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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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großen Bruders, schon in Folge des nahe liegenden Vergleiches, aller Groll
und alle Bitterkeit gegen denselben aus dem Herzen hätte schwinden müssen.
Dem war jedoch nicht so. Wir besitzen ein von dem Prinzen Heinrich errich¬
tetes Monument, dessen Inschriften im Lapidcirstyl von seinen Gesinnungen
in Bezug auf Friedrich II,, auch uach dessen Tode, ein nnwiderlegliches Zeug-
niß geben. Es ist der zu Rheinsberg stehende Obelisk, am 4. Juli 1791 mit
geflissentlicher Ovation der Nachwelt übergeben. Zunächst ist das Denkmal
aufgerichtet "zum ewigen Gedächtniß von August Wilhelm, Prinzen von Preu¬
ßen", dessen vorzüglich ausgeführtes Reliefporträt die Vorderfront ziert, dem¬
nächst aber auch zur Erinnerung einer Reihe tapferer Männer, die mit und
unter ihm gefochten, so wie zur Ehre der preußischen Armee überhaupt. Ueber
einzelne der hervorragenden Führer ist jedoch dadurch eine schweigende Kritik
geübt worden, daß ihre Namen auf dem Monumente fehlen; so unter anderen
die nahen Vertrauten des Königs, Wiuterfeld und Fouqu6, während andere,
die unter Friedrichs scharfer Kritik vielleicht zu leiden gehabt hatten, wie der
Herzog von Beveru und General von Wobersuow, das Gleichgewicht wieder
Herstellen. Welche Bedeutung das Monument haben sollte, geht aus einem
Schreiben des Prinzen Heinrich vom 11. Juli 1791 an den bereits vorher
erwähnten Grafen Henckel von Donnersmark ganz unzweifelhaft hervor. Nach¬
dem die Festlichkeiten am Tage der Enthüllung des Monuments ausführlich
beschrieben worden sind, heißt es daun im Text weiter: "Vor langer Zeit
schrieb ich Ihnen einmal, daß ich etwas für meinen Bruder im Werke hätte;
das ist nun ausgeführt. Dem Geiste und Herzen habe ich alle die Männer
in Erinnerung gebracht, deren der große Friedrich in seinen ....... Memoiren
nicht mit einem Worte Erwähnung thut." Auf dem Monumente sind in gol¬
denen Lettern 28 Namen verzeichnet, mit auf ihr Leben und ihre Thaten be¬
züglichen Inschriften. Es würde zu weit führen, darauf näher einzugehen.
Die schönsten Worte sind an Ziethen gerichtet, während Feldmarschall Schwerin
wohl etwas zu kurz kommt. Nachdem allerdings seinen früheren Thaten mit
warmen Worten Ausdruck gegeben, schließt die Inschrift, kühl bis an's Herz
hinan, mit deu Worten: IIr ara.x<zg.u n, In. an,in, it tut la vietims ej<z son
-Mg clövant ?i'Agv.L lo 6 Um 1757." Es unterliegt keinem Zweifel, und
wir haben bereits darauf hingewiesen, daß das persönliche Eingreifen des
Prinzen ganz wesentlich zum glücklichen Ausgang der Prager Schlacht beitrug.
Im Volksmunde wußte und weiß man jedoch davon nichts, nur der verbin¬
dende Schwerin ist der Held des Tages. Das mag denn doch eine Art von
Verstimmung im Herzen des Prinzen Heinrich erzeugt haben und man kann
kaum den Gedanken unterdrücken, daß sie in jener Inschrift zum Ausdruck
kommt. Am 6. Mai 1787, also noch vor Errichtung des Denkmals, gab er


großen Bruders, schon in Folge des nahe liegenden Vergleiches, aller Groll
und alle Bitterkeit gegen denselben aus dem Herzen hätte schwinden müssen.
Dem war jedoch nicht so. Wir besitzen ein von dem Prinzen Heinrich errich¬
tetes Monument, dessen Inschriften im Lapidcirstyl von seinen Gesinnungen
in Bezug auf Friedrich II,, auch uach dessen Tode, ein nnwiderlegliches Zeug-
niß geben. Es ist der zu Rheinsberg stehende Obelisk, am 4. Juli 1791 mit
geflissentlicher Ovation der Nachwelt übergeben. Zunächst ist das Denkmal
aufgerichtet „zum ewigen Gedächtniß von August Wilhelm, Prinzen von Preu¬
ßen", dessen vorzüglich ausgeführtes Reliefporträt die Vorderfront ziert, dem¬
nächst aber auch zur Erinnerung einer Reihe tapferer Männer, die mit und
unter ihm gefochten, so wie zur Ehre der preußischen Armee überhaupt. Ueber
einzelne der hervorragenden Führer ist jedoch dadurch eine schweigende Kritik
geübt worden, daß ihre Namen auf dem Monumente fehlen; so unter anderen
die nahen Vertrauten des Königs, Wiuterfeld und Fouqu6, während andere,
die unter Friedrichs scharfer Kritik vielleicht zu leiden gehabt hatten, wie der
Herzog von Beveru und General von Wobersuow, das Gleichgewicht wieder
Herstellen. Welche Bedeutung das Monument haben sollte, geht aus einem
Schreiben des Prinzen Heinrich vom 11. Juli 1791 an den bereits vorher
erwähnten Grafen Henckel von Donnersmark ganz unzweifelhaft hervor. Nach¬
dem die Festlichkeiten am Tage der Enthüllung des Monuments ausführlich
beschrieben worden sind, heißt es daun im Text weiter: „Vor langer Zeit
schrieb ich Ihnen einmal, daß ich etwas für meinen Bruder im Werke hätte;
das ist nun ausgeführt. Dem Geiste und Herzen habe ich alle die Männer
in Erinnerung gebracht, deren der große Friedrich in seinen ....... Memoiren
nicht mit einem Worte Erwähnung thut." Auf dem Monumente sind in gol¬
denen Lettern 28 Namen verzeichnet, mit auf ihr Leben und ihre Thaten be¬
züglichen Inschriften. Es würde zu weit führen, darauf näher einzugehen.
Die schönsten Worte sind an Ziethen gerichtet, während Feldmarschall Schwerin
wohl etwas zu kurz kommt. Nachdem allerdings seinen früheren Thaten mit
warmen Worten Ausdruck gegeben, schließt die Inschrift, kühl bis an's Herz
hinan, mit deu Worten: IIr ara.x<zg.u n, In. an,in, it tut la vietims ej<z son
-Mg clövant ?i'Agv.L lo 6 Um 1757." Es unterliegt keinem Zweifel, und
wir haben bereits darauf hingewiesen, daß das persönliche Eingreifen des
Prinzen ganz wesentlich zum glücklichen Ausgang der Prager Schlacht beitrug.
Im Volksmunde wußte und weiß man jedoch davon nichts, nur der verbin¬
dende Schwerin ist der Held des Tages. Das mag denn doch eine Art von
Verstimmung im Herzen des Prinzen Heinrich erzeugt haben und man kann
kaum den Gedanken unterdrücken, daß sie in jener Inschrift zum Ausdruck
kommt. Am 6. Mai 1787, also noch vor Errichtung des Denkmals, gab er


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/179>, abgerufen am 09.06.2024.