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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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Ausgabe des nächsten Mvnumentenheftes ihren Protest veröffentlichen (5. Nov.
1836). Sie erklärte, daß Rom Mittelpunkt des Instituts sei, alle Schriften des
nächsten Jahres dort erscheinen würden und die französischen Publikationen vom
Institut ganz unabhängig seien. Dies wirkte. Schon am 6. December traf ein
Schreiben des Pariser Comite's in Rom ein, welches die Bereitwilligkeit zur
Aussöhnung erklärte. Die letzten Vorschläge Gerhards wurden angenommen,
in einem acht Artikel enthaltenden Concordat genauer präcisirt und durch ein
Dvppelmanifest die Wiedervereinigung proclamirt und die Subseription auf die
erweiterte Publikation empfohlen. Die persönlichen Ansprüche Gerhards und
Panofka's fanden, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit, ihre Erledigung. Gerhard
verzichtete mit leichterem Herzen auf den größten Theil seiner Geldforderungen,
als auf seine leitende Stellung in seiner Schöpfung. Die Zusatzartikel zu den
Statuten vom 16. December bestimmten, daß die laufenden Geschäfte und die
gesammte Redaction von den beiden besoldeten und verantwortlichen römischen
Secretären geführt werden, daß diese mit dem Generalsecretär und den beiden
Stifter - Secretciren -- Gerhard und Panofka -- sofern diese in Rom wären,
den Verwaltungsrath bilden und daß die Direction wie früher aus den zehn
Stiftern oder ihren Nachfolgern bestehen sollte. Die öffentlichen Vorlesungen
sowie der Katalog-Plan Bunsens wurden als Theile des Jnstitutsprogrcunmes
aufgenommen.

Die glückliche Beseitigung der Schwierigkeiten und Gefahren festigte die
Wurzeln der Anstalt im römischen Boden sowie das Band unter den Genossen.
Am Winckelmanns-Tage vereinigten sie sich in den geweihten Räumen der Villa
Albcmi in gehobener Stimmung zu gemeinsamer Kunstbetrachtung und Abends
bei Fackelschein zu einem Festmahl. Dann nahm Gerhard Abschied von der
geliebten Stätte, die ihm so viel Mühe, aber auch so viel Lohn gebracht während
der zweimal sieben Jahre, die er hier der Wissenschaft gewidmet. Mit den
Worten Dante's: vsnZo all looo, vo<z toi'u^r äesio schloß er den Bericht im
Lallsttirw, in welchem er die Resultate der letzten drei Jahre darstellte, und
auf deu Titel des ersten in Berlin geschriebenen Buches setzte er die Worte
des Tacitus: (juif porro Italie rsliota AoriuaQiAiu, xotorst, niÄ si xli-tria sit?
Am 14. März 1837 gaben die römischen Genossen ihm das Abschiedsfest. Er
besuchte uoch Griechenland und ließ auch dort Anregung und dankbares Andenken
zurück. Mit vollem Rechte verehrt das Institut und die archäologische Wissen-
schaft in ihm einen der aufopferungsvollsten und verdientesten Pioniere. Auch
der Herzog von Luynes trat, nachdem die Aufwallung seines leicht erregbaren
Gemüthes sich gelegt und er die Berechtigung der Neuerungen erkannt hatte,
wieder in den Freundeskreis mit der alten Wärme ein und blieb dem Institute
ohne Wanken treu als Freund und liberaler Förderer.


Ausgabe des nächsten Mvnumentenheftes ihren Protest veröffentlichen (5. Nov.
1836). Sie erklärte, daß Rom Mittelpunkt des Instituts sei, alle Schriften des
nächsten Jahres dort erscheinen würden und die französischen Publikationen vom
Institut ganz unabhängig seien. Dies wirkte. Schon am 6. December traf ein
Schreiben des Pariser Comite's in Rom ein, welches die Bereitwilligkeit zur
Aussöhnung erklärte. Die letzten Vorschläge Gerhards wurden angenommen,
in einem acht Artikel enthaltenden Concordat genauer präcisirt und durch ein
Dvppelmanifest die Wiedervereinigung proclamirt und die Subseription auf die
erweiterte Publikation empfohlen. Die persönlichen Ansprüche Gerhards und
Panofka's fanden, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit, ihre Erledigung. Gerhard
verzichtete mit leichterem Herzen auf den größten Theil seiner Geldforderungen,
als auf seine leitende Stellung in seiner Schöpfung. Die Zusatzartikel zu den
Statuten vom 16. December bestimmten, daß die laufenden Geschäfte und die
gesammte Redaction von den beiden besoldeten und verantwortlichen römischen
Secretären geführt werden, daß diese mit dem Generalsecretär und den beiden
Stifter - Secretciren — Gerhard und Panofka — sofern diese in Rom wären,
den Verwaltungsrath bilden und daß die Direction wie früher aus den zehn
Stiftern oder ihren Nachfolgern bestehen sollte. Die öffentlichen Vorlesungen
sowie der Katalog-Plan Bunsens wurden als Theile des Jnstitutsprogrcunmes
aufgenommen.

