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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Lie Publikationen der Berliner Museen.

Werde können. Mino da Fiesole, Desiderio da Settignano und Benedetto da
Majano treten dabei besonders in den Vordergrund. Bei der Publikation der
in Betracht kommenden Monumente sind alle reproduzirenden Künste thätig ge¬
wesen. Zinkätzungen, Heliogravüren, Radirungen und Stiche sind in den Text
gedruckt, und auf acht besondern Tafeln sind ebenso viele Büsten in Stich,
Radirung und Heliogravüre wiedergegeben worden, wobei mit richtiger Beur¬
teilung des Charakters einer jeden Technik für die Marmorbüsten der Lichtdruck,
für die Bronzen der Stich und für die Terracotten die Radirung gewählt
worden ist. Insbesondre hat es die Reichsdruckerei in der schwierigen Technik
der Heliogravüre, in welcher man die Franzosen bisher für unerreichbar hielt,
schon zu einer großen Virtuosität gebracht. Einem Aufsatze des Jahrbuches
über die aus Anlaß der silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares veran¬
staltete Ausstellung von Gemälden und plastischen Kunstwerken alter Meister in
Berliner Privatbesitz sind einige Lichtdrucke nach Bronzen beigegeben, welche
in zarter Wiedergabe auch der feinsten Details das Höchste leisten und in der
grünlichen Färbung mit Glück den Ton der Bronze andeuten. So bieten die
vom Museum ausgehenden wissenschaftlichen Bestrebungen auch andern Instituten
Gelegenheit, ihre Kräfte an höheren Aufgaben zu erproben und zu entwickeln.

Aus dem reichen Inhalt des Jahrbuches heben wir noch die umfassende
und für den Gegenstand grundlegende Abhandlung Julius Friedländers über
die italienischen Schaumünzen des fünfzehnten Jahrhunderts hervor, welche mit
zahlreichen Abbildungen in Lichtdruck versehen ist, denen selbst die Franzosen
das Prädikat "vorzüglich" nicht vorenthalten konnten. Das Kupferstichkabinet
hat durch seinen Direktor Lippmann einige Abhandlungen, u. a. über den ita¬
lienischen Holzschnitt des fünfzehnten Jahrhunderts und den von Sandro Botti-
celli illustrirten Dantckodex, durch seinen Direktorialassistenteu W. von Seidlitz
eine sehr fleißige Arbeit über das Kupferstich- und Holzschnittwerk des Hans
Sebald Beham beigesteuert. Außerdem hat der Direktor, unabhängig von den
Publikationen der Museen, hundertundsechzig der wertvollsten Zeichnungen in
treuen Nachbildungen durch den Lichtdruck herausgegeben, welche von einem
erläuternden Texte begleitet sind, der in der Einleitung interessante Mitteilungen
über die Zeichentechnik der alten Meister enthält.

Wenn wir noch der Vollständigkeit halber erwähnen, daß von dem Ver¬
zeichnis der ägyptischen Altertümer und Gipsabgüsse bereits die fünfte Auflage
erschienen ist, so haben wir einen Überblick über die rege wissenschaftliche Thätig¬
keit gegeben, welche seit dem Beginn der neuen Ära in den Räumen der könig¬
lichen Museen herrscht. Wir dürfen ohne Überhebung sagen, daß alle Faktoren
bestrebt sind, die Stiftung zweier hochherzigen Könige zu einem Institute aus¬
zubilden, welches in Europa seines gleichen sucht, und daß die großen Summen,
welche während der letzten Jahre, ganz im Geiste jener edeln Stifter, für
Kunstzwecke geopfert wurden, eine würdige Verwendung gefunden haben.


Adolf Rosenberg.


Lie Publikationen der Berliner Museen.

Werde können. Mino da Fiesole, Desiderio da Settignano und Benedetto da
Majano treten dabei besonders in den Vordergrund. Bei der Publikation der
in Betracht kommenden Monumente sind alle reproduzirenden Künste thätig ge¬
wesen. Zinkätzungen, Heliogravüren, Radirungen und Stiche sind in den Text
gedruckt, und auf acht besondern Tafeln sind ebenso viele Büsten in Stich,
Radirung und Heliogravüre wiedergegeben worden, wobei mit richtiger Beur¬
teilung des Charakters einer jeden Technik für die Marmorbüsten der Lichtdruck,
für die Bronzen der Stich und für die Terracotten die Radirung gewählt
worden ist. Insbesondre hat es die Reichsdruckerei in der schwierigen Technik
der Heliogravüre, in welcher man die Franzosen bisher für unerreichbar hielt,
schon zu einer großen Virtuosität gebracht. Einem Aufsatze des Jahrbuches
über die aus Anlaß der silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares veran¬
staltete Ausstellung von Gemälden und plastischen Kunstwerken alter Meister in
Berliner Privatbesitz sind einige Lichtdrucke nach Bronzen beigegeben, welche
in zarter Wiedergabe auch der feinsten Details das Höchste leisten und in der
grünlichen Färbung mit Glück den Ton der Bronze andeuten. So bieten die
vom Museum ausgehenden wissenschaftlichen Bestrebungen auch andern Instituten
Gelegenheit, ihre Kräfte an höheren Aufgaben zu erproben und zu entwickeln.

