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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Noch einige ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Für heute nur diese flüchtigen Zeilen in der Versicherung meiner freund¬
schaftlichen Hochachtung


N> Schumann.

Die Partitur lasse ich mir morgen früh nach 8 Uhr holen.

Dieser uudatirte Brief ergiebt aus seinem Inhalte, daß er in Leipzig an Lobe
geschrieben ist, als dieser schon Redakteur der "Allgemeinen musikalischen Zeitung"
war. Die im Brief erwähnte Symphonie kann demnach nur die zweite Oäur-
Symphonie sein, die am 5. November 1846 im Gewandhaus aus dem Manuskript
aufgeführt wurde. Der Brief datirt also nur einige Tage später.


4

Geehrter Freund,

Erst heute erhalten Sie die versprochenen Notizen. Es ist eine schwere
Sache, über sich zu schreiben; darum hielt ich mich zunächst an das Factische.

Willkommen sind Ihnen vielleicht die gedruckten Beilagen. Hr. Kestner
in P. Maris^ hatte mich damals selbst um einige Notizen gebeten; die Nota
darin sind demnach in Ordnung.

Ob Sie auch von seinem sonstigen Urtheil etwas gebrauchen können, weiß
ich nicht. Die recht frische Zeit des Componirens fängt eigentlich erst 1340 an.

Beigelegt hab ich auch ein Verzeichnis der von mir bis jetzt erschienenen
Compositionen. Vielleicht können Sie es irgendwie benutzen.

Die Notizen über meine Frau sind nicht viel reichhaltiger. Aber auch
hier hielt mich die Scheu, zuviel oder zu wenig zu sagen, von mehr ab. Nun
das Urtheil über sie, ihr großes Talent, ihre herrlichen Eigenschaften als
Hausfrau, steht ja fo ziemlich fest in der öffentlichen Meinung.

Mögen denn die beiden Ihrem Griffel Sitzenden Ihnen einen freund¬
lichen Antheil erwecken für das, was sie gestrebt haben. An Ernst und Fleiß
haben wir es nie fehlen lassen und werden es nie, so lang uns Gott erhält.
Ueberall wo wir es fanden, erkannten wir dies, wie überhaupt Verdienst,
auch an Andern. Und wenn ich auf etwas in meinem zurückgelegten Kunst¬
leben mit Freuden zurücksehe, so ists darauf, daß ich den bedeutenderen
jüngeren Talenten der Gegenwart einigermaßen habe nützen können, durch
Wort und That.

So seien Sie denn vielmals gegrüßt und gedenken unserer freundschaftlich.


Ihrergebener
N. Schumann.


Noch einige ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Für heute nur diese flüchtigen Zeilen in der Versicherung meiner freund¬
schaftlichen Hochachtung


N> Schumann.

Die Partitur lasse ich mir morgen früh nach 8 Uhr holen.

Dieser uudatirte Brief ergiebt aus seinem Inhalte, daß er in Leipzig an Lobe
geschrieben ist, als dieser schon Redakteur der „Allgemeinen musikalischen Zeitung"
war. Die im Brief erwähnte Symphonie kann demnach nur die zweite Oäur-
Symphonie sein, die am 5. November 1846 im Gewandhaus aus dem Manuskript
aufgeführt wurde. Der Brief datirt also nur einige Tage später.


4

Geehrter Freund,

Erst heute erhalten Sie die versprochenen Notizen. Es ist eine schwere
Sache, über sich zu schreiben; darum hielt ich mich zunächst an das Factische.

Willkommen sind Ihnen vielleicht die gedruckten Beilagen. Hr. Kestner
in P. Maris^ hatte mich damals selbst um einige Notizen gebeten; die Nota
darin sind demnach in Ordnung.

Ob Sie auch von seinem sonstigen Urtheil etwas gebrauchen können, weiß
ich nicht. Die recht frische Zeit des Componirens fängt eigentlich erst 1340 an.

