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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Notiz,

einen leisen Atemzug, wie einen Seufzer von jemand, der sich dort versteckt
hätte.

Still! flüsterte er, indem er die Gräfin von sich zu drängen suchte. Es
ist jemand in der Nähe. Er war im Begriffe aufzustehen, aber Laurette klam¬
merte sich, als oll sie fürchtete, er wolle die Flucht ergreifen, noch fester an ihn
und hielt ihn zurück.

Es ist niemand, sagte sie nach kurzer Pause, wir sind allein. Paul, ant¬
worte mir, und wenn ich dich liebte?

Nein, das ist nicht möglich, das darf, das soll nicht sein.

Und wenn ich es dir versichere?

Ihr habt es mir schon früher gesagt, in Florenz und --
Noch immer! Du bist also unversöhnlich? Aber siehst du denn nicht,
daß ich nicht mehr dieselbe bin? Hätte ich denn an dich geschrieben, wenn ich
dir nicht hätte beweisen wollen, daß zwischen uns alles anders geworden ist?

Ihre Gefühle rissen sie völlig hin. Alle ihre schönen Vorsätze, was sie in
dem von ihr provozirten Gespräche sagen und welche Verführunqskünste sie an¬
wenden wollte, waren der übersprudelnden Leidenschaft, die ihre ganze Seele
ergriffen hatte, gewichen. Sie schlang ihre Arme um Amardis Hals, preßte
sich an seine Brust und brach in krampfhaftes Schluchzen aus.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Von Herrn Dr. Hans Delbrück geht uns die nachstehende Erklärung zu, mit
dem Ersuchen, sie in den Grenzboten zum Abdruck zu bringen. Wir haben keinen
Grund, den Abdruck zu verweigern, und bemerken nur, daß es unmöglich war,
Herrn von Malachowski von dieser Erklärung Mitteilung zu machen, da sich der¬
selbe augenblicklich auf Reisen befindet.

Erklärung.

Der Aufsatz des Herrn von Malachowski "Die methodische Kriegführung
Friedrichs des Großen" beschäftigt sich fast ausschließlich mit meinen Ansichten über
diesen Gegenstand. Wenn der Aufsatz in einer Fachzeitschrift erschienen wäre,
würde ich gern auf die Diskussion der interessanten Streitfrage eingehen. An
dieser Stelle verbieten es Raum und Stoff, und ich glaube deshalb mich mit der
Erklärung begnügen zu müssen, daß ich die in dem genannten Aufsatz mir uuvu-
tirten Ansichten in den wesentlichsten Punkten entweder garnicht als die meinigen
anerkennen kann oder sie wenigstens in einem ganz andern Zusammenhang und
Sinn aufgestellt habe.


Dr. Hans Delbrück.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.
Notiz,

einen leisen Atemzug, wie einen Seufzer von jemand, der sich dort versteckt
hätte.

Still! flüsterte er, indem er die Gräfin von sich zu drängen suchte. Es
ist jemand in der Nähe. Er war im Begriffe aufzustehen, aber Laurette klam¬
merte sich, als oll sie fürchtete, er wolle die Flucht ergreifen, noch fester an ihn
und hielt ihn zurück.

Es ist niemand, sagte sie nach kurzer Pause, wir sind allein. Paul, ant¬
worte mir, und wenn ich dich liebte?

Nein, das ist nicht möglich, das darf, das soll nicht sein.

Und wenn ich es dir versichere?

Ihr habt es mir schon früher gesagt, in Florenz und —
Noch immer! Du bist also unversöhnlich? Aber siehst du denn nicht,
daß ich nicht mehr dieselbe bin? Hätte ich denn an dich geschrieben, wenn ich
dir nicht hätte beweisen wollen, daß zwischen uns alles anders geworden ist?

