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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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zusammengefaßt werden, sammeln zu lassen. Kekule selbst, von dem Maler
L. Otto unterstützt, unterzog sich der Aufgabe und veröffentlichte schon 1877
eine glänzende Probe in den "Griechischen Thonfiguren aus Taragra", in denen
bisher fast ganz unbekannte reizende Erzeugnisse einer hochentwickelten Kleinkunst
bewundert wurden. In dieselbe Kategorie gehört die neuerdings begonnene
Durchforschung der -- auch unedirten -- archäologischen Literatur zum Zwecke
der Aufstellung eines Repertoriums aller antiken Bildwerke, das seinerseits als
Grundlage für die Bearbeitung der Serien-Publikationen dienen kann. Gleich¬
falls mit diesen in Zusamenhang steht die Katalogisirung der vorhandenen
Antikensammlungen, die das Institut zu veranstalten oder zu unterstützen sich
bemüht, sowie die selbständigen Ausgrabungen und topographischen Aufnahmen
an besonders wichtigen Orten. Die beiden bedeutendsten Unternehmungen dieser
Art sind, wie jedem bekannt, die gegenwärtig noch im Gange befindlichen Aus¬
grabungen zu Olympia und die Aufnahme der Ebene von Athen. Die letztere,
von Curtius veranlaßt, wird nach dem von ihm und dem Vermessungsinspeetor
im großen Generalstabe, Kaupert, entworfenen Plane dnrch den letzteren im
Verein mit dem Hauptmann Siemers und den Premierlieutemnts v. Alten
und v. Weddig ausgeführt. Die Ausgrabungen in dein heiligen Festbezirk von
Olympia sind auf Grund eines Staatsvertrages zwischen dem deutschen Reiche
und Griechenland unter der Leitung von Curtius, Adler und Hirschfeld am
4. October 1875 begonnen und seitdem in vier Campagnen fortgesetzt worden.
Den regelmüßigen Fundberichten in der Archäologischen Zeitung ist jedesmal
nach dem Schluß der Campagne ein mit Abbildungen versehener, elegant aus¬
gestatteter Bericht gefolgt, der den Beweis dafür liefert, daß das Unternehmen
von Wichtigkeit für die Kunst- und Culturgeschichte Griechenlands gewesen ist.

Das ätherische Institut zeigte unter Köhlers Leitung sehr bald, daß es
auch neben der einheimischen archäologischen Gesellschaft und der schon seit einem
Vierteljahrhundert bestehenden Levis I^iiyaiLe genug zu thun fand und zu
leisten verstand. In freundschaftlichen Beziehungen zu diesen beiden Anstalten,
deren letztere unter A. Dumont 1871 reorganisirt und 1876 durch ein Institut
xour 1a oorrSsvonälMLo Köllürüius erweitert wurde und seit 1877 auch ein
Bulletin herausgab, trat das deutsche Institut in die Fußtapfen des römischen,
indem es allwinterlich regelmäßige Sitzungen hielt, in seinen vorwiegend deutsch¬
sprachlichen Publikationen Fundberichte und Abhandlungen gab und für die
Stipendiaten, welche von Rom aus von nun auch einen Abstecher nach Griechen¬
land zu machen pflegten, als vereinigendes und, belehrendes Centrum diente.
Die Publikation führt den Titel "Mittheilungen des deutschen archäologischen
Instituts in Athen" und erscheint seit 1876 in vierteljährlichen Heften mit Bei^
gäbe kleinerer Inschriftentafeln, Abbildungen und Pläne, aber ohne die großen


zusammengefaßt werden, sammeln zu lassen. Kekule selbst, von dem Maler
L. Otto unterstützt, unterzog sich der Aufgabe und veröffentlichte schon 1877
eine glänzende Probe in den „Griechischen Thonfiguren aus Taragra", in denen
bisher fast ganz unbekannte reizende Erzeugnisse einer hochentwickelten Kleinkunst
bewundert wurden. In dieselbe Kategorie gehört die neuerdings begonnene
Durchforschung der — auch unedirten — archäologischen Literatur zum Zwecke
der Aufstellung eines Repertoriums aller antiken Bildwerke, das seinerseits als
Grundlage für die Bearbeitung der Serien-Publikationen dienen kann. Gleich¬
falls mit diesen in Zusamenhang steht die Katalogisirung der vorhandenen
Antikensammlungen, die das Institut zu veranstalten oder zu unterstützen sich
bemüht, sowie die selbständigen Ausgrabungen und topographischen Aufnahmen
an besonders wichtigen Orten. Die beiden bedeutendsten Unternehmungen dieser
Art sind, wie jedem bekannt, die gegenwärtig noch im Gange befindlichen Aus¬
grabungen zu Olympia und die Aufnahme der Ebene von Athen. Die letztere,
von Curtius veranlaßt, wird nach dem von ihm und dem Vermessungsinspeetor
im großen Generalstabe, Kaupert, entworfenen Plane dnrch den letzteren im
Verein mit dem Hauptmann Siemers und den Premierlieutemnts v. Alten
und v. Weddig ausgeführt. Die Ausgrabungen in dein heiligen Festbezirk von
Olympia sind auf Grund eines Staatsvertrages zwischen dem deutschen Reiche
und Griechenland unter der Leitung von Curtius, Adler und Hirschfeld am
4. October 1875 begonnen und seitdem in vier Campagnen fortgesetzt worden.
Den regelmüßigen Fundberichten in der Archäologischen Zeitung ist jedesmal
nach dem Schluß der Campagne ein mit Abbildungen versehener, elegant aus¬
gestatteter Bericht gefolgt, der den Beweis dafür liefert, daß das Unternehmen
von Wichtigkeit für die Kunst- und Culturgeschichte Griechenlands gewesen ist.