Aus dem reichen Inhalt des Jahrbuches heben wir noch die umfassende
und für den Gegenstand grundlegende Abhandlung Julius Friedländers über
die italienischen Schaumünzen des fünfzehnten Jahrhunderts hervor, welche mit
zahlreichen Abbildungen in Lichtdruck versehen ist, denen selbst die Franzosen
das Prädikat „vorzüglich" nicht vorenthalten konnten. Das Kupferstichkabinet
hat durch seinen Direktor Lippmann einige Abhandlungen, u. a. über den ita¬
lienischen Holzschnitt des fünfzehnten Jahrhunderts und den von Sandro Botti-
celli illustrirten Dantckodex, durch seinen Direktorialassistenteu W. von Seidlitz
eine sehr fleißige Arbeit über das Kupferstich- und Holzschnittwerk des Hans
Sebald Beham beigesteuert. Außerdem hat der Direktor, unabhängig von den
Publikationen der Museen, hundertundsechzig der wertvollsten Zeichnungen in
treuen Nachbildungen durch den Lichtdruck herausgegeben, welche von einem
erläuternden Texte begleitet sind, der in der Einleitung interessante Mitteilungen
über die Zeichentechnik der alten Meister enthält.

Wenn wir noch der Vollständigkeit halber erwähnen, daß von dem Ver¬
zeichnis der ägyptischen Altertümer und Gipsabgüsse bereits die fünfte Auflage
erschienen ist, so haben wir einen Überblick über die rege wissenschaftliche Thätig¬
keit gegeben, welche seit dem Beginn der neuen Ära in den Räumen der könig¬
lichen Museen herrscht. Wir dürfen ohne Überhebung sagen, daß alle Faktoren
bestrebt sind, die Stiftung zweier hochherzigen Könige zu einem Institute aus¬
zubilden, welches in Europa seines gleichen sucht, und daß die großen Summen,
welche während der letzten Jahre, ganz im Geiste jener edeln Stifter, für
Kunstzwecke geopfert wurden, eine würdige Verwendung gefunden haben.


Adolf Rosenberg.


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[0213] Lie Publikationen der Berliner Museen. Werde können. Mino da Fiesole, Desiderio da Settignano und Benedetto da Majano treten dabei besonders in den Vordergrund. Bei der Publikation der in Betracht kommenden Monumente sind alle reproduzirenden Künste thätig ge¬ wesen. Zinkätzungen, Heliogravüren, Radirungen und Stiche sind in den Text gedruckt, und auf acht besondern Tafeln sind ebenso viele Büsten in Stich, Radirung und Heliogravüre wiedergegeben worden, wobei mit richtiger Beur¬ teilung des Charakters einer jeden Technik für die Marmorbüsten der Lichtdruck, für die Bronzen der Stich und für die Terracotten die Radirung gewählt worden ist. Insbesondre hat es die Reichsdruckerei in der schwierigen Technik der Heliogravüre, in welcher man die Franzosen bisher für unerreichbar hielt, schon zu einer großen Virtuosität gebracht. Einem Aufsatze des Jahrbuches über die aus Anlaß der silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares veran¬ staltete Ausstellung von Gemälden und plastischen Kunstwerken alter Meister in Berliner Privatbesitz sind einige Lichtdrucke nach Bronzen beigegeben, welche in zarter Wiedergabe auch der feinsten Details das Höchste leisten und in der grünlichen Färbung mit Glück den Ton der Bronze andeuten. So bieten die vom Museum ausgehenden wissenschaftlichen Bestrebungen auch andern Instituten Gelegenheit, ihre Kräfte an höheren Aufgaben zu erproben und zu entwickeln. Aus dem reichen Inhalt des Jahrbuches heben wir noch die umfassende und für den Gegenstand grundlegende Abhandlung Julius Friedländers über die italienischen Schaumünzen des fünfzehnten Jahrhunderts hervor, welche mit zahlreichen Abbildungen in Lichtdruck versehen ist, denen selbst die Franzosen das Prädikat „vorzüglich" nicht vorenthalten konnten. Das Kupferstichkabinet hat durch seinen Direktor Lippmann einige Abhandlungen, u. a. über den ita¬ lienischen Holzschnitt des fünfzehnten Jahrhunderts und den von Sandro Botti- celli illustrirten Dantckodex, durch seinen Direktorialassistenteu W. von Seidlitz eine sehr fleißige Arbeit über das Kupferstich- und Holzschnittwerk des Hans Sebald Beham beigesteuert. Außerdem hat der Direktor, unabhängig von den Publikationen der Museen, hundertundsechzig der wertvollsten Zeichnungen in treuen Nachbildungen durch den Lichtdruck herausgegeben, welche von einem erläuternden Texte begleitet sind, der in der Einleitung interessante Mitteilungen über die Zeichentechnik der alten Meister enthält. Wenn wir noch der Vollständigkeit halber erwähnen, daß von dem Ver¬ zeichnis der ägyptischen Altertümer und Gipsabgüsse bereits die fünfte Auflage erschienen ist, so haben wir einen Überblick über die rege wissenschaftliche Thätig¬ keit gegeben, welche seit dem Beginn der neuen Ära in den Räumen der könig¬ lichen Museen herrscht. Wir dürfen ohne Überhebung sagen, daß alle Faktoren bestrebt sind, die Stiftung zweier hochherzigen Könige zu einem Institute aus¬ zubilden, welches in Europa seines gleichen sucht, und daß die großen Summen, welche während der letzten Jahre, ganz im Geiste jener edeln Stifter, für Kunstzwecke geopfert wurden, eine würdige Verwendung gefunden haben. Adolf Rosenberg.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/213>, abgerufen am 22.05.2024.