig keine leichte
und augenehme. Er hat sich eine Aufgabe gestellt, welche zu lösen die Kraft
eines Herkules zu ermüden vermöchte, und, was eben das Schlimmste
dabei ist, er hat sich mit seinen Absichten für das Gemeinwohl im eigenen
Lager gefährliche Feinde gemacht. Es gibt, wie bereits angedeutet, unter den
Republikanern, die bisher als Führer der Partei anerkannt worden sind, gar
viele, welchen die Civildienstreform ein Greuel und die südliche Politik der
Administration im innersten Herzen verhaßt ist. Wohl schreibt man aus
Washington-City, Präsident Hayes mache sich nichts aus dieser Opposition,
er sei fest entschlossen, das, was er sür recht erkenne, in der Aemter-, in der
Südfrage und in allen anderen Fragen durchzuführen, und seine Minister
ständen ihm dabei treu zur Seite. Das glättet aber seinen Weg keineswegs.
Wenn Blaine in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben behauptete, die Re¬
publikaner der Neuenglandstaaten seien durch das Vorgehen von Hayes in Süd¬
karolina ^und Lousicma tief verletzt in dein, was sie ihr Leben lang als
Ueberzeugung verfochten, so ist das allerdings eine viel zu weit gehende Be¬
hauptung, denn die eigentliche Masse der republikanischen Partei daselbst, die
Kaufleute, Handwerker, Farmer u. s. w. stehen auf Seiten der Hayes'schen
Reform- und Friedenspolitik, aber die Stellung des großen Flügels, den die
Fanatiker 5 Wendet! Phillips und die Professivnspvlitiker bilden, hat er


Legislatur nicht in Sitzung ist, von dem Gouverneur angerufen wird. Indem
nun Präsident Hayes, nachdem er dies bereits in der ersten Hälfte des April
im Falle von Südkarolina gethan hatte, einige Wochen später die Bundes-
truppen anch aus Louisiana zurückzog, erklärte er einfach, daß nach seiner An¬
sicht die Bedingungen zu einem Einschreiten der Bundesgewalt der Union nicht
vorhanden seien, und daß der Streit um die Gvuveruenrswürde wesentlich auf
staatlichem Gebiete zum Austrag gebracht werden müsse. Und so ist es denn
auch geschehen. Der Ausgang jenes Streites kann daher den Rechtstitel des
Präsidenten Hayes weder kräftigen, noch schwächen, da er in gar keinem Zusam¬
menhange mit dem Rechtsanspruch des Letztern steht.

So nichtssagend deßhalb die Versuche des Herrn Blaine und Genossen
anch sind, die Rechtsansprüche des Präsidenten Hayes mit den angeblichen
Rechtsansprüchen der Herren Chamberlain und Packard in Bezug auf das
Gonvernenrscnnt in Südkarolina und Louisiana in Verbindung zu bringen,
so wichtig kann doch die Feindschaft der bezeichneten Parteiführer werden, wenn
es ihnen gelingt, aus den Reihen der Republikaner und der Demokraten eine
kompakte Oppositionspartei gegen die Administration von Hayes zu Stande zu
bringen. Daß so etwas im Werke ist, geht klar und deutlich aus verschiedenen
Artikeln und Korrespondenzen amerikanischer Zeitungen hervor. Unter allen
Umständen ist die Stellung des Präsidenten Hayes gegenwärtig keine leichte
und augenehme. Er hat sich eine Aufgabe gestellt, welche zu lösen die Kraft
eines Herkules zu ermüden vermöchte, und, was eben das Schlimmste
dabei ist, er hat sich mit seinen Absichten für das Gemeinwohl im eigenen
Lager gefährliche Feinde gemacht. Es gibt, wie bereits angedeutet, unter den
Republikanern, die bisher als Führer der Partei anerkannt worden sind, gar
viele, welchen die Civildienstreform ein Greuel und die südliche Politik der
Administration im innersten Herzen verhaßt ist. Wohl schreibt man aus
Washington-City, Präsident Hayes mache sich nichts aus dieser Opposition,
er sei fest entschlossen, das, was er sür recht erkenne, in der Aemter-, in der
Südfrage und in allen anderen Fragen durchzuführen, und seine Minister
ständen ihm dabei treu zur Seite. Das glättet aber seinen Weg keineswegs.
