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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Epilog zum Parsifal.

Der erste Akt beginnt mit dem Weckruf des Gralmotivs, dein sich, "das
Aufspringen der schlafenden Knappen drastisch begleitend," das Leidensmotiv
des Amfortas und der Verhcißungsspruch von reinen Thoren (das Thoren-
Motiv) anschließe". Jäh brechen dann eine ans punktirten Achtelu gebildete
stürmische Figur, Kuudrys Rittmotiv, und das durch mehrere Oktaven abstürzende
Kundrymotiv herein, dem alsbald beim Erscheinen des Amsortas das Leideus-
wvtiv und eine Variation des Glnubeusthemas, darauf das Waldrauschen folgen.
Mit dein Thorenmotiv schließt der ersten Szene erster Teil. Im zweiten Teile
derselben machen sich Klingsors Zaubermotiv, eine neue Variation des Glaubens¬
themas und das Kliugsorinotiv bemerklich. Die zlveite Szelie eröffnet das
Parsifnlmotiv, dem sich nach der Waldesmelodie und den Schwnnenharmvnien
das Motiv der Herzeleide (der Mutter Parsifals) mit Anklängen an das Parsifnl-,
Ritt-, Knndry- und Zaubermvtiv einreihen. Dann hört man von fernher das
Motiv der Glocken. Die Verwaudluugsmusit beginnt, die allmählich in die
'^cilandsklage mit ihren Wehelauteu iibergeht und mit Erinnerungen an deu
^iebesmahlspruch, Wiederholungen des Gralmvtivs und Beiziehung der meisten
übrigen Motive die große und sehr gedehnte Szene der Liebesmahlfeier beleben.

Das Vorspiel des zweiten Aktes ist aus dein Klingsor- und Kundrymotiv
und Wehelauten des Amfortas konstruirt; ebenso dessen erste Szene. Mit dem
^tönen des Parsifalmotivs und Variationen des Rittmotivs, gemischt mit dein
Thoren-, Herzeleide-- und Kliugsormvtiv, ivird Parsifals Eintritt in die Zauber-
augedeutet. Dann folgt die Szene im Zaubergärten, beginnend mit der
Mädchenklage (zwei Themen), der die Kvsemelvdie nebst der Schmeichelfigur
und das letzte Mädchenthema sich anfügt. Diese fünf Motive faßt Wolzogen
unter einer Nummer zusammen. Mit dem Thvreumotiv setzt der endlose Zwie-
gesang des "freislichen" Helden mit der Gaunerin Kundry ein. Zuerst fällt
"un eine leidenschaftliche Figuration des Herzeleidemvtivs auf, das jetzt in ein
"weites melancholisch aufseuszendes Herzeleidemotiv mit der Tonfigur des Liebes-
U'ches übergeht. Das Speer-, Kundry- und Zanbcrmvtiv, die Schinerzensfignr
^us dem Liebesmahle, die Wehelaute des Amfortas u, s. >n. führen zum ersten
^eile der Vision Parsifals, in der min das sehnsüchtige Motiv der Knndry
Auftaucht (worin die Begleitung der Verführnngsschilderung nicht übersehen werden
^f)- Deu zweiten Teil der Vision füllen die Heilandserscheinungen mit dem
harfreitagsinvtiv ""d das hingebende Motiv derKuudry; deu dritten ein Zu-
nwnnenschweißen verschiedenster Motive.

. Das Hauptthema des Vorspiels des dritten Aufzuges ist das Thema der
^de, verbunden mit der Trauermustk. Es folgen dann im Verlause der Hart¬
ig, mit beständigen Anklängen an alles Dagewesene, die erste Eutsühnnngsmelodic
^dazu Kundrys tiefster Seufzer und Sehusuchtsseufzer nach der Eutsühuung),
verkürzte Ödemotiv, der Segensspruch, die zweite und dritte Entsühnnngs-
^clodie, der Trauerchor und das melodische Weben der Blumenaue, dem sich


Epilog zum Parsifal.

