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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Auch fehlten die nicht, die Großherzog Friedrich's Verdienst unwillig anerkannt.
Aber die außerhalb Badens stehenden Kreise, die ihr Auge der Jubelfeier
des 29. April zuwandten, haben nicht vergessen, wie unter des Fürsten opfer¬
freudigen Führung ein Volk im Innern seines staatlichen Seins frei ward;
wie es, verzichtend auf ein vermeintlich souveränes Staatsleben mächtig
ward in und mit dem Reich, dem es' unverrückbar eingefügt ist. Badens Volk
ist nicht in langen Jahren diesem Staatsleben verbunden, es schaut nicht ein
Fürstenhaus an der Spitze des Staates, das altangestammt durch ruhmvolle
Thaten sein Volk unlöslich an sich gekettet hätte. Hier kann nicht Liebe und
Verehrung verlangt werden, wie der Preuße zu allen Zeiten jedem Hohen-
zollern sie darbringen wird, der den Thron des Großen Kurfürsten inne hat,
der die Garden Friedrich I. befehligt. Zur Feier von Großherzog Friedrich's
Jubiläum, wie das badische Volk diese Feier beging, konnte nur vollwichtiges
Bewußtsein um des Fürsten persönliche Verdienste aufrufen. "Man war ein¬
stimmig der Ansicht", so hatte der Landesausschuß der nationalen und liberalen
Partei unter dem 9. Februar an die Gesinnungsgenossen über das Ergebniß
einer Berathung geschrieben, die in Bezug auf die bevorstehende Jubiläums¬
feier gepflogen worden war, daß bei diesen: hochbedeutnngsvollen Gedächtniszfeste
Badens von jedem politischen Parteistandpunkte abzusehen und ihm die Eigen¬
schaft eines die Badener ohne Unterschied gleichmäßig berührenden Festes zu
wahren sei." Das war ganz schön und richtig gesprochen, und im Ganzen
trug die Feier auch den hier für sie in Anspruch genommenen Charakter. Aber
nimmer würde die Antheilnahme des Volkes in seinem tüchtigsten Kerne, in
seinen besten Kreisen die gleich freudige, herzliche gewesen sein, wenn die
Konkordatspolitik der fünfziger Jahre jetzt noch Zeit und Weg gewiesen
hätte und wenn statt der Idee der opferfreudigen Hingabe an den nationalen
Gedanken die Interessen selbstsüchtig partiknlaristischer Haus- und Kabinets-
politik den fürstlichen Jubilar beherrscht hätten. Baden hat gefeiert und wollte
feiern das Jubiläum des Fürsten, der den Gedanken des konstitutionellen
Staatslebens zur Wirklichkeit werden ließ, unverhüllt, ungeschminkt. Baden
hat seinen Festesglanz dargeboten, wollte ihn darbieten zur Jubelfeier des
Regenten, der den Werth seiner Krone nicht gemindert findet durch die Edel¬
steine, die ihr entnommen, im Diadem des Deutschen Kaisers strahlen. Solches
war der Sinn der Feier, die Baden im verwichenen Jahre festlich begangen.
Dieser Sinn mußte erkannt werden auch höchsten Ortes. Und werden die sich
täuschen, die da vertrauen, daß solche Erkenntniß aufs Neue gestärkt und be¬
festigt hat? Nur dem Fürsten bleibt Badens Volk in liebender Verehrung
ergeben, der rückhaltlos durch die That bezeugt, daß Baden bleiben wird