Wenn Blaine in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben behauptete, die Re¬
publikaner der Neuenglandstaaten seien durch das Vorgehen von Hayes in Süd¬
karolina ^und Lousicma tief verletzt in dein, was sie ihr Leben lang als
Ueberzeugung verfochten, so ist das allerdings eine viel zu weit gehende Be¬
hauptung, denn die eigentliche Masse der republikanischen Partei daselbst, die
Kaufleute, Handwerker, Farmer u. s. w. stehen auf Seiten der Hayes'schen
Reform- und Friedenspolitik, aber die Stellung des großen Flügels, den die
Fanatiker 5 Wendet! Phillips und die Professivnspvlitiker bilden, hat er


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0398" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138099"/>
          <p xml:id="ID_1128" prev="#ID_1127"> Legislatur nicht in Sitzung ist, von dem Gouverneur angerufen wird. Indem<lb/>
nun Präsident Hayes, nachdem er dies bereits in der ersten Hälfte des April<lb/>
im Falle von Südkarolina gethan hatte, einige Wochen später die Bundes-<lb/>
truppen anch aus Louisiana zurückzog, erklärte er einfach, daß nach seiner An¬<lb/>
sicht die Bedingungen zu einem Einschreiten der Bundesgewalt der Union nicht<lb/>
vorhanden seien, und daß der Streit um die Gvuveruenrswürde wesentlich auf<lb/>
staatlichem Gebiete zum Austrag gebracht werden müsse. Und so ist es denn<lb/>
auch geschehen. Der Ausgang jenes Streites kann daher den Rechtstitel des<lb/>
Präsidenten Hayes weder kräftigen, noch schwächen, da er in gar keinem Zusam¬<lb/>
menhange mit dem Rechtsanspruch des Letztern steht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1129" next="#ID_1130"> So nichtssagend deßhalb die Versuche des Herrn Blaine und Genossen<lb/>
anch sind, die Rechtsansprüche des Präsidenten Hayes mit den angeblichen<lb/>
Rechtsansprüchen der Herren Chamberlain und Packard in Bezug auf das<lb/>
Gonvernenrscnnt in Südkarolina und Louisiana in Verbindung zu bringen,<lb/>
so wichtig kann doch die Feindschaft der bezeichneten Parteiführer werden, wenn<lb/>
es ihnen gelingt, aus den Reihen der Republikaner und der Demokraten eine<lb/>
kompakte Oppositionspartei gegen die Administration von Hayes zu Stande zu<lb/>
bringen. Daß so etwas im Werke ist, geht klar und deutlich aus verschiedenen<lb/>
Artikeln und Korrespondenzen amerikanischer Zeitungen hervor. Unter allen<lb/>
Umständen ist die Stellung des Präsidenten Hayes gegenwärtig keine leichte<lb/>
und augenehme. Er hat sich eine Aufgabe gestellt, welche zu lösen die Kraft<lb/>
eines Herkules zu ermüden vermöchte, und, was eben das Schlimmste<lb/>
dabei ist, er hat sich mit seinen Absichten für das Gemeinwohl im eigenen<lb/>
Lager gefährliche Feinde gemacht. Es gibt, wie bereits angedeutet, unter den<lb/>
Republikanern, die bisher als Führer der Partei anerkannt worden sind, gar<lb/>
viele, welchen die Civildienstreform ein Greuel und die südliche Politik der<lb/>
Administration im innersten Herzen verhaßt ist. Wohl schreibt man aus<lb/>
Washington-City, Präsident Hayes mache sich nichts aus dieser Opposition,<lb/>
er sei fest entschlossen, das, was er sür recht erkenne, in der Aemter-, in der<lb/>
Südfrage und in allen anderen Fragen durchzuführen, und seine Minister<lb/>
ständen ihm dabei treu zur Seite. Das glättet aber seinen Weg keineswegs.<lb/>
Wenn Blaine in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben behauptete, die Re¬<lb/>
publikaner der Neuenglandstaaten seien durch das Vorgehen von Hayes in Süd¬<lb/>
karolina ^und Lousicma tief verletzt in dein, was sie ihr Leben lang als<lb/>
