Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Buchdruck vor Gntenborg.

begonnen hat und dessen kürzlich erschienener erster Band die ältesten Erzeug¬
nisse des Grabstichels bis zum Jahre 1460, dann die Arbeiten in Schrvtmmüer,
schließlich die Holztafeldrucke behandelt. Leider ist auch in diesem Werke, wie
in allen früheren, die Behandlung der alten Drucke eine sehr ungleiche.
Die ^'8 Morlölicli, die Armenbibel, die Apokalypse, das Liwtioum, das Vater¬
unser, das vokönsoriurn und das Lxöonlunr sg.1og.t,inn8 werden genau besprochen,
während die andern dreißig in einer Uotioo soiruirmre kurz abgethan werden.
Es ist das umso bedauerlicher, als man gerade für diese dreißig bisher auf
sehr ungenaue Beschreibungen angewiesen war, während über die sieben großen
Werke schon ausführliche Arbeiten vorlagen. Auch die Frage nach dein Zu¬
sammenhange der Blockbücher mit alten Miniaturwerkeu ist hier noch keineswegs
gelöst, sondern wird noch zu vielen Eiuzelforschuugen Anlaß geben. Aber trotz
dieser Mängel finden Kunsthistoriker wie Sammler bei Dntuit eine Fülle neuen,
hochwillkommenen Materials und werden auch das dem Werke beigegebene Album
vorzüglicher Nachbildungen alter Holzschnittblätter freudig begrüßen. Dutuits
Werk ist nicht abgeschlossen, sondern erst begonnen. Die Abhandlung über die
Blockbücher bildet nur den ersten Band eines gewaltige", auf acht Bände be¬
rechneten Werkes, das die Geschichte der zeichnenden Künste aller Zeiten und
Schulen umfassen soll und von dem der vierte und fünfte Band -- die flä¬
mische und holländische Schule -- bereits vor einigen Jahren erschienen sind.
Der erste Band ist bei weitem wissenschaftlicher gehalten, als man nach jenen
frühern Bänden hätte erwarten sollen, und es ist nur zu wünschen, daß auch
die beiden folgenden, welche die Einzelblätter und illustrirten Bücher des fünf¬
zehnten lind sechzehnten Jahrhunderts umfassen sollen, sich auf gleicher Höhe
halten. Damit dies eintrete, ist dem Verfasser dringend anzuraten, auch die
Sammlungen und Bibliotheken Deutschlands, die er bis jetzt noch wenig zu
kennen scheint, eingehend zu studiren. Wenn dies geschieht und dieselbe Me¬
thode wie beim ersten Bande weiter verfolgt wird, dürfe" wir von dem Buche
eine wesentliche Bereicherung unsrer Kenntnisse erwarten.




Der Buchdruck vor Gntenborg.