Der erste Akt beginnt mit dem Weckruf des Gralmotivs, dein sich, „das
Aufspringen der schlafenden Knappen drastisch begleitend," das Leidensmotiv
des Amfortas und der Verhcißungsspruch von reinen Thoren (das Thoren-
Motiv) anschließe». Jäh brechen dann eine ans punktirten Achtelu gebildete
stürmische Figur, Kuudrys Rittmotiv, und das durch mehrere Oktaven abstürzende
Kundrymotiv herein, dem alsbald beim Erscheinen des Amsortas das Leideus-
wvtiv und eine Variation des Glnubeusthemas, darauf das Waldrauschen folgen.
Mit dein Thorenmotiv schließt der ersten Szene erster Teil. Im zweiten Teile
derselben machen sich Klingsors Zaubermotiv, eine neue Variation des Glaubens¬
themas und das Kliugsorinotiv bemerklich. Die zlveite Szelie eröffnet das
Parsifnlmotiv, dem sich nach der Waldesmelodie und den Schwnnenharmvnien
das Motiv der Herzeleide (der Mutter Parsifals) mit Anklängen an das Parsifnl-,
Ritt-, Knndry- und Zaubermvtiv einreihen. Dann hört man von fernher das
Motiv der Glocken. Die Verwaudluugsmusit beginnt, die allmählich in die
'^cilandsklage mit ihren Wehelauteu iibergeht und mit Erinnerungen an deu
^iebesmahlspruch, Wiederholungen des Gralmvtivs und Beiziehung der meisten
übrigen Motive die große und sehr gedehnte Szene der Liebesmahlfeier beleben.

Das Vorspiel des zweiten Aktes ist aus dein Klingsor- und Kundrymotiv
und Wehelauten des Amfortas konstruirt; ebenso dessen erste Szene. Mit dem
^tönen des Parsifalmotivs und Variationen des Rittmotivs, gemischt mit dein
Thoren-, Herzeleide-- und Kliugsormvtiv, ivird Parsifals Eintritt in die Zauber-
augedeutet. Dann folgt die Szene im Zaubergärten, beginnend mit der
Mädchenklage (zwei Themen), der die Kvsemelvdie nebst der Schmeichelfigur
und das letzte Mädchenthema sich anfügt. Diese fünf Motive faßt Wolzogen
unter einer Nummer zusammen. Mit dem Thvreumotiv setzt der endlose Zwie-
gesang des „freislichen" Helden mit der Gaunerin Kundry ein. Zuerst fällt
"un eine leidenschaftliche Figuration des Herzeleidemvtivs auf, das jetzt in ein
«weites melancholisch aufseuszendes Herzeleidemotiv mit der Tonfigur des Liebes-
U'ches übergeht. Das Speer-, Kundry- und Zanbcrmvtiv, die Schinerzensfignr
^us dem Liebesmahle, die Wehelaute des Amfortas u, s. >n. führen zum ersten
^eile der Vision Parsifals, in der min das sehnsüchtige Motiv der Knndry
Auftaucht (worin die Begleitung der Verführnngsschilderung nicht übersehen werden
^f)- Deu zweiten Teil der Vision füllen die Heilandserscheinungen mit dem
harfreitagsinvtiv ""d das hingebende Motiv derKuudry; deu dritten ein Zu-
nwnnenschweißen verschiedenster Motive.

