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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Allerlei Laufbahnen.

ob er ein richtiger, ein Menschendoktor sei? Dem Angeredeten kam die Frage be¬
denklich vor, und er zögerte mit dem Bescheide; doch statt seiner antworteten die
andern einstimmig bejahend, seine Kenntnisse und seinen Ruf preisend. Nun rückte
die Frau mit der Bitte hervor, er möge ihrem kranken Kinde seine ärztliche Hilfe
gewähren. Schmauch erklärte zwar, er könne seinem Kollegen im Orte nicht ins
Handwerk Pfuscher, als aber die Frau beteuert hatte, es gebe auf mehrere Meilen
in die Runde keinen Arzt, mußte er sich fügen. Er fühlte dem noch nicht jährigen.
Kinde, das bleich und abgezehrt in einem Alkoven lag, den Puls, horchte an der
Brust, fragte nach Appetit und Stuhl und empfahl dann der besorgten Mutter,
das Kind nicht der Zugluft auszusetzen (wie in den Alkoven Zugluft kommen
solle? meinte fie), ihm keine schweren Speisen zu geben (o Gott, es genieße ja
kaum die Milchsuppe, die fie ihm koche), kein Schweinefleisch, keine spirituösen,
Thee allenfalls, aber ohne Rum. So weit hatte die arme Frau ihn mit wachsendem
Erstaunen angehört, jetzt riß ihr die Geduld und sie rügte mit bittern Worten
und mit Thränen in den Augen, daß er seinen Spott mit ihrem Unglück treibe;
wenn er nichts besseres wisse, möge er nur zu seinen Karten zurückkehren.

Im nächsten Semester sattelte Schmauch um. Nach reiflicher Erwägung hatte
er die Philosophie erwählt, da er hoffte, bei dieser nicht dergleichen unangenehmen
Erlebnissen ausgesetzt zu sein. Und so "studirte" er denn wohlgemut weiter, ließ,
wenn er Geld brauchte, sichs von seinem Bankier auszahlen und blieb Dr. Schmauch
nach wie vor. Da wurde sein Lebenslauf zum zweitenmale und empfindlicher
gestört. Als er eines Tages wieder Geld erhoben hatte, teilte der Bankier ihm
höflich mit, daß nun sein Vermögen bis ans einen kleinen Rest aufgezehrt sei.
Und da der alte Student ihn zuerst anstarrte und dann in die Worte ausbrach,
das sei unmöglich, setzte er hinzu, die Thatsache könne doch dem Herrn Doktor nicht
neu fein, er habe ja jedes Halbjahr seine Abrechnung erhalten. Abrechnung! Den
Wisch hatte Schmauch stets ungelesen in den Papierkorb geworfen. Also wirklich
fertig? Vollständig! Was nnn?

Mehrere Tage lang erwog er alle Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu
erwerben, fand jedoch keine geeignet. Vor allem starrten ihn überall Examina an,
und gegen diese hegte er einen unüberwindlichen Abscheu. Als seine Gedanken
wieder einmal vor diesem Schlagbäume augelangt waren, kam urplötzlich die Er¬
leuchtung über ihn. Sein einstiger Verbiudungsbrudcr Ruprecht hatte auch nie
eine Prüfung abgelegt und es doch zu Stellung und Brot gebracht, er war Redakteur
einer politischen Zeitung in der Hauptstadt. Ihm uach in jedem Sinne!

Ruprecht machte kein übermäßig erfreutes Gesicht, als der Freund bei ihm erschien
mit dem Ansinnen, bei der Zeitung beschäftigt zu werden; indessen glaubte er aus
alter Kameradschaft nicht einfach nein sagen zu dürfen. So wurde l)r. Schmauch
Journalist. Um sich einzuschulen, erhielt er die Aufgabe, unpolitische Tagesnotizen
zu redigiren, und bei dieser in keiner Weise anstrengenden Beschäftigung befand
er sich eine Zeit lang ganz wohl. Sogar literarischer Ehrgeiz erwachte in ihm.
Er setzte seinen Stolz darein, die von Reportern und antographirten Korrespon¬
denzen gelieferten Manuskripte nicht nur einer grammatikalischen und syntak¬
tischen Kur zu unterwerfen, sondern sie umzustilisiren, effektvoller zu machen.
Und wenn er die Thatsache, daß ein Pferd durchgegangen oder ein Taschendieb
erwischt worden war, zu einem kleinen Romankapitel ausgearbeitet hatte, pflegte
er dies mit schallender Stimme dem gesamten Nedaktionspersonal vorzulesen, welches
sich dabei gewöhnlich mehr an seiner naiven Selbstzufriedenheit als an deren Ur¬
sache erfreute.