Auch fehlten die nicht, die Großherzog Friedrich's Verdienst unwillig anerkannt.
Aber die außerhalb Badens stehenden Kreise, die ihr Auge der Jubelfeier
des 29. April zuwandten, haben nicht vergessen, wie unter des Fürsten opfer¬
freudigen Führung ein Volk im Innern seines staatlichen Seins frei ward;
wie es, verzichtend auf ein vermeintlich souveränes Staatsleben mächtig
ward in und mit dem Reich, dem es' unverrückbar eingefügt ist. Badens Volk
ist nicht in langen Jahren diesem Staatsleben verbunden, es schaut nicht ein
Fürstenhaus an der Spitze des Staates, das altangestammt durch ruhmvolle
Thaten sein Volk unlöslich an sich gekettet hätte. Hier kann nicht Liebe und
Verehrung verlangt werden, wie der Preuße zu allen Zeiten jedem Hohen-
zollern sie darbringen wird, der den Thron des Großen Kurfürsten inne hat,
der die Garden Friedrich I. befehligt. Zur Feier von Großherzog Friedrich's
Jubiläum, wie das badische Volk diese Feier beging, konnte nur vollwichtiges
Bewußtsein um des Fürsten persönliche Verdienste aufrufen. „Man war ein¬
stimmig der Ansicht", so hatte der Landesausschuß der nationalen und liberalen
Partei unter dem 9. Februar an die Gesinnungsgenossen über das Ergebniß
einer Berathung geschrieben, die in Bezug auf die bevorstehende Jubiläums¬
feier gepflogen worden war, daß bei diesen: hochbedeutnngsvollen Gedächtniszfeste
Badens von jedem politischen Parteistandpunkte abzusehen und ihm die Eigen¬
schaft eines die Badener ohne Unterschied gleichmäßig berührenden Festes zu
wahren sei." Das war ganz schön und richtig gesprochen, und im Ganzen
trug die Feier auch den hier für sie in Anspruch genommenen Charakter. Aber
nimmer würde die Antheilnahme des Volkes in seinem tüchtigsten Kerne, in
seinen besten Kreisen die gleich freudige, herzliche gewesen sein, wenn die
Konkordatspolitik der fünfziger Jahre jetzt noch Zeit und Weg gewiesen
hätte und wenn statt der Idee der opferfreudigen Hingabe an den nationalen
Gedanken die Interessen selbstsüchtig partiknlaristischer Haus- und Kabinets-
politik den fürstlichen Jubilar beherrscht hätten. Baden hat gefeiert und wollte
feiern das Jubiläum des Fürsten, der den Gedanken des konstitutionellen
Staatslebens zur Wirklichkeit werden ließ, unverhüllt, ungeschminkt. Baden
hat seinen Festesglanz dargeboten, wollte ihn darbieten zur Jubelfeier des
Regenten, der den Werth seiner Krone nicht gemindert findet durch die Edel¬
steine, die ihr entnommen, im Diadem des Deutschen Kaisers strahlen. Solches
war der Sinn der Feier, die Baden im verwichenen Jahre festlich begangen.
Dieser Sinn mußte erkannt werden auch höchsten Ortes. Und werden die sich
täuschen, die da vertrauen, daß solche Erkenntniß aufs Neue gestärkt und be¬
festigt hat? Nur dem Fürsten bleibt Badens Volk in liebender Verehrung
ergeben, der rückhaltlos durch die That bezeugt, daß Baden bleiben wird


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[0156] Auch fehlten die nicht, die Großherzog Friedrich's Verdienst unwillig anerkannt. Aber die außerhalb Badens stehenden Kreise, die ihr Auge der Jubelfeier des 29. April zuwandten, haben nicht vergessen, wie unter des Fürsten opfer¬ freudigen Führung ein Volk im Innern seines staatlichen Seins frei ward; wie es, verzichtend auf ein vermeintlich souveränes Staatsleben mächtig ward in und mit dem Reich, dem es' unverrückbar eingefügt ist. Badens Volk ist nicht in langen Jahren diesem Staatsleben verbunden, es schaut nicht ein Fürstenhaus an der Spitze des Staates, das altangestammt durch ruhmvolle Thaten sein Volk unlöslich an sich gekettet hätte. Hier kann nicht Liebe und Verehrung verlangt werden, wie der Preuße zu allen Zeiten jedem Hohen- zollern sie darbringen wird, der den Thron des Großen Kurfürsten inne hat, der die Garden Friedrich I. befehligt. Zur Feier von Großherzog Friedrich's Jubiläum, wie das badische Volk diese Feier beging, konnte nur vollwichtiges Bewußtsein um des Fürsten persönliche Verdienste aufrufen. „Man war ein¬ stimmig der Ansicht", so hatte der Landesausschuß der nationalen und liberalen Partei unter dem 9. Februar an die Gesinnungsgenossen über das Ergebniß einer Berathung geschrieben, die in Bezug auf die bevorstehende Jubiläums¬ feier gepflogen worden war, daß bei diesen: hochbedeutnngsvollen Gedächtniszfeste Badens von jedem politischen Parteistandpunkte abzusehen und ihm die Eigen¬ schaft eines die Badener ohne Unterschied gleichmäßig berührenden Festes zu wahren sei." Das war ganz schön und richtig gesprochen, und im Ganzen trug die Feier auch den hier für sie in Anspruch genommenen Charakter. Aber nimmer würde die Antheilnahme des Volkes in seinem tüchtigsten Kerne, in seinen besten Kreisen die gleich freudige, herzliche gewesen sein, wenn die Konkordatspolitik der fünfziger Jahre jetzt noch Zeit und Weg gewiesen hätte und wenn statt der Idee der opferfreudigen Hingabe an den nationalen Gedanken die Interessen selbstsüchtig partiknlaristischer Haus- und Kabinets- politik den fürstlichen Jubilar beherrscht hätten. Baden hat gefeiert und wollte feiern das Jubiläum des Fürsten, der den Gedanken des konstitutionellen Staatslebens zur Wirklichkeit werden ließ, unverhüllt, ungeschminkt. Baden hat seinen Festesglanz dargeboten, wollte ihn darbieten zur Jubelfeier des Regenten, der den Werth seiner Krone nicht gemindert findet durch die Edel¬ steine, die ihr entnommen, im Diadem des Deutschen Kaisers strahlen. Solches war der Sinn der Feier, die Baden im verwichenen Jahre festlich begangen. Dieser Sinn mußte erkannt werden auch höchsten Ortes. Und werden die sich täuschen, die da vertrauen, daß solche Erkenntniß aufs Neue gestärkt und be¬ festigt hat? Nur dem Fürsten bleibt Badens Volk in liebender Verehrung ergeben, der rückhaltlos durch die That bezeugt, daß Baden bleiben wird

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/156>, abgerufen am 14.05.2024.