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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vortreffliches leisten könnten? In der Krankenpflege z. B. ist stets Mangel an
ausgebildeten, leistungsfähigen Pflegerinnen. Jedermann wird zugestehen, daß die
Diakonissinneu und alle übrigen Krankenpflegerinnen das beste Ansehen genießen
bei Hoch und Niedrig. Ihre Ausbildung geschieht vielfach kostenfrei, bei eintretender
Invalidität wird für sie gesorgt, aber -- unsre zimperlichen Damen schrecken davor
zurück. Krankenpflege ist ja nicht leicht; nur körperlich und geistig bevorzugte
Frauen sind dazu geeignet. Aber es giebt dabei undelikate Arbeit, Gerüche, die
dem ästhetischen Fräulein unangenehm sind, Nachtwachen, Unbequemlichkeiten, da
möchten sie doch lieber "studiren," sie bedenken aber nicht, daß die Ärztin doch
auch an vieles Undelikate ohne Zaudern heraumuß, und daß z. B. eine Ent¬
bindung leiten eine" Aufwand von Kraft und Selbstbeherrschung verlangt, vor
dem unsre Damen erschrecken würden. Ja die Zimperlichkeit unsrer Mädchen,
schafft die ans der Welt, lehrt sie frisch zugreifen, ihre Körperkräfte üben und
stählen, lehrt sie Freude und Genugthuung finden an dem nächstliegenden, damit
wir gesunde Mütter, tüchtige Köchinnen, Schneiderinnen, Pflegerinnen, Land¬
wirtinnen, Meierinnen, Gärtnerinnen bekommen und was dergleichen gottbegnadete
Berufsarten mehr siud. Nehmt euern Töchtern die faden Romane aus der Hand,
aus denen sie nur verzerrte und überspannte Ideen herauslesen, laßt sie trinken
an dem reinen Quell unsrer klassischen Litteratur! Hat wohl einer die Frauenfrage
besser verstanden als Goethe, wenn er sagt: "Dienen lerne beizeiten das Weib
uach seiner Bestimmung"? Natürlich fehlt es da nicht an Naserümpfen: sich
unterzuordnen ist nicht "chic." Ja was bleibt uns denn andres übrig, solange
wir uicht bewiesen haben, daß wir Gleichwertiges leisten können? Unsre Anlagen
sind ganz andrer Art, als daß wir uns jemals die Fähigkeiten aneignen könnten,
im öffentlichen Leben Nennenswertes zu leisten, Ausnahmen natürlich abgerechnet,
aber wir haben es nicht mit Ausnahmen, sondern mit der Gesamtheit zu thun.
Nun soll der Staat Fraueugymnasien schaffen, Universitätsfrciheit gewähren und
dergleichen mehr. Mag es geschehen: es wird nichts dabei heraus kommen; diese
Bestrebungen werden im Sande verlaufen, trotz alles Geschreis. Besser wäre es
ja, der Staat gäbe sich nicht zum Versuchsfelde her, sondern wendete seine Mittel
für bessere Zwecke auf. Schafft unsern Kräften Raum, baut unsre Kolonien aus,
schafft neue hinzu! Wie bald würde das den Frauen zu gute kommen, wenn eine
größere Zahl mutiger Männer hinausziehen könnte, frische, arbcitstüchtige Frauen
zur Seite, die sich nicht scheue", unter Verzicht auf Familien- und Modejonrnale
ihren Kohl zu bauen.

Wir haben das Zeug dazu, Gutes, Vortreffliches. Bewundernswertes zu leiste"
in unsrer Sphäre. Wie viel bleichsüchtige, verbildete, unbefriedigte Mädchen ich
auch schon kennen gelernt habe, ebenso viel tüchtige, aufopferungsfähige Frauen
und Mütter sind mir begegnet. Sie waren in der Schule des Lebens, getrieben
durch die Liebe zu Mann und Kind herangereift zu dem, was sie von Rechts
wegen schon bei Beginn der Ehe hätten sein sollen. Wenn all die tüchtigen Haus¬
frauen und Mütter erzählen könnten, welches Lehrgeld, welche Irrtümer, welche
Thränen es gekostet hat, ehe sie das wurden, was der Mann von dem Weibe
feiner Wahl verlangen kann, wie bald würden sich alle die, die jetzt Gymnasien
für Frauen einrichten wollen, sagen: laßt uns doch unsre Frauen erst zu ihrem
eigensten Berufe heranbilden und sehen, ob sich nicht dann die Eheschließungen
mehren werden und die ganze soziale Frage ein andres Gesicht bekommt. Ja ich
preche nach, was eine mutige Frau kürzlich aussprach: "Die Frau hat Schuld."
unsre weibliche Jugend wird schlecht erzogen. Seit etwa fünf Jahren ist es ja