Allerlei Laufbahnen.

ob er ein richtiger, ein Menschendoktor sei? Dem Angeredeten kam die Frage be¬
denklich vor, und er zögerte mit dem Bescheide; doch statt seiner antworteten die
andern einstimmig bejahend, seine Kenntnisse und seinen Ruf preisend. Nun rückte
die Frau mit der Bitte hervor, er möge ihrem kranken Kinde seine ärztliche Hilfe
gewähren. Schmauch erklärte zwar, er könne seinem Kollegen im Orte nicht ins
Handwerk Pfuscher, als aber die Frau beteuert hatte, es gebe auf mehrere Meilen
in die Runde keinen Arzt, mußte er sich fügen. Er fühlte dem noch nicht jährigen.
Kinde, das bleich und abgezehrt in einem Alkoven lag, den Puls, horchte an der
Brust, fragte nach Appetit und Stuhl und empfahl dann der besorgten Mutter,
das Kind nicht der Zugluft auszusetzen (wie in den Alkoven Zugluft kommen
solle? meinte fie), ihm keine schweren Speisen zu geben (o Gott, es genieße ja
kaum die Milchsuppe, die fie ihm koche), kein Schweinefleisch, keine spirituösen,
Thee allenfalls, aber ohne Rum. So weit hatte die arme Frau ihn mit wachsendem
Erstaunen angehört, jetzt riß ihr die Geduld und sie rügte mit bittern Worten
und mit Thränen in den Augen, daß er seinen Spott mit ihrem Unglück treibe;
wenn er nichts besseres wisse, möge er nur zu seinen Karten zurückkehren.

Im nächsten Semester sattelte Schmauch um. Nach reiflicher Erwägung hatte
er die Philosophie erwählt, da er hoffte, bei dieser nicht dergleichen unangenehmen
Erlebnissen ausgesetzt zu sein. Und so „studirte" er denn wohlgemut weiter, ließ,
wenn er Geld brauchte, sichs von seinem Bankier auszahlen und blieb Dr. Schmauch
nach wie vor. Da wurde sein Lebenslauf zum zweitenmale und empfindlicher
gestört. Als er eines Tages wieder Geld erhoben hatte, teilte der Bankier ihm
höflich mit, daß nun sein Vermögen bis ans einen kleinen Rest aufgezehrt sei.
Und da der alte Student ihn zuerst anstarrte und dann in die Worte ausbrach,
das sei unmöglich, setzte er hinzu, die Thatsache könne doch dem Herrn Doktor nicht
neu fein, er habe ja jedes Halbjahr seine Abrechnung erhalten. Abrechnung! Den
Wisch hatte Schmauch stets ungelesen in den Papierkorb geworfen. Also wirklich
fertig? Vollständig! Was nnn?

Mehrere Tage lang erwog er alle Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu
erwerben, fand jedoch keine geeignet. Vor allem starrten ihn überall Examina an,
und gegen diese hegte er einen unüberwindlichen Abscheu. Als seine Gedanken
wieder einmal vor diesem Schlagbäume augelangt waren, kam urplötzlich die Er¬
leuchtung über ihn. Sein einstiger Verbiudungsbrudcr Ruprecht hatte auch nie
eine Prüfung abgelegt und es doch zu Stellung und Brot gebracht, er war Redakteur
einer politischen Zeitung in der Hauptstadt. Ihm uach in jedem Sinne!

Ruprecht machte kein übermäßig erfreutes Gesicht, als der Freund bei ihm erschien
mit dem Ansinnen, bei der Zeitung beschäftigt zu werden; indessen glaubte er aus
alter Kameradschaft nicht einfach nein sagen zu dürfen. So wurde l)r. Schmauch
Journalist. Um sich einzuschulen, erhielt er die Aufgabe, unpolitische Tagesnotizen
zu redigiren, und bei dieser in keiner Weise anstrengenden Beschäftigung befand
er sich eine Zeit lang ganz wohl. Sogar literarischer Ehrgeiz erwachte in ihm.
Er setzte seinen Stolz darein, die von Reportern und antographirten Korrespon¬
denzen gelieferten Manuskripte nicht nur einer grammatikalischen und syntak¬
tischen Kur zu unterwerfen, sondern sie umzustilisiren, effektvoller zu machen.
Und wenn er die Thatsache, daß ein Pferd durchgegangen oder ein Taschendieb
erwischt worden war, zu einem kleinen Romankapitel ausgearbeitet hatte, pflegte
er dies mit schallender Stimme dem gesamten Nedaktionspersonal vorzulesen, welches
sich dabei gewöhnlich mehr an seiner naiven Selbstzufriedenheit als an deren Ur¬
sache erfreute.


