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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Insel Upolu durch Kapitän von Werner von der Korvette "Ariadne" im Namen
des deutschen Reichs mit Beschlag belegt, bis die Regierung von Samoa ge¬
wissen Verpflichtungen, die sie uns gegenüber einging, gerecht geworden ist.
Unter diesen Umständen erscheint es am Platze, einen Blick auf Samoa und seine
Beziehungen zum deutschen Reiche zu werfen.

Die Samoa- oder Schifferinseln bestehen aus drei größeren und einer
Gruppe von drei kleineren Inseln; erstere heißen Sawaii, Upolu und Tutnila.
Alle zusammen haben etwa 50 Quadratmeilen, sind mithin so groß wie Meck¬
lenburg - Strelitz. Vom Meere gesehen, gewähren die Inseln einen überaus
reizenden und anmuthigen Anblick. Alle sind bergig und hoch, wenn auch die
höchsten Spitzen kaum 1200 bis 1300 Meter erreichen. Die Berge sind vul¬
kanischen Ursprungs, wie es die noch erhaltenen Krater und die Gesteine (Laven,
Tuff, Basalt) beweisen. Auch sind Erdbeben häufig und heiße Quellen vor¬
handen, aber das Meer ringsum ist sicher und bietet keine Gefahren, da die
Riffe und Korallenbänke, die an andern Südseeinseln so häufig, auf ein Mini¬
mum beschränkt siud. Der Boden ist, mit Ausnahme von solchen Stellen, wo
die Lava noch nicht ausgelöst ist, von großer Fruchtbarkeit, alles ist mit einer
glänzenden und üppigen Vegetation bedeckt, der Archipel gehört daher zu den
schönsten und reichsten des Ozeans und ist für den Handelsverkehr besser
geeignet als mancher andere. Die Bewässerung ist reichlich, aus den Bergen
fließen eine Menge kleiner Bäche zu den Küsten, von denen mehrere in den
Höhlen des vulkanischen Gesteins versinken.

Bis auf die angebauten Stellen ist alles ans diesen Inseln mit den
prächtigsten Wäldern bedeckt; die Flora hat etwas vom indischen Charakter
und zeichnet sich namentlich durch schöne Farren aus. An eigenen Landthieren be¬
saßen die Juseln nur deu fliegenden Hund, ein paar Fledermäuse und Schweine
zur Zeit der Entdeckung, doch sind jetzt die europäischen Hausthiere eingebürgert.

Das Klima der Inseln ist ein sehr gleichmäßiges, es gilt zwar für feucht,
doch auch für sehr angenehm und als ein Tropenklima für nicht ungesund.
Der Regen mäßigt die Hitze und bedingt zugleich die Ueppigkeit der Vegetation.
Man unterscheidet eine Regen- und Trockenzeit. In den Januar bis März
fallen die zum Glück seltenen, mit Recht aber gefürchteten Orkane, deren Wir¬
kungen so schrecklich sind, daß in ihrem Gefolge selbst Hungersnoth aufge¬
treten ist.

Die Insel, welche uus hier am meisten interessirt, da auf ihr die Beschlag¬
nahme durch die Deutschen stattfand, ist Upolu.") Sie ist 9 bis 10 Meilen



*) Vergleiche die Karte im ersten Hefte des Journals des Museum Godcffrvu (Hamburg.
1873); diese Zeitschrift ist die beste Quelle über die Topographie der Samoa-Inseln,

Insel Upolu durch Kapitän von Werner von der Korvette „Ariadne" im Namen
des deutschen Reichs mit Beschlag belegt, bis die Regierung von Samoa ge¬
wissen Verpflichtungen, die sie uns gegenüber einging, gerecht geworden ist.
Unter diesen Umständen erscheint es am Platze, einen Blick auf Samoa und seine
Beziehungen zum deutschen Reiche zu werfen.

Die Samoa- oder Schifferinseln bestehen aus drei größeren und einer
Gruppe von drei kleineren Inseln; erstere heißen Sawaii, Upolu und Tutnila.
Alle zusammen haben etwa 50 Quadratmeilen, sind mithin so groß wie Meck¬
lenburg - Strelitz. Vom Meere gesehen, gewähren die Inseln einen überaus
reizenden und anmuthigen Anblick. Alle sind bergig und hoch, wenn auch die
höchsten Spitzen kaum 1200 bis 1300 Meter erreichen. Die Berge sind vul¬
kanischen Ursprungs, wie es die noch erhaltenen Krater und die Gesteine (Laven,
Tuff, Basalt) beweisen. Auch sind Erdbeben häufig und heiße Quellen vor¬
handen, aber das Meer ringsum ist sicher und bietet keine Gefahren, da die
Riffe und Korallenbänke, die an andern Südseeinseln so häufig, auf ein Mini¬
mum beschränkt siud. Der Boden ist, mit Ausnahme von solchen Stellen, wo
die Lava noch nicht ausgelöst ist, von großer Fruchtbarkeit, alles ist mit einer
glänzenden und üppigen Vegetation bedeckt, der Archipel gehört daher zu den
schönsten und reichsten des Ozeans und ist für den Handelsverkehr besser
geeignet als mancher andere. Die Bewässerung ist reichlich, aus den Bergen
fließen eine Menge kleiner Bäche zu den Küsten, von denen mehrere in den
Höhlen des vulkanischen Gesteins versinken.

Bis auf die angebauten Stellen ist alles ans diesen Inseln mit den
prächtigsten Wäldern bedeckt; die Flora hat etwas vom indischen Charakter
und zeichnet sich namentlich durch schöne Farren aus. An eigenen Landthieren be¬
saßen die Juseln nur deu fliegenden Hund, ein paar Fledermäuse und Schweine
zur Zeit der Entdeckung, doch sind jetzt die europäischen Hausthiere eingebürgert.

Das Klima der Inseln ist ein sehr gleichmäßiges, es gilt zwar für feucht,
doch auch für sehr angenehm und als ein Tropenklima für nicht ungesund.
Der Regen mäßigt die Hitze und bedingt zugleich die Ueppigkeit der Vegetation.
Man unterscheidet eine Regen- und Trockenzeit. In den Januar bis März
fallen die zum Glück seltenen, mit Recht aber gefürchteten Orkane, deren Wir¬
kungen so schrecklich sind, daß in ihrem Gefolge selbst Hungersnoth aufge¬
treten ist.

Die Insel, welche uus hier am meisten interessirt, da auf ihr die Beschlag¬
nahme durch die Deutschen stattfand, ist Upolu.") Sie ist 9 bis 10 Meilen



*) Vergleiche die Karte im ersten Hefte des Journals des Museum Godcffrvu (Hamburg.
1873); diese Zeitschrift ist die beste Quelle über die Topographie der Samoa-Inseln,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/338>, abgerufen am 15.05.2024.