Ueberzeugung verfochten, so ist das allerdings eine viel zu weit gehende Be¬<lb/>
hauptung, denn die eigentliche Masse der republikanischen Partei daselbst, die<lb/>
Kaufleute, Handwerker, Farmer u. s. w. stehen auf Seiten der Hayes'schen<lb/>
Reform- und Friedenspolitik, aber die Stellung des großen Flügels, den die<lb/>
Fanatiker 5  Wendet! Phillips und die Professivnspvlitiker bilden, hat er</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0398] Legislatur nicht in Sitzung ist, von dem Gouverneur angerufen wird. Indem nun Präsident Hayes, nachdem er dies bereits in der ersten Hälfte des April im Falle von Südkarolina gethan hatte, einige Wochen später die Bundes- truppen anch aus Louisiana zurückzog, erklärte er einfach, daß nach seiner An¬ sicht die Bedingungen zu einem Einschreiten der Bundesgewalt der Union nicht vorhanden seien, und daß der Streit um die Gvuveruenrswürde wesentlich auf staatlichem Gebiete zum Austrag gebracht werden müsse. Und so ist es denn auch geschehen. Der Ausgang jenes Streites kann daher den Rechtstitel des Präsidenten Hayes weder kräftigen, noch schwächen, da er in gar keinem Zusam¬ menhange mit dem Rechtsanspruch des Letztern steht. So nichtssagend deßhalb die Versuche des Herrn Blaine und Genossen anch sind, die Rechtsansprüche des Präsidenten Hayes mit den angeblichen Rechtsansprüchen der Herren Chamberlain und Packard in Bezug auf das Gonvernenrscnnt in Südkarolina und Louisiana in Verbindung zu bringen, so wichtig kann doch die Feindschaft der bezeichneten Parteiführer werden, wenn es ihnen gelingt, aus den Reihen der Republikaner und der Demokraten eine kompakte Oppositionspartei gegen die Administration von Hayes zu Stande zu bringen. Daß so etwas im Werke ist, geht klar und deutlich aus verschiedenen Artikeln und Korrespondenzen amerikanischer Zeitungen hervor. Unter allen Umständen ist die Stellung des Präsidenten Hayes gegenwärtig keine leichte und augenehme. Er hat sich eine Aufgabe gestellt, welche zu lösen die Kraft eines Herkules zu ermüden vermöchte, und, was eben das Schlimmste dabei ist, er hat sich mit seinen Absichten für das Gemeinwohl im eigenen Lager gefährliche Feinde gemacht. Es gibt, wie bereits angedeutet, unter den Republikanern, die bisher als Führer der Partei anerkannt worden sind, gar viele, welchen die Civildienstreform ein Greuel und die südliche Politik der Administration im innersten Herzen verhaßt ist. Wohl schreibt man aus Washington-City, Präsident Hayes mache sich nichts aus dieser Opposition, er sei fest entschlossen, das, was er sür recht erkenne, in der Aemter-, in der Südfrage und in allen anderen Fragen durchzuführen, und seine Minister ständen ihm dabei treu zur Seite. Das glättet aber seinen Weg keineswegs. Wenn Blaine in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben behauptete, die Re¬ publikaner der Neuenglandstaaten seien durch das Vorgehen von Hayes in Süd¬ karolina ^und Lousicma tief verletzt in dein, was sie ihr Leben lang als Ueberzeugung verfochten, so ist das allerdings eine viel zu weit gehende Be¬ hauptung, denn die eigentliche Masse der republikanischen Partei daselbst, die Kaufleute, Handwerker, Farmer u. s. w. stehen auf Seiten der Hayes'schen Reform- und Friedenspolitik, aber die Stellung des großen Flügels, den die Fanatiker 5 Wendet! Phillips und die Professivnspvlitiker bilden, hat er

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/398
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/398>, abgerufen am 17.06.2024.