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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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in Oesterreich kommen, allda kam zu mir des Herrn Sigmund Preuschinks
Bruder und bezeigte "ur viel Ehre, führte mich auf eine Hochzeit, welche da¬
selbst unter dem Adel gehalten war, lud mich ein aufs Schloß, fast gegeuüber
der Stadt jenseit der Donau gelegen, allda er mir gleicher Weise viel Ehre
that und bezeugte. Nachdem kam ich gen Jps zum Herrn von Rogendorff,
an welchen mir Kaiserliche Majestät Ihrer Majestät eigne handschriftliche
Briefe gegeben hatte, daß er mir dreihundert Gulden Rheinisch, welche mir
Kaiserliche Majestät vor meine Jahresbesvldung schuldig war, auszahlen sollte.
Darauf er mir antwortete, er hätte nicht so viel Geld und entrichtet mir also
gar nichts- denn es hatten vielleicht meine Mißgvuner ihm andere Schreiben
zugefertiget, darin sie ihn gebeten, er wolle es nicht thun."

"Also zog ich mit gedachtem Bischof gen der Enns, welche Stadt dieselbe
Zeit der Bischof von Gran in Besitz hatte, der gab mir Haber vor die Roß
und nichts mehr, da gesegnete ich vor meinen von bannen reisenden Bischof
und den von Fohrlin, welchem die Venetianer hernachmalen mit Gift vergeben,
U"e ich ihm dann solches in meinem Abschiede von ihm, da ich ihn gesegnet,
prophezeite. Dann er zuvor seines eigenen Nutzens halben, mir hinterm Rücken
viel Uebles gethan hatte, bis ich solches endlich erfuhr, stellte sich doch allweg,
Keß sich auch mit Worten nicht anders vernehmen noch hören, denn er wär
mir sehr günstig, wie gemeiniglich der Walther Art ist, daß sie umb ihres
eignen Nutzens willen also verblendet werden, daß sie fast allen ihren Witz
und Klugheit, wenn sie der Geiz besitzet, verlieren. Zu demselbigen Bischof
von Föhrlin, da ich noch zu Eus war und mich eben von ihm scheiden und
ihn gesegnen wollte, sprach ich: Herr, ich habe von Euch viel erfahren, das ich
nimmermehr geglaubt hätte, und wo dem also, so werdet Ihr erfahren, Gott
wird Euch dies Jahr strafen, darum, daß Ihr dem, der Euch allezeit Getreu
und Wohlgefallen geleistet, hinterwärts um Eures Nutzeus willen viel Böses,
Seebär und bezeuget habet. Darauf fället er selbst das Urtheil über sich und
antwortet mir- Gebe Gott, daß ich dieses Jahr nicht überlebe, wofern ich an
Eurer Beschuldigung schuldig bin, und also ist es ihm auch wiederfahren.
Seine Seele ruhe im Frieden des Herrn."

"Darnach kam ich durch die Grenz der Ens zu den Grafen von Schauen-
berg, welcher zwei Schloß Schauenberg genannt von Eberdiugeu*) bei einer
kleinen Meile gelegen, darauf ich ging mit sicherm Geleite des Herrn von
Scheffenbergers, welcher dazumal obrister Hauptmann desselben Landes der
Eus von Kaiserlicher Majestät gesetzet war, umb welches Andes und Dignität




) Walen, Wcilschen, Italiener.
'
) Efferdingcn, Oestreich öl> der Ens.
Grenzboten IV. 1877.!.4

in Oesterreich kommen, allda kam zu mir des Herrn Sigmund Preuschinks
Bruder und bezeigte »ur viel Ehre, führte mich auf eine Hochzeit, welche da¬
selbst unter dem Adel gehalten war, lud mich ein aufs Schloß, fast gegeuüber
der Stadt jenseit der Donau gelegen, allda er mir gleicher Weise viel Ehre
that und bezeugte. Nachdem kam ich gen Jps zum Herrn von Rogendorff,
an welchen mir Kaiserliche Majestät Ihrer Majestät eigne handschriftliche
Briefe gegeben hatte, daß er mir dreihundert Gulden Rheinisch, welche mir
Kaiserliche Majestät vor meine Jahresbesvldung schuldig war, auszahlen sollte.
Darauf er mir antwortete, er hätte nicht so viel Geld und entrichtet mir also
gar nichts- denn es hatten vielleicht meine Mißgvuner ihm andere Schreiben
zugefertiget, darin sie ihn gebeten, er wolle es nicht thun."

