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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Zur Litteraturgeschichte

dieser Teilung ersehen, wie groß einerseits die Arbeit ist, wie gewissenhaft man
andrerseits zu verfahren wünscht.

Der Anlage entsprechend baut sich der Abschnitt, der mit Recht die deutsche
Litteratur vom Anfang des siebzehnten bis zur Mitte des achtzehnten Jahr¬
hunderts als eine vom gemeinsamen Geist des Akademismus und der Aus¬
landnachahmung erfüllte Hauptabteilung und die ihr geltende litterargeschicht-
liche Untersuchung als eine besondre Aufgabe ansieht, wieder aus fünf kleinern
Berichten auf über Allgemeines (von Alex Neifferscheid in Greifswald), Lyrik
(von L. Pariser in München), Epos (von Alex Neifferscheid), Drama (von
Joh. Bolle), Didaktik (von Viktor Michels). Noch größer wird die Zahl der
Unterabteilungen in dem vierten Hauptabschnitt, der Zeit und Litteratur von der
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart behandelt. Hier finden
wir das Allgemeine in vier Abschnitten: Litteraturgeschichte und die deutsche
Litteratur und das Ausland (beide von Adolf Stern in Dresden), Politische
Geschichte (von Georg Winter in Magdeburg) und Memoiren, Tagebücher und
Briefe (von Franz Muncker in München) behandelt, den Bericht über Lhrik
wieder von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zu den Freiheits¬
kriegen und von den Freiheitskriegen bis zur Gegenwart (zwischen August
Sauer in Prag und Julius Elias in Berlin geteilt), die Kapitel Epos (von
Max von Waldberg in Heidelberg), Drama und Theatergeschichte (von Al.
von Weilen in Wien), Didaktik (von N. M. Meyer in Berlin), Lessing (von
Erich Schmidt in Berlin), Herder (von Ernst Naumann in Berlin), Schiller
(von Albert Küster in Marburg), Romantik (von O. F. Walzel in Wien), das
junge Deutschland (von E. Elster in Leipzig) zwar nur je einem Berichterstatter
anvertraut, dafür aber das große Kapitel Goethe wieder in fünf kleinere Abtei¬
lungen zerlegt und an vier Berichterstatter verteilt. Über Allgemeines referirt
Veit Valentin in Frankfurt am Main, über Goethes Leben K. Heinemann in
Leipzig, über Goethes Lyrik, das heißt über die auf sie bezügliche Forschung
und ästhetische Untersuchung D. Puiower in Berlin, über Epos und Drama
G. Witkowski in Leipzig.

Die bloße Aufzählung dieses Inhalts reicht hin, erkennen zu lassen, zu
welcher gewaltigen, stellenweise ganz niederschlagenden Breite das littcrargeschicht-
liche Studium und die litterargeschichtliche Arbeit gediehen ist. Mit Hilfe der
"Jahresberichte" ist es fortan wenigstens möglich, den Umfang und gelegent¬
lich auch den Wert dieser ganzen Arbeit, die zum Teil Amcisenarbeit ist, bei
der Sandkorn zu Sandkorn geschleppt wird, zu überblicken und sich in jedem
einzelnen Falle über das Abgeschlossene und das im Fluß Befindliche zu unter¬
richten. Für den Literarhistoriker selbst, den Lehrer der Litteraturgeschichte,
für litterarische Gesellschaften, die über Dilcttantenleistungen und Dilettanten¬
ansprüche hinausgehen, für Bibliotheken usw. sind natürlich die Jahresberichte
unentbehrlich; daß sie im allgemeinen mehr Nachschlager und Benutzer als


Grenzboten II 18S6 77
Zur Litteraturgeschichte

dieser Teilung ersehen, wie groß einerseits die Arbeit ist, wie gewissenhaft man
andrerseits zu verfahren wünscht.

Der Anlage entsprechend baut sich der Abschnitt, der mit Recht die deutsche
Litteratur vom Anfang des siebzehnten bis zur Mitte des achtzehnten Jahr¬
hunderts als eine vom gemeinsamen Geist des Akademismus und der Aus¬
landnachahmung erfüllte Hauptabteilung und die ihr geltende litterargeschicht-
liche Untersuchung als eine besondre Aufgabe ansieht, wieder aus fünf kleinern
Berichten auf über Allgemeines (von Alex Neifferscheid in Greifswald), Lyrik
(von L. Pariser in München), Epos (von Alex Neifferscheid), Drama (von
Joh. Bolle), Didaktik (von Viktor Michels). Noch größer wird die Zahl der
Unterabteilungen in dem vierten Hauptabschnitt, der Zeit und Litteratur von der
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart behandelt. Hier finden
wir das Allgemeine in vier Abschnitten: Litteraturgeschichte und die deutsche
Litteratur und das Ausland (beide von Adolf Stern in Dresden), Politische
Geschichte (von Georg Winter in Magdeburg) und Memoiren, Tagebücher und
Briefe (von Franz Muncker in München) behandelt, den Bericht über Lhrik
wieder von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zu den Freiheits¬
kriegen und von den Freiheitskriegen bis zur Gegenwart (zwischen August
Sauer in Prag und Julius Elias in Berlin geteilt), die Kapitel Epos (von
Max von Waldberg in Heidelberg), Drama und Theatergeschichte (von Al.
von Weilen in Wien), Didaktik (von N. M. Meyer in Berlin), Lessing (von
Erich Schmidt in Berlin), Herder (von Ernst Naumann in Berlin), Schiller
(von Albert Küster in Marburg), Romantik (von O. F. Walzel in Wien), das
junge Deutschland (von E. Elster in Leipzig) zwar nur je einem Berichterstatter
anvertraut, dafür aber das große Kapitel Goethe wieder in fünf kleinere Abtei¬
lungen zerlegt und an vier Berichterstatter verteilt. Über Allgemeines referirt
Veit Valentin in Frankfurt am Main, über Goethes Leben K. Heinemann in
Leipzig, über Goethes Lyrik, das heißt über die auf sie bezügliche Forschung
und ästhetische Untersuchung D. Puiower in Berlin, über Epos und Drama
G. Witkowski in Leipzig.

