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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gehörte zu den Glaubenssätzen dieser Kreise, so verständig sich auch der Genusse
Dr. Voigt in seinem dem Verein für Sozialpolitik erstatteten Gutachten über die Lage des
Kleingewerbes in Karlsruhe erst vor zwei Jahren darüber ausgelassen hat. Mau darf
darauf gespannt sein, wie es Herrn von Berlepsch gelingen wird, das neue Schifflein
zwischen den Klippen egoistischen Zunftgeistes rechts und links hindurchzusteuern.

Aber auch in der Agrarpolitik und in dem Agrarsozialismus harren der
neuen Genossenschaft manche böse Schlingen. Wir wollen hier ganz absehen von
den agrarsozialistischen Dünsten der Oldcnbergschen Retorte, schon die Seringsche
Banernrettcrei wird den Genossen der Sozialen Praxis, arges Kopfzerbrechen
machen. Einig in dem Gespensterglauben an die infernalische Persönlichkeit des
mobilen Kapitals werden sie gar nicht umhin können, dem Anerbenrecht, der Un-
verschuldbarkeit, der Unverteilbarkeit usw. des Grund und Bodens sehr weitgehende
Zugeständnisse zu machen auf Kosten der Meuschen und ihrer wirtschaftlichen Freiheit.
Die Vernichtung der Großgrundbesitzer braucht man zunächst nicht mit Göhrischer
Plumpheit zu predige", die Schwärmerei für den "Bauern," von dem man selbst
nicht weiß, was man damit meint, reicht vorläufig aus, "in die Unklarheit, die
Verworrenheit und Unmöglichkeit der sozialen Anschauungen und Wünsche haushoch
zu steigern und den sozialistischen Fortschritt der Reaktion bedenklich näher zu
bringen. Wie wird die neue Genossenschaft sich um diese, die agrarischen Schlingen,
herumzudrücken wissen? Und wie wird sie sich zu dem leibhaftigen Gottseibeiuns unsers
kapitalistischen Sttndenpfnhls, dem Handel stellen? Herr von Berlepsch ist preußischer
Handelsminister gewesen, aber vertreten hat er den Handel unsers Wissens niemals.
Die Kreuzzeitung kann in dieser Beziehung ebenso wie in der Zunftsrage den
ersten Vorsitzenden der neuen Genossenschaft vorläufig mit einer gewissen Genug-
thuung begrüßen, wenigstens mit ebenso viel Recht, wie sie Oldcnbergs evangelisch-
soziales Programm des wirtschaftlichen Rückschritts mit Freuden begrüßt hat.

Wir mögen uns die neuen Genossenschafter ansehen, von welcher Seite wir wollen,
überall Zweifel und Unsicherheit darüber, was sie leisten wollen, was sie leisten werden.
Die Berufung auf die kaiserliche Botschaft vom Februar 1890 hilft uns gar nichts; nicht
einmal das erfahren wir daraus, ob sie selbst glaube", sich damit in Gegensatz zu
stellen zu der kaiserlichen Sozialpolitik von heute. Und es kauu auch gnr nicht anders
sein. Solange die Herren von Berlepsch, Rottenburg und Genossen nicht klipp
und klar den Beweis gebracht, uns nicht unzweideutig überzeugt haben, daß sie
mit dem Grund- und Hnuptirrtum des modernen Sozialismus links und rechts
gebrochen haben, mit dem Wahne, daß der sozialen Verkommenheit unsrer Zeit noch
wesentlich durch Gcsctzesparagraphcu abgeholfen werden könne, ohne daß der Einzelne
in seinem persönlichen Verhalten anch nnr um ein Jota von dem Grundsatze des
manchesterlichen Eigennutzes abzulassen nötig habe oder dazu überhaupt uoch im-
stande wäre, solange sie uns nicht überzeugt habe", daß sie mit diesem sündhaften,
freilich für alle Teile zunächst sehr bequemen staatssozialistischen Aberglauben
vom "praktischen Christentum" im Sinne des alten Kurses fertig sind, ehe das
geschehen ist, kann uns nur Zweifel und Mißtrauen gegen Plan und Erfolg er¬
füllen. Die himmelhohe Überschätzung der materialistisch-politischen Seite der
sozialen Frage und die völlige Preisgebung des moralisch-individuellen Verhaltens
von Arm und Reich, von Arbeiter und Unternehmer, das ists, wovon wir "ver¬
seucht" sind. Hier reichen sich Sozialdemokratie und Reaktion die Hand zum Um¬
sturz alles Gesunden. Man will durch Vernichtung der persönlichen Freiheit den
materiellen Eigennutz befriedigen, statt den einzelnen wieder zur freien Bethätigung
der Nächstenliebe zu erziehen, man will die lebendige Pflichterfüllung des Einzelnen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gehörte zu den Glaubenssätzen dieser Kreise, so verständig sich auch der Genusse
Dr. Voigt in seinem dem Verein für Sozialpolitik erstatteten Gutachten über die Lage des
Kleingewerbes in Karlsruhe erst vor zwei Jahren darüber ausgelassen hat. Mau darf
darauf gespannt sein, wie es Herrn von Berlepsch gelingen wird, das neue Schifflein
zwischen den Klippen egoistischen Zunftgeistes rechts und links hindurchzusteuern.

