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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Wenn es sich um die Frage gehandelt Hütte, ob ein Verbrecher der Ge¬
bets zu überliefern, war etwas, wozu er nicht den Mut in'sich fand.

, der That, der Sheriff und seine Unterbeamten suchten gerade nicht sehr
M''g nach ihrem Manne. Unter den obwaltenden Umstünden war es uicht
vniirscheiulich, daß er sich ohne einen Kampf ergeben würde, in welchem jemand
Nervtet werden konnte, und außerdem mußte eine Schlacht mit dem Pöbelhaufen
wlgen. Es war, was sie einen Halsbrecherischeu Handel nannten, und so waren
nicht abgeneigt, des Kapitäns Versicherung als wahr hinzunehmen, daß der
Mwner bereits aus Ufer gegangen sei.'

Während August nicht willens war, den gehetzten Schurken einem gran-
V.et^" ^ode zu überliefern, begann er sich die Frage vorzulegen, warum er
,^eh,en Schrecken nicht im Interesse der Gerechtigkeit benutzen könnte. Denn er
Mte eben in diesem Augenblicke das bekümmerte und verstörte Gesicht Nvrinans
gesehen, das in dem Morgennebel gräßlich aussah.

Endlich schritt August, voll von diesem Gedanken und vou seiner Gewohn-
bewo>g(n^ auf alle Gefahr hiu zu vollenden, was er begonnen, durch den
IM stillen Maschinenranm nach dem Quartiere der Deckpassagiere. Es war
wa "och eine halbe Stunde vor sechs Uhr, wo die Hundewache vorüber war
no er wieder an seiue Arbeit gehen mußte. Ju eiuer der obersten vou deu
>a)>mitzlgeil Verschlügen, im dunkelsten Winkel, in der Nähe des Rades entdeckte
etwas, was ihm sein Mann zu sein schien. Die Deckpassagiere ringsum lagen
"och un Schlafe. August blieb einen Augenblick stehen, indem ihn das Gefühl
^Gefährlichkeit seines Unternehmens an die Stelle fesselte. Dann las er ein
nuk Reißholz auf und berührte damit deu Gauner, der nicht sehr fest ein¬
schlafen sein konnte, da er so lag, daß er die Flüche des Pöbels am Ufer
^en konnte. Zuerst regte sich Parkins nicht, aber August gab ihm mit seiner
M > kräftigeren Stoß. Dn blickte jener zwischen der Decke und dem
^'Ule Stirn gewundenen Tuche heraus.

<5es bitte mir das Geld ans. das Sie vorige Nacht von jenem jungen
Acmme gewonnen haben. Rasch, wenns beliebt!

Wollen Sie". Parkins sah. daß es nutzlos war, seine Identität zu leugnen
über den Haufen geschossen sein? fragte er grmumg.

> " Ebensowenig, wie Sie gehenkt sein wollen, "wled rde An^^'"rde binnen fünf Minuten auf das andre folgen. Geben Sie da" Gelo ,urnar,

.rteeinen Augenblick. Er war gestellt in die Enge ge-
Er zog ^^Banüwt^^
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blieb mu^ Mök^ es be eiuer Forderung stehen. Er sagte: Wenn d.e andern
vierbmndeÄ^ auch herausgeht we^e..^ rufe
herein oder die Me me Parkins wußte, daß ,ete Minute du August dort
ten"d, seine cTsaln erarößerte und die menschliche Natur est heutzutage doch
"'es r es Hiobs. Der Teufel verstand d,e Sache
^'hr gu?S er sag^e. alles, was der °Mensch habe, werde er geben , um sich


Gu'nzbvten IV. 1882,

Wenn es sich um die Frage gehandelt Hütte, ob ein Verbrecher der Ge¬
bets zu überliefern, war etwas, wozu er nicht den Mut in'sich fand.

, der That, der Sheriff und seine Unterbeamten suchten gerade nicht sehr
M''g nach ihrem Manne. Unter den obwaltenden Umstünden war es uicht
vniirscheiulich, daß er sich ohne einen Kampf ergeben würde, in welchem jemand
Nervtet werden konnte, und außerdem mußte eine Schlacht mit dem Pöbelhaufen
wlgen. Es war, was sie einen Halsbrecherischeu Handel nannten, und so waren
nicht abgeneigt, des Kapitäns Versicherung als wahr hinzunehmen, daß der
Mwner bereits aus Ufer gegangen sei.'

Während August nicht willens war, den gehetzten Schurken einem gran-
V.et^" ^ode zu überliefern, begann er sich die Frage vorzulegen, warum er
,^eh,en Schrecken nicht im Interesse der Gerechtigkeit benutzen könnte. Denn er
Mte eben in diesem Augenblicke das bekümmerte und verstörte Gesicht Nvrinans
gesehen, das in dem Morgennebel gräßlich aussah.

Endlich schritt August, voll von diesem Gedanken und vou seiner Gewohn-
bewo>g(n^ auf alle Gefahr hiu zu vollenden, was er begonnen, durch den
IM stillen Maschinenranm nach dem Quartiere der Deckpassagiere. Es war
wa „och eine halbe Stunde vor sechs Uhr, wo die Hundewache vorüber war
no er wieder an seiue Arbeit gehen mußte. Ju eiuer der obersten vou deu
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etwas, was ihm sein Mann zu sein schien. Die Deckpassagiere ringsum lagen
"och un Schlafe. August blieb einen Augenblick stehen, indem ihn das Gefühl
^Gefährlichkeit seines Unternehmens an die Stelle fesselte. Dann las er ein
nuk Reißholz auf und berührte damit deu Gauner, der nicht sehr fest ein¬
schlafen sein konnte, da er so lag, daß er die Flüche des Pöbels am Ufer
^en konnte. Zuerst regte sich Parkins nicht, aber August gab ihm mit seiner
M > kräftigeren Stoß. Dn blickte jener zwischen der Decke und dem
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<5es bitte mir das Geld ans. das Sie vorige Nacht von jenem jungen
Acmme gewonnen haben. Rasch, wenns beliebt!

Wollen Sie„. Parkins sah. daß es nutzlos war, seine Identität zu leugnen
über den Haufen geschossen sein? fragte er grmumg.

> „ Ebensowenig, wie Sie gehenkt sein wollen, "wled rde An^^'"rde binnen fünf Minuten auf das andre folgen. Geben Sie da» Gelo ,urnar,

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blieb mu^ Mök^ es be eiuer Forderung stehen. Er sagte: Wenn d.e andern
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herein oder die Me me Parkins wußte, daß ,ete Minute du August dort
ten"d, seine cTsaln erarößerte und die menschliche Natur est heutzutage doch
"'es r es Hiobs. Der Teufel verstand d,e Sache
^'hr gu?S er sag^e. alles, was der °Mensch habe, werde er geben , um sich


Gu'nzbvten IV. 1882,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/101>, abgerufen am 19.05.2024.