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vortreffliches leisten könnten? In der Krankenpflege z. B. ist stets Mangel an
ausgebildeten, leistungsfähigen Pflegerinnen. Jedermann wird zugestehen, daß die
Diakonissinneu und alle übrigen Krankenpflegerinnen das beste Ansehen genießen
bei Hoch und Niedrig. Ihre Ausbildung geschieht vielfach kostenfrei, bei eintretender
Invalidität wird für sie gesorgt, aber — unsre zimperlichen Damen schrecken davor
zurück. Krankenpflege ist ja nicht leicht; nur körperlich und geistig bevorzugte
Frauen sind dazu geeignet. Aber es giebt dabei undelikate Arbeit, Gerüche, die
dem ästhetischen Fräulein unangenehm sind, Nachtwachen, Unbequemlichkeiten, da
möchten sie doch lieber „studiren," sie bedenken aber nicht, daß die Ärztin doch
auch an vieles Undelikate ohne Zaudern heraumuß, und daß z. B. eine Ent¬
bindung leiten eine» Aufwand von Kraft und Selbstbeherrschung verlangt, vor
dem unsre Damen erschrecken würden. Ja die Zimperlichkeit unsrer Mädchen,
schafft die ans der Welt, lehrt sie frisch zugreifen, ihre Körperkräfte üben und
stählen, lehrt sie Freude und Genugthuung finden an dem nächstliegenden, damit
wir gesunde Mütter, tüchtige Köchinnen, Schneiderinnen, Pflegerinnen, Land¬
wirtinnen, Meierinnen, Gärtnerinnen bekommen und was dergleichen gottbegnadete
Berufsarten mehr siud. Nehmt euern Töchtern die faden Romane aus der Hand,
aus denen sie nur verzerrte und überspannte Ideen herauslesen, laßt sie trinken
an dem reinen Quell unsrer klassischen Litteratur! Hat wohl einer die Frauenfrage
besser verstanden als Goethe, wenn er sagt: „Dienen lerne beizeiten das Weib
uach seiner Bestimmung"? Natürlich fehlt es da nicht an Naserümpfen: sich
unterzuordnen ist nicht „chic." Ja was bleibt uns denn andres übrig, solange
wir uicht bewiesen haben, daß wir Gleichwertiges leisten können? Unsre Anlagen
sind ganz andrer Art, als daß wir uns jemals die Fähigkeiten aneignen könnten,
im öffentlichen Leben Nennenswertes zu leisten, Ausnahmen natürlich abgerechnet,
aber wir haben es nicht mit Ausnahmen, sondern mit der Gesamtheit zu thun.
Nun soll der Staat Fraueugymnasien schaffen, Universitätsfrciheit gewähren und
dergleichen mehr. Mag es geschehen: es wird nichts dabei heraus kommen; diese
Bestrebungen werden im Sande verlaufen, trotz alles Geschreis. Besser wäre es
ja, der Staat gäbe sich nicht zum Versuchsfelde her, sondern wendete seine Mittel
für bessere Zwecke auf. Schafft unsern Kräften Raum, baut unsre Kolonien aus,
schafft neue hinzu! Wie bald würde das den Frauen zu gute kommen, wenn eine
größere Zahl mutiger Männer hinausziehen könnte, frische, arbcitstüchtige Frauen
zur Seite, die sich nicht scheue», unter Verzicht auf Familien- und Modejonrnale
ihren Kohl zu bauen.

Wir haben das Zeug dazu, Gutes, Vortreffliches. Bewundernswertes zu leiste»
in unsrer Sphäre. Wie viel bleichsüchtige, verbildete, unbefriedigte Mädchen ich
auch schon kennen gelernt habe, ebenso viel tüchtige, aufopferungsfähige Frauen
und Mütter sind mir begegnet. Sie waren in der Schule des Lebens, getrieben
durch die Liebe zu Mann und Kind herangereift zu dem, was sie von Rechts
wegen schon bei Beginn der Ehe hätten sein sollen. Wenn all die tüchtigen Haus¬
frauen und Mütter erzählen könnten, welches Lehrgeld, welche Irrtümer, welche
Thränen es gekostet hat, ehe sie das wurden, was der Mann von dem Weibe
feiner Wahl verlangen kann, wie bald würden sich alle die, die jetzt Gymnasien
für Frauen einrichten wollen, sagen: laßt uns doch unsre Frauen erst zu ihrem
eigensten Berufe heranbilden und sehen, ob sich nicht dann die Eheschließungen
mehren werden und die ganze soziale Frage ein andres Gesicht bekommt. Ja ich
preche nach, was eine mutige Frau kürzlich aussprach: „Die Frau hat Schuld."
unsre weibliche Jugend wird schlecht erzogen. Seit etwa fünf Jahren ist es ja


