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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.

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Kleinere Mitteilungen.

seinen "Hausdichtern," folgte er getreulich den Politischen und literarischen Strö¬
mungen seiner Zeit, mochten sie noch so entgegengesetzt sein, mochten sie uoch so
schroff auf einander folgen. Im Jahre 1807 stimmt er einen "Trutzgesang" an für
die "gerechte Sache" gegen den "wuteutflammtcn Leuen," seinen "eiteln Nuhmes-
dmupf" und "schnöde Lust zum Raube." Im Jahre 1309 hält er am "Napoleons¬
tage" als Rektor der Greifswalder Universität eine Lobrede auf den "wutent-
flammten Leuen," der urplötzlich zum Retter und Befreier der unterdrückten Menschheit
gegen die schimpfliche Sache der gegen ihn verschwornen Despoten, dessen "eitler
Ruhmesdampf" zur Erlöscrglorie, dessen "schnöde Lust zum Raube" zur weisesten
Besorgnis für das "Heil der Menschheit," zur "zarten Schonung" für das "un-
nachläßliche Recht eines jeden auf eine freie, edle und völlig gleiche Behandlung"
geworden war. Im Jahre 1313 dichtet er dann wieder seine "vaterländischen
Gedichte" wie alle andern. Als Dichter beginnt er -- mit Schiller etwa gleich¬
altrig -- im Klvpstockstile seine "Cidli" zu besingen, "Hulda" und "Wonua" in
heimischen Eichenhainen nach Göttinger Muster "wvuucschauernd, wehmuts-
truuken" zu verklären; er macht als Hauslehrer seinen dummen Wertherstreich so
vewnßt, daß er in seiner Tragik fast so komisch wirkt wie Goethes bekannte
Selbstparodie, verfolgt dann Herder vom Ossium über die Volkslieder bis zu
den Legenden, Goethe von den Liedern und Rhapsodien bis zu "Hermann
und Dorothea." Ja selbst die ihm so fremde Muse Schillers und gar die
ihm persönlich unangenehme Romantik müssen ihm in Gedichten nach den "neuen
philosophischen Forderungen"") und Dramen, in Romanen und Marienliederu Töne
für seiue ewig gleich und wohlgestimmte Leier hergeben. Nur ein Ton blieb ihm
eben fremd, jener leise und doch so mächtige Ton, der nach Versen Fr. Schlegels
-- sie sind uns deshalb so wert geworden, weil sie über der wundersamsten Ton¬
schöpfung eines seiner eigensten musikalischen Verkündiger stehen -- "durch alle
Töne im bunten Erdentraum donet, gezogen für den, der heimlich lauschet."
Diesen Ton nennt man in der armen Sprache der Begriffe "Stil," und man kann
ihn wohl mit dem Charakter -- wenn auch uicht gleich setzen, wie man es gethan
hat -- so doch in mannigfache Beziehung bringen. Aus der flachen Geschicklichkeit
dieses auch einmal "höchstrenommirten" Poetischen Handwerkers blickt aber nicht bloß
sein eigner menschlicher, sondern auch der künstlerische Charakter dieser ganzen edeln
Gilde hervor. Wie bekundet er doch so sicheres Verständnis für die Bedürfnisse
des Marktes, wenn er in der "Jukunde" eine ganz moderne fadenscheinige Zcitungs-
novelle auf die vornehme Form von "Hermann und Dorothea" Pfropft, wo schon der
fortwährend wiederkehrende Name "Thekla von Thurm" gegenüber der hier einzig
am Platze erscheinenden rein menschlichen Namenlosigkeit bei Goethe ein äußerliches,
aber bezeichnendes Merkmal für solche Zwittcrschöpfung bildet. Wie gut weiß er,
worauf es ankommt, wenn man interessant erscheinen will, indem er es in Neu-
bildungen von Wörtern, anspruchsvollen Archaismen und allerlei sonstigen "Lizenzen"
nicht mangeln läßt! Aber wie verrät sich dann auch gelegentlich der geistverlassene
Kopist des Genies, wenn er z. B. im "Johannes auf Pathmos" (Dichtungen,
4. Aufl., III, 66) von einer "geschärften Sehe" (Gesicht) redet oder in der "Auf¬
fahrt der Jungfrau" (III, 31) die "Allerheiligste" bei der Verkündigung "nur noch
Laute der Wonne mit stammelnder Zunge girren" läßt.

