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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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lich bei Rußland und Italien, überaus niedrig war, bei deu Niederlanden und
der Schweiz dagegen schon seit Anfang der dreißiger Jahre sich in ansehnlichen
Verhältnissen, bei den Niederlanden bis zu 1000, bei der Schweiz bis zu 2000
Köpfen und darüber jährlich bewegte. Für Polen beginnen die ersten Aufzeich¬
nungen erst 1863, Seit Mitte der siebziger Jahre hat sich aber der Bevöl¬
kerungen aller dieser Länder ein wahres Auswandcrnngsficbcr bemächtigt. Von
1877 an hat die Auswanderung folgenden Fortschritt gemacht:

1877: 1878: 1879: 1880: 1881:
11150 15 552 22 266 41 553 65 970.

Dies Tempo ist ein so beschleunigtes, daß man glauben könnte, die Bevölke¬
rungen dieser Länder wollten sich beeilen, den alten Answanderuugslüuderu
Großbritannien mit Irland, Deutschland und Skandinavien nachzukommen.

Schließlich sei noch Finnlands, der Balkanhalbinsel, der südlichen Donau¬
länder und der Inseln des Mittelmeeres gedacht. Von dort ab ist die Aus¬
wanderung eine unterbrochene und ganz unbedeutende. Die Inseln erscheine"
erst 1871, Finnland erst 1872, Rumänien erst 1880. Die europäische Türkei
und Griechenland haben schon seit den dreißiger Jahren, aber immer nur einzelne
Auswanderer geliefert.

Von den nichteuropäischeu Länder" interessire" nnr Canada (das britische
Nordamerika) "ut China. Die Auswanderung aus den britischen Provinzen
Nordamerikas bewegte sich in den zwanziger Jahren nur in der Höhe von ein
paar hundert Köpfen jährlich, stieg in den dreißiger Jahren auf ein paar tausend,
in den vierziger Jahren erreichte sie 6000 bis 8000 und setzte sich dann in
wechselnden Beträgen bis zu einem halben Hunderttausend und darüber fort.
Aus China zeigten sich die ersten Spuren von Einwanderern im Jahre 1835.
In diesem Jahre langten sechs Chinesen an. Ihnen folgten von 1841 an in
jedem Jahre einzelne, bis 1853 auf einmal über vierzig erschienen. Es scheinen
dies die Quartiermacher gewesen zu sein, welche ernstlich das Terrain zu son-
diren beauftragt waren, denn im Jahre 1854 kamen auf einmal über 13 000,
und seitdem hat die chinesische Einwanderung in wechselnden, zum Teil hohen
Jahresziffern bis 20 000 und darüber fortgedauert.

Wir haben diese historischen, für uns diesseits des Ozeans durchaus neuen
Aufschlüsse, welche der Vierteljahrsbericht des statistischen Bureaus in Washington
uns bietet, unsern Lesern nicht vorenthalten wollen. Zum Teil sind sie not¬
wendig, um uns über die Verteilung der Summe von 74 377 Köpfen zu recht¬
fertigen, welche der Bericht unter der Bezeichnung giebt s,U <Mkr oouvtriö",
nachdem für die drei alten Auswanderungsgebiete, für Italien und Österreich
die faktischen Auswanderungsziffern gegeben sind. Wir hielten uns nach obigen
Andeutungen für berechtigt, diese Summe von 74 377 auf die drei Gruppen:
1. Ungarn, Dänemark, Schweiz, Rußland, Polen, die Niederlande, 2. Frankreich


lich bei Rußland und Italien, überaus niedrig war, bei deu Niederlanden und
der Schweiz dagegen schon seit Anfang der dreißiger Jahre sich in ansehnlichen
Verhältnissen, bei den Niederlanden bis zu 1000, bei der Schweiz bis zu 2000
Köpfen und darüber jährlich bewegte. Für Polen beginnen die ersten Aufzeich¬
nungen erst 1863, Seit Mitte der siebziger Jahre hat sich aber der Bevöl¬
kerungen aller dieser Länder ein wahres Auswandcrnngsficbcr bemächtigt. Von
1877 an hat die Auswanderung folgenden Fortschritt gemacht:

1877: 1878: 1879: 1880: 1881:
11150 15 552 22 266 41 553 65 970.

Dies Tempo ist ein so beschleunigtes, daß man glauben könnte, die Bevölke¬
rungen dieser Länder wollten sich beeilen, den alten Answanderuugslüuderu
Großbritannien mit Irland, Deutschland und Skandinavien nachzukommen.

Schließlich sei noch Finnlands, der Balkanhalbinsel, der südlichen Donau¬
länder und der Inseln des Mittelmeeres gedacht. Von dort ab ist die Aus¬
wanderung eine unterbrochene und ganz unbedeutende. Die Inseln erscheine»
erst 1871, Finnland erst 1872, Rumänien erst 1880. Die europäische Türkei
und Griechenland haben schon seit den dreißiger Jahren, aber immer nur einzelne
Auswanderer geliefert.