begonnen hat und dessen kürzlich erschienener erster Band die ältesten Erzeug¬
nisse des Grabstichels bis zum Jahre 1460, dann die Arbeiten in Schrvtmmüer,
schließlich die Holztafeldrucke behandelt. Leider ist auch in diesem Werke, wie
in allen früheren, die Behandlung der alten Drucke eine sehr ungleiche.
Die ^'8 Morlölicli, die Armenbibel, die Apokalypse, das Liwtioum, das Vater¬
unser, das vokönsoriurn und das Lxöonlunr sg.1og.t,inn8 werden genau besprochen,
während die andern dreißig in einer Uotioo soiruirmre kurz abgethan werden.
Es ist das umso bedauerlicher, als man gerade für diese dreißig bisher auf
sehr ungenaue Beschreibungen angewiesen war, während über die sieben großen
Werke schon ausführliche Arbeiten vorlagen. Auch die Frage nach dein Zu¬
sammenhange der Blockbücher mit alten Miniaturwerkeu ist hier noch keineswegs
gelöst, sondern wird noch zu vielen Eiuzelforschuugen Anlaß geben. Aber trotz
dieser Mängel finden Kunsthistoriker wie Sammler bei Dntuit eine Fülle neuen,
hochwillkommenen Materials und werden auch das dem Werke beigegebene Album
vorzüglicher Nachbildungen alter Holzschnittblätter freudig begrüßen. Dutuits
Werk ist nicht abgeschlossen, sondern erst begonnen. Die Abhandlung über die
Blockbücher bildet nur den ersten Band eines gewaltige», auf acht Bände be¬
rechneten Werkes, das die Geschichte der zeichnenden Künste aller Zeiten und
Schulen umfassen soll und von dem der vierte und fünfte Band — die flä¬
mische und holländische Schule — bereits vor einigen Jahren erschienen sind.
Der erste Band ist bei weitem wissenschaftlicher gehalten, als man nach jenen
frühern Bänden hätte erwarten sollen, und es ist nur zu wünschen, daß auch
die beiden folgenden, welche die Einzelblätter und illustrirten Bücher des fünf¬
zehnten lind sechzehnten Jahrhunderts umfassen sollen, sich auf gleicher Höhe
halten. Damit dies eintrete, ist dem Verfasser dringend anzuraten, auch die
Sammlungen und Bibliotheken Deutschlands, die er bis jetzt noch wenig zu
kennen scheint, eingehend zu studiren. Wenn dies geschieht und dieselbe Me¬
thode wie beim ersten Bande weiter verfolgt wird, dürfe» wir von dem Buche
eine wesentliche Bereicherung unsrer Kenntnisse erwarten.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194871"/>
          <fw type="header" place="top"> Der Buchdruck vor Gntenborg.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_610" prev="#ID_609"> begonnen hat und dessen kürzlich erschienener erster Band die ältesten Erzeug¬<lb/>
nisse des Grabstichels bis zum Jahre 1460, dann die Arbeiten in Schrvtmmüer,<lb/>
schließlich die Holztafeldrucke behandelt. Leider ist auch in diesem Werke, wie<lb/>
in allen früheren, die Behandlung der alten Drucke eine sehr ungleiche.<lb/>
Die ^'8 Morlölicli, die Armenbibel, die Apokalypse, das Liwtioum, das Vater¬<lb/>
unser, das vokönsoriurn und das Lxöonlunr sg.1og.t,inn8 werden genau besprochen,<lb/>
während die andern dreißig in einer Uotioo soiruirmre kurz abgethan werden.<lb/>
Es ist das umso bedauerlicher, als man gerade für diese dreißig bisher auf<lb/>
sehr ungenaue Beschreibungen angewiesen war, während über die sieben großen<lb/>
Werke schon ausführliche Arbeiten vorlagen. Auch die Frage nach dein Zu¬<lb/>
sammenhange der Blockbücher mit alten Miniaturwerkeu ist hier noch keineswegs<lb/>
gelöst, sondern wird noch zu vielen Eiuzelforschuugen Anlaß geben. Aber trotz<lb/>
dieser Mängel finden Kunsthistoriker wie Sammler bei Dntuit eine Fülle neuen,<lb/>
hochwillkommenen Materials und werden auch das dem Werke beigegebene Album<lb/>
vorzüglicher Nachbildungen alter Holzschnittblätter freudig begrüßen. Dutuits<lb/>
Werk ist nicht abgeschlossen, sondern erst begonnen. Die Abhandlung über die<lb/>
Blockbücher bildet nur den ersten Band eines gewaltige», auf acht Bände be¬<lb/>
rechneten Werkes, das die Geschichte der zeichnenden Künste aller Zeiten und<lb/>
Schulen umfassen soll und von dem der vierte und fünfte Band &#x2014; die flä¬<lb/>
mische und holländische Schule &#x2014; bereits vor einigen Jahren erschienen sind.<lb/>
Der erste Band ist bei weitem wissenschaftlicher gehalten, als man nach jenen<lb/>
frühern Bänden hätte erwarten sollen, und es ist nur zu wünschen, daß auch<lb/>
die beiden folgenden, welche die Einzelblätter und illustrirten Bücher des fünf¬<lb/>
zehnten lind sechzehnten Jahrhunderts umfassen sollen, sich auf gleicher Höhe<lb/>
halten. Damit dies eintrete, ist dem Verfasser dringend anzuraten, auch die<lb/>
Sammlungen und Bibliotheken Deutschlands, die er bis jetzt noch wenig zu<lb/>
kennen scheint, eingehend zu studiren. Wenn dies geschieht und dieselbe Me¬<lb/>
thode wie beim ersten Bande weiter verfolgt wird, dürfe» wir von dem Buche<lb/>
eine wesentliche Bereicherung unsrer Kenntnisse erwarten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0195] Der Buchdruck vor Gntenborg. begonnen hat und dessen kürzlich erschienener erster Band die ältesten Erzeug¬ nisse des Grabstichels bis zum Jahre 1460, dann die Arbeiten in Schrvtmmüer, schließlich die Holztafeldrucke behandelt. Leider ist auch in diesem Werke, wie in allen früheren, die Behandlung der alten Drucke eine sehr ungleiche. Die ^'8 Morlölicli, die Armenbibel, die Apokalypse, das Liwtioum, das Vater¬ unser, das vokönsoriurn und das Lxöonlunr sg.1og.t,inn8 werden genau besprochen, während die andern dreißig in einer Uotioo soiruirmre kurz abgethan werden. Es ist das umso bedauerlicher, als man gerade für diese dreißig bisher auf sehr ungenaue Beschreibungen angewiesen war, während über die sieben großen Werke schon ausführliche Arbeiten vorlagen. Auch die Frage nach dein Zu¬ sammenhange der Blockbücher mit alten Miniaturwerkeu ist hier noch keineswegs gelöst, sondern wird noch zu vielen Eiuzelforschuugen Anlaß geben. Aber trotz dieser Mängel finden Kunsthistoriker wie Sammler bei Dntuit eine Fülle neuen, hochwillkommenen Materials und werden auch das dem Werke beigegebene Album vorzüglicher Nachbildungen alter Holzschnittblätter freudig begrüßen. Dutuits Werk ist nicht abgeschlossen, sondern erst begonnen. Die Abhandlung über die Blockbücher bildet nur den ersten Band eines gewaltige», auf acht Bände be¬ rechneten Werkes, das die Geschichte der zeichnenden Künste aller Zeiten und Schulen umfassen soll und von dem der vierte und fünfte Band — die flä¬ mische und holländische Schule — bereits vor einigen Jahren erschienen sind. Der erste Band ist bei weitem wissenschaftlicher gehalten, als man nach jenen frühern Bänden hätte erwarten sollen, und es ist nur zu wünschen, daß auch die beiden folgenden, welche die Einzelblätter und illustrirten Bücher des fünf¬ zehnten lind sechzehnten Jahrhunderts umfassen sollen, sich auf gleicher Höhe halten. Damit dies eintrete, ist dem Verfasser dringend anzuraten, auch die Sammlungen und Bibliotheken Deutschlands, die er bis jetzt noch wenig zu kennen scheint, eingehend zu studiren. Wenn dies geschieht und dieselbe Me¬ thode wie beim ersten Bande weiter verfolgt wird, dürfe» wir von dem Buche eine wesentliche Bereicherung unsrer Kenntnisse erwarten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/195
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/195>, abgerufen am 21.05.2024.