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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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Hur Kenntnis der englischen lveltpolitik

Mnrk wäre das Unternehmen denkbar, vorausgesetzt, daß eine Unterstützung
von sechs Millionen bezahlt würde, die Kanada, England und Anstralien im
Verhältnis von 7, 3 und 2 zu tragen hätten. Um nun dieses anspruchs¬
voll gegen die erprobte Peninsular- und Oricntalgesellschaft und die großen
Newhorker Linien auftretende Unternehmen annehmbarer erscheinen zu lassen,
wird betont, daß die Post Halifax und Quebek sechsunddreißig und vierund-
zwanzig Stunden früher als Newyork erreichen würde, und daß sie von dort
nach Newyork noch früher gebracht werden konnte als mit den schnellsten direkten
Dampfern. Vorteile, die Amerika und, ans dem jetzt üblichen Überlandweg
der australischen Post, Italien und Frankreich zu gute kämen, würden eng¬
lischen Schiffen und Häfen zugewendet und ein neues Glied in der Kette der
Imperial LommnniviMcm geschaffen werden.")

Die Hnnptanfgaben der Konferenz waren die Besprechungen über die
Handelsbeziehungen der Kolonien mit dem Mutterland und den Kolonien. Sie
zeigen klar, daß es sich dabei in erster Linie um die Interessen des Mutter¬
landes und dann um das wegen des Stillen Ozeans sehr beliebt gewordne
Kanada handelte. Die drei australischen Stimmen wurden daher gegen die
Vorschläge über diesen Punkt abgegeben. Wir kommen auch auf diese Ange¬
legenheit noch zurück, die ein Licht auf die Schwierigkeit wirft, diese sich selb¬
ständig verwaltenden .Kolonien der großen Organisation des Reiches dienstbar
zu erhalten. Wenn aber anch die australischen Kolonien nicht geneigt sind,
sich die nichtenglischen Waren durch Differenzialzvlle zu verteuern und dafür
ihre Rohstoffe in Deutschland, deu Vereinigten Staaten u. s. w. durch Zoll¬
aufschläge abweisen zu lassen, und dadurch die wirtschaftliche Verstnrtnng wich¬
tiger Fäden des großen Netzes vorübergehend hindern, so kann England doch
ruhig zusehen. Arbeiten sie doch ans andern Feldern für und mit England
um so eifriger. Am 11. Januar erklärte der neuseeländische Premierminister
Sheddon in Hokidada, nicht nur Samoa, sondern alle Inseln des Stillen Ozeans
müßten in den Besitz der "britischen Rasse" übergehen. Wenn England auch
Deutschland schonen möchte, die Berechtigung dieser Forderung müsse jeder
englische Staatsmann zugeben. Die Opposition solcher Freunde kaun sich Eng¬
land wohl gefallen lassen. Neuseelands Volkszahl ist übrigens V?" von der
Dentschlands; es muß sich doch sehr als Glied des Reiches fühlen, um solche
Ansprüche zu verkünden.





Nur die Erfahrung wird zeigen können, ob nicht der unzweifelhafte Vorteil der Kürze
dieser Kauadalinie durch die häufigern Nebel und Eisberge aufgewogen wird.
Hur Kenntnis der englischen lveltpolitik

Mnrk wäre das Unternehmen denkbar, vorausgesetzt, daß eine Unterstützung
von sechs Millionen bezahlt würde, die Kanada, England und Anstralien im
Verhältnis von 7, 3 und 2 zu tragen hätten. Um nun dieses anspruchs¬
voll gegen die erprobte Peninsular- und Oricntalgesellschaft und die großen
Newhorker Linien auftretende Unternehmen annehmbarer erscheinen zu lassen,
wird betont, daß die Post Halifax und Quebek sechsunddreißig und vierund-
zwanzig Stunden früher als Newyork erreichen würde, und daß sie von dort
nach Newyork noch früher gebracht werden konnte als mit den schnellsten direkten
Dampfern. Vorteile, die Amerika und, ans dem jetzt üblichen Überlandweg
der australischen Post, Italien und Frankreich zu gute kämen, würden eng¬
lischen Schiffen und Häfen zugewendet und ein neues Glied in der Kette der
Imperial LommnniviMcm geschaffen werden.")

