Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches mit Unmaßgebliches

würdigen Kaisers Wilhelm zu beschimpfen und die patriotischen Empfindungen der
ungeheuern Mehrheit des Volks als Mordspatriotismus zu verhöhnen, über die
Thorheit, Bestrafungen an den Haaren herbeizuziehen, die nirgends als Martyrium
angesehen, sondern den Leuten vom Vorwärts als wohlverdiente Züchtigung ge¬
gönnt werden, über deu Unsinn, den deutsch-französischen .Krieg auf eine "gefälschte"
Depesche zurückzuführen, seine weltgeschichtliche Notwendigkeit zu verkennen und seine
Entstehung mit den Augen übergeschnappter Franzosen anzusehen, ist kein Wort
zu verlieren; nur die Geueraldummheit wollen wir hervorheben, daß die Leutchen
alle Einzeldummheiten, deren sie fähig sind, zu einem Kesseltreiben auf die Sedan-
feier vereinigt haben, ohne zu merken, wie sie sich selbst in den Kessel legen. Sie
haben ihre Ohnmacht vor aller Welt noch deutlicher geoffenbart, wie es schon durch
den verunglückten Weltfeiertag geschehen war, sie haben eine für ein Ausnahme¬
gesetz höchst günstige Stimmung erzeugt, und sie haben jenen Herren Wasser auf
die Mühle geliefert, die unter dem Vorwande notwendiger Abwehr der Revo-
lntionsgefcchr die Arbeiter rechtlos zu machen und überhaupt jede unbequeme Oppo¬
sition gegen die herrschenden Klassen zu unterdrücken versuchen. Zwar weisen auch
die Organe dieser Herren triumphirend auf die offenkundig gewordne Ohnmacht
der Sozialdemokratie hin und bezeugen dadurch die Unuötigkeit von Ausnahme¬
gesetzen und weitern Freiheitsbeschränkungen, doch schaden solche Widersprüche einer
Politischen Partei nichts, solange sie von den hochgehenden Wogen einer lebhaften
Volksstimmung getragen wird, und außerdem kaun man, sich auf das Kaiserwort
berufend, sagen: nun gut, droht auch keine Gefahr, so fordert doch die nationale
Ehre die Unterdrückung der Rotte! Damit ist der Bestand der Arbeiterpartei be¬
droht und ihre allmähliche Umbildung aus eiuer revolutionären in eine positiv
schaffende muss neue in Frage gestellt.

Zur Entschuldigung -- nicht ihrer Roheiten, die unentschuldbar sind -- sondern
bloß ihrer Dummheiten können sich nun allerdings die Sozialistenführer auf die
bürgerlichen Parteien berufen. Die Hoffnung auf den bevorstehenden "großen
Kladderadatsch," der ihnen ihre Ohnmacht verbarg, war einigermaßen gerechtfertigt
durch das Gejammer der Agrarier und der Handwerker, ihr Machtgefühl wurde
geschwellt durch die Beharrlichkeit, mit der nicht allein die Kartelpresse, sondern
auch mancher sonst ganz verständige Mann, wie Massow z. B., den baldigen Um¬
sturz Prophezeite, und ihr Abscheu gegen den Krieg wird scheinbar von den bürger¬
lichen Parteien nicht allein, sondern von allen Regierungen Europas und sogar
vom Offizierstande geteilt. Allein so feine Köpfe wie Bebel und Liebknecht, die
alle "bürgerlichen" Politiker und Gelehrten für Dummköpfe halten, hätten sich doch
nicht durch diplomatische und Parteiphrasen täuschen lassen sollen. Historisch ge¬
