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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Während die eben erwähnten Kämpfe in der Umgegend von Philippopel
sich abspielten, hatte General Radetzki bereits die Straße nach Adrianopel er¬
reicht. Ihm war inzwischen auch das russische große Hauptquartier gefolgt,
und das Grenadierkorps nebst der 26. Division war über den Balkan im
Anzüge.

Schon am 14. Januar hatte Radetzki's Vorhut das in Brand gesteckte
Eski-Saghra besetzt, am 16. Januar Hermanli an der Straße Philippopel-
Adrianopel nach hartnäckigem Kampfe mit den bewaffneten Einwohnern ge¬
nommen; der 18. Januar brachte die Besetzung von Mustaph a-Pascha, der
20. Januar die Besitznahme v on Adrianopel, dessen schwache Besatzung
ohne Widerstand zu leisten abgezogen war.

Nach der Abdrängung Suleiman's war Mehemed Ali zum Ober¬
befehlshaber der (nicht vorhandenen) Armee von Adrianopel ernannt worden
und hatte Vollmacht zum Abschluß eines Waffenstillstandes erhalten. Am Tage
der Besetzung von Adrianopel begannen im russischen Hauptquartier zu Kasan-
lyk die Verhandlungen über den Waffenstillstand. Die Vorwärts¬
bewegung der russischen Heere aber hörte deshalb nicht auf. Der 24. Januar
sah die russische Vorhut in Lules-Bergas (Araba) an der Straße nach
Konstantinopel, der 29. Januar führte sie nach Tschorlu an der genannten
Straße und nach Rodosto am Marmara-Meer. Nach der Verlegung des
russischen Hauptquartiers von Kasanlyk nach Adrianopel am 26. Januar waren
die Verhandlungen dort fortgesetzt wurden und endeten am 31. Januar mit
Unterzeichnung der AöQvrg,1Sö Ah 1a xa,1x a,v6v oouvsntiov
ä'arwSL. Die Feindseligkeiten wurde" danach eingestellt. In den folgenden
Tagen bezogen die russischen Truppen Stellungen um Tschataldscha, wodurch
die Halbinsel, auf der Konstantinopel liegt, von Meer zu Meer abgesperrt war.

Am 24. Februar wurde das russische Hauptquartier nach San Stefano
sast unmittelbar vor die Thore von Konstantinopel verlegt. Erst am 3. März
erfolgte die Unterzeichnung des Präliminar-Friedens von San Stefano.




Während die eben erwähnten Kämpfe in der Umgegend von Philippopel
sich abspielten, hatte General Radetzki bereits die Straße nach Adrianopel er¬
reicht. Ihm war inzwischen auch das russische große Hauptquartier gefolgt,
und das Grenadierkorps nebst der 26. Division war über den Balkan im
Anzüge.

Schon am 14. Januar hatte Radetzki's Vorhut das in Brand gesteckte
Eski-Saghra besetzt, am 16. Januar Hermanli an der Straße Philippopel-
Adrianopel nach hartnäckigem Kampfe mit den bewaffneten Einwohnern ge¬
nommen; der 18. Januar brachte die Besetzung von Mustaph a-Pascha, der
20. Januar die Besitznahme v on Adrianopel, dessen schwache Besatzung
ohne Widerstand zu leisten abgezogen war.

Nach der Abdrängung Suleiman's war Mehemed Ali zum Ober¬
befehlshaber der (nicht vorhandenen) Armee von Adrianopel ernannt worden
und hatte Vollmacht zum Abschluß eines Waffenstillstandes erhalten. Am Tage
der Besetzung von Adrianopel begannen im russischen Hauptquartier zu Kasan-
lyk die Verhandlungen über den Waffenstillstand. Die Vorwärts¬
bewegung der russischen Heere aber hörte deshalb nicht auf. Der 24. Januar
sah die russische Vorhut in Lules-Bergas (Araba) an der Straße nach
Konstantinopel, der 29. Januar führte sie nach Tschorlu an der genannten
Straße und nach Rodosto am Marmara-Meer. Nach der Verlegung des
russischen Hauptquartiers von Kasanlyk nach Adrianopel am 26. Januar waren
die Verhandlungen dort fortgesetzt wurden und endeten am 31. Januar mit
Unterzeichnung der AöQvrg,1Sö Ah 1a xa,1x a,v6v oouvsntiov
ä'arwSL. Die Feindseligkeiten wurde» danach eingestellt. In den folgenden
Tagen bezogen die russischen Truppen Stellungen um Tschataldscha, wodurch
die Halbinsel, auf der Konstantinopel liegt, von Meer zu Meer abgesperrt war.

Am 24. Februar wurde das russische Hauptquartier nach San Stefano
sast unmittelbar vor die Thore von Konstantinopel verlegt. Erst am 3. März
erfolgte die Unterzeichnung des Präliminar-Friedens von San Stefano.




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[0420] Während die eben erwähnten Kämpfe in der Umgegend von Philippopel sich abspielten, hatte General Radetzki bereits die Straße nach Adrianopel er¬ reicht. Ihm war inzwischen auch das russische große Hauptquartier gefolgt, und das Grenadierkorps nebst der 26. Division war über den Balkan im Anzüge. Schon am 14. Januar hatte Radetzki's Vorhut das in Brand gesteckte Eski-Saghra besetzt, am 16. Januar Hermanli an der Straße Philippopel- Adrianopel nach hartnäckigem Kampfe mit den bewaffneten Einwohnern ge¬ nommen; der 18. Januar brachte die Besetzung von Mustaph a-Pascha, der 20. Januar die Besitznahme v on Adrianopel, dessen schwache Besatzung ohne Widerstand zu leisten abgezogen war. Nach der Abdrängung Suleiman's war Mehemed Ali zum Ober¬ befehlshaber der (nicht vorhandenen) Armee von Adrianopel ernannt worden und hatte Vollmacht zum Abschluß eines Waffenstillstandes erhalten. Am Tage der Besetzung von Adrianopel begannen im russischen Hauptquartier zu Kasan- lyk die Verhandlungen über den Waffenstillstand. Die Vorwärts¬ bewegung der russischen Heere aber hörte deshalb nicht auf. Der 24. Januar sah die russische Vorhut in Lules-Bergas (Araba) an der Straße nach Konstantinopel, der 29. Januar führte sie nach Tschorlu an der genannten Straße und nach Rodosto am Marmara-Meer. Nach der Verlegung des russischen Hauptquartiers von Kasanlyk nach Adrianopel am 26. Januar waren die Verhandlungen dort fortgesetzt wurden und endeten am 31. Januar mit Unterzeichnung der AöQvrg,1Sö Ah 1a xa,1x a,v6v oouvsntiov ä'arwSL. Die Feindseligkeiten wurde» danach eingestellt. In den folgenden Tagen bezogen die russischen Truppen Stellungen um Tschataldscha, wodurch die Halbinsel, auf der Konstantinopel liegt, von Meer zu Meer abgesperrt war. Am 24. Februar wurde das russische Hauptquartier nach San Stefano sast unmittelbar vor die Thore von Konstantinopel verlegt. Erst am 3. März erfolgte die Unterzeichnung des Präliminar-Friedens von San Stefano.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/420>, abgerufen am 15.05.2024.