Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Lin neuer Konilnentar zu Goethes Gedichten. beiden dort von ihm angeführten Nummern, sondern aus der Arie loi Asmirs Auch unter den neuern Kompositionen vermißt man mancherlei, wie Robert Ärgerlich ist es, daß Loeper auch in seinem Verzeichniß der musikalischen Lin neuer Konilnentar zu Goethes Gedichten. beiden dort von ihm angeführten Nummern, sondern aus der Arie loi Asmirs Auch unter den neuern Kompositionen vermißt man mancherlei, wie Robert Ärgerlich ist es, daß Loeper auch in seinem Verzeichniß der musikalischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152358"/> <fw type="header" place="top"> Lin neuer Konilnentar zu Goethes Gedichten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1974" prev="#ID_1973"> beiden dort von ihm angeführten Nummern, sondern aus der Arie loi Asmirs<lb/> <ius s'aäoro. Von „Jägers Nachtlied" führt Loepcr ebenfalls eine Komposition<lb/> Kaysers ans dein Jahre 1777 an. Wo ist diese gedruckt? In dem bei Steiner<lb/> in Winterthur 1777 erschienenen Liederhefte findet sie sich nicht. Die früheste<lb/> Komposition des Liedes, die wir nachzuweisen imstande sind, ist die von I. I. Wälder<lb/> (1780). Entgangen zu sein scheinen dem Herausgeber die 1793 von Andreas<lb/> Romberg veröffentlichten Lieder, in denen sich das „Haidenröslcin," der „Fischer,"<lb/> der „Erlkönig" und das Lied „An den Mond" finden. Einen „Erlkönig" von<lb/> Romberg erwähnt zwar Loeper auch, als aus „op. 7" stammend. Das Lieder-<lb/> Heft vou 1793 trägt aber keine Opuszahl. Vom „Herbstgefühl" (Fetter grüne,<lb/> du Laub) giebt es eine Komposition von Bettina in einem Liederheftc, das sie<lb/> Spontini widmete, ein dilettantisches Machwerk, das aber doch um seiner<lb/> Schöpferin willen bemerkenswert ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1975"> Auch unter den neuern Kompositionen vermißt man mancherlei, wie Robert<lb/> Schumanns „Wandelnde Glocke," Moritz Hauptmanns „Maillet" (Zwischen<lb/> Weizen und Korn) u. ni. Einige sehr anmutige Nummern enthalten die 25 Lieder<lb/> „für große und kleine Kinder" von dem Göttinger Universitätsmusikdirektor<lb/> Eduard Hille. Das Heftchen verdiente in jedem Hause zu sein, wo musizirt<lb/> wird. Eigentümlich ist es Loeper mit Otto Scherzer gegangen- Er nennt ihn<lb/> einmal Scherzer „den vergessenen" und führt ihn zwischen Reichardt und Romberg<lb/> auf, also wie einen dunkeln Ehrenmann aus dem Ende des vorigen Jahr¬<lb/> hunderts. Scherzer erfreut sich aber in Stuttgart des besten Wohlseins und<lb/> hat erst vor kurzem noch ein paar Liederhefte veröffentlicht. Seine Kompo¬<lb/> sition des Liedes „An den Mond" ist vielleicht die schönste, die es von diesem<lb/> Liede überhaupt giebt. Ungenau ist auch die Angabe, daß Rubinstein „Wandrers<lb/> Nachtlied" (Über allen Gipfeln) komponirt habe; Rubinstein hat eine russische<lb/> Übersetzung des Liedes von Lermontvff — eine russische Übersetzung! welche<lb/> Merkwürdigkeit! und sie fehlt bei Loeper! — komponirt, die dann wieder, um<lb/> zur Melodie zu Passen, frei ins Deutsche zurückübersetzt worden ist mit den An-<lb/> fangsworten: Aller Berge Gipfel ruhn in dunkler Nacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1976" next="#ID_1977"> Ärgerlich ist es, daß Loeper auch in seinem Verzeichniß der musikalischen<lb/> Kompositionen so ungleichmäßig und zum Teil so oberflächlich zitirt. Bald<lb/> nennt er nur den Namen des Komponisten, bald fügt er eine Jahreszahl hinzu,<lb/> bald eine Opuszahl, bald die Nummer des Liedes in dem betreffenden Hefte,<lb/> bald giebt er an, ob das Lied einstimmig oder mehrstimmig sei, bald wieder<lb/> nicht. Wenn man nur irgendwelche Ratio in dieser Verschiedenheit entdecken<lb/> könnte! Aber das einemal werden die bekanntesten Lieder, die jedes junge Mädchen<lb/> singt, mit umstündlicher Genauigkeit zitirt, während man sich ein andermal wieder<lb/> bei den unbekanntesten Sachen mit dem bloßen Namen begnügen muß. Beim<lb/> „Fischer" heißt es: „M. Hauptmann (ox. 31)." Wer soll ahnen, daß diese<lb/> Komposition — für Mezzosopran mit Klavierbegleitung und obligater Violine —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Lin neuer Konilnentar zu Goethes Gedichten.
