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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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bedeutendste Werke erschienen, ein wohlgelungenes Lichtdruckbild des Jnbilars her¬
stellen lassen, das Wohl durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen ist."
"

Sodann die "inhaltvollere, ausführlichere Mitteilung:
'

"Stuttgart. (Karl von Geroks 70. Geburtstag.)

Karl von Gerok ist unstreitig einer unsrer bedeutendsten Lyriker und vielleicht
der erste unter deu religiöse" Dichtern der Gegenwart. Er genießt in allen Kreisen
weitaus des größten Ansehens. Beispielsweise zeichnet ihn die Deutsche Poetik
vou Prof. Dr. C. Beyer aufs höchste aus, indem sie sogar eine deutsche Stropheu-
form nach ihm benennt. Am 30. Januar feiert nun Gerok seinen 70. Geburtstag,
und es dürfte Wohl anläßlich dieses Umstandes von Interesse sein, einige Momente
aus Leben und Wirken dieses gottbegnadeter Dichters zu erfahren. Karl von
Gerok" :e.

Nun folgt eine Aufzählung der Werke des Dichters, von denen die "Palm¬
blätter" besonders hervorgehoben werden: von ihnen heißt es: "Ihr Inhalt besteht
aus tief empfundenen, lebensvollen, dabei formenschönen, religiösen Dichtungen.
Mühelos -- so ruft Geroks Biograph Beyer in der Leipziger Jllustrirten Zeitung
ans -- scheinen diese Dichtungen hingeworfen, und doch sind sie das Resultat
hoher dichterischer Kunst."

Und nun zu guter letzt die Notiz "im eignen Interesse zu ganz gelegentlicher
Beachtung":

"Stuttgart. (Auszeichnung.) Die im vorigen Jahre erschienene "Deutsche Poetik"
vou Prof. I)r. C. Beyer wurde von den Ministerien Würtembergs, Weimars und
Meiningens zur Einführung in die höheren Lehranstalten, event, zur Anschaffung :e.
empfohlen."

Sollte man es glauben, daß eine Anzahl von Blättern ans dieses Zirknlnr
hineingefallen ist? Und zwar nicht nur kleine Provinzialblötter, die ihr Futter
nehmen, wo und wie sie es finden, sondern auch ernsthafte größere Zeitungen, wie
beispielsweise die in Basel erscheinende "Allgemeine Schweizerzeitung"? Selbst
wenn diese Blätter uicht wußten und wissen konnten, was es mit der Ehre der
Beyerschen Strophenbenennuug auf sich hat -- bedarf es eiues weiteren Zeugnisses
als des Zirkulars selbst, um die ganze Häßlichkeit dieses heuchlerischen Rcklamestücks
zu durchschauen? Aber man muß allerdings die "Poetik" Beyers keimen, um
die Unverschämtheit dieses Herrn in ihrer ganzen Größe würdigen zu können.
Gerok, ein Dichter, nach welchem "sogar" der große Prof. Dr. Beyer eine Strvphen-
forin benannt hat -- das ist etwa, wie wenn einer sagen wollte: Fürst Bismarck,
ein Staatsmann, von dem "sogar" die "Gartenlaube" einmal eine Abbildung ge¬
bracht hat.'") Mit dem "herzlich befreundete" von Gerok" ist es natürlich ebenfalls



*) Herr Beyer hat in seiner Poetik (Bd. 1) nicht weniger als neunzig Sirophen-
bencnnungcn angebracht. Gerok teilt dabei diese "höchste Auszeichnung" mit Dichtern aller¬
ersten Ranges, wie folgende Strvphenbenennungen. bekunden: "Theobald Keiners Nachtlied¬
strophe," "Niggelers Traumstrophe," "Schmidt-Cabnuisstrophe," "E. Albrechts Blumenstrophe,"
"Viktor Bliithgens Kindcrlicdcrstrvphc," "Ganzhorns Volksstrophe," "Pfarrius' Winter¬
strophe" u. s. w. Der Gesichtspunkt, von welchem Herr Beyer bei der Wahl solcher Namen
ausgeht, wird den Lesern erst völlig klar, wenn er zur Lektüre des zweiten Bandes vordringt
und sich in die dort mitgeteilten Proben des deutschen Novellcnslils versenkt. Auf S. 392
des zweiten Bandes liest man dn, daß der Verfasser "fiir Illustration des Stilfortschritts sich
ans drei charakteristische Proben" beschränken will: er wählt eine" Passus aus Tiecks "Zauber-
schlost," aus Heyses "L'Arrabiata" und -- man staune: als dritte und also wohl höchste
Stufe einige Seiten aus der Novelle "Durch Leid zu Freud" von einem Fräulein L. A. Wein-
zierl, welche der Verfasser eine "gern gelesene Novellistin" zu nennen beliebt. Warum, das
Notiz.

bedeutendste Werke erschienen, ein wohlgelungenes Lichtdruckbild des Jnbilars her¬
stellen lassen, das Wohl durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen ist."
"

Sodann die „inhaltvollere, ausführlichere Mitteilung:
'

„Stuttgart. (Karl von Geroks 70. Geburtstag.)