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[0099] Maßgebliches und Unmaßgebliches Vortreffliches leisten könnten? In der Krankenpflege z. B. ist stets Mangel an ausgebildeten, leistungsfähigen Pflegerinnen. Jedermann wird zugestehen, daß die Diakonissinneu und alle übrigen Krankenpflegerinnen das beste Ansehen genießen bei Hoch und Niedrig. Ihre Ausbildung geschieht vielfach kostenfrei, bei eintretender Invalidität wird für sie gesorgt, aber — unsre zimperlichen Damen schrecken davor zurück. Krankenpflege ist ja nicht leicht; nur körperlich und geistig bevorzugte Frauen sind dazu geeignet. Aber es giebt dabei undelikate Arbeit, Gerüche, die dem ästhetischen Fräulein unangenehm sind, Nachtwachen, Unbequemlichkeiten, da möchten sie doch lieber „studiren," sie bedenken aber nicht, daß die Ärztin doch auch an vieles Undelikate ohne Zaudern heraumuß, und daß z. B. eine Ent¬ bindung leiten eine» Aufwand von Kraft und Selbstbeherrschung verlangt, vor dem unsre Damen erschrecken würden. Ja die Zimperlichkeit unsrer Mädchen, schafft die ans der Welt, lehrt sie frisch zugreifen, ihre Körperkräfte üben und stählen, lehrt sie Freude und Genugthuung finden an dem nächstliegenden, damit wir gesunde Mütter, tüchtige Köchinnen, Schneiderinnen, Pflegerinnen, Land¬ wirtinnen, Meierinnen, Gärtnerinnen bekommen und was dergleichen gottbegnadete Berufsarten mehr siud. Nehmt euern Töchtern die faden Romane aus der Hand, aus denen sie nur verzerrte und überspannte Ideen herauslesen, laßt sie trinken an dem reinen Quell unsrer klassischen Litteratur! Hat wohl einer die Frauenfrage besser verstanden als Goethe, wenn er sagt: „Dienen lerne beizeiten das Weib uach seiner Bestimmung"? Natürlich fehlt es da nicht an Naserümpfen: sich unterzuordnen ist nicht „chic." Ja was bleibt uns denn andres übrig, solange wir uicht bewiesen haben, daß wir Gleichwertiges leisten können? Unsre Anlagen sind ganz andrer Art, als daß wir uns jemals die Fähigkeiten aneignen könnten, im öffentlichen Leben Nennenswertes zu leisten, Ausnahmen natürlich abgerechnet, aber wir haben es nicht mit Ausnahmen, sondern mit der Gesamtheit zu thun. Nun soll der Staat Fraueugymnasien schaffen, Universitätsfrciheit gewähren und dergleichen mehr. Mag es geschehen: es wird nichts dabei heraus kommen; diese Bestrebungen werden im Sande verlaufen, trotz alles Geschreis. Besser wäre es ja, der Staat gäbe sich nicht zum Versuchsfelde her, sondern wendete seine Mittel für bessere Zwecke auf. Schafft unsern Kräften Raum, baut unsre Kolonien aus, schafft neue hinzu! Wie bald würde das den Frauen zu gute kommen, wenn eine größere Zahl mutiger Männer hinausziehen könnte, frische, arbcitstüchtige Frauen zur Seite, die sich nicht scheue», unter Verzicht auf Familien- und Modejonrnale ihren Kohl zu bauen. Wir haben das Zeug dazu, Gutes, Vortreffliches. Bewundernswertes zu leiste» in unsrer Sphäre. Wie viel bleichsüchtige, verbildete, unbefriedigte Mädchen ich auch schon kennen gelernt habe, ebenso viel tüchtige, aufopferungsfähige Frauen und Mütter sind mir begegnet. Sie waren in der Schule des Lebens, getrieben durch die Liebe zu Mann und Kind herangereift zu dem, was sie von Rechts wegen schon bei Beginn der Ehe hätten sein sollen. Wenn all die tüchtigen Haus¬ frauen und Mütter erzählen könnten, welches Lehrgeld, welche Irrtümer, welche Thränen es gekostet hat, ehe sie das wurden, was der Mann von dem Weibe feiner Wahl verlangen kann, wie bald würden sich alle die, die jetzt Gymnasien für Frauen einrichten wollen, sagen: laßt uns doch unsre Frauen erst zu ihrem eigensten Berufe heranbilden und sehen, ob sich nicht dann die Eheschließungen mehren werden und die ganze soziale Frage ein andres Gesicht bekommt. Ja ich preche nach, was eine mutige Frau kürzlich aussprach: „Die Frau hat Schuld." unsre weibliche Jugend wird schlecht erzogen. Seit etwa fünf Jahren ist es ja

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/99>, abgerufen am 15.05.2024.