. Das Hauptthema des Vorspiels des dritten Aufzuges ist das Thema der
^de, verbunden mit der Trauermustk. Es folgen dann im Verlause der Hart¬
ig, mit beständigen Anklängen an alles Dagewesene, die erste Eutsühnnngsmelodic
^dazu Kundrys tiefster Seufzer und Sehusuchtsseufzer nach der Eutsühuung),
verkürzte Ödemotiv, der Segensspruch, die zweite und dritte Entsühnnngs-
^clodie, der Trauerchor und das melodische Weben der Blumenaue, dem sich


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[0191] Epilog zum Parsifal. Der erste Akt beginnt mit dem Weckruf des Gralmotivs, dein sich, „das Aufspringen der schlafenden Knappen drastisch begleitend," das Leidensmotiv des Amfortas und der Verhcißungsspruch von reinen Thoren (das Thoren- Motiv) anschließe». Jäh brechen dann eine ans punktirten Achtelu gebildete stürmische Figur, Kuudrys Rittmotiv, und das durch mehrere Oktaven abstürzende Kundrymotiv herein, dem alsbald beim Erscheinen des Amsortas das Leideus- wvtiv und eine Variation des Glnubeusthemas, darauf das Waldrauschen folgen. Mit dein Thorenmotiv schließt der ersten Szene erster Teil. Im zweiten Teile derselben machen sich Klingsors Zaubermotiv, eine neue Variation des Glaubens¬ themas und das Kliugsorinotiv bemerklich. Die zlveite Szelie eröffnet das Parsifnlmotiv, dem sich nach der Waldesmelodie und den Schwnnenharmvnien das Motiv der Herzeleide (der Mutter Parsifals) mit Anklängen an das Parsifnl-, Ritt-, Knndry- und Zaubermvtiv einreihen. Dann hört man von fernher das Motiv der Glocken. Die Verwaudluugsmusit beginnt, die allmählich in die '^cilandsklage mit ihren Wehelauteu iibergeht und mit Erinnerungen an deu ^iebesmahlspruch, Wiederholungen des Gralmvtivs und Beiziehung der meisten übrigen Motive die große und sehr gedehnte Szene der Liebesmahlfeier beleben. Das Vorspiel des zweiten Aktes ist aus dein Klingsor- und Kundrymotiv und Wehelauten des Amfortas konstruirt; ebenso dessen erste Szene. Mit dem ^tönen des Parsifalmotivs und Variationen des Rittmotivs, gemischt mit dein Thoren-, Herzeleide-- und Kliugsormvtiv, ivird Parsifals Eintritt in die Zauber- augedeutet. Dann folgt die Szene im Zaubergärten, beginnend mit der Mädchenklage (zwei Themen), der die Kvsemelvdie nebst der Schmeichelfigur und das letzte Mädchenthema sich anfügt. Diese fünf Motive faßt Wolzogen unter einer Nummer zusammen. Mit dem Thvreumotiv setzt der endlose Zwie- gesang des „freislichen" Helden mit der Gaunerin Kundry ein. Zuerst fällt "un eine leidenschaftliche Figuration des Herzeleidemvtivs auf, das jetzt in ein «weites melancholisch aufseuszendes Herzeleidemotiv mit der Tonfigur des Liebes- U'ches übergeht. Das Speer-, Kundry- und Zanbcrmvtiv, die Schinerzensfignr ^us dem Liebesmahle, die Wehelaute des Amfortas u, s. >n. führen zum ersten ^eile der Vision Parsifals, in der min das sehnsüchtige Motiv der Knndry Auftaucht (worin die Begleitung der Verführnngsschilderung nicht übersehen werden ^f)- Deu zweiten Teil der Vision füllen die Heilandserscheinungen mit dem harfreitagsinvtiv ""d das hingebende Motiv derKuudry; deu dritten ein Zu- nwnnenschweißen verschiedenster Motive. . Das Hauptthema des Vorspiels des dritten Aufzuges ist das Thema der ^de, verbunden mit der Trauermustk. Es folgen dann im Verlause der Hart¬ ig, mit beständigen Anklängen an alles Dagewesene, die erste Eutsühnnngsmelodic ^dazu Kundrys tiefster Seufzer und Sehusuchtsseufzer nach der Eutsühuung), verkürzte Ödemotiv, der Segensspruch, die zweite und dritte Entsühnnngs- ^clodie, der Trauerchor und das melodische Weben der Blumenaue, dem sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/191>, abgerufen am 17.06.2024.