bildet, wie sie sind, mußten sie sich über den Wert der agrarischen und Handwerker¬
klagen schon durch deu Umstand belehren lassen, daß die Handwerker ihren bevor¬
stehenden Untergang schon seit vierhundert Jahren ankündigen. Nun leugnen wir
keineswegs, daß die Sache heute vielfach anders liegt, als zu der Zeit, wo Sebastian
Braut die klagenden Zunftgenossen in ein besondres Schifflein seiner Narrenflotte
verlud; aber selbst wenn der ganze Bauern- und der ganze Handwerkerstand prole-
tarisirt würde, so würde dieses allgemeine Elend, weit entfernt davon, eine Re¬
volution herbeizuführen, die Möglichkeit der Revolution, sowohl der friedlichen wie
der bewaffneten, für immer vernichten. Allgemeines Elend führt niemals zur Re¬
volution, sondern zur Auflösung durch Fäulnis, wobei das Land des absterbenden
Volks gewöhnlich die Beute eiues kräftigern Nachbars wird. Gerade in unsrer
Zeit sehen wir aufs glänzendste bestätigt, was Mommsen am Schluß seiner Dar-


Grenzboten III 18SS 67
Maßgebliches mit Unmaßgebliches

würdigen Kaisers Wilhelm zu beschimpfen und die patriotischen Empfindungen der
ungeheuern Mehrheit des Volks als Mordspatriotismus zu verhöhnen, über die
Thorheit, Bestrafungen an den Haaren herbeizuziehen, die nirgends als Martyrium
angesehen, sondern den Leuten vom Vorwärts als wohlverdiente Züchtigung ge¬
gönnt werden, über deu Unsinn, den deutsch-französischen .Krieg auf eine „gefälschte"
Depesche zurückzuführen, seine weltgeschichtliche Notwendigkeit zu verkennen und seine
Entstehung mit den Augen übergeschnappter Franzosen anzusehen, ist kein Wort
zu verlieren; nur die Geueraldummheit wollen wir hervorheben, daß die Leutchen
alle Einzeldummheiten, deren sie fähig sind, zu einem Kesseltreiben auf die Sedan-
feier vereinigt haben, ohne zu merken, wie sie sich selbst in den Kessel legen. Sie
haben ihre Ohnmacht vor aller Welt noch deutlicher geoffenbart, wie es schon durch
den verunglückten Weltfeiertag geschehen war, sie haben eine für ein Ausnahme¬
gesetz höchst günstige Stimmung erzeugt, und sie haben jenen Herren Wasser auf
die Mühle geliefert, die unter dem Vorwande notwendiger Abwehr der Revo-
lntionsgefcchr die Arbeiter rechtlos zu machen und überhaupt jede unbequeme Oppo¬
sition gegen die herrschenden Klassen zu unterdrücken versuchen. Zwar weisen auch
die Organe dieser Herren triumphirend auf die offenkundig gewordne Ohnmacht
der Sozialdemokratie hin und bezeugen dadurch die Unuötigkeit von Ausnahme¬
gesetzen und weitern Freiheitsbeschränkungen, doch schaden solche Widersprüche einer
Politischen Partei nichts, solange sie von den hochgehenden Wogen einer lebhaften
Volksstimmung getragen wird, und außerdem kaun man, sich auf das Kaiserwort
berufend, sagen: nun gut, droht auch keine Gefahr, so fordert doch die nationale
Ehre die Unterdrückung der Rotte! Damit ist der Bestand der Arbeiterpartei be¬
droht und ihre allmähliche Umbildung aus eiuer revolutionären in eine positiv
schaffende muss neue in Frage gestellt.