Die Hnnptanfgaben der Konferenz waren die Besprechungen über die
Handelsbeziehungen der Kolonien mit dem Mutterland und den Kolonien. Sie
zeigen klar, daß es sich dabei in erster Linie um die Interessen des Mutter¬
landes und dann um das wegen des Stillen Ozeans sehr beliebt gewordne
Kanada handelte. Die drei australischen Stimmen wurden daher gegen die
Vorschläge über diesen Punkt abgegeben. Wir kommen auch auf diese Ange¬
legenheit noch zurück, die ein Licht auf die Schwierigkeit wirft, diese sich selb¬
ständig verwaltenden .Kolonien der großen Organisation des Reiches dienstbar
zu erhalten. Wenn aber anch die australischen Kolonien nicht geneigt sind,
sich die nichtenglischen Waren durch Differenzialzvlle zu verteuern und dafür
ihre Rohstoffe in Deutschland, deu Vereinigten Staaten u. s. w. durch Zoll¬
aufschläge abweisen zu lassen, und dadurch die wirtschaftliche Verstnrtnng wich¬
tiger Fäden des großen Netzes vorübergehend hindern, so kann England doch
ruhig zusehen. Arbeiten sie doch ans andern Feldern für und mit England
um so eifriger. Am 11. Januar erklärte der neuseeländische Premierminister
Sheddon in Hokidada, nicht nur Samoa, sondern alle Inseln des Stillen Ozeans
müßten in den Besitz der „britischen Rasse" übergehen. Wenn England auch
Deutschland schonen möchte, die Berechtigung dieser Forderung müsse jeder
englische Staatsmann zugeben. Die Opposition solcher Freunde kaun sich Eng¬
land wohl gefallen lassen. Neuseelands Volkszahl ist übrigens V?„ von der
Dentschlands; es muß sich doch sehr als Glied des Reiches fühlen, um solche
Ansprüche zu verkünden.





Nur die Erfahrung wird zeigen können, ob nicht der unzweifelhafte Vorteil der Kürze
dieser Kauadalinie durch die häufigern Nebel und Eisberge aufgewogen wird.
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[0212] Hur Kenntnis der englischen lveltpolitik Mnrk wäre das Unternehmen denkbar, vorausgesetzt, daß eine Unterstützung von sechs Millionen bezahlt würde, die Kanada, England und Anstralien im Verhältnis von 7, 3 und 2 zu tragen hätten. Um nun dieses anspruchs¬ voll gegen die erprobte Peninsular- und Oricntalgesellschaft und die großen Newhorker Linien auftretende Unternehmen annehmbarer erscheinen zu lassen, wird betont, daß die Post Halifax und Quebek sechsunddreißig und vierund- zwanzig Stunden früher als Newyork erreichen würde, und daß sie von dort nach Newyork noch früher gebracht werden konnte als mit den schnellsten direkten Dampfern. Vorteile, die Amerika und, ans dem jetzt üblichen Überlandweg der australischen Post, Italien und Frankreich zu gute kämen, würden eng¬ lischen Schiffen und Häfen zugewendet und ein neues Glied in der Kette der Imperial LommnniviMcm geschaffen werden.") Die Hnnptanfgaben der Konferenz waren die Besprechungen über die Handelsbeziehungen der Kolonien mit dem Mutterland und den Kolonien. Sie zeigen klar, daß es sich dabei in erster Linie um die Interessen des Mutter¬ landes und dann um das wegen des Stillen Ozeans sehr beliebt gewordne Kanada handelte. Die drei australischen Stimmen wurden daher gegen die Vorschläge über diesen Punkt abgegeben. Wir kommen auch auf diese Ange¬ legenheit noch zurück, die ein Licht auf die Schwierigkeit wirft, diese sich selb¬ ständig verwaltenden .Kolonien der großen Organisation des Reiches dienstbar zu erhalten. Wenn aber anch die australischen Kolonien nicht geneigt sind, sich die nichtenglischen Waren durch Differenzialzvlle zu verteuern und dafür ihre Rohstoffe in Deutschland, deu Vereinigten Staaten u. s. w. durch Zoll¬ aufschläge abweisen zu lassen, und dadurch die wirtschaftliche Verstnrtnng wich¬ tiger Fäden des großen Netzes vorübergehend hindern, so kann England doch ruhig zusehen. Arbeiten sie doch ans andern Feldern für und mit England um so eifriger. Am 11. Januar erklärte der neuseeländische Premierminister Sheddon in Hokidada, nicht nur Samoa, sondern alle Inseln des Stillen Ozeans müßten in den Besitz der „britischen Rasse" übergehen. Wenn England auch Deutschland schonen möchte, die Berechtigung dieser Forderung müsse jeder englische Staatsmann zugeben. Die Opposition solcher Freunde kaun sich Eng¬ land wohl gefallen lassen. Neuseelands Volkszahl ist übrigens V?„ von der Dentschlands; es muß sich doch sehr als Glied des Reiches fühlen, um solche Ansprüche zu verkünden. Nur die Erfahrung wird zeigen können, ob nicht der unzweifelhafte Vorteil der Kürze dieser Kauadalinie durch die häufigern Nebel und Eisberge aufgewogen wird.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/212>, abgerufen am 19.05.2024.