Der treue und fleißige Zusammensteller seines Lebensbildes hat sich gelegent¬
lich bemüht, den zum mindesten sehr blassen und eiteln menschlichen Charakter seines



*) S. Goethe im Briefwechsel mit Schiller, Ur. 3S6.
Kleinere Mitteilungen.

seinen „Hausdichtern," folgte er getreulich den Politischen und literarischen Strö¬
mungen seiner Zeit, mochten sie noch so entgegengesetzt sein, mochten sie uoch so
schroff auf einander folgen. Im Jahre 1807 stimmt er einen „Trutzgesang" an für
die „gerechte Sache" gegen den „wuteutflammtcn Leuen," seinen „eiteln Nuhmes-
dmupf" und „schnöde Lust zum Raube." Im Jahre 1309 hält er am „Napoleons¬
tage" als Rektor der Greifswalder Universität eine Lobrede auf den „wutent-
flammten Leuen," der urplötzlich zum Retter und Befreier der unterdrückten Menschheit
gegen die schimpfliche Sache der gegen ihn verschwornen Despoten, dessen „eitler
Ruhmesdampf" zur Erlöscrglorie, dessen „schnöde Lust zum Raube" zur weisesten
Besorgnis für das „Heil der Menschheit," zur „zarten Schonung" für das „un-
nachläßliche Recht eines jeden auf eine freie, edle und völlig gleiche Behandlung"
geworden war. Im Jahre 1313 dichtet er dann wieder seine „vaterländischen
Gedichte" wie alle andern. Als Dichter beginnt er — mit Schiller etwa gleich¬
altrig — im Klvpstockstile seine „Cidli" zu besingen, „Hulda" und „Wonua" in
heimischen Eichenhainen nach Göttinger Muster „wvuucschauernd, wehmuts-
truuken" zu verklären; er macht als Hauslehrer seinen dummen Wertherstreich so
vewnßt, daß er in seiner Tragik fast so komisch wirkt wie Goethes bekannte
Selbstparodie, verfolgt dann Herder vom Ossium über die Volkslieder bis zu
den Legenden, Goethe von den Liedern und Rhapsodien bis zu „Hermann
und Dorothea." Ja selbst die ihm so fremde Muse Schillers und gar die
ihm persönlich unangenehme Romantik müssen ihm in Gedichten nach den „neuen
philosophischen Forderungen"") und Dramen, in Romanen und Marienliederu Töne
für seiue ewig gleich und wohlgestimmte Leier hergeben. Nur ein Ton blieb ihm
eben fremd, jener leise und doch so mächtige Ton, der nach Versen Fr. Schlegels
— sie sind uns deshalb so wert geworden, weil sie über der wundersamsten Ton¬
schöpfung eines seiner eigensten musikalischen Verkündiger stehen — „durch alle
Töne im bunten Erdentraum donet, gezogen für den, der heimlich lauschet."
Diesen Ton nennt man in der armen Sprache der Begriffe „Stil," und man kann
ihn wohl mit dem Charakter — wenn auch uicht gleich setzen, wie man es gethan
hat — so doch in mannigfache Beziehung bringen. Aus der flachen Geschicklichkeit
dieses auch einmal „höchstrenommirten" Poetischen Handwerkers blickt aber nicht bloß
sein eigner menschlicher, sondern auch der künstlerische Charakter dieser ganzen edeln
Gilde hervor. Wie bekundet er doch so sicheres Verständnis für die Bedürfnisse
des Marktes, wenn er in der „Jukunde" eine ganz moderne fadenscheinige Zcitungs-
novelle auf die vornehme Form von „Hermann und Dorothea" Pfropft, wo schon der
fortwährend wiederkehrende Name „Thekla von Thurm" gegenüber der hier einzig
am Platze erscheinenden rein menschlichen Namenlosigkeit bei Goethe ein äußerliches,
aber bezeichnendes Merkmal für solche Zwittcrschöpfung bildet. Wie gut weiß er,
worauf es ankommt, wenn man interessant erscheinen will, indem er es in Neu-
bildungen von Wörtern, anspruchsvollen Archaismen und allerlei sonstigen „Lizenzen"
nicht mangeln läßt! Aber wie verrät sich dann auch gelegentlich der geistverlassene
Kopist des Genies, wenn er z. B. im „Johannes auf Pathmos" (Dichtungen,
4. Aufl., III, 66) von einer „geschärften Sehe" (Gesicht) redet oder in der „Auf¬
fahrt der Jungfrau" (III, 31) die „Allerheiligste" bei der Verkündigung „nur noch
Laute der Wonne mit stammelnder Zunge girren" läßt.