„Also zog ich mit gedachtem Bischof gen der Enns, welche Stadt dieselbe
Zeit der Bischof von Gran in Besitz hatte, der gab mir Haber vor die Roß
und nichts mehr, da gesegnete ich vor meinen von bannen reisenden Bischof
und den von Fohrlin, welchem die Venetianer hernachmalen mit Gift vergeben,
U"e ich ihm dann solches in meinem Abschiede von ihm, da ich ihn gesegnet,
prophezeite. Dann er zuvor seines eigenen Nutzens halben, mir hinterm Rücken
viel Uebles gethan hatte, bis ich solches endlich erfuhr, stellte sich doch allweg,
Keß sich auch mit Worten nicht anders vernehmen noch hören, denn er wär
mir sehr günstig, wie gemeiniglich der Walther Art ist, daß sie umb ihres
eignen Nutzens willen also verblendet werden, daß sie fast allen ihren Witz
und Klugheit, wenn sie der Geiz besitzet, verlieren. Zu demselbigen Bischof
von Föhrlin, da ich noch zu Eus war und mich eben von ihm scheiden und
ihn gesegnen wollte, sprach ich: Herr, ich habe von Euch viel erfahren, das ich
nimmermehr geglaubt hätte, und wo dem also, so werdet Ihr erfahren, Gott
wird Euch dies Jahr strafen, darum, daß Ihr dem, der Euch allezeit Getreu
und Wohlgefallen geleistet, hinterwärts um Eures Nutzeus willen viel Böses,
Seebär und bezeuget habet. Darauf fället er selbst das Urtheil über sich und
antwortet mir- Gebe Gott, daß ich dieses Jahr nicht überlebe, wofern ich an
Eurer Beschuldigung schuldig bin, und also ist es ihm auch wiederfahren.
Seine Seele ruhe im Frieden des Herrn."

„Darnach kam ich durch die Grenz der Ens zu den Grafen von Schauen-
berg, welcher zwei Schloß Schauenberg genannt von Eberdiugeu*) bei einer
kleinen Meile gelegen, darauf ich ging mit sicherm Geleite des Herrn von
Scheffenbergers, welcher dazumal obrister Hauptmann desselben Landes der
Eus von Kaiserlicher Majestät gesetzet war, umb welches Andes und Dignität




) Walen, Wcilschen, Italiener.
'
) Efferdingcn, Oestreich öl> der Ens.
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[0429] in Oesterreich kommen, allda kam zu mir des Herrn Sigmund Preuschinks Bruder und bezeigte »ur viel Ehre, führte mich auf eine Hochzeit, welche da¬ selbst unter dem Adel gehalten war, lud mich ein aufs Schloß, fast gegeuüber der Stadt jenseit der Donau gelegen, allda er mir gleicher Weise viel Ehre that und bezeugte. Nachdem kam ich gen Jps zum Herrn von Rogendorff, an welchen mir Kaiserliche Majestät Ihrer Majestät eigne handschriftliche Briefe gegeben hatte, daß er mir dreihundert Gulden Rheinisch, welche mir Kaiserliche Majestät vor meine Jahresbesvldung schuldig war, auszahlen sollte. Darauf er mir antwortete, er hätte nicht so viel Geld und entrichtet mir also gar nichts- denn es hatten vielleicht meine Mißgvuner ihm andere Schreiben zugefertiget, darin sie ihn gebeten, er wolle es nicht thun." „Also zog ich mit gedachtem Bischof gen der Enns, welche Stadt dieselbe Zeit der Bischof von Gran in Besitz hatte, der gab mir Haber vor die Roß und nichts mehr, da gesegnete ich vor meinen von bannen reisenden Bischof und den von Fohrlin, welchem die Venetianer hernachmalen mit Gift vergeben, U"e ich ihm dann solches in meinem Abschiede von ihm, da ich ihn gesegnet, prophezeite. Dann er zuvor seines eigenen Nutzens halben, mir hinterm Rücken viel Uebles gethan hatte, bis ich solches endlich erfuhr, stellte sich doch allweg, Keß sich auch mit Worten nicht anders vernehmen noch hören, denn er wär mir sehr günstig, wie gemeiniglich der Walther Art ist, daß sie umb ihres eignen Nutzens willen also verblendet werden, daß sie fast allen ihren Witz und Klugheit, wenn sie der Geiz besitzet, verlieren. Zu demselbigen Bischof von Föhrlin, da ich noch zu Eus war und mich eben von ihm scheiden und ihn gesegnen wollte, sprach ich: Herr, ich habe von Euch viel erfahren, das ich nimmermehr geglaubt hätte, und wo dem also, so werdet Ihr erfahren, Gott wird Euch dies Jahr strafen, darum, daß Ihr dem, der Euch allezeit Getreu und Wohlgefallen geleistet, hinterwärts um Eures Nutzeus willen viel Böses, Seebär und bezeuget habet. Darauf fället er selbst das Urtheil über sich und antwortet mir- Gebe Gott, daß ich dieses Jahr nicht überlebe, wofern ich an Eurer Beschuldigung schuldig bin, und also ist es ihm auch wiederfahren. Seine Seele ruhe im Frieden des Herrn." „Darnach kam ich durch die Grenz der Ens zu den Grafen von Schauen- berg, welcher zwei Schloß Schauenberg genannt von Eberdiugeu*) bei einer kleinen Meile gelegen, darauf ich ging mit sicherm Geleite des Herrn von Scheffenbergers, welcher dazumal obrister Hauptmann desselben Landes der Eus von Kaiserlicher Majestät gesetzet war, umb welches Andes und Dignität ) Walen, Wcilschen, Italiener. ' ) Efferdingcn, Oestreich öl> der Ens. Grenzboten IV. 1877.!.4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/429>, abgerufen am 18.05.2024.