Ihre Gefühle rissen sie völlig hin. Alle ihre schönen Vorsätze, was sie in
dem von ihr provozirten Gespräche sagen und welche Verführunqskünste sie an¬
wenden wollte, waren der übersprudelnden Leidenschaft, die ihre ganze Seele
ergriffen hatte, gewichen. Sie schlang ihre Arme um Amardis Hals, preßte
sich an seine Brust und brach in krampfhaftes Schluchzen aus.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Von Herrn Dr. Hans Delbrück geht uns die nachstehende Erklärung zu, mit
dem Ersuchen, sie in den Grenzboten zum Abdruck zu bringen. Wir haben keinen
Grund, den Abdruck zu verweigern, und bemerken nur, daß es unmöglich war,
Herrn von Malachowski von dieser Erklärung Mitteilung zu machen, da sich der¬
selbe augenblicklich auf Reisen befindet.

Erklärung.

Der Aufsatz des Herrn von Malachowski „Die methodische Kriegführung
Friedrichs des Großen" beschäftigt sich fast ausschließlich mit meinen Ansichten über
diesen Gegenstand. Wenn der Aufsatz in einer Fachzeitschrift erschienen wäre,
würde ich gern auf die Diskussion der interessanten Streitfrage eingehen. An
dieser Stelle verbieten es Raum und Stoff, und ich glaube deshalb mich mit der
Erklärung begnügen zu müssen, daß ich die in dem genannten Aufsatz mir uuvu-
tirten Ansichten in den wesentlichsten Punkten entweder garnicht als die meinigen
anerkennen kann oder sie wenigstens in einem ganz andern Zusammenhang und
Sinn aufgestellt habe.


Dr. Hans Delbrück.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.
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[0304] Notiz, einen leisen Atemzug, wie einen Seufzer von jemand, der sich dort versteckt hätte. Still! flüsterte er, indem er die Gräfin von sich zu drängen suchte. Es ist jemand in der Nähe. Er war im Begriffe aufzustehen, aber Laurette klam¬ merte sich, als oll sie fürchtete, er wolle die Flucht ergreifen, noch fester an ihn und hielt ihn zurück. Es ist niemand, sagte sie nach kurzer Pause, wir sind allein. Paul, ant¬ worte mir, und wenn ich dich liebte? Nein, das ist nicht möglich, das darf, das soll nicht sein. Und wenn ich es dir versichere? Ihr habt es mir schon früher gesagt, in Florenz und — Noch immer! Du bist also unversöhnlich? Aber siehst du denn nicht, daß ich nicht mehr dieselbe bin? Hätte ich denn an dich geschrieben, wenn ich dir nicht hätte beweisen wollen, daß zwischen uns alles anders geworden ist? Ihre Gefühle rissen sie völlig hin. Alle ihre schönen Vorsätze, was sie in dem von ihr provozirten Gespräche sagen und welche Verführunqskünste sie an¬ wenden wollte, waren der übersprudelnden Leidenschaft, die ihre ganze Seele ergriffen hatte, gewichen. Sie schlang ihre Arme um Amardis Hals, preßte sich an seine Brust und brach in krampfhaftes Schluchzen aus. (Fortsetzung folgt.) Notiz. Von Herrn Dr. Hans Delbrück geht uns die nachstehende Erklärung zu, mit dem Ersuchen, sie in den Grenzboten zum Abdruck zu bringen. Wir haben keinen Grund, den Abdruck zu verweigern, und bemerken nur, daß es unmöglich war, Herrn von Malachowski von dieser Erklärung Mitteilung zu machen, da sich der¬ selbe augenblicklich auf Reisen befindet. Erklärung. Der Aufsatz des Herrn von Malachowski „Die methodische Kriegführung Friedrichs des Großen" beschäftigt sich fast ausschließlich mit meinen Ansichten über diesen Gegenstand. Wenn der Aufsatz in einer Fachzeitschrift erschienen wäre, würde ich gern auf die Diskussion der interessanten Streitfrage eingehen. An dieser Stelle verbieten es Raum und Stoff, und ich glaube deshalb mich mit der Erklärung begnügen zu müssen, daß ich die in dem genannten Aufsatz mir uuvu- tirten Ansichten in den wesentlichsten Punkten entweder garnicht als die meinigen anerkennen kann oder sie wenigstens in einem ganz andern Zusammenhang und Sinn aufgestellt habe. Dr. Hans Delbrück. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/304>, abgerufen am 15.05.2024.