Zur Entschuldigung — nicht ihrer Roheiten, die unentschuldbar sind — sondern
bloß ihrer Dummheiten können sich nun allerdings die Sozialistenführer auf die
bürgerlichen Parteien berufen. Die Hoffnung auf den bevorstehenden „großen
Kladderadatsch," der ihnen ihre Ohnmacht verbarg, war einigermaßen gerechtfertigt
durch das Gejammer der Agrarier und der Handwerker, ihr Machtgefühl wurde
geschwellt durch die Beharrlichkeit, mit der nicht allein die Kartelpresse, sondern
auch mancher sonst ganz verständige Mann, wie Massow z. B., den baldigen Um¬
sturz Prophezeite, und ihr Abscheu gegen den Krieg wird scheinbar von den bürger¬
lichen Parteien nicht allein, sondern von allen Regierungen Europas und sogar
vom Offizierstande geteilt. Allein so feine Köpfe wie Bebel und Liebknecht, die
alle „bürgerlichen" Politiker und Gelehrten für Dummköpfe halten, hätten sich doch
nicht durch diplomatische und Parteiphrasen täuschen lassen sollen. Historisch ge¬
bildet, wie sie sind, mußten sie sich über den Wert der agrarischen und Handwerker¬
klagen schon durch deu Umstand belehren lassen, daß die Handwerker ihren bevor¬
stehenden Untergang schon seit vierhundert Jahren ankündigen. Nun leugnen wir
keineswegs, daß die Sache heute vielfach anders liegt, als zu der Zeit, wo Sebastian
Braut die klagenden Zunftgenossen in ein besondres Schifflein seiner Narrenflotte
verlud; aber selbst wenn der ganze Bauern- und der ganze Handwerkerstand prole-
tarisirt würde, so würde dieses allgemeine Elend, weit entfernt davon, eine Re¬
volution herbeizuführen, die Möglichkeit der Revolution, sowohl der friedlichen wie
der bewaffneten, für immer vernichten. Allgemeines Elend führt niemals zur Re¬
volution, sondern zur Auflösung durch Fäulnis, wobei das Land des absterbenden
Volks gewöhnlich die Beute eiues kräftigern Nachbars wird. Gerade in unsrer
Zeit sehen wir aufs glänzendste bestätigt, was Mommsen am Schluß seiner Dar-


Grenzboten III 18SS 67
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0537" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220863"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches mit Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2063" prev="#ID_2062"> würdigen Kaisers Wilhelm zu beschimpfen und die patriotischen Empfindungen der<lb/>
ungeheuern Mehrheit des Volks als Mordspatriotismus zu verhöhnen, über die<lb/>
Thorheit, Bestrafungen an den Haaren herbeizuziehen, die nirgends als Martyrium<lb/>
angesehen, sondern den Leuten vom Vorwärts als wohlverdiente Züchtigung ge¬<lb/>
gönnt werden, über deu Unsinn, den deutsch-französischen .Krieg auf eine &#x201E;gefälschte"<lb/>
Depesche zurückzuführen, seine weltgeschichtliche Notwendigkeit zu verkennen und seine<lb/>
Entstehung mit den Augen übergeschnappter Franzosen anzusehen, ist kein Wort<lb/>
zu verlieren; nur die Geueraldummheit wollen wir hervorheben, daß die Leutchen<lb/>
alle Einzeldummheiten, deren sie fähig sind, zu einem Kesseltreiben auf die Sedan-<lb/>
feier vereinigt haben, ohne zu merken, wie sie sich selbst in den Kessel legen. Sie<lb/>
haben ihre Ohnmacht vor aller Welt noch deutlicher geoffenbart, wie es schon durch<lb/>
den verunglückten Weltfeiertag geschehen war, sie haben eine für ein Ausnahme¬<lb/>
gesetz höchst günstige Stimmung erzeugt, und sie haben jenen Herren Wasser auf<lb/>
die Mühle geliefert, die unter dem Vorwande notwendiger Abwehr der Revo-<lb/>
lntionsgefcchr die Arbeiter rechtlos zu machen und überhaupt jede unbequeme Oppo¬<lb/>
sition gegen die herrschenden Klassen zu unterdrücken versuchen. Zwar weisen auch<lb/>
