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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Die Einheit! Es ist den Deutschen wahrlich nicht leicht geworden, die Ein¬
heit, die sie so schmerzlich entbehrten, zu errichten, und doch will es manchmal
scheinen, als ob die schwer errichtete wieder wanken wollte. Aber es scheint nur
so. Das Bedürfnis, mit den andern in einem großen Verbände zusammenzustehen,
ist in jedem Gliede des Ganzen viel zu lebendig, als daß der festgefügte Bau
wieder zerbröckeln konnte. Die deutschen Stämme, die Sachsen, die Süddeutsche",
die Thüringer, die Schleswig-Holsteiner und die Oldenburger habe", indem sie nach
einander den Mitbegründer der deutschen Einheit begrüßten, den Wert anerkannt,
den der Reichsgcdanle für sie alle hat. Und darin liegt auch die Bedeutung der
Fahrt der Mecklenburger nach Friedrichsruh; man hat die Mecklenburger manchmal
als besonders "pnrtikulnristisch" verschrien, weil sie ihre Stammeseigeutümlichkeite"
uicht so bereitwillig aufgeben "volle", wie eS die zentralistischen Gleichheitsprvpheten,
die die Welt mit großstädtische" Augen anzusehen gewohnt sind, gern möchten;
man hat aber entschieden Unrecht, wenn man meint, daß diese Art von Partikula-
rismus, die ans der natürlichen Liebe zum engern Baterlande beruht, der Reichs-
eiuheit gefährlich wäre. Man hat vor und während der Reichstagswahlbewegnng
viel zu viel Wesens davon gemacht, daß sich auch in Mecklenburg "der Partiku-
lnrismus bedrohlich entfalte"; was will die Handvoll Stimmen, die die mit den
Ereignissen des Jahres 1866 unzufriedne "deutsch-mecklenburgische Rechtspartei" um
Is, Juni beim Wahllärm aufgebracht hat, im Vergleich zu den taufenden von Per¬
sonen sagen, die am 18. Juni als reichstrene Vertreter des ganzen Landes zum
Fürsten Bismarck gepilgert find?

Es giebt eine berechtigte und eine unberechtigte Art von Partikularismus.
Die eine verträgt sich vortrefflich "ut der Rcichseinhcit, so lange die Einheitlichkeit
nicht überspannt wird, die andre, die sich zur Anerkennung des geschichtlich Ge-
wordnen und Unabänderlichen nicht bequemen mag, kann das Reich nicht leiden, weil
es ihr nicht "herrlich" genug ist, aber sie ist keine Macht mehr, die Trennung und
Vereinzelung hervorrufen könnte. Sie würde höchstens wieder eine Macht werde",
wenn man die Einheitlichkeit übertriebe. In der Rede, die Fürst Bismarck vor den
Mecklenburgern gehalten hat, sind die Stellen, die von dem Verhältnis des berechtigten
Partikularismus oder "Lokalpatriotismus," des "Heimatgefühls," zum Gesamtgefühl,
zum "Vaterlaudsgefühl" handeln, besonders beachtenswert. "Die unitarischen Be¬
strebungen -- sagte der Fürst --, die manche meiner Landsleute gepflegt haben, mögen
sich für Theoretiker und andre Nationen eignen, für den germanischen Charakter halte
ich sie nicht für richtig." "Die Mecklenburger -- meinte er -- sollen Mecklenburger
bleiben; aber das Laud soll in einer solchen Beziehung zum Reiche stehen, daß es
freiwillig und gern mitwirkt an der großen deutschen Nation." Der deutsche geogra¬
phische PartikulnrismnS sei so weit überwunden, wie es überhaupt nötig sei.

Das Bestehen der Einzelstanten, die Erhaltung ihrer ererbten Besonderheiten
bedeutet also keine Zersplitterung mehr. Die Zersplitterung droht heute von einer
ganz andern Seite. Der schlimmste Partikularismus ist der "Fraktionspartikula¬
rismus," den sich der Deutsche anschafft, sobald ihm die engern geographischen
Verbände verloren gehen. Jede Partei ist bei uns zur Fraktionspolitik geneigt.
In seiner kurzen, schlagenden Weise bezeichnete der Fürst die "Krankheit," die wir
zu bekämpfen haben: "Die Eifersucht der Fraktionen, das ist der Krebsschaden, der
unserm Vaterlande anhängt." Die Volksvertretung und die staatliche Leitung oder
"Ministerium und Parlament" müssen gemeinsam die Gesamtheit der Intelligenz
und des Vertrauens aufdringe", die das Volk verlangen kam, und wenn sich dabei
ein "Minus" auf der eine" Seite herausstellt, so muß dies auf der andern gedeckt
werden. Keine Zersplitterung der Kräfte!


