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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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ansehnliches betragen würden. Man könnte daher auf das baldigste, weil
dieses das erste ist, von Grellmann Nachricht einziehen, wie viel Quadratfüße
Wand ohngefähr die Bibliothek bedecken werde, welches, da sie gegenwärtig
noch steht, sehr leicht auszurechnen ist. Nach diesem also wäre keine Frage,
daß man mit dem Transport den Anfang machte und Büttner von Michael
an seine 300 Thaler Pension jährlich erhielte.

Ich komme nunmehr zu dem zweiten Punkt, der Büttners Person selbst
betrifft. Es scheint mir nach seinem Verhältniß zu der Akademie als auch zu
seinen Kreditoren, daß er besonders, wenn Grellmann*) zu manövriren fort¬
fährt, in Friede weder bleiben noch scheiden mögte, worauf man sich denn
allerdings vorzusehen hat. Daß er für Jena von großem Nutzen seyn werde,
glaube ich nicht, ob es gleich immer den Lärm und den Ruf vermehrt und von
der Seite gute Wirkung thun kann, wenn man ihn ohne große Anstalten da¬
hin bringen könnte, nach Jena zu ziehen. Dort zu privatisiren und sein Leben
zuzubringen und dort sein Geld zu verzehren, mögte nicht übel seyn. Man
könnte ja allenfalls seine jährige Pension erhöhen, weil man nicht viel ver-
löhre, sondern nur geschwinder von dem ganzen Kapital loskäme. Ein freyes
Quartier ließe sich ihm villeicht sehr leicht und angenehm verschaffen, wenn
man Lodern ein andres Quartier miethete und ihm die Zimmer, die der Obrist
inne gehabt eingäbe. Einige Umstände, die dies erleichtern, werde ich mündlich
eröffnen.

Wenn seine Gläubiger sich regen und ihm beschwerlich werden wollen,
müßte und würde man freylich am Ende sich ins Mittel schlagen. Besonders
wenn man sich wegen des früher bezahlten Kapitals an dem verminderten
Preiße des Ganzen villeicht noch einigermaßen zu entschädigen suchte. Ueber¬
haupt muß ich in dieser ganzen Sache wünschen, daß auf das mencigirlichste
zu Werke gegangen werde. Besonders auch, damit man nicht etwa am un¬
rechten Orte knickern müsse, da Serenissimus gegen den alten Mann schon so
großmüthige Gesinnungen gezeigt, die (er) auch in der Hauptsache und ohne
zu große Anstalten der fürstl. Casse soutenirt wünschet.**) Vorerst wäre also
an Grellmann zu schreiben 1. Wieviel Platz die Bibliothek eingenommen.
2. Ob es so weit, daß einige Fuhren, die man abschickte, nicht zu warten
brauchten. 3. Kasten wolle man schicken, sie alsdann auspacken und leer wieder
G. nach Göttingen gehn lassen.




") Grellmann fertigt in Göttingen den Katalog der Bibliothek an und sucht Büttnern
zum Ueberzug nach Jena zu bestimmen. 1733 3. Juni wird Büttner Hofrath, er siedelt
nach Jena über und stirbt 1301 im October. Seine Erben erhielten von der Kaufsumme
noch 2460 Thaler.
**) Von hier an eigenhändig. Alles frühere ist von Goethe's Factotum Philipp Seidel
geschrieben und dann von Goethe durchcorrigirt.

ansehnliches betragen würden. Man könnte daher auf das baldigste, weil
dieses das erste ist, von Grellmann Nachricht einziehen, wie viel Quadratfüße
Wand ohngefähr die Bibliothek bedecken werde, welches, da sie gegenwärtig
noch steht, sehr leicht auszurechnen ist. Nach diesem also wäre keine Frage,
daß man mit dem Transport den Anfang machte und Büttner von Michael
an seine 300 Thaler Pension jährlich erhielte.

Ich komme nunmehr zu dem zweiten Punkt, der Büttners Person selbst
betrifft. Es scheint mir nach seinem Verhältniß zu der Akademie als auch zu
seinen Kreditoren, daß er besonders, wenn Grellmann*) zu manövriren fort¬
fährt, in Friede weder bleiben noch scheiden mögte, worauf man sich denn
allerdings vorzusehen hat. Daß er für Jena von großem Nutzen seyn werde,
glaube ich nicht, ob es gleich immer den Lärm und den Ruf vermehrt und von
der Seite gute Wirkung thun kann, wenn man ihn ohne große Anstalten da¬
hin bringen könnte, nach Jena zu ziehen. Dort zu privatisiren und sein Leben
zuzubringen und dort sein Geld zu verzehren, mögte nicht übel seyn. Man
könnte ja allenfalls seine jährige Pension erhöhen, weil man nicht viel ver-
löhre, sondern nur geschwinder von dem ganzen Kapital loskäme. Ein freyes
Quartier ließe sich ihm villeicht sehr leicht und angenehm verschaffen, wenn
man Lodern ein andres Quartier miethete und ihm die Zimmer, die der Obrist
inne gehabt eingäbe. Einige Umstände, die dies erleichtern, werde ich mündlich
eröffnen.

Wenn seine Gläubiger sich regen und ihm beschwerlich werden wollen,
müßte und würde man freylich am Ende sich ins Mittel schlagen. Besonders
wenn man sich wegen des früher bezahlten Kapitals an dem verminderten
Preiße des Ganzen villeicht noch einigermaßen zu entschädigen suchte. Ueber¬
haupt muß ich in dieser ganzen Sache wünschen, daß auf das mencigirlichste
zu Werke gegangen werde. Besonders auch, damit man nicht etwa am un¬
rechten Orte knickern müsse, da Serenissimus gegen den alten Mann schon so
großmüthige Gesinnungen gezeigt, die (er) auch in der Hauptsache und ohne
zu große Anstalten der fürstl. Casse soutenirt wünschet.**) Vorerst wäre also
an Grellmann zu schreiben 1. Wieviel Platz die Bibliothek eingenommen.
2. Ob es so weit, daß einige Fuhren, die man abschickte, nicht zu warten
brauchten. 3. Kasten wolle man schicken, sie alsdann auspacken und leer wieder
G. nach Göttingen gehn lassen.




») Grellmann fertigt in Göttingen den Katalog der Bibliothek an und sucht Büttnern
zum Ueberzug nach Jena zu bestimmen. 1733 3. Juni wird Büttner Hofrath, er siedelt
nach Jena über und stirbt 1301 im October. Seine Erben erhielten von der Kaufsumme
noch 2460 Thaler.
**) Von hier an eigenhändig. Alles frühere ist von Goethe's Factotum Philipp Seidel
geschrieben und dann von Goethe durchcorrigirt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/230>, abgerufen am 15.05.2024.