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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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Eine Fahrt in den Orient.
von Adam von Festenberg.

Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Occident!
Nord-- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte;
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hvchgclobct! Amen.

W-se-iistlichcr Deo-M,

chvn das Wort "Orient" ist ein ZanVerschlüsse!, der uns plötzlich
die geheimsten Kammern unsrer Erinnerungen erschließt und alle
die Eindrücke zurückruft, die wir in Kindheit und Jugend von
seiner Pracht und seiner Wunderwelt, von seinen Märchen und
seinen Helden in uns aufgenommen haben. So bedarf es wohl
nicht erst des Hinweises auf die von Gentz erfundene lZMLtion et'orisnt, um sich
die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers für eine kurze Fahrt in eine Welt zu
erbitten, die, so alt und reich an Geschichte und Schicksal, dem modernen Welt¬
kind stets neu erscheinen wird.*) Der Verfasser beabsichtigt dabei keineswegs,
einen soundsovielten Beitrag zur Lösung der vielverschlungenen orientalischen
Frage zu bieten, er will auch nicht einen neuen Plan für die Teilung der Erb¬
schaft des kranken Mannes entwerfen, der nach Art der chronisch Kranken
durchaus nicht sterben mag; er will endlich auch nicht die Phantasie mit neuen
Märchen aus Tausend und einer Nacht erhitzen. Es sind schlichte Tcigebuchblätter,
die von einem Manne, der sich redlich Mühe gab, zu sehen und zu hören, den
Freunden nach Hause gesandt wurden, die aber, eben wegen der Unmittelbarkeit,
aus der sie geschöpft sind, und wegen der Hingebung, mit der sich der Schreiber



*) Unternommen unmittelbar vor der Entthronung des Fürsten Alexander von Bulgarien.
Grenzboten IV. 1887. 7


Eine Fahrt in den Orient.
von Adam von Festenberg.

Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Occident!
Nord-- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte;
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hvchgclobct! Amen.

W-se-iistlichcr Deo-M,

chvn das Wort „Orient" ist ein ZanVerschlüsse!, der uns plötzlich
die geheimsten Kammern unsrer Erinnerungen erschließt und alle
die Eindrücke zurückruft, die wir in Kindheit und Jugend von
seiner Pracht und seiner Wunderwelt, von seinen Märchen und
seinen Helden in uns aufgenommen haben. So bedarf es wohl
nicht erst des Hinweises auf die von Gentz erfundene lZMLtion et'orisnt, um sich
die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers für eine kurze Fahrt in eine Welt zu
erbitten, die, so alt und reich an Geschichte und Schicksal, dem modernen Welt¬
kind stets neu erscheinen wird.*) Der Verfasser beabsichtigt dabei keineswegs,
einen soundsovielten Beitrag zur Lösung der vielverschlungenen orientalischen
Frage zu bieten, er will auch nicht einen neuen Plan für die Teilung der Erb¬
schaft des kranken Mannes entwerfen, der nach Art der chronisch Kranken
durchaus nicht sterben mag; er will endlich auch nicht die Phantasie mit neuen
Märchen aus Tausend und einer Nacht erhitzen. Es sind schlichte Tcigebuchblätter,
die von einem Manne, der sich redlich Mühe gab, zu sehen und zu hören, den
Freunden nach Hause gesandt wurden, die aber, eben wegen der Unmittelbarkeit,
aus der sie geschöpft sind, und wegen der Hingebung, mit der sich der Schreiber



*) Unternommen unmittelbar vor der Entthronung des Fürsten Alexander von Bulgarien.
Grenzboten IV. 1887. 7
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[0057] [Abbildung] Eine Fahrt in den Orient. von Adam von Festenberg. Gottes ist der Orient! Gottes ist der Occident! Nord-- und südliches Gelände Ruht im Frieden seiner Hände. Er, der einzige Gerechte, Will für jedermann das Rechte; Sei von seinen hundert Namen Dieser hvchgclobct! Amen. W-se-iistlichcr Deo-M, chvn das Wort „Orient" ist ein ZanVerschlüsse!, der uns plötzlich die geheimsten Kammern unsrer Erinnerungen erschließt und alle die Eindrücke zurückruft, die wir in Kindheit und Jugend von seiner Pracht und seiner Wunderwelt, von seinen Märchen und seinen Helden in uns aufgenommen haben. So bedarf es wohl nicht erst des Hinweises auf die von Gentz erfundene lZMLtion et'orisnt, um sich die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers für eine kurze Fahrt in eine Welt zu erbitten, die, so alt und reich an Geschichte und Schicksal, dem modernen Welt¬ kind stets neu erscheinen wird.*) Der Verfasser beabsichtigt dabei keineswegs, einen soundsovielten Beitrag zur Lösung der vielverschlungenen orientalischen Frage zu bieten, er will auch nicht einen neuen Plan für die Teilung der Erb¬ schaft des kranken Mannes entwerfen, der nach Art der chronisch Kranken durchaus nicht sterben mag; er will endlich auch nicht die Phantasie mit neuen Märchen aus Tausend und einer Nacht erhitzen. Es sind schlichte Tcigebuchblätter, die von einem Manne, der sich redlich Mühe gab, zu sehen und zu hören, den Freunden nach Hause gesandt wurden, die aber, eben wegen der Unmittelbarkeit, aus der sie geschöpft sind, und wegen der Hingebung, mit der sich der Schreiber *) Unternommen unmittelbar vor der Entthronung des Fürsten Alexander von Bulgarien. Grenzboten IV. 1887. 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/57>, abgerufen am 15.05.2024.