Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit der Diogeneslaterne.
^Ninnewerven.
Meinen Stern, an den ich glaube, nannt' ich sie,
Sterne gehen auf und unter, scherzte sie, Limen Engel, der das Glück trägt, hieß ich sie.
Leicht geschieht, daß er vorbeifliegt, lachte sie. Abgott meiner Dichterträume, pries ich sie.
Wer glaubt heute noch an TräumeI höhnte sie. Welche Huldigung erringt dich? fragt' ich sie.
Mache endlich dein Examen, sagte sie.
WsS Verirrätsel.
Ein Rätsel ist die Frau, sagst du.
So löse es, mein Freund, greif mi
Der Eh'- und Wehstand lehrt geschwind,
Daß Frau'n vexiraufgaben sind.
Du rietest Engel. VptimistI
Des Rätsels Lösung Eva ist.
Keime.
Als Rebekka einst am Brunnen eines Fremdlings Herden tränkte,
N?ar es diese Herzensgüte, die ihr einen Gatten schenkte.
Unsre Minchen, Linchen, Trinchen lieben andre Stimulanzen,
Unsre Linchen, Minchen, Trinchen wollen den Gemahl ertanzen.
Fräulein Paula schwärmt sür Ebers' altägyptische Dynasten --
Ach, ich fürchte, Paulas Arche läßt auch mich zur Mumie fasten.
Lydia I Statt die Modezeitung an der Gattin zu studiren,
Zieh' ich vor, als Unvermählter auf das Blatt zu abonniren.
Bettyl Als die Liebesseufzer Romeos zum Durchbruch kamen,
Zeigte Julia ein Verständnis ohne Lehrerinexamen.
An Wortnde.
Den Schimmer deiner Wangen maltest du,
Die Schönheit deines Lächelns borgtest du,
Der blonden Locken Fülle kauftest du,
Und nur deiner Augen lebendige Bläue
verriet in dem Winkel des Herzens die Treue.
Jetzt klag' ich, nun auch diese Augen mir logen,
Es hat mich der Spiegel der Gottheit betrogen.
Algebraisches.
Gr.
Raum nichts Ihr stolzes Herz erringen?
Man rühmt, ich sei an Künsten reich.
Raum tanzen, musiziren, singen,
Bin Weltmann und Poet zugleich.

Grenzboten IV. 1887. 24
Mit der Diogeneslaterne.
^Ninnewerven.
Meinen Stern, an den ich glaube, nannt' ich sie,
Sterne gehen auf und unter, scherzte sie, Limen Engel, der das Glück trägt, hieß ich sie.
Leicht geschieht, daß er vorbeifliegt, lachte sie. Abgott meiner Dichterträume, pries ich sie.
Wer glaubt heute noch an TräumeI höhnte sie. Welche Huldigung erringt dich? fragt' ich sie.
Mache endlich dein Examen, sagte sie.
WsS Verirrätsel.
Ein Rätsel ist die Frau, sagst du.
So löse es, mein Freund, greif mi
Der Eh'- und Wehstand lehrt geschwind,
Daß Frau'n vexiraufgaben sind.
Du rietest Engel. VptimistI
Des Rätsels Lösung Eva ist.
Keime.
Als Rebekka einst am Brunnen eines Fremdlings Herden tränkte,
N?ar es diese Herzensgüte, die ihr einen Gatten schenkte.
Unsre Minchen, Linchen, Trinchen lieben andre Stimulanzen,
Unsre Linchen, Minchen, Trinchen wollen den Gemahl ertanzen.
Fräulein Paula schwärmt sür Ebers' altägyptische Dynasten —
Ach, ich fürchte, Paulas Arche läßt auch mich zur Mumie fasten.
Lydia I Statt die Modezeitung an der Gattin zu studiren,
Zieh' ich vor, als Unvermählter auf das Blatt zu abonniren.
Bettyl Als die Liebesseufzer Romeos zum Durchbruch kamen,
Zeigte Julia ein Verständnis ohne Lehrerinexamen.
An Wortnde.
Den Schimmer deiner Wangen maltest du,
Die Schönheit deines Lächelns borgtest du,
Der blonden Locken Fülle kauftest du,
Und nur deiner Augen lebendige Bläue
verriet in dem Winkel des Herzens die Treue.
Jetzt klag' ich, nun auch diese Augen mir logen,
Es hat mich der Spiegel der Gottheit betrogen.
Algebraisches.
Gr.
Raum nichts Ihr stolzes Herz erringen?
Man rühmt, ich sei an Künsten reich.
Raum tanzen, musiziren, singen,
Bin Weltmann und Poet zugleich.