Karl von Gerok ist unstreitig einer unsrer bedeutendsten Lyriker und vielleicht
der erste unter deu religiöse» Dichtern der Gegenwart. Er genießt in allen Kreisen
weitaus des größten Ansehens. Beispielsweise zeichnet ihn die Deutsche Poetik
vou Prof. Dr. C. Beyer aufs höchste aus, indem sie sogar eine deutsche Stropheu-
form nach ihm benennt. Am 30. Januar feiert nun Gerok seinen 70. Geburtstag,
und es dürfte Wohl anläßlich dieses Umstandes von Interesse sein, einige Momente
aus Leben und Wirken dieses gottbegnadeter Dichters zu erfahren. Karl von
Gerok" :e.

Nun folgt eine Aufzählung der Werke des Dichters, von denen die „Palm¬
blätter" besonders hervorgehoben werden: von ihnen heißt es: „Ihr Inhalt besteht
aus tief empfundenen, lebensvollen, dabei formenschönen, religiösen Dichtungen.
Mühelos — so ruft Geroks Biograph Beyer in der Leipziger Jllustrirten Zeitung
ans — scheinen diese Dichtungen hingeworfen, und doch sind sie das Resultat
hoher dichterischer Kunst."

Und nun zu guter letzt die Notiz „im eignen Interesse zu ganz gelegentlicher
Beachtung":

„Stuttgart. (Auszeichnung.) Die im vorigen Jahre erschienene „Deutsche Poetik"
vou Prof. I)r. C. Beyer wurde von den Ministerien Würtembergs, Weimars und
Meiningens zur Einführung in die höheren Lehranstalten, event, zur Anschaffung :e.
empfohlen."

Sollte man es glauben, daß eine Anzahl von Blättern ans dieses Zirknlnr
hineingefallen ist? Und zwar nicht nur kleine Provinzialblötter, die ihr Futter
nehmen, wo und wie sie es finden, sondern auch ernsthafte größere Zeitungen, wie
beispielsweise die in Basel erscheinende „Allgemeine Schweizerzeitung"? Selbst
wenn diese Blätter uicht wußten und wissen konnten, was es mit der Ehre der
Beyerschen Strophenbenennuug auf sich hat — bedarf es eiues weiteren Zeugnisses
als des Zirkulars selbst, um die ganze Häßlichkeit dieses heuchlerischen Rcklamestücks
zu durchschauen? Aber man muß allerdings die „Poetik" Beyers keimen, um
die Unverschämtheit dieses Herrn in ihrer ganzen Größe würdigen zu können.
Gerok, ein Dichter, nach welchem „sogar" der große Prof. Dr. Beyer eine Strvphen-
forin benannt hat — das ist etwa, wie wenn einer sagen wollte: Fürst Bismarck,
ein Staatsmann, von dem „sogar" die „Gartenlaube" einmal eine Abbildung ge¬
bracht hat.'") Mit dem „herzlich befreundete» von Gerok" ist es natürlich ebenfalls