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[0187] Allerlei Laufbahnen. ob er ein richtiger, ein Menschendoktor sei? Dem Angeredeten kam die Frage be¬ denklich vor, und er zögerte mit dem Bescheide; doch statt seiner antworteten die andern einstimmig bejahend, seine Kenntnisse und seinen Ruf preisend. Nun rückte die Frau mit der Bitte hervor, er möge ihrem kranken Kinde seine ärztliche Hilfe gewähren. Schmauch erklärte zwar, er könne seinem Kollegen im Orte nicht ins Handwerk Pfuscher, als aber die Frau beteuert hatte, es gebe auf mehrere Meilen in die Runde keinen Arzt, mußte er sich fügen. Er fühlte dem noch nicht jährigen. Kinde, das bleich und abgezehrt in einem Alkoven lag, den Puls, horchte an der Brust, fragte nach Appetit und Stuhl und empfahl dann der besorgten Mutter, das Kind nicht der Zugluft auszusetzen (wie in den Alkoven Zugluft kommen solle? meinte fie), ihm keine schweren Speisen zu geben (o Gott, es genieße ja kaum die Milchsuppe, die fie ihm koche), kein Schweinefleisch, keine spirituösen, Thee allenfalls, aber ohne Rum. So weit hatte die arme Frau ihn mit wachsendem Erstaunen angehört, jetzt riß ihr die Geduld und sie rügte mit bittern Worten und mit Thränen in den Augen, daß er seinen Spott mit ihrem Unglück treibe; wenn er nichts besseres wisse, möge er nur zu seinen Karten zurückkehren. Im nächsten Semester sattelte Schmauch um. Nach reiflicher Erwägung hatte er die Philosophie erwählt, da er hoffte, bei dieser nicht dergleichen unangenehmen Erlebnissen ausgesetzt zu sein. Und so „studirte" er denn wohlgemut weiter, ließ, wenn er Geld brauchte, sichs von seinem Bankier auszahlen und blieb Dr. Schmauch nach wie vor. Da wurde sein Lebenslauf zum zweitenmale und empfindlicher gestört. Als er eines Tages wieder Geld erhoben hatte, teilte der Bankier ihm höflich mit, daß nun sein Vermögen bis ans einen kleinen Rest aufgezehrt sei. Und da der alte Student ihn zuerst anstarrte und dann in die Worte ausbrach, das sei unmöglich, setzte er hinzu, die Thatsache könne doch dem Herrn Doktor nicht neu fein, er habe ja jedes Halbjahr seine Abrechnung erhalten. Abrechnung! Den Wisch hatte Schmauch stets ungelesen in den Papierkorb geworfen. Also wirklich fertig? Vollständig! Was nnn? Mehrere Tage lang erwog er alle Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu erwerben, fand jedoch keine geeignet. Vor allem starrten ihn überall Examina an, und gegen diese hegte er einen unüberwindlichen Abscheu. Als seine Gedanken wieder einmal vor diesem Schlagbäume augelangt waren, kam urplötzlich die Er¬ leuchtung über ihn. Sein einstiger Verbiudungsbrudcr Ruprecht hatte auch nie eine Prüfung abgelegt und es doch zu Stellung und Brot gebracht, er war Redakteur einer politischen Zeitung in der Hauptstadt. Ihm uach in jedem Sinne! Ruprecht machte kein übermäßig erfreutes Gesicht, als der Freund bei ihm erschien mit dem Ansinnen, bei der Zeitung beschäftigt zu werden; indessen glaubte er aus alter Kameradschaft nicht einfach nein sagen zu dürfen. So wurde l)r. Schmauch Journalist. Um sich einzuschulen, erhielt er die Aufgabe, unpolitische Tagesnotizen zu redigiren, und bei dieser in keiner Weise anstrengenden Beschäftigung befand er sich eine Zeit lang ganz wohl. Sogar literarischer Ehrgeiz erwachte in ihm. Er setzte seinen Stolz darein, die von Reportern und antographirten Korrespon¬ denzen gelieferten Manuskripte nicht nur einer grammatikalischen und syntak¬ tischen Kur zu unterwerfen, sondern sie umzustilisiren, effektvoller zu machen. Und wenn er die Thatsache, daß ein Pferd durchgegangen oder ein Taschendieb erwischt worden war, zu einem kleinen Romankapitel ausgearbeitet hatte, pflegte er dies mit schallender Stimme dem gesamten Nedaktionspersonal vorzulesen, welches sich dabei gewöhnlich mehr an seiner naiven Selbstzufriedenheit als an deren Ur¬ sache erfreute.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/187>, abgerufen am 22.05.2024.