Aber auch in der Agrarpolitik und in dem Agrarsozialismus harren der
neuen Genossenschaft manche böse Schlingen. Wir wollen hier ganz absehen von
den agrarsozialistischen Dünsten der Oldcnbergschen Retorte, schon die Seringsche
Banernrettcrei wird den Genossen der Sozialen Praxis, arges Kopfzerbrechen
machen. Einig in dem Gespensterglauben an die infernalische Persönlichkeit des
mobilen Kapitals werden sie gar nicht umhin können, dem Anerbenrecht, der Un-
verschuldbarkeit, der Unverteilbarkeit usw. des Grund und Bodens sehr weitgehende
Zugeständnisse zu machen auf Kosten der Meuschen und ihrer wirtschaftlichen Freiheit.
Die Vernichtung der Großgrundbesitzer braucht man zunächst nicht mit Göhrischer
Plumpheit zu predige», die Schwärmerei für den „Bauern," von dem man selbst
nicht weiß, was man damit meint, reicht vorläufig aus, »in die Unklarheit, die
Verworrenheit und Unmöglichkeit der sozialen Anschauungen und Wünsche haushoch
zu steigern und den sozialistischen Fortschritt der Reaktion bedenklich näher zu
bringen. Wie wird die neue Genossenschaft sich um diese, die agrarischen Schlingen,
herumzudrücken wissen? Und wie wird sie sich zu dem leibhaftigen Gottseibeiuns unsers
kapitalistischen Sttndenpfnhls, dem Handel stellen? Herr von Berlepsch ist preußischer
Handelsminister gewesen, aber vertreten hat er den Handel unsers Wissens niemals.
Die Kreuzzeitung kann in dieser Beziehung ebenso wie in der Zunftsrage den
ersten Vorsitzenden der neuen Genossenschaft vorläufig mit einer gewissen Genug-
thuung begrüßen, wenigstens mit ebenso viel Recht, wie sie Oldcnbergs evangelisch-
soziales Programm des wirtschaftlichen Rückschritts mit Freuden begrüßt hat.

Wir mögen uns die neuen Genossenschafter ansehen, von welcher Seite wir wollen,
überall Zweifel und Unsicherheit darüber, was sie leisten wollen, was sie leisten werden.
Die Berufung auf die kaiserliche Botschaft vom Februar 1890 hilft uns gar nichts; nicht
einmal das erfahren wir daraus, ob sie selbst glaube«, sich damit in Gegensatz zu
stellen zu der kaiserlichen Sozialpolitik von heute. Und es kauu auch gnr nicht anders
sein. Solange die Herren von Berlepsch, Rottenburg und Genossen nicht klipp
und klar den Beweis gebracht, uns nicht unzweideutig überzeugt haben, daß sie
mit dem Grund- und Hnuptirrtum des modernen Sozialismus links und rechts
gebrochen haben, mit dem Wahne, daß der sozialen Verkommenheit unsrer Zeit noch
wesentlich durch Gcsctzesparagraphcu abgeholfen werden könne, ohne daß der Einzelne
in seinem persönlichen Verhalten anch nnr um ein Jota von dem Grundsatze des
manchesterlichen Eigennutzes abzulassen nötig habe oder dazu überhaupt uoch im-
stande wäre, solange sie uns nicht überzeugt habe», daß sie mit diesem sündhaften,
freilich für alle Teile zunächst sehr bequemen staatssozialistischen Aberglauben
vom „praktischen Christentum" im Sinne des alten Kurses fertig sind, ehe das
geschehen ist, kann uns nur Zweifel und Mißtrauen gegen Plan und Erfolg er¬
füllen. Die himmelhohe Überschätzung der materialistisch-politischen Seite der
sozialen Frage und die völlige Preisgebung des moralisch-individuellen Verhaltens
von Arm und Reich, von Arbeiter und Unternehmer, das ists, wovon wir „ver¬
seucht" sind. Hier reichen sich Sozialdemokratie und Reaktion die Hand zum Um¬
sturz alles Gesunden. Man will durch Vernichtung der persönlichen Freiheit den
materiellen Eigennutz befriedigen, statt den einzelnen wieder zur freien Bethätigung
der Nächstenliebe zu erziehen, man will die lebendige Pflichterfüllung des Einzelnen


