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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

stichkabinetts aus eigner Anschauung bekannten Thatsachen. Der Verfasser hat
durch Unterschrift seines Namens selbst die Verantwortung für den Artikel über¬
nommen und wird sich auch in Zukunft erlauben, jede Art von Vergewaltigung
unsrer Kunst in diesen Blättern, ganz wie es ihm passend scheint, zu beleuchten.




Litteratur

Rom und die Campagna. Bon Th, Gsell-Fels. 4. Auflage. Mit 6 Karten, 47 Plänen
und Grundrissen, 63 Ansichten. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, l895

Eine neue Auflage dieses trefflichen Reisehandbuchs bedarf eigentlich keiner
besondern Empfehlung mehr -- denn jeder kennt es --, sondern nnr einer An¬
zeige. Es ersetzt in der That eine ganze Bibliothek, denn es enthält ein unerme߬
liches Material und giebt nicht bloß über alle praktischen Fragen genane, reichliche
und zuverlässige Auskunft, sondern enthält auch alles, was der gebildete Reisende für
das geographische, historische, tnltur- und kunstgeschichtliche Verständnis der ihn
umgebenden wunderbaren Welt irgendwie braucht. Das gilt ganz besonders auch
von den Sammlungen, sodaß, wer sie mit diesem Buche in der Hand besucht,
besondre Kataloge völlig entbehren kann. Dabei sind die neuesten Forschungen,
wie jede Stichprobe zeigt, aufs sorgfältigste berücksichtigt, und da die Arbeit auf
diesem Gebiete sehr rasch fortschreitet, so ist diese neue vierte Auflage so umgearbeitet,
daß beinahe ein neues Buch daraus geworden ist. Die beigegebuen Kupferstiche
einiger besonders bedeutende" Bauwerke und Landschaften sind mit Recht beibehalten
worden, obwohl sie dem gegenwärtigen Zustande nicht immer entsprechen; denn
Bilder wie die vom ?oruw roma-nun und vom Titusbogen vor deu großen Aus¬
grabungen oder von der Engelsburg und den Flußufern vor der Tiberregnlirnng
geben kulturhistorisch wichtige Erläuterungen, und alle bereiten den Besucher wirksam
vor, sodaß er dann schon bekanntes sieht; einzelne ergänzen sogar die Anschauung,
wie z, B. die Innenansicht von San Elemente, da die Kirche an sich sehr dunkel
ist. Besondre Sorgfalt ist wieder auf die Spezialkarten und die Pläne von Palästen,
Kirchen u. dergl. verwendet worden. Karten wie die von der Umgebung Roms,
von der Cmnpagnn, vom Albanergebirge sind Muster in ihrer Art und natürlich
bis in die neueste Zeit ergänzt. Ungern vermißt man dagegen Karten vom
Sabiner- und Volskergebirge, da doch diese Ausflüge mit in den Band aufgenommen
sind. Sehr übersichtlich und klar siud dann die Pläne vom ^orna romanum, vom
Palatin, von der Villa Adriana bei Tivoli, sodaß man überall deu oft recht
lästigen Führer entbehren kann. Dem großen Plane von Rom wäre die praktische
Teilung in Streifen wie bei Bädeker anzuempfehlen; in der gegenwärtigen Gestalt
ist er unhandlich. Daß der Text zuweilen einen etwas wärmern Ton annimmt,
als sonst in Reisehandbüchern üblich ist, namentlich vor Kunstwerken und Land¬
schaften, wird manchem nicht sympathisch sein (wie z. B. die häufige Anwendung
der Bezeichnung "köstlich"), bei andern wieder der eignen Stimmung entsprechen,
und in der That hat Gsell-Fels für empfängliche und nicht für "spießbürgerlich


Litteratur

stichkabinetts aus eigner Anschauung bekannten Thatsachen. Der Verfasser hat
durch Unterschrift seines Namens selbst die Verantwortung für den Artikel über¬
nommen und wird sich auch in Zukunft erlauben, jede Art von Vergewaltigung
unsrer Kunst in diesen Blättern, ganz wie es ihm passend scheint, zu beleuchten.




Litteratur

Rom und die Campagna. Bon Th, Gsell-Fels. 4. Auflage. Mit 6 Karten, 47 Plänen
und Grundrissen, 63 Ansichten. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, l895

