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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Gin mores Prachtwerk.

übrigen sind unbedeutend, Hermann Kaulbachs "Jnr Bnrggnrte" zu Nürnberg"
-- eine Edeldame, die mit zwei Kindern an der Burgmauer zur Umsicht steht --
herzlich langweilig. Bleibtreus "Gefangennahme Friedrichs des Schonen in der
Schlacht bei Mühlberg" ein bloßer Knäuel von Pferde- und Menschculeibern und
überdies eine wahre Versündigung gegen den Holzschnitt. Von den Textillu-
strativncn interessiren natürlich am meisten die, welche einfache Abbildungen
historischer Denkmäler geben, wie der Grabstein der "Weißen Fran," die beiden
Wandgemälde in der Münsterkirche zu Heilsbronn, welche Elisabeth von Thüringen
mit ihren Töchtern und Friedrich V. mit seinen Söhnen darstellen, n. a. Wir
wollen nicht wiederholen, was wir zehnmal schon in d. Bl. gesagt, daß Nur die
Beschränkung auf derartige authentische Abbildungen, wie sie die enltnrgeschicht-
lichen Prachtwerke der Franzosen üben, für die einzig richtige und zulässige Art
halten, dergleichen Werke überhaupt zu illustriren. Wir wundern uns, ehrlich
gestanden, daß so treffliche Forscher, wie die beiden Verfasser, ihre .Hand dazu
geboten haben, zu einem solchen Kunterbunt von Bildern, wie es auch hier wieder
entstehe" wird, den Text zu liefern.

Wie die üblichen Prospcetfanfnren verkündigen, soll im Texte "mit kurzen
und kräftigen Zügen veranschaulicht werden, wie sich die Hohenzollern im Mittel-
alter von Stufe zu Stufe emporgeschwungen und allmählich hinreichende Kraft
gewonnen haben, um an die Erfüllung ihrer Mission zum Heile deS gesammten
Vaterlandes herantreten zu können. Dann -- von der Zeit Friedrich Wilhelms
des großen Kurfürsten an -- wird die Erzählung in breitern Strome fließen
und im einzelnen darlegen, wie die Herrscher von Brandenburg-Preußen für
ihren Staat und für Deutschland gehandelt und gelitten, gekämpft und gesiegt
haben, bis sie mitten im Schlachtendonner den Gipfel der Ehren, die Kaiser¬
krone erwarben, welche die deutschen Fürsten und das gesammte deutsche Volk
ihnen aus freiem Antrieb und hochbeglückt entgegenbrachten." Man darf von
den beiden Verfassern erwarten, daß sie ihre Aufgabe, in deren Lösung sie sich
wohl in der Weise getheilt haben, daß Graf Stillfried die ..Hohenzollern,"
Bernhard Kugler das "Deutsche Baterland" übernommen hat, d. h. daß der
erstere alles auf die Geschichte des eigentlichen Geschlechts bezügliche Material
bearbeiten, der letztere den breitern historischen Hintergrund zeichnen wird, sachlich
in jeder Weise werden gerecht werden. Die wenigen Seiten, welche die erste
Lieferung enthält, machen in dieser Beziehung die besten Erwartungen rege. Sie
zeichnen sich aber auch in der Darstellung vor manchen Prachtwerktexten ans
durch ihre schlichte Anspruchslosigkeit und deu Verzicht auf alles rhetorische Ge¬
pränge. Nur auf einen stilistischen Mangel erlauben wir uns die Verfasser
hinznweisennndsie inständigst für die FortsehnngdeS Texte? um dessen Beseitigung


Gin mores Prachtwerk.

übrigen sind unbedeutend, Hermann Kaulbachs „Jnr Bnrggnrte» zu Nürnberg"
— eine Edeldame, die mit zwei Kindern an der Burgmauer zur Umsicht steht —
herzlich langweilig. Bleibtreus „Gefangennahme Friedrichs des Schonen in der
Schlacht bei Mühlberg" ein bloßer Knäuel von Pferde- und Menschculeibern und
überdies eine wahre Versündigung gegen den Holzschnitt. Von den Textillu-
strativncn interessiren natürlich am meisten die, welche einfache Abbildungen
historischer Denkmäler geben, wie der Grabstein der „Weißen Fran," die beiden
Wandgemälde in der Münsterkirche zu Heilsbronn, welche Elisabeth von Thüringen
mit ihren Töchtern und Friedrich V. mit seinen Söhnen darstellen, n. a. Wir
wollen nicht wiederholen, was wir zehnmal schon in d. Bl. gesagt, daß Nur die
Beschränkung auf derartige authentische Abbildungen, wie sie die enltnrgeschicht-
lichen Prachtwerke der Franzosen üben, für die einzig richtige und zulässige Art
halten, dergleichen Werke überhaupt zu illustriren. Wir wundern uns, ehrlich
gestanden, daß so treffliche Forscher, wie die beiden Verfasser, ihre .Hand dazu
geboten haben, zu einem solchen Kunterbunt von Bildern, wie es auch hier wieder
entstehe» wird, den Text zu liefern.

Wie die üblichen Prospcetfanfnren verkündigen, soll im Texte „mit kurzen
und kräftigen Zügen veranschaulicht werden, wie sich die Hohenzollern im Mittel-
alter von Stufe zu Stufe emporgeschwungen und allmählich hinreichende Kraft
gewonnen haben, um an die Erfüllung ihrer Mission zum Heile deS gesammten
Vaterlandes herantreten zu können. Dann — von der Zeit Friedrich Wilhelms
des großen Kurfürsten an — wird die Erzählung in breitern Strome fließen
und im einzelnen darlegen, wie die Herrscher von Brandenburg-Preußen für
ihren Staat und für Deutschland gehandelt und gelitten, gekämpft und gesiegt
haben, bis sie mitten im Schlachtendonner den Gipfel der Ehren, die Kaiser¬
krone erwarben, welche die deutschen Fürsten und das gesammte deutsche Volk
ihnen aus freiem Antrieb und hochbeglückt entgegenbrachten." Man darf von
den beiden Verfassern erwarten, daß sie ihre Aufgabe, in deren Lösung sie sich
wohl in der Weise getheilt haben, daß Graf Stillfried die ..Hohenzollern,"
Bernhard Kugler das „Deutsche Baterland" übernommen hat, d. h. daß der
erstere alles auf die Geschichte des eigentlichen Geschlechts bezügliche Material
bearbeiten, der letztere den breitern historischen Hintergrund zeichnen wird, sachlich
in jeder Weise werden gerecht werden. Die wenigen Seiten, welche die erste
Lieferung enthält, machen in dieser Beziehung die besten Erwartungen rege. Sie
zeichnen sich aber auch in der Darstellung vor manchen Prachtwerktexten ans
durch ihre schlichte Anspruchslosigkeit und deu Verzicht auf alles rhetorische Ge¬
pränge. Nur auf einen stilistischen Mangel erlauben wir uns die Verfasser
hinznweisennndsie inständigst für die FortsehnngdeS Texte? um dessen Beseitigung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/587>, abgerufen am 14.05.2024.