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[0436] Maßgebliches und Unmaßgebliches gehörte zu den Glaubenssätzen dieser Kreise, so verständig sich auch der Genusse Dr. Voigt in seinem dem Verein für Sozialpolitik erstatteten Gutachten über die Lage des Kleingewerbes in Karlsruhe erst vor zwei Jahren darüber ausgelassen hat. Mau darf darauf gespannt sein, wie es Herrn von Berlepsch gelingen wird, das neue Schifflein zwischen den Klippen egoistischen Zunftgeistes rechts und links hindurchzusteuern. Aber auch in der Agrarpolitik und in dem Agrarsozialismus harren der neuen Genossenschaft manche böse Schlingen. Wir wollen hier ganz absehen von den agrarsozialistischen Dünsten der Oldcnbergschen Retorte, schon die Seringsche Banernrettcrei wird den Genossen der Sozialen Praxis, arges Kopfzerbrechen machen. Einig in dem Gespensterglauben an die infernalische Persönlichkeit des mobilen Kapitals werden sie gar nicht umhin können, dem Anerbenrecht, der Un- verschuldbarkeit, der Unverteilbarkeit usw. des Grund und Bodens sehr weitgehende Zugeständnisse zu machen auf Kosten der Meuschen und ihrer wirtschaftlichen Freiheit. Die Vernichtung der Großgrundbesitzer braucht man zunächst nicht mit Göhrischer Plumpheit zu predige», die Schwärmerei für den „Bauern," von dem man selbst nicht weiß, was man damit meint, reicht vorläufig aus, »in die Unklarheit, die Verworrenheit und Unmöglichkeit der sozialen Anschauungen und Wünsche haushoch zu steigern und den sozialistischen Fortschritt der Reaktion bedenklich näher zu bringen. Wie wird die neue Genossenschaft sich um diese, die agrarischen Schlingen, herumzudrücken wissen? Und wie wird sie sich zu dem leibhaftigen Gottseibeiuns unsers kapitalistischen Sttndenpfnhls, dem Handel stellen? Herr von Berlepsch ist preußischer Handelsminister gewesen, aber vertreten hat er den Handel unsers Wissens niemals. Die Kreuzzeitung kann in dieser Beziehung ebenso wie in der Zunftsrage den ersten Vorsitzenden der neuen Genossenschaft vorläufig mit einer gewissen Genug- thuung begrüßen, wenigstens mit ebenso viel Recht, wie sie Oldcnbergs evangelisch- soziales Programm des wirtschaftlichen Rückschritts mit Freuden begrüßt hat. Wir mögen uns die neuen Genossenschafter ansehen, von welcher Seite wir wollen, überall Zweifel und Unsicherheit darüber, was sie leisten wollen, was sie leisten werden. Die Berufung auf die kaiserliche Botschaft vom Februar 1890 hilft uns gar nichts; nicht einmal das erfahren wir daraus, ob sie selbst glaube«, sich damit in Gegensatz zu stellen zu der kaiserlichen Sozialpolitik von heute. Und es kauu auch gnr nicht anders sein. Solange die Herren von Berlepsch, Rottenburg und Genossen nicht klipp und klar den Beweis gebracht, uns nicht unzweideutig überzeugt haben, daß sie mit dem Grund- und Hnuptirrtum des modernen Sozialismus links und rechts gebrochen haben, mit dem Wahne, daß der sozialen Verkommenheit unsrer Zeit noch wesentlich durch Gcsctzesparagraphcu abgeholfen werden könne, ohne daß der Einzelne in seinem persönlichen Verhalten anch nnr um ein Jota von dem Grundsatze des manchesterlichen Eigennutzes abzulassen nötig habe oder dazu überhaupt uoch im- stande wäre, solange sie uns nicht überzeugt habe», daß sie mit diesem sündhaften, freilich für alle Teile zunächst sehr bequemen staatssozialistischen Aberglauben vom „praktischen Christentum" im Sinne des alten Kurses fertig sind, ehe das geschehen ist, kann uns nur Zweifel und Mißtrauen gegen Plan und Erfolg er¬ füllen. Die himmelhohe Überschätzung der materialistisch-politischen Seite der sozialen Frage und die völlige Preisgebung des moralisch-individuellen Verhaltens von Arm und Reich, von Arbeiter und Unternehmer, das ists, wovon wir „ver¬ seucht" sind. Hier reichen sich Sozialdemokratie und Reaktion die Hand zum Um¬ sturz alles Gesunden. Man will durch Vernichtung der persönlichen Freiheit den materiellen Eigennutz befriedigen, statt den einzelnen wieder zur freien Bethätigung der Nächstenliebe zu erziehen, man will die lebendige Pflichterfüllung des Einzelnen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/436>, abgerufen am 22.05.2024.