Von den nichteuropäischeu Länder» interessire» nnr Canada (das britische
Nordamerika) »ut China. Die Auswanderung aus den britischen Provinzen
Nordamerikas bewegte sich in den zwanziger Jahren nur in der Höhe von ein
paar hundert Köpfen jährlich, stieg in den dreißiger Jahren auf ein paar tausend,
in den vierziger Jahren erreichte sie 6000 bis 8000 und setzte sich dann in
wechselnden Beträgen bis zu einem halben Hunderttausend und darüber fort.
Aus China zeigten sich die ersten Spuren von Einwanderern im Jahre 1835.
In diesem Jahre langten sechs Chinesen an. Ihnen folgten von 1841 an in
jedem Jahre einzelne, bis 1853 auf einmal über vierzig erschienen. Es scheinen
dies die Quartiermacher gewesen zu sein, welche ernstlich das Terrain zu son-
diren beauftragt waren, denn im Jahre 1854 kamen auf einmal über 13 000,
und seitdem hat die chinesische Einwanderung in wechselnden, zum Teil hohen
Jahresziffern bis 20 000 und darüber fortgedauert.

Wir haben diese historischen, für uns diesseits des Ozeans durchaus neuen
Aufschlüsse, welche der Vierteljahrsbericht des statistischen Bureaus in Washington
uns bietet, unsern Lesern nicht vorenthalten wollen. Zum Teil sind sie not¬
wendig, um uns über die Verteilung der Summe von 74 377 Köpfen zu recht¬
fertigen, welche der Bericht unter der Bezeichnung giebt s,U <Mkr oouvtriö«,
nachdem für die drei alten Auswanderungsgebiete, für Italien und Österreich
die faktischen Auswanderungsziffern gegeben sind. Wir hielten uns nach obigen
Andeutungen für berechtigt, diese Summe von 74 377 auf die drei Gruppen:
1. Ungarn, Dänemark, Schweiz, Rußland, Polen, die Niederlande, 2. Frankreich


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[0565] lich bei Rußland und Italien, überaus niedrig war, bei deu Niederlanden und der Schweiz dagegen schon seit Anfang der dreißiger Jahre sich in ansehnlichen Verhältnissen, bei den Niederlanden bis zu 1000, bei der Schweiz bis zu 2000 Köpfen und darüber jährlich bewegte. Für Polen beginnen die ersten Aufzeich¬ nungen erst 1863, Seit Mitte der siebziger Jahre hat sich aber der Bevöl¬ kerungen aller dieser Länder ein wahres Auswandcrnngsficbcr bemächtigt. Von 1877 an hat die Auswanderung folgenden Fortschritt gemacht: 1877: 1878: 1879: 1880: 1881: 11150 15 552 22 266 41 553 65 970. Dies Tempo ist ein so beschleunigtes, daß man glauben könnte, die Bevölke¬ rungen dieser Länder wollten sich beeilen, den alten Answanderuugslüuderu Großbritannien mit Irland, Deutschland und Skandinavien nachzukommen. Schließlich sei noch Finnlands, der Balkanhalbinsel, der südlichen Donau¬ länder und der Inseln des Mittelmeeres gedacht. Von dort ab ist die Aus¬ wanderung eine unterbrochene und ganz unbedeutende. Die Inseln erscheine» erst 1871, Finnland erst 1872, Rumänien erst 1880. Die europäische Türkei und Griechenland haben schon seit den dreißiger Jahren, aber immer nur einzelne Auswanderer geliefert. Von den nichteuropäischeu Länder» interessire» nnr Canada (das britische Nordamerika) »ut China. Die Auswanderung aus den britischen Provinzen Nordamerikas bewegte sich in den zwanziger Jahren nur in der Höhe von ein paar hundert Köpfen jährlich, stieg in den dreißiger Jahren auf ein paar tausend, in den vierziger Jahren erreichte sie 6000 bis 8000 und setzte sich dann in wechselnden Beträgen bis zu einem halben Hunderttausend und darüber fort. Aus China zeigten sich die ersten Spuren von Einwanderern im Jahre 1835. In diesem Jahre langten sechs Chinesen an. Ihnen folgten von 1841 an in jedem Jahre einzelne, bis 1853 auf einmal über vierzig erschienen. Es scheinen dies die Quartiermacher gewesen zu sein, welche ernstlich das Terrain zu son- diren beauftragt waren, denn im Jahre 1854 kamen auf einmal über 13 000, und seitdem hat die chinesische Einwanderung in wechselnden, zum Teil hohen Jahresziffern bis 20 000 und darüber fortgedauert. Wir haben diese historischen, für uns diesseits des Ozeans durchaus neuen Aufschlüsse, welche der Vierteljahrsbericht des statistischen Bureaus in Washington uns bietet, unsern Lesern nicht vorenthalten wollen. Zum Teil sind sie not¬ wendig, um uns über die Verteilung der Summe von 74 377 Köpfen zu recht¬ fertigen, welche der Bericht unter der Bezeichnung giebt s,U <Mkr oouvtriö«, nachdem für die drei alten Auswanderungsgebiete, für Italien und Österreich die faktischen Auswanderungsziffern gegeben sind. Wir hielten uns nach obigen Andeutungen für berechtigt, diese Summe von 74 377 auf die drei Gruppen: 1. Ungarn, Dänemark, Schweiz, Rußland, Polen, die Niederlande, 2. Frankreich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/565>, abgerufen am 17.06.2024.