die Organe dieser Herren triumphirend auf die offenkundig gewordne Ohnmacht<lb/>
der Sozialdemokratie hin und bezeugen dadurch die Unuötigkeit von Ausnahme¬<lb/>
gesetzen und weitern Freiheitsbeschränkungen, doch schaden solche Widersprüche einer<lb/>
Politischen Partei nichts, solange sie von den hochgehenden Wogen einer lebhaften<lb/>
Volksstimmung getragen wird, und außerdem kaun man, sich auf das Kaiserwort<lb/>
berufend, sagen: nun gut, droht auch keine Gefahr, so fordert doch die nationale<lb/>
Ehre die Unterdrückung der Rotte! Damit ist der Bestand der Arbeiterpartei be¬<lb/>
droht und ihre allmähliche Umbildung aus eiuer revolutionären in eine positiv<lb/>
schaffende muss neue in Frage gestellt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2064" next="#ID_2065"> Zur Entschuldigung &#x2014; nicht ihrer Roheiten, die unentschuldbar sind &#x2014; sondern<lb/>
bloß ihrer Dummheiten können sich nun allerdings die Sozialistenführer auf die<lb/>
bürgerlichen Parteien berufen. Die Hoffnung auf den bevorstehenden &#x201E;großen<lb/>
Kladderadatsch," der ihnen ihre Ohnmacht verbarg, war einigermaßen gerechtfertigt<lb/>
durch das Gejammer der Agrarier und der Handwerker, ihr Machtgefühl wurde<lb/>
geschwellt durch die Beharrlichkeit, mit der nicht allein die Kartelpresse, sondern<lb/>
auch mancher sonst ganz verständige Mann, wie Massow z. B., den baldigen Um¬<lb/>
sturz Prophezeite, und ihr Abscheu gegen den Krieg wird scheinbar von den bürger¬<lb/>
lichen Parteien nicht allein, sondern von allen Regierungen Europas und sogar<lb/>
vom Offizierstande geteilt. Allein so feine Köpfe wie Bebel und Liebknecht, die<lb/>
alle &#x201E;bürgerlichen" Politiker und Gelehrten für Dummköpfe halten, hätten sich doch<lb/>
nicht durch diplomatische und Parteiphrasen täuschen lassen sollen. Historisch ge¬<lb/>
bildet, wie sie sind, mußten sie sich über den Wert der agrarischen und Handwerker¬<lb/>
klagen schon durch deu Umstand belehren lassen, daß die Handwerker ihren bevor¬<lb/>
stehenden Untergang schon seit vierhundert Jahren ankündigen. Nun leugnen wir<lb/>
keineswegs, daß die Sache heute vielfach anders liegt, als zu der Zeit, wo Sebastian<lb/>
Braut die klagenden Zunftgenossen in ein besondres Schifflein seiner Narrenflotte<lb/>
verlud; aber selbst wenn der ganze Bauern- und der ganze Handwerkerstand prole-<lb/>
tarisirt würde, so würde dieses allgemeine Elend, weit entfernt davon, eine Re¬<lb/>
volution herbeizuführen, die Möglichkeit der Revolution, sowohl der friedlichen wie<lb/>
der bewaffneten, für immer vernichten. Allgemeines Elend führt niemals zur Re¬<lb/>
volution, sondern zur Auflösung durch Fäulnis, wobei das Land des absterbenden<lb/>
Volks gewöhnlich die Beute eiues kräftigern Nachbars wird. Gerade in unsrer<lb/>
Zeit sehen wir aufs glänzendste bestätigt, was Mommsen am Schluß seiner Dar-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 18SS 67</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0537] Maßgebliches mit Unmaßgebliches würdigen Kaisers Wilhelm zu beschimpfen und die patriotischen Empfindungen der ungeheuern Mehrheit des Volks als Mordspatriotismus zu verhöhnen, über die Thorheit, Bestrafungen an den Haaren herbeizuziehen, die nirgends als Martyrium angesehen, sondern den Leuten vom Vorwärts als wohlverdiente Züchtigung ge¬ gönnt werden, über deu Unsinn, den deutsch-französischen .Krieg auf eine „gefälschte" Depesche zurückzuführen, seine weltgeschichtliche Notwendigkeit zu verkennen und seine Entstehung mit den Augen übergeschnappter Franzosen anzusehen, ist