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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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zivischen erfüllbaren und übertriebenen, phantastischen Ansprüchen, zwischen dem
berechtigtem Streben nach einer dem allgemeinen Zeitbediirfniß entsprechenden
Lebenslage und künstlich geschürter Unzufriedenheit und Habgier. Diese große
Aufgabe, der Kern der sozialen Frage, kann nicht von einzelnen Verufsklassen,
nicht von einzelnen Nationen gelöst werden, sondern liegt der ganzen Kultur-
welt ob, der Gesetzgebung und Verwaltung, der Wissenschaft nud Praxis.
Namentlich jene weiten Bevvlkerungsschichten, welche zwischen der Handarbeit
und dem Konsumenten vermitteln, sind berufen, die Kluft ausfüllen zu helfen,
welche sich durch die moderne Großindustrie zwischen Arbeitgeber und Arbeit¬
nehmer aufgethan hat; hier gilt es, das Interesse sür soziale Dinge zu wecken
und gesunde wirthschaftliche Anschauungen zu verbreiten.

Schon vor zwei Jahren wurde, von ähnlichen Betrachtungen ausgehend,
in diesen Blättern (Grenzboten 1870. April. S. W-104: "die Sozialdemo¬
kratie und die deutsche Presse") die Begründung einer "Zeitnngskorrespondeuz"
befürwortet und motivirt. Mit um so mehr Genugthuung dürfen wir daher
jetzt das Zustandekommen und Gedeihen eines derartigen Unternehmens be¬
grüßen, nämlich der vom "Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen"
in Berlin herausgegebenen "Sozial-Korrespondenz", redigirt von Professor
Viktor Böhmert nud A. von Stubnitz in Dresden.

Die "Sozial-Korrespondenz" besteht seit April 1877 in einer Ausgabe
als Manuskript für Redaktionen und einer anderen, 8 Tage später erscheinenden
"allgemeinen Ausgabe."

Dem Zwecke entsprechend, sind die einzelnen Artikel kurz gefaßt, aber klar,
volksthümlich und lebendig geschrieben. Wie man gesehen, haben sie in der
mittleren und kleinen Presse ungemein viel Aufnahme gefunden, ein Zeichen,
daß hier ein Bedürfniß getroffen wurde. Möge das gemeinnützige Unternehmen
sowohl den Herren Kollegen wie dem Publikum bestens empfohlen fein.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hertig in Leipzig. -- Druck von Hitthel 6- Herrmann in Leipzig.

zivischen erfüllbaren und übertriebenen, phantastischen Ansprüchen, zwischen dem
berechtigtem Streben nach einer dem allgemeinen Zeitbediirfniß entsprechenden
Lebenslage und künstlich geschürter Unzufriedenheit und Habgier. Diese große
Aufgabe, der Kern der sozialen Frage, kann nicht von einzelnen Verufsklassen,
nicht von einzelnen Nationen gelöst werden, sondern liegt der ganzen Kultur-
welt ob, der Gesetzgebung und Verwaltung, der Wissenschaft nud Praxis.
Namentlich jene weiten Bevvlkerungsschichten, welche zwischen der Handarbeit
und dem Konsumenten vermitteln, sind berufen, die Kluft ausfüllen zu helfen,
welche sich durch die moderne Großindustrie zwischen Arbeitgeber und Arbeit¬
nehmer aufgethan hat; hier gilt es, das Interesse sür soziale Dinge zu wecken
und gesunde wirthschaftliche Anschauungen zu verbreiten.

Schon vor zwei Jahren wurde, von ähnlichen Betrachtungen ausgehend,
in diesen Blättern (Grenzboten 1870. April. S. W-104: „die Sozialdemo¬
kratie und die deutsche Presse") die Begründung einer „Zeitnngskorrespondeuz"
befürwortet und motivirt. Mit um so mehr Genugthuung dürfen wir daher
jetzt das Zustandekommen und Gedeihen eines derartigen Unternehmens be¬
grüßen, nämlich der vom „Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen"
in Berlin herausgegebenen „Sozial-Korrespondenz", redigirt von Professor
Viktor Böhmert nud A. von Stubnitz in Dresden.

Die „Sozial-Korrespondenz" besteht seit April 1877 in einer Ausgabe
als Manuskript für Redaktionen und einer anderen, 8 Tage später erscheinenden
„allgemeinen Ausgabe."

Dem Zwecke entsprechend, sind die einzelnen Artikel kurz gefaßt, aber klar,
volksthümlich und lebendig geschrieben. Wie man gesehen, haben sie in der
mittleren und kleinen Presse ungemein viel Aufnahme gefunden, ein Zeichen,
daß hier ein Bedürfniß getroffen wurde. Möge das gemeinnützige Unternehmen
sowohl den Herren Kollegen wie dem Publikum bestens empfohlen fein.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hertig in Leipzig. — Druck von Hitthel 6- Herrmann in Leipzig.
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[0328] zivischen erfüllbaren und übertriebenen, phantastischen Ansprüchen, zwischen dem berechtigtem Streben nach einer dem allgemeinen Zeitbediirfniß entsprechenden Lebenslage und künstlich geschürter Unzufriedenheit und Habgier. Diese große Aufgabe, der Kern der sozialen Frage, kann nicht von einzelnen Verufsklassen, nicht von einzelnen Nationen gelöst werden, sondern liegt der ganzen Kultur- welt ob, der Gesetzgebung und Verwaltung, der Wissenschaft nud Praxis. Namentlich jene weiten Bevvlkerungsschichten, welche zwischen der Handarbeit und dem Konsumenten vermitteln, sind berufen, die Kluft ausfüllen zu helfen, welche sich durch die moderne Großindustrie zwischen Arbeitgeber und Arbeit¬ nehmer aufgethan hat; hier gilt es, das Interesse sür soziale Dinge zu wecken und gesunde wirthschaftliche Anschauungen zu verbreiten. Schon vor zwei Jahren wurde, von ähnlichen Betrachtungen ausgehend, in diesen Blättern (Grenzboten 1870. April. S. W-104: „die Sozialdemo¬ kratie und die deutsche Presse") die Begründung einer „Zeitnngskorrespondeuz" befürwortet und motivirt. Mit um so mehr Genugthuung dürfen wir daher jetzt das Zustandekommen und Gedeihen eines derartigen Unternehmens be¬ grüßen, nämlich der vom „Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen" in Berlin herausgegebenen „Sozial-Korrespondenz", redigirt von Professor Viktor Böhmert nud A. von Stubnitz in Dresden. Die „Sozial-Korrespondenz" besteht seit April 1877 in einer Ausgabe als Manuskript für Redaktionen und einer anderen, 8 Tage später erscheinenden „allgemeinen Ausgabe." Dem Zwecke entsprechend, sind die einzelnen Artikel kurz gefaßt, aber klar, volksthümlich und lebendig geschrieben. Wie man gesehen, haben sie in der mittleren und kleinen Presse ungemein viel Aufnahme gefunden, ein Zeichen, daß hier ein Bedürfniß getroffen wurde. Möge das gemeinnützige Unternehmen sowohl den Herren Kollegen wie dem Publikum bestens empfohlen fein. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hertig in Leipzig. — Druck von Hitthel 6- Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/328>, abgerufen am 16.05.2024.