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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Literatur.

beiden Freunde und unterbrach die weitere Rede seines Gastes. Bartolomeo
Okaz mochte sogleich in den Zügen Senhor Manuels lesen, das? für jetzt an
eine Fortsetzung des Geplauders nicht zu denken sei. Und da sich eine Anzahl
seiner Gäste im untern Raume von den Tische" erhob, so ergriff er den Vor¬
wand, mit einem entschuldigenden Worte: Ihr verzeiht, Herr, ich muß den
Burschen da unten gute Nacht bieten! die ernst vor sich hinblickendeu Männer
wieder zu verlassen. (Fortsetzung folgt.)




Literatur.
Die Hugenotten und das Edikt von Nantes. Mit urkundlichen Beigaben. Zum Ge
därhtnis an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 2g. Oktober/8. November 1685.
Von F. Sander. Breslau, Will). Gottl. Korn, 1835.

Dieses Buch gehört zu den Schriften, welche die zweihundertste Wiederkehr
des Tages, um welchem das Edikt von Nantes erlassen wurde, hervorgerufen hat.
Es zerfällt in einen geschichtlichen Teil und in eine Urkundeusnmmlung. Die letztere
giebt die wichtigsten Urkunden der hugenottischen Geschichte, namentlich die Be¬
kenntnisschriften von 15K9 und das Edikt von Nantes samt allen seineu Anhängseln
unverkürzt in guter deutscher Uebersetzung wieder, die am Schluß beigefügte Denk¬
schrift des Ministers von Breteuil aus dem Jahre 1786 gewährt trotz ihrer
Rücksicht auf Ludwig XIV. einen Blick in den traurigen Zustand der protestantischen
Kirche, ja in einen Zustand vollständiger Nechtsverwirrung, in welchen ihre An¬
hänger seit 169ö geraten waren. Der Verfasser, dnrch die Herausgabe des Tage¬
buches des Hugenotten Jean Miganlt mit dieser Periode der französischen Kirchen¬
geschichte vertraut, gründet seine Hoffnung, daß das vorliegende Buch seinen Zweck
nicht völlig verfehlen werde, namentlich auf diese urkundlichen Beilagen; aber auch
der geschichtliche Teil führt, ohne auf selbständige Forschungen Anspruch zu erheben,
den Zusammenhang der Begebenheiten von den ersten lutherischen Regungen in
Frankreich an bis zum Jahre 1695 so übersichtlich und ansprechend vor, daß er
Lesern, welche sich nicht an größere, eingehendere Arbeiten heranwagen wollen, zur
schnellen Orientirung wohl empfohlen werden kann.


Generalfeldmarschall Graf Moltke 1800--188S. Von Wilhelm Müller, Prof. in
Tübingen. Volksausgabe. Stuttgart, Karl Krabbe, 1885.

Der Verfasser der "Politischen Geschichte der Gegenwart" bietet hier eine für
die weitesten Kreise bestimmte Ausgabe seiner Lebensbeschreibung Moltkes. Sein
Buch, welchem die bekannten Quellen, die Briefe, Bücher und Neichstngsredeu
Moltkes, die Gencralstabswerke sowie die besten Einzelschriften über die letzten
Kriege zu Grunde liegen, faßt den äußern Lebensgang des Marschalls in an¬
sprechender Weise zusammen. Enthüllungen darüber, wie sich sein Einfluß in
den Jahren 1866 und 1870 geltend gemacht hat und worin sein Anteil an den
Erfolgen besteht, sind natürlich nicht darin zu erwarten. Wenn die Darstellung
an Wärme und hinreißender Begeisterung der Schrift desselben Verfassers über den
Reichskanzler nachsteht, so wird die Hauptschuld dem sprödern Material zuzuschreiben


Literatur.

beiden Freunde und unterbrach die weitere Rede seines Gastes. Bartolomeo
Okaz mochte sogleich in den Zügen Senhor Manuels lesen, das? für jetzt an
eine Fortsetzung des Geplauders nicht zu denken sei. Und da sich eine Anzahl
seiner Gäste im untern Raume von den Tische» erhob, so ergriff er den Vor¬
wand, mit einem entschuldigenden Worte: Ihr verzeiht, Herr, ich muß den
Burschen da unten gute Nacht bieten! die ernst vor sich hinblickendeu Männer
wieder zu verlassen. (Fortsetzung folgt.)




Literatur.
Die Hugenotten und das Edikt von Nantes. Mit urkundlichen Beigaben. Zum Ge
därhtnis an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 2g. Oktober/8. November 1685.
Von F. Sander. Breslau, Will). Gottl. Korn, 1835.

Dieses Buch gehört zu den Schriften, welche die zweihundertste Wiederkehr
des Tages, um welchem das Edikt von Nantes erlassen wurde, hervorgerufen hat.
Es zerfällt in einen geschichtlichen Teil und in eine Urkundeusnmmlung. Die letztere
giebt die wichtigsten Urkunden der hugenottischen Geschichte, namentlich die Be¬
kenntnisschriften von 15K9 und das Edikt von Nantes samt allen seineu Anhängseln
unverkürzt in guter deutscher Uebersetzung wieder, die am Schluß beigefügte Denk¬
schrift des Ministers von Breteuil aus dem Jahre 1786 gewährt trotz ihrer
Rücksicht auf Ludwig XIV. einen Blick in den traurigen Zustand der protestantischen
Kirche, ja in einen Zustand vollständiger Nechtsverwirrung, in welchen ihre An¬
hänger seit 169ö geraten waren. Der Verfasser, dnrch die Herausgabe des Tage¬
buches des Hugenotten Jean Miganlt mit dieser Periode der französischen Kirchen¬
geschichte vertraut, gründet seine Hoffnung, daß das vorliegende Buch seinen Zweck
nicht völlig verfehlen werde, namentlich auf diese urkundlichen Beilagen; aber auch
der geschichtliche Teil führt, ohne auf selbständige Forschungen Anspruch zu erheben,
den Zusammenhang der Begebenheiten von den ersten lutherischen Regungen in
Frankreich an bis zum Jahre 1695 so übersichtlich und ansprechend vor, daß er
Lesern, welche sich nicht an größere, eingehendere Arbeiten heranwagen wollen, zur
schnellen Orientirung wohl empfohlen werden kann.


Generalfeldmarschall Graf Moltke 1800—188S. Von Wilhelm Müller, Prof. in
Tübingen. Volksausgabe. Stuttgart, Karl Krabbe, 1885.

Der Verfasser der „Politischen Geschichte der Gegenwart" bietet hier eine für
die weitesten Kreise bestimmte Ausgabe seiner Lebensbeschreibung Moltkes. Sein
Buch, welchem die bekannten Quellen, die Briefe, Bücher und Neichstngsredeu
Moltkes, die Gencralstabswerke sowie die besten Einzelschriften über die letzten
Kriege zu Grunde liegen, faßt den äußern Lebensgang des Marschalls in an¬
sprechender Weise zusammen. Enthüllungen darüber, wie sich sein Einfluß in
den Jahren 1866 und 1870 geltend gemacht hat und worin sein Anteil an den
Erfolgen besteht, sind natürlich nicht darin zu erwarten. Wenn die Darstellung
an Wärme und hinreißender Begeisterung der Schrift desselben Verfassers über den
Reichskanzler nachsteht, so wird die Hauptschuld dem sprödern Material zuzuschreiben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/151>, abgerufen am 11.06.2024.