kein Wort zu verlieren; nur die Geueraldummheit wollen wir hervorheben, daß die Leutchen alle Einzeldummheiten, deren sie fähig sind, zu einem Kesseltreiben auf die Sedan- feier vereinigt haben, ohne zu merken, wie sie sich selbst in den Kessel legen. Sie haben ihre Ohnmacht vor aller Welt noch deutlicher geoffenbart, wie es schon durch den verunglückten Weltfeiertag geschehen war, sie haben eine für ein Ausnahme¬ gesetz höchst günstige Stimmung erzeugt, und sie haben jenen Herren Wasser auf die Mühle geliefert, die unter dem Vorwande notwendiger Abwehr der Revo- lntionsgefcchr die Arbeiter rechtlos zu machen und überhaupt jede unbequeme Oppo¬ sition gegen die herrschenden Klassen zu unterdrücken versuchen. Zwar weisen auch die Organe dieser Herren triumphirend auf die offenkundig gewordne Ohnmacht der Sozialdemokratie hin und bezeugen dadurch die Unuötigkeit von Ausnahme¬ gesetzen und weitern Freiheitsbeschränkungen, doch schaden solche Widersprüche einer Politischen Partei nichts, solange sie von den hochgehenden Wogen einer lebhaften Volksstimmung getragen wird, und außerdem kaun man, sich auf das Kaiserwort berufend, sagen: nun gut, droht auch keine Gefahr, so fordert doch die nationale Ehre die Unterdrückung der Rotte! Damit ist der Bestand der Arbeiterpartei be¬ droht und ihre allmähliche Umbildung aus eiuer revolutionären in eine positiv schaffende muss neue in Frage gestellt. Zur Entschuldigung — nicht ihrer Roheiten, die unentschuldbar sind — sondern bloß ihrer Dummheiten können sich nun allerdings die Sozialistenführer auf die bürgerlichen Parteien berufen. Die Hoffnung auf den bevorstehenden „großen Kladderadatsch," der ihnen ihre Ohnmacht verbarg, war einigermaßen gerechtfertigt durch das Gejammer der Agrarier und der Handwerker, ihr Machtgefühl wurde geschwellt durch die Beharrlichkeit, mit der nicht allein die Kartelpresse, sondern auch mancher sonst ganz verständige Mann, wie Massow z. B., den baldigen Um¬ sturz Prophezeite, und ihr Abscheu gegen den Krieg wird scheinbar von den bürger¬ lichen Parteien nicht allein, sondern von allen Regierungen Europas und sogar vom Offizierstande geteilt. Allein so feine Köpfe wie Bebel und Liebknecht, die alle „bürgerlichen" Politiker und Gelehrten für Dummköpfe halten, hätten sich doch nicht durch diplomatische und Parteiphrasen täuschen lassen sollen. Historisch ge¬ bildet, wie sie sind, mußten sie sich über den Wert der agrarischen und Handwerker¬ klagen schon durch deu Umstand belehren lassen, daß die Handwerker ihren bevor¬ stehenden Untergang schon seit vierhundert Jahren ankündigen. Nun leugnen wir keineswegs, daß die Sache heute vielfach anders liegt, als zu der Zeit, wo Sebastian Braut die klagenden Zunftgenossen in ein besondres Schifflein seiner Narrenflotte verlud; aber selbst wenn der ganze Bauern- und der ganze Handwerkerstand prole- tarisirt würde, so würde dieses allgemeine Elend, weit entfernt davon, eine Re¬ volution herbeizuführen, die Möglichkeit der Revolution, sowohl der friedlichen wie der bewaffneten, für immer vernichten. Allgemeines Elend führt niemals zur Re¬ volution, sondern zur Auflösung durch Fäulnis, wobei das Land des absterbenden Volks gewöhnlich die Beute eiues kräftigern Nachbars wird. Gerade in unsrer Zeit sehen wir aufs glänzendste bestätigt, was Mommsen am Schluß seiner Dar- Grenzboten III 18SS 67

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220325
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220325/537
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220325/537>, abgerufen am 12.05.2024.