Beigelegt hab ich auch ein Verzeichnis der von mir bis jetzt erschienenen
Compositionen. Vielleicht können Sie es irgendwie benutzen.

Die Notizen über meine Frau sind nicht viel reichhaltiger. Aber auch
hier hielt mich die Scheu, zuviel oder zu wenig zu sagen, von mehr ab. Nun
das Urtheil über sie, ihr großes Talent, ihre herrlichen Eigenschaften als
Hausfrau, steht ja fo ziemlich fest in der öffentlichen Meinung.

Mögen denn die beiden Ihrem Griffel Sitzenden Ihnen einen freund¬
lichen Antheil erwecken für das, was sie gestrebt haben. An Ernst und Fleiß
haben wir es nie fehlen lassen und werden es nie, so lang uns Gott erhält.
Ueberall wo wir es fanden, erkannten wir dies, wie überhaupt Verdienst,
auch an Andern. Und wenn ich auf etwas in meinem zurückgelegten Kunst¬
leben mit Freuden zurücksehe, so ists darauf, daß ich den bedeutenderen
jüngeren Talenten der Gegenwart einigermaßen habe nützen können, durch
Wort und That.

So seien Sie denn vielmals gegrüßt und gedenken unserer freundschaftlich.


Ihrergebener
N. Schumann.


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[0159] Noch einige ungedruckte Briefe von Robert Schumann Für heute nur diese flüchtigen Zeilen in der Versicherung meiner freund¬ schaftlichen Hochachtung N> Schumann. Die Partitur lasse ich mir morgen früh nach 8 Uhr holen. Dieser uudatirte Brief ergiebt aus seinem Inhalte, daß er in Leipzig an Lobe geschrieben ist, als dieser schon Redakteur der „Allgemeinen musikalischen Zeitung" war. Die im Brief erwähnte Symphonie kann demnach nur die zweite Oäur- Symphonie sein, die am 5. November 1846 im Gewandhaus aus dem Manuskript aufgeführt wurde. Der Brief datirt also nur einige Tage später. 4 Geehrter Freund, Erst heute erhalten Sie die versprochenen Notizen. Es ist eine schwere Sache, über sich zu schreiben; darum hielt ich mich zunächst an das Factische. Willkommen sind Ihnen vielleicht die gedruckten Beilagen. Hr. Kestner in P. Maris^ hatte mich damals selbst um einige Notizen gebeten; die Nota darin sind demnach in Ordnung. Ob Sie auch von seinem sonstigen Urtheil etwas gebrauchen können, weiß ich nicht. Die recht frische Zeit des Componirens fängt eigentlich erst 1340 an. Beigelegt hab ich auch ein Verzeichnis der von mir bis jetzt erschienenen Compositionen. Vielleicht können Sie es irgendwie benutzen. Die Notizen über meine Frau sind nicht viel reichhaltiger. Aber auch hier hielt mich die Scheu, zuviel oder zu wenig zu sagen, von mehr ab. Nun das Urtheil über sie, ihr großes Talent, ihre herrlichen Eigenschaften als Hausfrau, steht ja fo ziemlich fest in der öffentlichen Meinung. Mögen denn die beiden Ihrem Griffel Sitzenden Ihnen einen freund¬ lichen Antheil erwecken für das, was sie gestrebt haben. An Ernst und Fleiß haben wir es nie fehlen lassen und werden es nie, so lang uns Gott erhält. Ueberall wo wir es fanden, erkannten wir dies, wie überhaupt Verdienst, auch an Andern. Und wenn ich auf etwas in meinem zurückgelegten Kunst¬ leben mit Freuden zurücksehe, so ists darauf, daß ich den bedeutenderen jüngeren Talenten der Gegenwart einigermaßen habe nützen können, durch Wort und That. So seien Sie denn vielmals gegrüßt und gedenken unserer freundschaftlich. Ihrergebener N. Schumann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/159>, abgerufen am 22.05.2024.