Grenzboten til 18V 12

Die Einheit! Es ist den Deutschen wahrlich nicht leicht geworden, die Ein¬
heit, die sie so schmerzlich entbehrten, zu errichten, und doch will es manchmal
scheinen, als ob die schwer errichtete wieder wanken wollte. Aber es scheint nur
so. Das Bedürfnis, mit den andern in einem großen Verbände zusammenzustehen,
ist in jedem Gliede des Ganzen viel zu lebendig, als daß der festgefügte Bau
wieder zerbröckeln konnte. Die deutschen Stämme, die Sachsen, die Süddeutsche»,
die Thüringer, die Schleswig-Holsteiner und die Oldenburger habe», indem sie nach
einander den Mitbegründer der deutschen Einheit begrüßten, den Wert anerkannt,
den der Reichsgcdanle für sie alle hat. Und darin liegt auch die Bedeutung der
Fahrt der Mecklenburger nach Friedrichsruh; man hat die Mecklenburger manchmal
als besonders „pnrtikulnristisch" verschrien, weil sie ihre Stammeseigeutümlichkeite»
uicht so bereitwillig aufgeben »volle», wie eS die zentralistischen Gleichheitsprvpheten,
die die Welt mit großstädtische» Augen anzusehen gewohnt sind, gern möchten;
man hat aber entschieden Unrecht, wenn man meint, daß diese Art von Partikula-
rismus, die ans der natürlichen Liebe zum engern Baterlande beruht, der Reichs-
eiuheit gefährlich wäre. Man hat vor und während der Reichstagswahlbewegnng
viel zu viel Wesens davon gemacht, daß sich auch in Mecklenburg „der Partiku-
lnrismus bedrohlich entfalte"; was will die Handvoll Stimmen, die die mit den
Ereignissen des Jahres 1866 unzufriedne „deutsch-mecklenburgische Rechtspartei" um
Is, Juni beim Wahllärm aufgebracht hat, im Vergleich zu den taufenden von Per¬
sonen sagen, die am 18. Juni als reichstrene Vertreter des ganzen Landes zum
Fürsten Bismarck gepilgert find?

Es giebt eine berechtigte und eine unberechtigte Art von Partikularismus.
Die eine verträgt sich vortrefflich »ut der Rcichseinhcit, so lange die Einheitlichkeit
nicht überspannt wird, die andre, die sich zur Anerkennung des geschichtlich Ge-
wordnen und Unabänderlichen nicht bequemen mag, kann das Reich nicht leiden, weil
es ihr nicht „herrlich" genug ist, aber sie ist keine Macht mehr, die Trennung und
Vereinzelung hervorrufen könnte. Sie würde höchstens wieder eine Macht werde»,
wenn man die Einheitlichkeit übertriebe. In der Rede, die Fürst Bismarck vor den
Mecklenburgern gehalten hat, sind die Stellen, die von dem Verhältnis des berechtigten
Partikularismus oder „Lokalpatriotismus," des „Heimatgefühls," zum Gesamtgefühl,
zum „Vaterlaudsgefühl" handeln, besonders beachtenswert. „Die unitarischen Be¬
strebungen — sagte der Fürst —, die manche meiner Landsleute gepflegt haben, mögen
sich für Theoretiker und andre Nationen eignen, für den germanischen Charakter halte
ich sie nicht für richtig." „Die Mecklenburger — meinte er — sollen Mecklenburger
bleiben; aber das Laud soll in einer solchen Beziehung zum Reiche stehen, daß es
freiwillig und gern mitwirkt an der großen deutschen Nation." Der deutsche geogra¬
phische PartikulnrismnS sei so weit überwunden, wie es überhaupt nötig sei.

Das Bestehen der Einzelstanten, die Erhaltung ihrer ererbten Besonderheiten
bedeutet also keine Zersplitterung mehr. Die Zersplitterung droht heute von einer
ganz andern Seite. Der schlimmste Partikularismus ist der „Fraktionspartikula¬
rismus," den sich der Deutsche anschafft, sobald ihm die engern geographischen
Verbände verloren gehen. Jede Partei ist bei uns zur Fraktionspolitik geneigt.
In seiner kurzen, schlagenden Weise bezeichnete der Fürst die „Krankheit," die wir
zu bekämpfen haben: „Die Eifersucht der Fraktionen, das ist der Krebsschaden, der
unserm Vaterlande anhängt." Die Volksvertretung und die staatliche Leitung oder
„Ministerium und Parlament" müssen gemeinsam die Gesamtheit der Intelligenz
und des Vertrauens aufdringe», die das Volk verlangen kam, und wenn sich dabei
ein „Minus" auf der eine» Seite herausstellt, so muß dies auf der andern gedeckt
werden. Keine Zersplitterung der Kräfte!