*) Herr Beyer hat in seiner Poetik (Bd. 1) nicht weniger als neunzig Sirophen-
bencnnungcn angebracht. Gerok teilt dabei diese „höchste Auszeichnung" mit Dichtern aller¬
ersten Ranges, wie folgende Strvphenbenennungen. bekunden: „Theobald Keiners Nachtlied¬
strophe," „Niggelers Traumstrophe," „Schmidt-Cabnuisstrophe," „E. Albrechts Blumenstrophe,"
„Viktor Bliithgens Kindcrlicdcrstrvphc," „Ganzhorns Volksstrophe," „Pfarrius' Winter¬
strophe" u. s. w. Der Gesichtspunkt, von welchem Herr Beyer bei der Wahl solcher Namen
ausgeht, wird den Lesern erst völlig klar, wenn er zur Lektüre des zweiten Bandes vordringt
und sich in die dort mitgeteilten Proben des deutschen Novellcnslils versenkt. Auf S. 392
des zweiten Bandes liest man dn, daß der Verfasser „fiir Illustration des Stilfortschritts sich
ans drei charakteristische Proben" beschränken will: er wählt eine» Passus aus Tiecks „Zauber-
schlost," aus Heyses „L'Arrabiata" und — man staune: als dritte und also wohl höchste
Stufe einige Seiten aus der Novelle „Durch Leid zu Freud" von einem Fräulein L. A. Wein-
zierl, welche der Verfasser eine „gern gelesene Novellistin" zu nennen beliebt. Warum, das
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[0602] Notiz. bedeutendste Werke erschienen, ein wohlgelungenes Lichtdruckbild des Jnbilars her¬ stellen lassen, das Wohl durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen ist." " Sodann die „inhaltvollere, ausführlichere Mitteilung: ' „Stuttgart. (Karl von Geroks 70. Geburtstag.) Karl von Gerok ist unstreitig einer unsrer bedeutendsten Lyriker und vielleicht der erste unter deu religiöse» Dichtern der Gegenwart. Er genießt in allen Kreisen weitaus des größten Ansehens. Beispielsweise zeichnet ihn die Deutsche Poetik vou Prof. Dr. C. Beyer aufs höchste aus, indem sie sogar eine deutsche Stropheu- form nach ihm benennt. Am 30. Januar feiert nun Gerok seinen 70. Geburtstag, und es dürfte Wohl anläßlich dieses Umstandes von Interesse sein, einige Momente aus Leben und Wirken dieses gottbegnadeter Dichters zu erfahren. Karl von Gerok" :e. Nun folgt eine Aufzählung der Werke des Dichters, von denen die „Palm¬ blätter" besonders hervorgehoben werden: von ihnen heißt es: „Ihr Inhalt besteht aus tief empfundenen, lebensvollen, dabei formenschönen, religiösen Dichtungen. Mühelos — so ruft Geroks Biograph Beyer in der Leipziger Jllustrirten Zeitung ans — scheinen diese Dichtungen hingeworfen, und doch sind sie das Resultat hoher dichterischer Kunst." Und nun zu guter letzt die Notiz „im eignen Interesse zu ganz gelegentlicher Beachtung": „Stuttgart. (Auszeichnung.) Die im vorigen Jahre erschienene „Deutsche Poetik" vou Prof. I)r. C. Beyer wurde von den Ministerien Würtembergs, Weimars und Meiningens zur Einführung in die höheren Lehranstalten, event, zur Anschaffung :e. empfohlen." Sollte man es glauben, daß eine Anzahl von Blättern ans dieses Zirknlnr hineingefallen ist? Und zwar nicht nur kleine Provinzialblötter, die ihr Futter nehmen, wo und wie sie es finden, sondern auch ernsthafte größere Zeitungen, wie beispielsweise die in Basel erscheinende „Allgemeine Schweizerzeitung"? Selbst wenn diese Blätter uicht wußten und wissen konnten, was es mit der Ehre der Beyerschen Strophenbenennuug auf sich hat — bedarf es eiues weiteren Zeugnisses als des Zirkulars selbst, um die ganze Häßlichkeit dieses heuchlerischen Rcklamestücks zu durchschauen? Aber man muß allerdings die „Poetik" Beyers keimen, um die Unverschämtheit dieses Herrn in ihrer ganzen Größe würdigen zu können. Gerok, ein Dichter, nach welchem „sogar" der große Prof. Dr. Beyer eine Strvphen- forin benannt hat — das ist etwa, wie wenn einer sagen wollte: Fürst Bismarck, ein Staatsmann, von dem „sogar" die „Gartenlaube" einmal eine Abbildung ge¬ bracht hat.'") Mit dem „herzlich befreundete» von Gerok" ist es natürlich ebenfalls *) Herr Beyer hat in seiner Poetik (Bd. 1) nicht weniger als neunzig Sirophen- bencnnungcn angebracht. Gerok teilt dabei diese „höchste Auszeichnung" mit Dichtern aller¬ ersten Ranges, wie folgende Strvphenbenennungen. bekunden: „Theobald Keiners Nachtlied¬ strophe," „Niggelers Traumstrophe," „Schmidt-Cabnuisstrophe," „E. Albrechts Blumenstrophe," „Viktor Bliithgens Kindcrlicdcrstrvphc," „Ganzhorns Volksstrophe," „Pfarrius' Winter¬ strophe" u. s. w. Der Gesichtspunkt, von welchem Herr Beyer bei der Wahl solcher Namen ausgeht, wird den Lesern erst völlig klar, wenn er zur Lektüre des zweiten Bandes vordringt und sich in die dort mitgeteilten Proben des deutschen Novellcnslils versenkt. Auf S. 392 des zweiten Bandes liest man dn, daß der Verfasser „fiir Illustration des Stilfortschritts sich ans drei charakteristische Proben" beschränken will: er wählt eine» Passus aus Tiecks „Zauber- schlost," aus Heyses „L'Arrabiata" und — man staune: als dritte und also wohl höchste Stufe einige Seiten aus der Novelle „Durch Leid zu Freud" von einem Fräulein L. A. Wein- zierl, welche der Verfasser eine „gern gelesene Novellistin" zu nennen beliebt. Warum, das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/602>, abgerufen am 22.05.2024.