Die bloße Aufzählung dieses Inhalts reicht hin, erkennen zu lassen, zu
welcher gewaltigen, stellenweise ganz niederschlagenden Breite das littcrargeschicht-
liche Studium und die litterargeschichtliche Arbeit gediehen ist. Mit Hilfe der
„Jahresberichte" ist es fortan wenigstens möglich, den Umfang und gelegent¬
lich auch den Wert dieser ganzen Arbeit, die zum Teil Amcisenarbeit ist, bei
der Sandkorn zu Sandkorn geschleppt wird, zu überblicken und sich in jedem
einzelnen Falle über das Abgeschlossene und das im Fluß Befindliche zu unter¬
richten. Für den Literarhistoriker selbst, den Lehrer der Litteraturgeschichte,
für litterarische Gesellschaften, die über Dilcttantenleistungen und Dilettanten¬
ansprüche hinausgehen, für Bibliotheken usw. sind natürlich die Jahresberichte
unentbehrlich; daß sie im allgemeinen mehr Nachschlager und Benutzer als


Grenzboten II 18S6 77
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[0617] Zur Litteraturgeschichte dieser Teilung ersehen, wie groß einerseits die Arbeit ist, wie gewissenhaft man andrerseits zu verfahren wünscht. Der Anlage entsprechend baut sich der Abschnitt, der mit Recht die deutsche Litteratur vom Anfang des siebzehnten bis zur Mitte des achtzehnten Jahr¬ hunderts als eine vom gemeinsamen Geist des Akademismus und der Aus¬ landnachahmung erfüllte Hauptabteilung und die ihr geltende litterargeschicht- liche Untersuchung als eine besondre Aufgabe ansieht, wieder aus fünf kleinern Berichten auf über Allgemeines (von Alex Neifferscheid in Greifswald), Lyrik (von L. Pariser in München), Epos (von Alex Neifferscheid), Drama (von Joh. Bolle), Didaktik (von Viktor Michels). Noch größer wird die Zahl der Unterabteilungen in dem vierten Hauptabschnitt, der Zeit und Litteratur von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart behandelt. Hier finden wir das Allgemeine in vier Abschnitten: Litteraturgeschichte und die deutsche Litteratur und das Ausland (beide von Adolf Stern in Dresden), Politische Geschichte (von Georg Winter in Magdeburg) und Memoiren, Tagebücher und Briefe (von Franz Muncker in München) behandelt, den Bericht über Lhrik wieder von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zu den Freiheits¬ kriegen und von den Freiheitskriegen bis zur Gegenwart (zwischen August Sauer in Prag und Julius Elias in Berlin geteilt), die Kapitel Epos (von Max von Waldberg in Heidelberg), Drama und Theatergeschichte (von Al. von Weilen in Wien), Didaktik (von N. M. Meyer in Berlin), Lessing (von Erich Schmidt in Berlin), Herder (von Ernst Naumann in Berlin), Schiller (von Albert Küster in Marburg), Romantik (von O. F. Walzel in Wien), das junge Deutschland (von E. Elster in Leipzig) zwar nur je einem Berichterstatter anvertraut, dafür aber das große Kapitel Goethe wieder in fünf kleinere Abtei¬ lungen zerlegt und an vier Berichterstatter verteilt. Über Allgemeines referirt Veit Valentin in Frankfurt am Main, über Goethes Leben K. Heinemann in Leipzig, über Goethes Lyrik, das heißt über die auf sie bezügliche Forschung und ästhetische Untersuchung D. Puiower in Berlin, über Epos und Drama G. Witkowski in Leipzig. Die bloße Aufzählung dieses Inhalts reicht hin, erkennen zu lassen, zu welcher gewaltigen, stellenweise ganz niederschlagenden Breite das littcrargeschicht- liche Studium und die litterargeschichtliche Arbeit gediehen ist. Mit Hilfe der „Jahresberichte" ist es fortan wenigstens möglich, den Umfang und gelegent¬ lich auch den Wert dieser ganzen Arbeit, die zum Teil Amcisenarbeit ist, bei der Sandkorn zu Sandkorn geschleppt wird, zu überblicken und sich in jedem einzelnen Falle über das Abgeschlossene und das im Fluß Befindliche zu unter¬ richten. Für den Literarhistoriker selbst, den Lehrer der Litteraturgeschichte, für litterarische Gesellschaften, die über Dilcttantenleistungen und Dilettanten¬ ansprüche hinausgehen, für Bibliotheken usw. sind natürlich die Jahresberichte unentbehrlich; daß sie im allgemeinen mehr Nachschlager und Benutzer als Grenzboten II 18S6 77

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/617>, abgerufen am 27.05.2024.