beiden dort von ihm angeführten Nummern, sondern aus der Arie loi Asmirs
<ius s'aäoro. Von „Jägers Nachtlied" führt Loepcr ebenfalls eine Komposition
Kaysers ans dein Jahre 1777 an. Wo ist diese gedruckt? In dem bei Steiner
in Winterthur 1777 erschienenen Liederhefte findet sie sich nicht. Die früheste
Komposition des Liedes, die wir nachzuweisen imstande sind, ist die von I. I. Wälder
(1780). Entgangen zu sein scheinen dem Herausgeber die 1793 von Andreas
Romberg veröffentlichten Lieder, in denen sich das „Haidenröslcin," der „Fischer,"
der „Erlkönig" und das Lied „An den Mond" finden. Einen „Erlkönig" von
Romberg erwähnt zwar Loeper auch, als aus „op. 7" stammend. Das Lieder-
Heft vou 1793 trägt aber keine Opuszahl. Vom „Herbstgefühl" (Fetter grüne,
du Laub) giebt es eine Komposition von Bettina in einem Liederheftc, das sie
Spontini widmete, ein dilettantisches Machwerk, das aber doch um seiner
Schöpferin willen bemerkenswert ist.
Auch unter den neuern Kompositionen vermißt man mancherlei, wie Robert
Schumanns „Wandelnde Glocke," Moritz Hauptmanns „Maillet" (Zwischen
Weizen und Korn) u. ni. Einige sehr anmutige Nummern enthalten die 25 Lieder
„für große und kleine Kinder" von dem Göttinger Universitätsmusikdirektor
Eduard Hille. Das Heftchen verdiente in jedem Hause zu sein, wo musizirt
wird. Eigentümlich ist es Loeper mit Otto Scherzer gegangen- Er nennt ihn
einmal Scherzer „den vergessenen" und führt ihn zwischen Reichardt und Romberg
auf, also wie einen dunkeln Ehrenmann aus dem Ende des vorigen Jahr¬
hunderts. Scherzer erfreut sich aber in Stuttgart des besten Wohlseins und
hat erst vor kurzem noch ein paar Liederhefte veröffentlicht. Seine Kompo¬
sition des Liedes „An den Mond" ist vielleicht die schönste, die es von diesem
Liede überhaupt giebt. Ungenau ist auch die Angabe, daß Rubinstein „Wandrers
Nachtlied" (Über allen Gipfeln) komponirt habe; Rubinstein hat eine russische
Übersetzung des Liedes von Lermontvff — eine russische Übersetzung! welche
Merkwürdigkeit! und sie fehlt bei Loeper! — komponirt, die dann wieder, um
zur Melodie zu Passen, frei ins Deutsche zurückübersetzt worden ist mit den An-
fangsworten: Aller Berge Gipfel ruhn in dunkler Nacht.
Ärgerlich ist es, daß Loeper auch in seinem Verzeichniß der musikalischen
Kompositionen so ungleichmäßig und zum Teil so oberflächlich zitirt. Bald
nennt er nur den Namen des Komponisten, bald fügt er eine Jahreszahl hinzu,
bald eine Opuszahl, bald die Nummer des Liedes in dem betreffenden Hefte,
bald giebt er an, ob das Lied einstimmig oder mehrstimmig sei, bald wieder
nicht. Wenn man nur irgendwelche Ratio in dieser Verschiedenheit entdecken
könnte! Aber das einemal werden die bekanntesten Lieder, die jedes junge Mädchen
singt, mit umstündlicher Genauigkeit zitirt, während man sich ein andermal wieder
bei den unbekanntesten Sachen mit dem bloßen Namen begnügen muß. Beim
„Fischer" heißt es: „M. Hauptmann (ox. 31)." Wer soll ahnen, daß diese
Komposition — für Mezzosopran mit Klavierbegleitung und obligater Violine —
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