Die glückliche Beseitigung der Schwierigkeiten und Gefahren festigte die
Wurzeln der Anstalt im römischen Boden sowie das Band unter den Genossen.
Am Winckelmanns-Tage vereinigten sie sich in den geweihten Räumen der Villa
Albcmi in gehobener Stimmung zu gemeinsamer Kunstbetrachtung und Abends
bei Fackelschein zu einem Festmahl. Dann nahm Gerhard Abschied von der
geliebten Stätte, die ihm so viel Mühe, aber auch so viel Lohn gebracht während
der zweimal sieben Jahre, die er hier der Wissenschaft gewidmet. Mit den
Worten Dante's: vsnZo all looo, vo<z toi'u^r äesio schloß er den Bericht im
Lallsttirw, in welchem er die Resultate der letzten drei Jahre darstellte, und
auf deu Titel des ersten in Berlin geschriebenen Buches setzte er die Worte
des Tacitus: (juif porro Italie rsliota AoriuaQiAiu, xotorst, niÄ si xli-tria sit?
Am 14. März 1837 gaben die römischen Genossen ihm das Abschiedsfest. Er
besuchte uoch Griechenland und ließ auch dort Anregung und dankbares Andenken
zurück. Mit vollem Rechte verehrt das Institut und die archäologische Wissen-
schaft in ihm einen der aufopferungsvollsten und verdientesten Pioniere. Auch
der Herzog von Luynes trat, nachdem die Aufwallung seines leicht erregbaren
Gemüthes sich gelegt und er die Berechtigung der Neuerungen erkannt hatte,
wieder in den Freundeskreis mit der alten Wärme ein und blieb dem Institute
ohne Wanken treu als Freund und liberaler Förderer.


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[0429] Ausgabe des nächsten Mvnumentenheftes ihren Protest veröffentlichen (5. Nov. 1836). Sie erklärte, daß Rom Mittelpunkt des Instituts sei, alle Schriften des nächsten Jahres dort erscheinen würden und die französischen Publikationen vom Institut ganz unabhängig seien. Dies wirkte. Schon am 6. December traf ein Schreiben des Pariser Comite's in Rom ein, welches die Bereitwilligkeit zur Aussöhnung erklärte. Die letzten Vorschläge Gerhards wurden angenommen, in einem acht Artikel enthaltenden Concordat genauer präcisirt und durch ein Dvppelmanifest die Wiedervereinigung proclamirt und die Subseription auf die erweiterte Publikation empfohlen. Die persönlichen Ansprüche Gerhards und Panofka's fanden, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit, ihre Erledigung. Gerhard verzichtete mit leichterem Herzen auf den größten Theil seiner Geldforderungen, als auf seine leitende Stellung in seiner Schöpfung. Die Zusatzartikel zu den Statuten vom 16. December bestimmten, daß die laufenden Geschäfte und die gesammte Redaction von den beiden besoldeten und verantwortlichen römischen Secretären geführt werden, daß diese mit dem Generalsecretär und den beiden Stifter - Secretciren — Gerhard und Panofka — sofern diese in Rom wären, den Verwaltungsrath bilden und daß die Direction wie früher aus den zehn Stiftern oder ihren Nachfolgern bestehen sollte. Die öffentlichen Vorlesungen sowie der Katalog-Plan Bunsens wurden als Theile des Jnstitutsprogrcunmes aufgenommen. Die glückliche Beseitigung der Schwierigkeiten und Gefahren festigte die Wurzeln der Anstalt im römischen Boden sowie das Band unter den Genossen. Am Winckelmanns-Tage vereinigten sie sich in den geweihten Räumen der Villa Albcmi in gehobener Stimmung zu gemeinsamer Kunstbetrachtung und Abends bei Fackelschein zu einem Festmahl. Dann nahm Gerhard Abschied von der geliebten Stätte, die ihm so viel Mühe, aber auch so viel Lohn gebracht während der zweimal sieben Jahre, die er hier der Wissenschaft gewidmet. Mit den Worten Dante's: vsnZo all looo, vo<z toi'u^r äesio schloß er den Bericht im Lallsttirw, in welchem er die Resultate der letzten drei Jahre darstellte, und auf deu Titel des ersten in Berlin geschriebenen Buches setzte er die Worte des Tacitus: (juif porro Italie rsliota AoriuaQiAiu, xotorst, niÄ si xli-tria sit? Am 14. März 1837 gaben die römischen Genossen ihm das Abschiedsfest. Er besuchte uoch Griechenland und ließ auch dort Anregung und dankbares Andenken zurück. Mit vollem Rechte verehrt das Institut und die archäologische Wissen- schaft in ihm einen der aufopferungsvollsten und verdientesten Pioniere. Auch der Herzog von Luynes trat, nachdem die Aufwallung seines leicht erregbaren Gemüthes sich gelegt und er die Berechtigung der Neuerungen erkannt hatte, wieder in den Freundeskreis mit der alten Wärme ein und blieb dem Institute ohne Wanken treu als Freund und liberaler Förderer.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/429>, abgerufen am 19.05.2024.