Grenzboten IV. 1887. 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0193" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201622"/>
          <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_18" type="poem">
            <head> ^Ninnewerven.</head>
            <l> Meinen Stern, an den ich glaube, nannt' ich sie,<lb/>
Sterne gehen auf und unter, scherzte sie, Limen Engel, der das Glück trägt, hieß ich sie.<lb/>
Leicht geschieht, daß er vorbeifliegt, lachte sie. Abgott meiner Dichterträume, pries ich sie.<lb/>
Wer glaubt heute noch an TräumeI höhnte sie. Welche Huldigung erringt dich? fragt' ich sie.<lb/>
Mache endlich dein Examen, sagte sie. </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_19" type="poem">
            <head> WsS Verirrätsel.</head>
            <l> Ein Rätsel ist die Frau, sagst du.<lb/>
So löse es, mein Freund, greif mi<lb/>
Der Eh'- und Wehstand lehrt geschwind,<lb/>
Daß Frau'n vexiraufgaben sind.<lb/>
Du rietest Engel. VptimistI<lb/>
Des Rätsels Lösung Eva ist. </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_20" type="poem">
            <head> Keime.</head>
            <l> Als Rebekka einst am Brunnen eines Fremdlings Herden tränkte,<lb/>
N?ar es diese Herzensgüte, die ihr einen Gatten schenkte.<lb/>
Unsre Minchen, Linchen, Trinchen lieben andre Stimulanzen,<lb/>
Unsre Linchen, Minchen, Trinchen wollen den Gemahl ertanzen.<lb/>
Fräulein Paula schwärmt sür Ebers' altägyptische Dynasten &#x2014;<lb/>
Ach, ich fürchte, Paulas Arche läßt auch mich zur Mumie fasten.<lb/>
Lydia I  Statt die Modezeitung an der Gattin zu studiren,<lb/>
Zieh' ich vor, als Unvermählter auf das Blatt zu abonniren.<lb/>
Bettyl  Als die Liebesseufzer Romeos zum Durchbruch kamen,<lb/>
Zeigte Julia ein Verständnis ohne Lehrerinexamen. </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_21" type="poem">
            <head> An Wortnde.</head>
            <l> Den Schimmer deiner Wangen maltest du,<lb/>
Die Schönheit deines Lächelns borgtest du,<lb/>
Der blonden Locken Fülle kauftest du,<lb/>
Und nur deiner Augen lebendige Bläue<lb/>
verriet in dem Winkel des Herzens die Treue.<lb/>
Jetzt klag' ich, nun auch diese Augen mir logen,<lb/>
Es hat mich der Spiegel der Gottheit betrogen. </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_22" type="poem">
            <head> Algebraisches.<lb/>
Gr.</head>
            <l> Raum nichts Ihr stolzes Herz erringen?<lb/>
Man rühmt, ich sei an Künsten reich.<lb/>
Raum tanzen, musiziren, singen,<lb/>
Bin Weltmann und Poet zugleich. </l>
          </lg><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1887. 24</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0193] Mit der Diogeneslaterne. ^Ninnewerven. Meinen Stern, an den ich glaube, nannt' ich sie, Sterne gehen auf und unter, scherzte sie, Limen Engel, der das Glück trägt, hieß ich sie. Leicht geschieht, daß er vorbeifliegt, lachte sie. Abgott meiner Dichterträume, pries ich sie. Wer glaubt heute noch an TräumeI höhnte sie. Welche Huldigung erringt dich? fragt' ich sie. Mache endlich dein Examen, sagte sie. WsS Verirrätsel. Ein Rätsel ist die Frau, sagst du. So löse es, mein Freund, greif mi Der Eh'- und Wehstand lehrt geschwind, Daß Frau'n vexiraufgaben sind. Du rietest Engel. VptimistI Des Rätsels Lösung Eva ist. Keime. Als Rebekka einst am Brunnen eines Fremdlings Herden tränkte, N?ar es diese Herzensgüte, die ihr einen Gatten schenkte. Unsre Minchen, Linchen, Trinchen lieben andre Stimulanzen, Unsre Linchen, Minchen, Trinchen wollen den Gemahl ertanzen. Fräulein Paula schwärmt sür Ebers' altägyptische Dynasten — Ach, ich fürchte, Paulas Arche läßt auch mich zur Mumie fasten. Lydia I Statt die Modezeitung an der Gattin zu studiren, Zieh' ich vor, als Unvermählter auf das Blatt zu abonniren. Bettyl Als die Liebesseufzer Romeos zum Durchbruch kamen, Zeigte Julia ein Verständnis ohne Lehrerinexamen. An Wortnde. Den Schimmer deiner Wangen maltest du, Die Schönheit deines Lächelns borgtest du, Der blonden Locken Fülle kauftest du, Und nur deiner Augen lebendige Bläue verriet in dem Winkel des Herzens die Treue. Jetzt klag' ich, nun auch diese Augen mir logen, Es hat mich der Spiegel der Gottheit betrogen. Algebraisches. Gr. Raum nichts Ihr stolzes Herz erringen? Man rühmt, ich sei an Künsten reich. Raum tanzen, musiziren, singen, Bin Weltmann und Poet zugleich. Grenzboten IV. 1887. 24

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/193
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/193>, abgerufen am 22.05.2024.