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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Junge Liebe

Lanritz, fragte, ob ich dich eigentlich schon einmal geküßt hätte. Daß mich
so etwas erbost, kannst dn dir doch denken. Und wenn ich dann so einem
Kerl seinen wohlverdienten Lohn gebe, dann stellst dn dich unklug an und
verschließest dich in deiner Kammer. Deswegen sage ich: wenn man auf die
Art und Weise verlobt sein soll, dann ist es besser, man bleibt aus einander.

Er stützte die Wange in die Hand und starrte schwermütig vor sich hin.

Jetzt erhob sich Martha langsam von der Bank, trat leise an ihn hinan
und legte ihre Hand auf seine Schulter.

Jesper, wollen wir wieder gute Freunde sei"?

Ach, zwischen uns beiden nützt das nichts mehr. Wir passen doch nicht
zusammen. Daran laßt sich jetzt nichts mehr ändern.

Ja, erwiderte sie und schlang den gauzeu Urin um seine Schulter, ohne
ihn dabei anzusehen. Wenn du jetzt nur willst, dann soll alles besser werden.
Bon heute an wird alles wieder gut.

Ist es auch wirklich dein Ernst, Mnrtha? und glaubst du, daß du es
durchführen kannst? den" sonst wollen wir lieber jetzt gleich der Sache ein Ende
machen.

Nein, du kannst dich auf mich verlassen. Von heute an soll alles anders
werden.

Er erhob sich langsam und sah sie zögernd an.

Aber er, der Kleine --- ich meine -- ist da nicht -- hat er nicht --?

Nein, sagte sie und errötete.

Willst du mir einen Kuß drauf geben?

Ja.

Aber einen richtigen Kuß?
Ja.

Durch ihren ganzen Körper ging ein leises Beben, als seine harten Hände
ihr Handgelenk umschlossen, als sie die dicken Lippen sah, die er ihr hinhielt.
Aber mit einer Kraftanstrengung raffte sie sich zusammen und reichte ihm
ihren Mund.

(Fortsetzung folgt)






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Junge Liebe

Lanritz, fragte, ob ich dich eigentlich schon einmal geküßt hätte. Daß mich
so etwas erbost, kannst dn dir doch denken. Und wenn ich dann so einem
Kerl seinen wohlverdienten Lohn gebe, dann stellst dn dich unklug an und
verschließest dich in deiner Kammer. Deswegen sage ich: wenn man auf die
Art und Weise verlobt sein soll, dann ist es besser, man bleibt aus einander.

Er stützte die Wange in die Hand und starrte schwermütig vor sich hin.

Jetzt erhob sich Martha langsam von der Bank, trat leise an ihn hinan
und legte ihre Hand auf seine Schulter.

Jesper, wollen wir wieder gute Freunde sei»?

Ach, zwischen uns beiden nützt das nichts mehr. Wir passen doch nicht
zusammen. Daran laßt sich jetzt nichts mehr ändern.

Ja, erwiderte sie und schlang den gauzeu Urin um seine Schulter, ohne
ihn dabei anzusehen. Wenn du jetzt nur willst, dann soll alles besser werden.
Bon heute an wird alles wieder gut.

Ist es auch wirklich dein Ernst, Mnrtha? und glaubst du, daß du es
durchführen kannst? den» sonst wollen wir lieber jetzt gleich der Sache ein Ende
machen.

Nein, du kannst dich auf mich verlassen. Von heute an soll alles anders
werden.

Er erhob sich langsam und sah sie zögernd an.

Aber er, der Kleine —- ich meine — ist da nicht — hat er nicht —?

Nein, sagte sie und errötete.

Willst du mir einen Kuß drauf geben?

Ja.

Aber einen richtigen Kuß?
Ja.

Durch ihren ganzen Körper ging ein leises Beben, als seine harten Hände
ihr Handgelenk umschlossen, als sie die dicken Lippen sah, die er ihr hinhielt.
Aber mit einer Kraftanstrengung raffte sie sich zusammen und reichte ihm
ihren Mund.

(Fortsetzung folgt)






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0352] Junge Liebe Lanritz, fragte, ob ich dich eigentlich schon einmal geküßt hätte. Daß mich so etwas erbost, kannst dn dir doch denken. Und wenn ich dann so einem Kerl seinen wohlverdienten Lohn gebe, dann stellst dn dich unklug an und verschließest dich in deiner Kammer. Deswegen sage ich: wenn man auf die Art und Weise verlobt sein soll, dann ist es besser, man bleibt aus einander. Er stützte die Wange in die Hand und starrte schwermütig vor sich hin. Jetzt erhob sich Martha langsam von der Bank, trat leise an ihn hinan und legte ihre Hand auf seine Schulter. Jesper, wollen wir wieder gute Freunde sei»? Ach, zwischen uns beiden nützt das nichts mehr. Wir passen doch nicht zusammen. Daran laßt sich jetzt nichts mehr ändern. Ja, erwiderte sie und schlang den gauzeu Urin um seine Schulter, ohne ihn dabei anzusehen. Wenn du jetzt nur willst, dann soll alles besser werden. Bon heute an wird alles wieder gut. Ist es auch wirklich dein Ernst, Mnrtha? und glaubst du, daß du es durchführen kannst? den» sonst wollen wir lieber jetzt gleich der Sache ein Ende machen. Nein, du kannst dich auf mich verlassen. Von heute an soll alles anders werden. Er erhob sich langsam und sah sie zögernd an. Aber er, der Kleine —- ich meine — ist da nicht — hat er nicht —? Nein, sagte sie und errötete. Willst du mir einen Kuß drauf geben? Ja. Aber einen richtigen Kuß? Ja. Durch ihren ganzen Körper ging ein leises Beben, als seine harten Hände ihr Handgelenk umschlossen, als sie die dicken Lippen sah, die er ihr hinhielt. Aber mit einer Kraftanstrengung raffte sie sich zusammen und reichte ihm ihren Mund. (Fortsetzung folgt) Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/352>, abgerufen am 16.06.2024.