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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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her, in Fort Tschin einzudringen; auch sie wurde jedoch abgewiesen und mußte
auf das rechte Ufer des Flusses zurückgehen.

Außer der eben erwähnten nur 3 Bataillone starken Kolonne waren auf
dem rechten User eine 4. und 5. Kolonne von je 5 Bataillonen gemeinschaftlich
zum Augriff auf das große Fort Karly, eine 6. ebenfalls von 5 Bataillonen
zum Sturme auf Fort Hafiz-Pascha und die 7. mit 5 Bataillonen zu Demon¬
strationen gegen die Forts Karadag und Arad bestimmt.

Die 4. und 5. Kolonne nahmen zunächst jede eine vor dem eigentlichen
Fort Karly gelegene kleinere Redoute und stürmten dann die beiden Flanke"
des Hauptwerkes. Im Innern des Werkes können die Eingedrungenen vor
dem Feuer eines Reduits sich nicht behaupten, sondern müssen sich begnügen,
den Stand der Brustwehr mit Schützen besetzt zu halten. Zur Wiederein¬
nahme des Werkes eilen türkische Reserven herbei. Die Kavallerie, zum Theil
zu Fuß, und zwei herankommende Bataillone der Reserve helfen diesen An¬
griff abzuwehren und verfolgen die aus dem Werke vertriebenen Türken bis
an und in die Stadt. Das Bataillon in dem Reduit ergibt sich erst um 4 Uhr
des Morgens.

Die 6. Kolonne ging in 2 Abtheilungen neben einander vor. Die rechte
Abtheilung geräth in das Flankenfeuer von Fort Karadag und von Schützen¬
gräben und Batterien, welche zwischen Hcifiz-Pascha und Karadag liegen; diese
letzteren werden genommen und ihre Besatzung wird so energisch verfolgt, daß
es gelingt, auch Fort Karadag ohne große Anstrengung zu nehmen und gegen
einen Vorstoß von Fort Arad zu behaupten. Die linke Flügelabtheilung der
6. Kolonne umgeht während dieses Kampfes Hafiz-Pascha in der rechten Flanke,
wo ein Theil der 5. Kolonne eine Zwischenbatterie genommen hat.. Von dieser
Seite wird das. Fort gestürmt. Sein Reduit war durch die Belagernngsbat-
terien in Trümmer gelegt.

Die 7. Kolonne nahm, nachdem Karadag bereits in die Hände der
6. Kolonne gefallen, ihrerseits nach leichtem Kampfe auch Fort Arad.

Um 4 Uhr früh am 18. November waren alle Forts des rechten Ufers
in den Händen der Russen, bedeutende Theile der Kolonnen 4, 5 und 6
waren bereits in die Stadt eingedrungen, und die Zitadelle ergab sich ohne
einen Angriff abzuwarten. Die türkischen Streitkräfte sammelten sich auf dem
linken Flußufer. Am Morgen des 18. versuchten sie nach Westen und Nord-
westen durchzubrechen. Die Infanterie der dort stehenden beiden Kolonnen
und die russische Kavallerie verlegten ihnen den Abzug in der Front, die russi¬
schen Truppen vom rechten Ufer drängten nach; bald mußten 5 Pascha's mit
noch 17,000 Mann, wovon 4500 Verwundete und Kranke, sich zur Kapitu¬
lation entschließen. Der Sturm hatte den Türken 2500 Todte gekostet


her, in Fort Tschin einzudringen; auch sie wurde jedoch abgewiesen und mußte
auf das rechte Ufer des Flusses zurückgehen.

Außer der eben erwähnten nur 3 Bataillone starken Kolonne waren auf
dem rechten User eine 4. und 5. Kolonne von je 5 Bataillonen gemeinschaftlich
zum Augriff auf das große Fort Karly, eine 6. ebenfalls von 5 Bataillonen
zum Sturme auf Fort Hafiz-Pascha und die 7. mit 5 Bataillonen zu Demon¬
strationen gegen die Forts Karadag und Arad bestimmt.

Die 4. und 5. Kolonne nahmen zunächst jede eine vor dem eigentlichen
Fort Karly gelegene kleinere Redoute und stürmten dann die beiden Flanke»
des Hauptwerkes. Im Innern des Werkes können die Eingedrungenen vor
dem Feuer eines Reduits sich nicht behaupten, sondern müssen sich begnügen,
den Stand der Brustwehr mit Schützen besetzt zu halten. Zur Wiederein¬
nahme des Werkes eilen türkische Reserven herbei. Die Kavallerie, zum Theil
zu Fuß, und zwei herankommende Bataillone der Reserve helfen diesen An¬
griff abzuwehren und verfolgen die aus dem Werke vertriebenen Türken bis
an und in die Stadt. Das Bataillon in dem Reduit ergibt sich erst um 4 Uhr
des Morgens.

Die 6. Kolonne ging in 2 Abtheilungen neben einander vor. Die rechte
Abtheilung geräth in das Flankenfeuer von Fort Karadag und von Schützen¬
gräben und Batterien, welche zwischen Hcifiz-Pascha und Karadag liegen; diese
letzteren werden genommen und ihre Besatzung wird so energisch verfolgt, daß
es gelingt, auch Fort Karadag ohne große Anstrengung zu nehmen und gegen
einen Vorstoß von Fort Arad zu behaupten. Die linke Flügelabtheilung der
6. Kolonne umgeht während dieses Kampfes Hafiz-Pascha in der rechten Flanke,
wo ein Theil der 5. Kolonne eine Zwischenbatterie genommen hat.. Von dieser
Seite wird das. Fort gestürmt. Sein Reduit war durch die Belagernngsbat-
terien in Trümmer gelegt.

Die 7. Kolonne nahm, nachdem Karadag bereits in die Hände der
6. Kolonne gefallen, ihrerseits nach leichtem Kampfe auch Fort Arad.

Um 4 Uhr früh am 18. November waren alle Forts des rechten Ufers
in den Händen der Russen, bedeutende Theile der Kolonnen 4, 5 und 6
waren bereits in die Stadt eingedrungen, und die Zitadelle ergab sich ohne
einen Angriff abzuwarten. Die türkischen Streitkräfte sammelten sich auf dem
linken Flußufer. Am Morgen des 18. versuchten sie nach Westen und Nord-
westen durchzubrechen. Die Infanterie der dort stehenden beiden Kolonnen
und die russische Kavallerie verlegten ihnen den Abzug in der Front, die russi¬
schen Truppen vom rechten Ufer drängten nach; bald mußten 5 Pascha's mit
noch 17,000 Mann, wovon 4500 Verwundete und Kranke, sich zur Kapitu¬
lation entschließen. Der Sturm hatte den Türken 2500 Todte gekostet


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/336>, abgerufen am 15.05.2024.