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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kötzschke, Wittenberg, Raub gemaßregelt und, wenn sie ein geistliches Amt bekleiden,
abgesetzt werden. Das würden ja auch unsre Kirchenbehördcn ganz gern thun;
bei Staatskirchengewaltigen ist alles möglich; hat mau doch den Mirgerschullehrer
Voigt in Altenburg vom Amte suspendirt und die Diszipliuaruntersuchuug gegen
ihn eingeleitet, weil er -- altlutherisch geworden ist! Aber es stehen ernste Be¬
denken im Wege; sich der Arbeiter anzunehmen, ist auf weite Strecken hiu, nament-
lich in Ostelbien, das einzige Mittel für die evangelische Geistlichkeit, den Verlornen
Einfluß aufs Volk wieder zu gewinnen, und was nützt diese Geistlichkeit der kon¬
servativen Partei, wenn sie keinen Einfluß aufs Volk Hut? So droht ein Konflikt
zwischen den Offizieren der konservativen Armee, dein ostelbischen Grundadel, und
der evangelischen Geistlichkeit, der sich so leicht nicht wird heben lassen. Es ist
von Bedeutung, daß Stöcker, den der Parteivorstand nicht hat fallen lassen,
seinerseits den linke" Flügel seiner engern Fraktion vorläufig noch nicht preisgiebt;
wie ans dem letzten Evangelisch-sozialen Kongreß, so hat er jüngst noch auf dem
Kongreß für Innere Mission friedlich mit Nnumnnn zusammengewirkt.

Eine weitere Verlegenheit droht von Österreich her, denn die dortigen Vor¬
gänge berühren uns so sehr, daß man sie ohne Übertreibung als innerdeutsche be¬
zeichnen kann. Mau muß sich nur erinnern, daß die drei beteiligten Parteien,
die "Ordnungspartei," die Sozialdemokraten und die Antisemiten, international
sind, und daß die schwarzgelben Grenzpfähle für geistige Bewegungen, von denen
das deutsche Volk ergriffen wird, noch weniger bedeuten als irgend ein andres
Grenzzeichen. Die von der österreichischen Arbeiterschaft geforderte Wahlreform
war der Stein des Anstoßes, an dem das dauerhafte Ministerium Taaffe entzwei¬
ging. Die Furcht vor dem Arbeiterstimmrecht ist es dann gewesen, was alle
bürgerlichen Parteien zuerst dem Koalitionsministerium Windischgrntz, dann dem
Geschäftsministerium Kielmauusegg in Unterthänigkeit zu Füßen gelegt hat, und
was jetzt wahrscheinlich alle guten Bürger des Kaiserstaats, einschließlich der deutsch¬
liberalen Mannesseelen, bestimmen wird, dem neuen Polenministerium blinden und
unbedingten Gehorsam zu leisten. Jetzt, nach der Niederlage der Liberalen in
Wien, jetzt, wo sie ihr Heil nur noch bei einem Herrn suchen, der, sonst absolut,
für zu leistende Gegendienste ein wenig ihren Willen thut -- in Verwaltungsrats¬
sachen --, jetzt werden sie sich niemals mehr unterstehen, in Sprachenfragen die
charakterfester Patrioten zu spielen, wie vor ein Paar Monaten den Slowenen Cillis
gegenüber, dessen können Badeui und sein Polnischer Kollege") gewiß sein. Bndenis
Berufung bedeutet den vollständige" Sieg des Slawentums über das Deutschtum
in Österreich. Die Deutschnatioualcn sind die einzigen, die ein wenig murren; sie
müssen es Schande halber, nach all den großen deutschuationnlen Worten, von denen
seit zehn Jahren ihre Versammlungssäle gedröhnt haben, aber Gott weiß es, wie
ihnen ums Herz ist, denn dieses scheint doch uoch mehr antisemitisch als deutsch¬
national"*) zu sein, und von der allmächtigen Regierung allein hängt es ab, ob
sie die Früchte ihres Wiener Sieges genießen werden; wahrscheinlich also würde es
ihnen lieber sein, wenn sie ohne Anstand den neuen Allgewaltigen um die Wette
mit den Deutschliberalen umschmeicheln könnten. Das Schmeicheln hätten sie um
so nötiger, als sie nicht stark genug siud, der Regierung Furcht einzujagen, von




*) Oder muß nun sagen: seine polnischen Kollegen? Badeni und Bninski haben nämlich
zusammen vier Portefeuilles, sind also eigentlich vier Personen.
