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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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würde, zu beiden Seiten derselben Sedimente ansetzen würde, um so sein künstlich
geschaffenes neues User nur mehr zu sichern.

Um einen Begriff zu geben von der Art und Weise, wie diese Parallel¬
buhnen erbaut wurden, sei erwähnt, daß auch sie aus Weiden-"Matratzen"
Zusammengesetzt wurden. Diese waren in Sektionen von 100 Fuß Länge und
^'/2 Fuß Dicke angelegt, und zwar wurden die, welche zuerst versenkt wurden,
50 Fuß breit gebaut, während die obersten 30 Fuß Breite hatten. Diese
Läugsbuhnen haben durchschnittlich eine Höhe von 12 bis 15 Fuß. Da sie
natürlich das Wasser leicht durchlassen, setzt sich der Schlamm des schmutzigen
Mississippi-Wassers in ihnen fest und beschwert sie dermaßen, daß sie schon
2 oder 3 Tage nachdem sie an Ort und Stelle gebracht sind von selbst sinken.
Lange Hickvrh-Ruthen wurden dann zu beiden Seiten in den Schlamm gestoßen
und das Geflechte an diese befestigt. Erst nachdem die Buhne durch Aufsetzen
der obersten Weidenschichte in der ganzen Hohe hergestellt war, wurden Steine
uns ihre Krone aufgebracht, um das Ganze zu beschweren. Diese Buhnen
sanken 5 bis 6 Fuß in den Schlamm ein, fo daß der fertige Damm kaum
über die Oberfläche des Wassers herausschaute.

Der Erfolg des Ganzen ist bis jetzt ein durchaus befriedigender, ja sogar
die Erwartungen des Erbauers überflügelnder. Im März dieses Jahres, als
die Gesammtarbeiten also noch kaum zur Hälfte fertig waren, fuhr einer der
größten Bremer Dampfer mit voller Ladung auf dem Heimwege von New-
Orleans nach Bremen durch den neu geöffneten Loutlr in den Golf ans.
Also schon damals war die mächtige Schlammbank an der Mündung wegge¬
rissen. Der Lootse rapportirte 18 Fuß Wasserstand an der seichtesten Stelle.
Als derselbe Dampfer dagegen wenige Wochen später (Ende April) den Strom
aufwärts fahren wollte und von einem andern als dem damaligen Lootsen
durch den Loutu ^Vest I>A88 eingebracht wurde, saß er bald auf und war erst
nach vielen Mühen 4 Tage später wieder flott zu machen.

Das kühne Werk des Ingenieurs Eads ist als vollständig gelungen zu
betrachten. Anfang Juni dieses Jahres, also zu einer Zeit, da seine Buhnen¬
bauten an der ganzen Länge des nen erschlossenen Passes noch bei weitem
nicht fertig waren, wurden bei den vorgenommenen Untersuchungen der prüfen¬
den Genieoffiziere überall mindestens 20 Fuß Wassertiefe gefunden. Eine halbe
Million Dollars ist an den Unternehmer und dessen finanzielle Stützen be¬
zahlt worden, alle Fachmänner sind jetzt darüber einig, daß mit Ende dieses
wahres der 8onem ?a,n5 ans seiner ganzen Länge die versprochenen 30 Fuß
Tiefe haben wird.*)



Inzwischen ist von Washington die Nachricht eingetroffen, daß der von Eads ge¬
öffnete LmM bei einer mittleren Tiefe von 21 englischen Fuß, künftig als einziger

würde, zu beiden Seiten derselben Sedimente ansetzen würde, um so sein künstlich
geschaffenes neues User nur mehr zu sichern.

Um einen Begriff zu geben von der Art und Weise, wie diese Parallel¬
buhnen erbaut wurden, sei erwähnt, daß auch sie aus Weiden-„Matratzen"
Zusammengesetzt wurden. Diese waren in Sektionen von 100 Fuß Länge und
^'/2 Fuß Dicke angelegt, und zwar wurden die, welche zuerst versenkt wurden,
50 Fuß breit gebaut, während die obersten 30 Fuß Breite hatten. Diese
Läugsbuhnen haben durchschnittlich eine Höhe von 12 bis 15 Fuß. Da sie
natürlich das Wasser leicht durchlassen, setzt sich der Schlamm des schmutzigen
Mississippi-Wassers in ihnen fest und beschwert sie dermaßen, daß sie schon
2 oder 3 Tage nachdem sie an Ort und Stelle gebracht sind von selbst sinken.
Lange Hickvrh-Ruthen wurden dann zu beiden Seiten in den Schlamm gestoßen
und das Geflechte an diese befestigt. Erst nachdem die Buhne durch Aufsetzen
der obersten Weidenschichte in der ganzen Hohe hergestellt war, wurden Steine
uns ihre Krone aufgebracht, um das Ganze zu beschweren. Diese Buhnen
sanken 5 bis 6 Fuß in den Schlamm ein, fo daß der fertige Damm kaum
über die Oberfläche des Wassers herausschaute.

Der Erfolg des Ganzen ist bis jetzt ein durchaus befriedigender, ja sogar
die Erwartungen des Erbauers überflügelnder. Im März dieses Jahres, als
die Gesammtarbeiten also noch kaum zur Hälfte fertig waren, fuhr einer der
größten Bremer Dampfer mit voller Ladung auf dem Heimwege von New-
Orleans nach Bremen durch den neu geöffneten Loutlr in den Golf ans.
Also schon damals war die mächtige Schlammbank an der Mündung wegge¬
rissen. Der Lootse rapportirte 18 Fuß Wasserstand an der seichtesten Stelle.
Als derselbe Dampfer dagegen wenige Wochen später (Ende April) den Strom
aufwärts fahren wollte und von einem andern als dem damaligen Lootsen
durch den Loutu ^Vest I>A88 eingebracht wurde, saß er bald auf und war erst
nach vielen Mühen 4 Tage später wieder flott zu machen.

Das kühne Werk des Ingenieurs Eads ist als vollständig gelungen zu
betrachten. Anfang Juni dieses Jahres, also zu einer Zeit, da seine Buhnen¬
bauten an der ganzen Länge des nen erschlossenen Passes noch bei weitem
nicht fertig waren, wurden bei den vorgenommenen Untersuchungen der prüfen¬
den Genieoffiziere überall mindestens 20 Fuß Wassertiefe gefunden. Eine halbe
Million Dollars ist an den Unternehmer und dessen finanzielle Stützen be¬
zahlt worden, alle Fachmänner sind jetzt darüber einig, daß mit Ende dieses
wahres der 8onem ?a,n5 ans seiner ganzen Länge die versprochenen 30 Fuß
Tiefe haben wird.*)



Inzwischen ist von Washington die Nachricht eingetroffen, daß der von Eads ge¬
öffnete LmM bei einer mittleren Tiefe von 21 englischen Fuß, künftig als einziger
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/445>, abgerufen am 19.05.2024.