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[0097] Die Einheit! Es ist den Deutschen wahrlich nicht leicht geworden, die Ein¬ heit, die sie so schmerzlich entbehrten, zu errichten, und doch will es manchmal scheinen, als ob die schwer errichtete wieder wanken wollte. Aber es scheint nur so. Das Bedürfnis, mit den andern in einem großen Verbände zusammenzustehen, ist in jedem Gliede des Ganzen viel zu lebendig, als daß der festgefügte Bau wieder zerbröckeln konnte. Die deutschen Stämme, die Sachsen, die Süddeutsche», die Thüringer, die Schleswig-Holsteiner und die Oldenburger habe», indem sie nach einander den Mitbegründer der deutschen Einheit begrüßten, den Wert anerkannt, den der Reichsgcdanle für sie alle hat. Und darin liegt auch die Bedeutung der Fahrt der Mecklenburger nach Friedrichsruh; man hat die Mecklenburger manchmal als besonders „pnrtikulnristisch" verschrien, weil sie ihre Stammeseigeutümlichkeite» uicht so bereitwillig aufgeben »volle», wie eS die zentralistischen Gleichheitsprvpheten, die die Welt mit großstädtische» Augen anzusehen gewohnt sind, gern möchten; man hat aber entschieden Unrecht, wenn man meint, daß diese Art von Partikula- rismus, die ans der natürlichen Liebe zum engern Baterlande beruht, der Reichs- eiuheit gefährlich wäre. Man hat vor und während der Reichstagswahlbewegnng viel zu viel Wesens davon gemacht, daß sich auch in Mecklenburg „der Partiku- lnrismus bedrohlich entfalte"; was will die Handvoll Stimmen, die die mit den Ereignissen des Jahres 1866 unzufriedne „deutsch-mecklenburgische Rechtspartei" um Is, Juni beim Wahllärm aufgebracht hat, im Vergleich zu den taufenden von Per¬ sonen sagen, die am 18. Juni als reichstrene Vertreter des ganzen Landes zum Fürsten Bismarck gepilgert find? Es giebt eine berechtigte und eine unberechtigte Art von Partikularismus. Die eine verträgt sich vortrefflich »ut der Rcichseinhcit, so lange die Einheitlichkeit nicht überspannt wird, die andre, die sich zur Anerkennung des geschichtlich Ge- wordnen und Unabänderlichen nicht bequemen mag, kann das Reich nicht leiden, weil es ihr nicht „herrlich" genug ist, aber sie ist keine Macht mehr, die Trennung und Vereinzelung hervorrufen könnte. Sie würde höchstens wieder eine Macht werde», wenn man die Einheitlichkeit übertriebe. In der Rede, die Fürst Bismarck vor den Mecklenburgern gehalten hat, sind die Stellen, die von dem Verhältnis des berechtigten Partikularismus oder „Lokalpatriotismus," des „Heimatgefühls," zum Gesamtgefühl, zum „Vaterlaudsgefühl" handeln, besonders beachtenswert. „Die unitarischen Be¬ strebungen — sagte der Fürst —, die manche meiner Landsleute gepflegt haben, mögen sich für Theoretiker und andre Nationen eignen, für den germanischen Charakter halte ich sie nicht für richtig." „Die Mecklenburger — meinte er — sollen Mecklenburger bleiben; aber das Laud soll in einer solchen Beziehung zum Reiche stehen, daß es freiwillig und gern mitwirkt an der großen deutschen Nation." Der deutsche geogra¬ phische PartikulnrismnS sei so weit überwunden, wie es überhaupt nötig sei. Das Bestehen der Einzelstanten, die Erhaltung ihrer ererbten Besonderheiten bedeutet also keine Zersplitterung mehr. Die Zersplitterung droht heute von einer ganz andern Seite. Der schlimmste Partikularismus ist der „Fraktionspartikula¬ rismus," den sich der Deutsche anschafft, sobald ihm die engern geographischen Verbände verloren gehen. Jede Partei ist bei uns zur Fraktionspolitik geneigt. In seiner kurzen, schlagenden Weise bezeichnete der Fürst die „Krankheit," die wir zu bekämpfen haben: „Die Eifersucht der Fraktionen, das ist der Krebsschaden, der unserm Vaterlande anhängt." Die Volksvertretung und die staatliche Leitung oder „Ministerium und Parlament" müssen gemeinsam die Gesamtheit der Intelligenz und des Vertrauens aufdringe», die das Volk verlangen kam, und wenn sich dabei ein „Minus" auf der eine» Seite herausstellt, so muß dies auf der andern gedeckt werden. Keine Zersplitterung der Kräfte! Grenzboten til 18V 12

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/97>, abgerufen am 19.05.2024.