Die Dcutschnatlonalcu und die Antisemiten oder Christlich-Sozialen bilden zwar zwei
gesonderte Fraktionen, sind aber dem Geiste nach nur durch den Tropfen Chrysam, mit dem
die zweite gesalbt ist, von einander zu unterscheiden.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kötzschke, Wittenberg, Raub gemaßregelt und, wenn sie ein geistliches Amt bekleiden,
abgesetzt werden. Das würden ja auch unsre Kirchenbehördcn ganz gern thun;
bei Staatskirchengewaltigen ist alles möglich; hat mau doch den Mirgerschullehrer
Voigt in Altenburg vom Amte suspendirt und die Diszipliuaruntersuchuug gegen
ihn eingeleitet, weil er — altlutherisch geworden ist! Aber es stehen ernste Be¬
denken im Wege; sich der Arbeiter anzunehmen, ist auf weite Strecken hiu, nament-
lich in Ostelbien, das einzige Mittel für die evangelische Geistlichkeit, den Verlornen
Einfluß aufs Volk wieder zu gewinnen, und was nützt diese Geistlichkeit der kon¬
servativen Partei, wenn sie keinen Einfluß aufs Volk Hut? So droht ein Konflikt
zwischen den Offizieren der konservativen Armee, dein ostelbischen Grundadel, und
der evangelischen Geistlichkeit, der sich so leicht nicht wird heben lassen. Es ist
von Bedeutung, daß Stöcker, den der Parteivorstand nicht hat fallen lassen,
seinerseits den linke» Flügel seiner engern Fraktion vorläufig noch nicht preisgiebt;
wie ans dem letzten Evangelisch-sozialen Kongreß, so hat er jüngst noch auf dem
Kongreß für Innere Mission friedlich mit Nnumnnn zusammengewirkt.

Eine weitere Verlegenheit droht von Österreich her, denn die dortigen Vor¬
gänge berühren uns so sehr, daß man sie ohne Übertreibung als innerdeutsche be¬
zeichnen kann. Mau muß sich nur erinnern, daß die drei beteiligten Parteien,
die „Ordnungspartei," die Sozialdemokraten und die Antisemiten, international
sind, und daß die schwarzgelben Grenzpfähle für geistige Bewegungen, von denen
das deutsche Volk ergriffen wird, noch weniger bedeuten als irgend ein andres
Grenzzeichen. Die von der österreichischen Arbeiterschaft geforderte Wahlreform
war der Stein des Anstoßes, an dem das dauerhafte Ministerium Taaffe entzwei¬
ging. Die Furcht vor dem Arbeiterstimmrecht ist es dann gewesen, was alle
bürgerlichen Parteien zuerst dem Koalitionsministerium Windischgrntz, dann dem
Geschäftsministerium Kielmauusegg in Unterthänigkeit zu Füßen gelegt hat, und
was jetzt wahrscheinlich alle guten Bürger des Kaiserstaats, einschließlich der deutsch¬
liberalen Mannesseelen, bestimmen wird, dem neuen Polenministerium blinden und
unbedingten Gehorsam zu leisten. Jetzt, nach der Niederlage der Liberalen in
Wien, jetzt, wo sie ihr Heil nur noch bei einem Herrn suchen, der, sonst absolut,
für zu leistende Gegendienste ein wenig ihren Willen thut — in Verwaltungsrats¬
sachen —, jetzt werden sie sich niemals mehr unterstehen, in Sprachenfragen die
charakterfester Patrioten zu spielen, wie vor ein Paar Monaten den Slowenen Cillis
gegenüber, dessen können Badeui und sein Polnischer Kollege") gewiß sein. Bndenis
Berufung bedeutet den vollständige» Sieg des Slawentums über das Deutschtum
in Österreich. Die Deutschnatioualcn sind die einzigen, die ein wenig murren; sie
müssen es Schande halber, nach all den großen deutschuationnlen Worten, von denen
seit zehn Jahren ihre Versammlungssäle gedröhnt haben, aber Gott weiß es, wie
ihnen ums Herz ist, denn dieses scheint doch uoch mehr antisemitisch als deutsch¬
national"*) zu sein, und von der allmächtigen Regierung allein hängt es ab, ob
sie die Früchte ihres Wiener Sieges genießen werden; wahrscheinlich also würde es
ihnen lieber sein, wenn sie ohne Anstand den neuen Allgewaltigen um die Wette
mit den Deutschliberalen umschmeicheln könnten. Das Schmeicheln hätten sie um
so nötiger, als sie nicht stark genug siud, der Regierung Furcht einzujagen, von




*) Oder muß nun sagen: seine polnischen Kollegen? Badeni und Bninski haben nämlich
zusammen vier Portefeuilles, sind also eigentlich vier Personen.
Die Dcutschnatlonalcu und die Antisemiten oder Christlich-Sozialen bilden zwar zwei
gesonderte Fraktionen, sind aber dem Geiste nach nur durch den Tropfen Chrysam, mit dem
die zweite gesalbt ist, von einander zu unterscheiden.
