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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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UniversitLtsferien,

[Beginn Spaltensatz]
Heil. Drei Könige,
Maria Lichtmeß,
Josefstag,
Fastnacht,
Maria Verkündigung,
Himmelfahrt,
[Spaltenumbruch]
Frohnleichnam,
Johannistag,
Peter und Paul,
Allerheiligen,
Allerseelen
Maria Empfänglich,
[Ende Spaltensatz]

wozu noch an manchen Orten der Tag eines localen Schutzheiligen tritt. Wir
sehen durch diese Feiertage die Ferien noch um fast zwei Wochen vermehrt. Zu¬
fällige Ausfälle der Vorlesungen wegen Krankheit oder sonstiger Verhinderung
der Professoren wollen wirhiebei garnicht anrechnen, obgleich wohl kein Semester
ganz ohne solche vorübergehen dürfte. Unerwähnt können wir jedoch nicht lassen,
daß aus vielen Universitäten sich der Gebrauch eingeschlichen hat, die früher
sechsstündigen Collegien in fünfstündige zu verwandeln, da die Professoren es
für zweckmäßig erachten, sich den sechsten Wochentag, den Sonnabend, ein für
allemal "freizuhalten." Erwägen wir schließlich, daß infolge eines ebenso alten
wie verwerflichen Herkommens von jeder Vorlesungsstunde eine volle Viertel¬
stunde, mithin 2S Procent der ganzen Unterrichtszeit -- das sogenannte aka¬
demische Viertel --, ausfällt, so kommen wir nothgedrungen zu dem Resultate,
daß die Zeit, welche während eines Universitütsjahres auf das Lehren fällt,
eine recht kleine genannt werden muß und in keinem Verhältniß zu dem Auf¬
wandte steht, deu Staat und Studirende für Studienzwecke zu machen ge¬
nöthigt sind.

Daß die Klagen der Examinatoren über mangelhafte Vorbereitung der Can-
didaten durch unsre akademischen Zustände mit verschuldet sind, liegt nach dem
Gesagten auf der Hand. Es bedarf schon eines sehr energischen Strebens und
großer Selbstthätigkeit eines Studirenden, um die lückenhafte Lehrzeit so aus¬
zunutzen, daß den Anforderungen des Examens nicht bloß nothdürftig ent¬
sprochen wird.

Wenn man nur ein wenig dem alten Schlendrian zu Leibe gehen wollte,
so ließen sich sehr wohl andre Resultate erzielen. Eine angemessene Verkürzung
der Ferien würde nicht nur eine quantitative Verlängerung der Vorlesungen
bewirken und das gegenwärtig leider nur zu häufig vorkommende "Nichtfcrtig-
wcrden" der Docenten beschränken, sondern dem Hörer auch ein intensiveres Ein¬
dringen in deu Lehrstoff gestatten. nachfolgender Vorschlag in Betreff dieser
Verkürzung würde, zur Ausführung gebracht, nicht unerheblich dazu beitragen,
die Studienjahre fruchtbringender zu machen.

Beginn des Wintersemesters am 15. Oetober. Beginn der Weihnachtsferien
am 22. December. Wiederaufnahme der Vorlesungen am 2. Januar. Schluß
des Wintersemesters 8 Tage vor Ostern. Beginn des Sommersemesters 8 Tage
nach Ostern. Schluß des Sommersemesters am 16. August. Diese Termine,
deren genaue Einhaltung für die Docenten natürlich obligatorisch sein müßte,


UniversitLtsferien,

[Beginn Spaltensatz]
Heil. Drei Könige,
Maria Lichtmeß,
Josefstag,
Fastnacht,
Maria Verkündigung,
Himmelfahrt,
[Spaltenumbruch]
Frohnleichnam,
Johannistag,
Peter und Paul,
Allerheiligen,
Allerseelen
Maria Empfänglich,
[Ende Spaltensatz]

wozu noch an manchen Orten der Tag eines localen Schutzheiligen tritt. Wir
sehen durch diese Feiertage die Ferien noch um fast zwei Wochen vermehrt. Zu¬
fällige Ausfälle der Vorlesungen wegen Krankheit oder sonstiger Verhinderung
der Professoren wollen wirhiebei garnicht anrechnen, obgleich wohl kein Semester
ganz ohne solche vorübergehen dürfte. Unerwähnt können wir jedoch nicht lassen,
daß aus vielen Universitäten sich der Gebrauch eingeschlichen hat, die früher
sechsstündigen Collegien in fünfstündige zu verwandeln, da die Professoren es
für zweckmäßig erachten, sich den sechsten Wochentag, den Sonnabend, ein für
allemal „freizuhalten." Erwägen wir schließlich, daß infolge eines ebenso alten
wie verwerflichen Herkommens von jeder Vorlesungsstunde eine volle Viertel¬
stunde, mithin 2S Procent der ganzen Unterrichtszeit — das sogenannte aka¬
demische Viertel —, ausfällt, so kommen wir nothgedrungen zu dem Resultate,
daß die Zeit, welche während eines Universitütsjahres auf das Lehren fällt,
eine recht kleine genannt werden muß und in keinem Verhältniß zu dem Auf¬
wandte steht, deu Staat und Studirende für Studienzwecke zu machen ge¬
nöthigt sind.

Daß die Klagen der Examinatoren über mangelhafte Vorbereitung der Can-
didaten durch unsre akademischen Zustände mit verschuldet sind, liegt nach dem
Gesagten auf der Hand. Es bedarf schon eines sehr energischen Strebens und
großer Selbstthätigkeit eines Studirenden, um die lückenhafte Lehrzeit so aus¬
zunutzen, daß den Anforderungen des Examens nicht bloß nothdürftig ent¬
sprochen wird.

Wenn man nur ein wenig dem alten Schlendrian zu Leibe gehen wollte,
so ließen sich sehr wohl andre Resultate erzielen. Eine angemessene Verkürzung
der Ferien würde nicht nur eine quantitative Verlängerung der Vorlesungen
bewirken und das gegenwärtig leider nur zu häufig vorkommende „Nichtfcrtig-
wcrden" der Docenten beschränken, sondern dem Hörer auch ein intensiveres Ein¬
dringen in deu Lehrstoff gestatten. nachfolgender Vorschlag in Betreff dieser
Verkürzung würde, zur Ausführung gebracht, nicht unerheblich dazu beitragen,
die Studienjahre fruchtbringender zu machen.

Beginn des Wintersemesters am 15. Oetober. Beginn der Weihnachtsferien
am 22. December. Wiederaufnahme der Vorlesungen am 2. Januar. Schluß
des Wintersemesters 8 Tage vor Ostern. Beginn des Sommersemesters 8 Tage
nach Ostern. Schluß des Sommersemesters am 16. August. Diese Termine,
deren genaue Einhaltung für die Docenten natürlich obligatorisch sein müßte,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/128>, abgerufen am 14.05.2024.