Der treue und fleißige Zusammensteller seines Lebensbildes hat sich gelegent¬
lich bemüht, den zum mindesten sehr blassen und eiteln menschlichen Charakter seines



*) S. Goethe im Briefwechsel mit Schiller, Ur. 3S6.
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[0156] Kleinere Mitteilungen. seinen „Hausdichtern," folgte er getreulich den Politischen und literarischen Strö¬ mungen seiner Zeit, mochten sie noch so entgegengesetzt sein, mochten sie uoch so schroff auf einander folgen. Im Jahre 1807 stimmt er einen „Trutzgesang" an für die „gerechte Sache" gegen den „wuteutflammtcn Leuen," seinen „eiteln Nuhmes- dmupf" und „schnöde Lust zum Raube." Im Jahre 1309 hält er am „Napoleons¬ tage" als Rektor der Greifswalder Universität eine Lobrede auf den „wutent- flammten Leuen," der urplötzlich zum Retter und Befreier der unterdrückten Menschheit gegen die schimpfliche Sache der gegen ihn verschwornen Despoten, dessen „eitler Ruhmesdampf" zur Erlöscrglorie, dessen „schnöde Lust zum Raube" zur weisesten Besorgnis für das „Heil der Menschheit," zur „zarten Schonung" für das „un- nachläßliche Recht eines jeden auf eine freie, edle und völlig gleiche Behandlung" geworden war. Im Jahre 1313 dichtet er dann wieder seine „vaterländischen Gedichte" wie alle andern. Als Dichter beginnt er — mit Schiller etwa gleich¬ altrig — im Klvpstockstile seine „Cidli" zu besingen, „Hulda" und „Wonua" in heimischen Eichenhainen nach Göttinger Muster „wvuucschauernd, wehmuts- truuken" zu verklären; er macht als Hauslehrer seinen dummen Wertherstreich so vewnßt, daß er in seiner Tragik fast so komisch wirkt wie Goethes bekannte Selbstparodie, verfolgt dann Herder vom Ossium über die Volkslieder bis zu den Legenden, Goethe von den Liedern und Rhapsodien bis zu „Hermann und Dorothea." Ja selbst die ihm so fremde Muse Schillers und gar die ihm persönlich unangenehme Romantik müssen ihm in Gedichten nach den „neuen philosophischen Forderungen"") und Dramen, in Romanen und Marienliederu Töne für seiue ewig gleich und wohlgestimmte Leier hergeben. Nur ein Ton blieb ihm eben fremd, jener leise und doch so mächtige Ton, der nach Versen Fr. Schlegels — sie sind uns deshalb so wert geworden, weil sie über der wundersamsten Ton¬ schöpfung eines seiner eigensten musikalischen Verkündiger stehen — „durch alle Töne im bunten Erdentraum donet, gezogen für den, der heimlich lauschet." Diesen Ton nennt man in der armen Sprache der Begriffe „Stil," und man kann ihn wohl mit dem Charakter — wenn auch uicht gleich setzen, wie man es gethan hat — so doch in mannigfache Beziehung bringen. Aus der flachen Geschicklichkeit dieses auch einmal „höchstrenommirten" Poetischen Handwerkers blickt aber nicht bloß sein eigner menschlicher, sondern auch der künstlerische Charakter dieser ganzen edeln Gilde hervor. Wie bekundet er doch so sicheres Verständnis für die Bedürfnisse des Marktes, wenn er in der „Jukunde" eine ganz moderne fadenscheinige Zcitungs- novelle auf die vornehme Form von „Hermann und Dorothea" Pfropft, wo schon der fortwährend wiederkehrende Name „Thekla von Thurm" gegenüber der hier einzig am Platze erscheinenden rein menschlichen Namenlosigkeit bei Goethe ein äußerliches, aber bezeichnendes Merkmal für solche Zwittcrschöpfung bildet. Wie gut weiß er, worauf es ankommt, wenn man interessant erscheinen will, indem er es in Neu- bildungen von Wörtern, anspruchsvollen Archaismen und allerlei sonstigen „Lizenzen" nicht mangeln läßt! Aber wie verrät sich dann auch gelegentlich der geistverlassene Kopist des Genies, wenn er z. B. im „Johannes auf Pathmos" (Dichtungen, 4. Aufl., III, 66) von einer „geschärften Sehe" (Gesicht) redet oder in der „Auf¬ fahrt der Jungfrau" (III, 31) die „Allerheiligste" bei der Verkündigung „nur noch Laute der Wonne mit stammelnder Zunge girren" läßt. Der treue und fleißige Zusammensteller seines Lebensbildes hat sich gelegent¬ lich bemüht, den zum mindesten sehr blassen und eiteln menschlichen Charakter seines *) S. Goethe im Briefwechsel mit Schiller, Ur. 3S6.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200778/156>, abgerufen am 13.05.2024.