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[0102] Maßgebliches und Unmaßgebliches Kötzschke, Wittenberg, Raub gemaßregelt und, wenn sie ein geistliches Amt bekleiden, abgesetzt werden. Das würden ja auch unsre Kirchenbehördcn ganz gern thun; bei Staatskirchengewaltigen ist alles möglich; hat mau doch den Mirgerschullehrer Voigt in Altenburg vom Amte suspendirt und die Diszipliuaruntersuchuug gegen ihn eingeleitet, weil er — altlutherisch geworden ist! Aber es stehen ernste Be¬ denken im Wege; sich der Arbeiter anzunehmen, ist auf weite Strecken hiu, nament- lich in Ostelbien, das einzige Mittel für die evangelische Geistlichkeit, den Verlornen Einfluß aufs Volk wieder zu gewinnen, und was nützt diese Geistlichkeit der kon¬ servativen Partei, wenn sie keinen Einfluß aufs Volk Hut? So droht ein Konflikt zwischen den Offizieren der konservativen Armee, dein ostelbischen Grundadel, und der evangelischen Geistlichkeit, der sich so leicht nicht wird heben lassen. Es ist von Bedeutung, daß Stöcker, den der Parteivorstand nicht hat fallen lassen, seinerseits den linke» Flügel seiner engern Fraktion vorläufig noch nicht preisgiebt; wie ans dem letzten Evangelisch-sozialen Kongreß, so hat er jüngst noch auf dem Kongreß für Innere Mission friedlich mit Nnumnnn zusammengewirkt. Eine weitere Verlegenheit droht von Österreich her, denn die dortigen Vor¬ gänge berühren uns so sehr, daß man sie ohne Übertreibung als innerdeutsche be¬ zeichnen kann. Mau muß sich nur erinnern, daß die drei beteiligten Parteien, die „Ordnungspartei," die Sozialdemokraten und die Antisemiten, international sind, und daß die schwarzgelben Grenzpfähle für geistige Bewegungen, von denen das deutsche Volk ergriffen wird, noch weniger bedeuten als irgend ein andres Grenzzeichen. Die von der österreichischen Arbeiterschaft geforderte Wahlreform war der Stein des Anstoßes, an dem das dauerhafte Ministerium Taaffe entzwei¬ ging. Die Furcht vor dem Arbeiterstimmrecht ist es dann gewesen, was alle bürgerlichen Parteien zuerst dem Koalitionsministerium Windischgrntz, dann dem Geschäftsministerium Kielmauusegg in Unterthänigkeit zu Füßen gelegt hat, und was jetzt wahrscheinlich alle guten Bürger des Kaiserstaats, einschließlich der deutsch¬ liberalen Mannesseelen, bestimmen wird, dem neuen Polenministerium blinden und unbedingten Gehorsam zu leisten. Jetzt, nach der Niederlage der Liberalen in Wien, jetzt, wo sie ihr Heil nur noch bei einem Herrn suchen, der, sonst absolut, für zu leistende Gegendienste ein wenig ihren Willen thut — in Verwaltungsrats¬ sachen —, jetzt werden sie sich niemals mehr unterstehen, in Sprachenfragen die charakterfester Patrioten zu spielen, wie vor ein Paar Monaten den Slowenen Cillis gegenüber, dessen können Badeui und sein Polnischer Kollege") gewiß sein. Bndenis Berufung bedeutet den vollständige» Sieg des Slawentums über das Deutschtum in Österreich. Die Deutschnatioualcn sind die einzigen, die ein wenig murren; sie müssen es Schande halber, nach all den großen deutschuationnlen Worten, von denen seit zehn Jahren ihre Versammlungssäle gedröhnt haben, aber Gott weiß es, wie ihnen ums Herz ist, denn dieses scheint doch uoch mehr antisemitisch als deutsch¬ national"*) zu sein, und von der allmächtigen Regierung allein hängt es ab, ob sie die Früchte ihres Wiener Sieges genießen werden; wahrscheinlich also würde es ihnen lieber sein, wenn sie ohne Anstand den neuen Allgewaltigen um die Wette mit den Deutschliberalen umschmeicheln könnten. Das Schmeicheln hätten sie um so nötiger, als sie nicht stark genug siud, der Regierung Furcht einzujagen, von *) Oder muß nun sagen: seine polnischen Kollegen? Badeni und Bninski haben nämlich zusammen vier Portefeuilles, sind also eigentlich vier Personen. Die Dcutschnatlonalcu und die Antisemiten oder Christlich-Sozialen bilden zwar zwei gesonderte Fraktionen, sind aber dem Geiste nach nur durch den Tropfen Chrysam, mit dem die zweite gesalbt ist, von einander zu unterscheiden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/102>, abgerufen am 15.06.2024.