Eine neue Auflage dieses trefflichen Reisehandbuchs bedarf eigentlich keiner
besondern Empfehlung mehr — denn jeder kennt es —, sondern nnr einer An¬
zeige. Es ersetzt in der That eine ganze Bibliothek, denn es enthält ein unerme߬
liches Material und giebt nicht bloß über alle praktischen Fragen genane, reichliche
und zuverlässige Auskunft, sondern enthält auch alles, was der gebildete Reisende für
das geographische, historische, tnltur- und kunstgeschichtliche Verständnis der ihn
umgebenden wunderbaren Welt irgendwie braucht. Das gilt ganz besonders auch
von den Sammlungen, sodaß, wer sie mit diesem Buche in der Hand besucht,
besondre Kataloge völlig entbehren kann. Dabei sind die neuesten Forschungen,
wie jede Stichprobe zeigt, aufs sorgfältigste berücksichtigt, und da die Arbeit auf
diesem Gebiete sehr rasch fortschreitet, so ist diese neue vierte Auflage so umgearbeitet,
daß beinahe ein neues Buch daraus geworden ist. Die beigegebuen Kupferstiche
einiger besonders bedeutende» Bauwerke und Landschaften sind mit Recht beibehalten
worden, obwohl sie dem gegenwärtigen Zustande nicht immer entsprechen; denn
Bilder wie die vom ?oruw roma-nun und vom Titusbogen vor deu großen Aus¬
grabungen oder von der Engelsburg und den Flußufern vor der Tiberregnlirnng
geben kulturhistorisch wichtige Erläuterungen, und alle bereiten den Besucher wirksam
vor, sodaß er dann schon bekanntes sieht; einzelne ergänzen sogar die Anschauung,
wie z, B. die Innenansicht von San Elemente, da die Kirche an sich sehr dunkel
ist. Besondre Sorgfalt ist wieder auf die Spezialkarten und die Pläne von Palästen,
Kirchen u. dergl. verwendet worden. Karten wie die von der Umgebung Roms,
von der Cmnpagnn, vom Albanergebirge sind Muster in ihrer Art und natürlich
bis in die neueste Zeit ergänzt. Ungern vermißt man dagegen Karten vom
Sabiner- und Volskergebirge, da doch diese Ausflüge mit in den Band aufgenommen
sind. Sehr übersichtlich und klar siud dann die Pläne vom ^orna romanum, vom
Palatin, von der Villa Adriana bei Tivoli, sodaß man überall deu oft recht
lästigen Führer entbehren kann. Dem großen Plane von Rom wäre die praktische
Teilung in Streifen wie bei Bädeker anzuempfehlen; in der gegenwärtigen Gestalt
ist er unhandlich. Daß der Text zuweilen einen etwas wärmern Ton annimmt,
als sonst in Reisehandbüchern üblich ist, namentlich vor Kunstwerken und Land¬
schaften, wird manchem nicht sympathisch sein (wie z. B. die häufige Anwendung
der Bezeichnung „köstlich"), bei andern wieder der eignen Stimmung entsprechen,
und in der That hat Gsell-Fels für empfängliche und nicht für „spießbürgerlich


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[0409] Litteratur stichkabinetts aus eigner Anschauung bekannten Thatsachen. Der Verfasser hat durch Unterschrift seines Namens selbst die Verantwortung für den Artikel über¬ nommen und wird sich auch in Zukunft erlauben, jede Art von Vergewaltigung unsrer Kunst in diesen Blättern, ganz wie es ihm passend scheint, zu beleuchten. Litteratur Rom und die Campagna. Bon Th, Gsell-Fels. 4. Auflage. Mit 6 Karten, 47 Plänen und Grundrissen, 63 Ansichten. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, l895 Eine neue Auflage dieses trefflichen Reisehandbuchs bedarf eigentlich keiner besondern Empfehlung mehr — denn jeder kennt es —, sondern nnr einer An¬ zeige. Es ersetzt in der That eine ganze Bibliothek, denn es enthält ein unerme߬ liches Material und giebt nicht bloß über alle praktischen Fragen genane, reichliche und zuverlässige Auskunft, sondern enthält auch alles, was der gebildete Reisende für das geographische, historische, tnltur- und kunstgeschichtliche Verständnis der ihn umgebenden wunderbaren Welt irgendwie braucht. Das gilt ganz besonders auch von den Sammlungen, sodaß, wer sie mit diesem Buche in der Hand besucht, besondre Kataloge völlig entbehren kann. Dabei sind die neuesten Forschungen, wie jede Stichprobe zeigt, aufs sorgfältigste berücksichtigt, und da die Arbeit auf diesem Gebiete sehr rasch fortschreitet, so ist diese neue vierte Auflage so umgearbeitet, daß beinahe ein neues Buch daraus geworden ist. Die beigegebuen Kupferstiche einiger besonders bedeutende» Bauwerke und Landschaften sind mit Recht beibehalten worden, obwohl sie dem gegenwärtigen Zustande nicht immer entsprechen; denn Bilder wie die vom ?oruw roma-nun und vom Titusbogen vor deu großen Aus¬ grabungen oder von der Engelsburg und den Flußufern vor der Tiberregnlirnng geben kulturhistorisch wichtige Erläuterungen, und alle bereiten den Besucher wirksam vor, sodaß er dann schon bekanntes sieht; einzelne ergänzen sogar die Anschauung, wie z, B. die Innenansicht von San Elemente, da die Kirche an sich sehr dunkel ist. Besondre Sorgfalt ist wieder auf die Spezialkarten und die Pläne von Palästen, Kirchen u. dergl. verwendet worden. Karten wie die von der Umgebung Roms, von der Cmnpagnn, vom Albanergebirge sind Muster in ihrer Art und natürlich bis in die neueste Zeit ergänzt. Ungern vermißt man dagegen Karten vom Sabiner- und Volskergebirge, da doch diese Ausflüge mit in den Band aufgenommen sind. Sehr übersichtlich und klar siud dann die Pläne vom ^orna romanum, vom Palatin, von der Villa Adriana bei Tivoli, sodaß man überall deu oft recht lästigen Führer entbehren kann. Dem großen Plane von Rom wäre die praktische Teilung in Streifen wie bei Bädeker anzuempfehlen; in der gegenwärtigen Gestalt ist er unhandlich. Daß der Text zuweilen einen etwas wärmern Ton annimmt, als sonst in Reisehandbüchern üblich ist, namentlich vor Kunstwerken und Land¬ schaften, wird manchem nicht sympathisch sein (wie z. B. die häufige Anwendung der Bezeichnung „köstlich"), bei andern wieder der eignen Stimmung entsprechen, und in der That hat Gsell-Fels für empfängliche und nicht für „spießbürgerlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/409>, abgerufen am 15.06.2024.