Das ätherische Institut zeigte unter Köhlers Leitung sehr bald, daß es
auch neben der einheimischen archäologischen Gesellschaft und der schon seit einem
Vierteljahrhundert bestehenden Levis I^iiyaiLe genug zu thun fand und zu
leisten verstand. In freundschaftlichen Beziehungen zu diesen beiden Anstalten,
deren letztere unter A. Dumont 1871 reorganisirt und 1876 durch ein Institut
xour 1a oorrSsvonälMLo Köllürüius erweitert wurde und seit 1877 auch ein
Bulletin herausgab, trat das deutsche Institut in die Fußtapfen des römischen,
indem es allwinterlich regelmäßige Sitzungen hielt, in seinen vorwiegend deutsch¬
sprachlichen Publikationen Fundberichte und Abhandlungen gab und für die
Stipendiaten, welche von Rom aus von nun auch einen Abstecher nach Griechen¬
land zu machen pflegten, als vereinigendes und, belehrendes Centrum diente.
Die Publikation führt den Titel „Mittheilungen des deutschen archäologischen
Instituts in Athen" und erscheint seit 1876 in vierteljährlichen Heften mit Bei^
gäbe kleinerer Inschriftentafeln, Abbildungen und Pläne, aber ohne die großen


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[0477] zusammengefaßt werden, sammeln zu lassen. Kekule selbst, von dem Maler L. Otto unterstützt, unterzog sich der Aufgabe und veröffentlichte schon 1877 eine glänzende Probe in den „Griechischen Thonfiguren aus Taragra", in denen bisher fast ganz unbekannte reizende Erzeugnisse einer hochentwickelten Kleinkunst bewundert wurden. In dieselbe Kategorie gehört die neuerdings begonnene Durchforschung der — auch unedirten — archäologischen Literatur zum Zwecke der Aufstellung eines Repertoriums aller antiken Bildwerke, das seinerseits als Grundlage für die Bearbeitung der Serien-Publikationen dienen kann. Gleich¬ falls mit diesen in Zusamenhang steht die Katalogisirung der vorhandenen Antikensammlungen, die das Institut zu veranstalten oder zu unterstützen sich bemüht, sowie die selbständigen Ausgrabungen und topographischen Aufnahmen an besonders wichtigen Orten. Die beiden bedeutendsten Unternehmungen dieser Art sind, wie jedem bekannt, die gegenwärtig noch im Gange befindlichen Aus¬ grabungen zu Olympia und die Aufnahme der Ebene von Athen. Die letztere, von Curtius veranlaßt, wird nach dem von ihm und dem Vermessungsinspeetor im großen Generalstabe, Kaupert, entworfenen Plane dnrch den letzteren im Verein mit dem Hauptmann Siemers und den Premierlieutemnts v. Alten und v. Weddig ausgeführt. Die Ausgrabungen in dein heiligen Festbezirk von Olympia sind auf Grund eines Staatsvertrages zwischen dem deutschen Reiche und Griechenland unter der Leitung von Curtius, Adler und Hirschfeld am 4. October 1875 begonnen und seitdem in vier Campagnen fortgesetzt worden. Den regelmüßigen Fundberichten in der Archäologischen Zeitung ist jedesmal nach dem Schluß der Campagne ein mit Abbildungen versehener, elegant aus¬ gestatteter Bericht gefolgt, der den Beweis dafür liefert, daß das Unternehmen von Wichtigkeit für die Kunst- und Culturgeschichte Griechenlands gewesen ist. Das ätherische Institut zeigte unter Köhlers Leitung sehr bald, daß es auch neben der einheimischen archäologischen Gesellschaft und der schon seit einem Vierteljahrhundert bestehenden Levis I^iiyaiLe genug zu thun fand und zu leisten verstand. In freundschaftlichen Beziehungen zu diesen beiden Anstalten, deren letztere unter A. Dumont 1871 reorganisirt und 1876 durch ein Institut xour 1a oorrSsvonälMLo Köllürüius erweitert wurde und seit 1877 auch ein Bulletin herausgab, trat das deutsche Institut in die Fußtapfen des römischen, indem es allwinterlich regelmäßige Sitzungen hielt, in seinen vorwiegend deutsch¬ sprachlichen Publikationen Fundberichte und Abhandlungen gab und für die Stipendiaten, welche von Rom aus von nun auch einen Abstecher nach Griechen¬ land zu machen pflegten, als vereinigendes und, belehrendes Centrum diente. Die Publikation führt den Titel „Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts in Athen" und erscheint seit 1876 in vierteljährlichen Heften mit Bei^ gäbe kleinerer Inschriftentafeln, Abbildungen und Pläne, aber ohne die großen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/477>, abgerufen am 17.06.2024.