Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.Militärische Randglossen zu dein ersten Teil des Burenkriegs stärkungsbataillone in Südafrika einen völligen Umschwung der Lage. Sie Wegen der gefährdeten Lage von Ladysmith und zugleich auch, um dem Den Oberbefehl in Natal erhielt General Clery, der eigentlich Kommandeur Wie unendlich viel ließe sich über die Kriegsaussichten sagen, aber wir Militärische Randglossen zu dein ersten Teil des Burenkriegs stärkungsbataillone in Südafrika einen völligen Umschwung der Lage. Sie Wegen der gefährdeten Lage von Ladysmith und zugleich auch, um dem Den Oberbefehl in Natal erhielt General Clery, der eigentlich Kommandeur Wie unendlich viel ließe sich über die Kriegsaussichten sagen, aber wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0641" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232453"/> <fw type="header" place="top"> Militärische Randglossen zu dein ersten Teil des Burenkriegs</fw><lb/> <p xml:id="ID_2250" prev="#ID_2249"> stärkungsbataillone in Südafrika einen völligen Umschwung der Lage. Sie<lb/> vergaßen, daß das mobile Armeekorps nicht operationsfähig sein konnte, bevor<lb/> fast alle seine Truppen gelandet waren, und daß die letzten von ihnen erst<lb/> Mitte November abgingen; daß dem auf dem Papier zusammengewürfelten<lb/> Armeekorps der richtige Kitt, d. i. das wechselseitige, auf persönliche Bekannt¬<lb/> schaft gegründete Vertrauen zwischen Führer und Truppe fehlte; daß die Buren<lb/> den Vormarsch weder im Osten noch im Westen ruhig dulden würden; daß<lb/> somit Wochen vergeh» müßten, bevor von einer entscheidenden Waffenthat die<lb/> Rede sein könnte. Auch die Afrikander des Kaplands zog man so gut wie<lb/> gar nicht in Rechnung.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2251"> Wegen der gefährdeten Lage von Ladysmith und zugleich auch, um dem<lb/> Lande beruhigende Meldungen über das Eintreffen von Verstürkungstruppen<lb/> mitteilen zu können, ging den im letzten Drittel des Oktobers nach Südafrika<lb/> abgedampften Transportschiffen der Befehl zu, die Fahrt nach Möglichkeit zu<lb/> beschleunigen. Da die Geschwindigkeit der Schiffe ungleich war, und die<lb/> schnellern jetzt vorauseilten, wurden die Truppenverbände vielfach zerrissen:<lb/> kein erfreuliches Schauspiel! Und da in Bezug aus Natal Eile wirklich not<lb/> that, führen von den zuerst am Kap eintreffenden Schiffen die meisten gleich<lb/> weiter nach Durham, um — so verkündeten englische Blätter — flugs den<lb/> Siegeszug nach Ladysmith anzutreten und die dem Untergang geweihten Buren<lb/> zwischen zwei Feuer zu nehme», wobei den Truppen Whites eine höchst aktive<lb/> Rolle zugedacht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_2252"> Den Oberbefehl in Natal erhielt General Clery, der eigentlich Kommandeur<lb/> der zweiten Division ist, aber es traten Truppen aller drei Divisionen unter<lb/> seinen Befehl. Dieselbe Mischung auf der Westseite, wo unter den General¬<lb/> leutnant Lord Methuen bei Oranje-Riverstation aus eilig zusammengerafften<lb/> Truppen eine starke Division zum Entsatz von Kimberleh gestellt wurde. Ein<lb/> Teil der Truppen schwimmt noch aus dem Wasser. Trotzdem meldeten englische<lb/> Blätter unverfroren, General Butter werde mit dem Gros der Truppen — es<lb/> bleibt kaum eine halbe Division übrig! — dem ursprünglichen Plane getreu<lb/> die Offensive vom Kapgebiet aus gegen den Oranje-Freistaat eröffnen. Lieb<lb/> Vaterland, magst ruhig sein!</p><lb/> <p xml:id="ID_2253" next="#ID_2254"> Wie unendlich viel ließe sich über die Kriegsaussichten sagen, aber wir<lb/> wollen uns hier nicht in Voraussetzungen ergehn, sondern vollzogne Thatsachen<lb/> besprechen. Daß den Engländern endlich die Mißlichkeit ihrer Lage zum Be¬<lb/> wußtsein kommt, zeigt die Aufstellung einer fünften mobilen Division (das<lb/> mobile Armeekorps umfaßt drei Divisionen, als vierte gelten Whites Truppen<lb/> bei Ladhsmith). In der Zeit vom Z. bis 14. Dezember soll sie nebst andern<lb/> Truppen in Schnelldampfern von England nbgehn. Eine sechste Division wird<lb/> bereit gehalten; gelangt auch sie zur Absendung, so werden, die Freiwilligen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0641]
Militärische Randglossen zu dein ersten Teil des Burenkriegs
stärkungsbataillone in Südafrika einen völligen Umschwung der Lage. Sie
vergaßen, daß das mobile Armeekorps nicht operationsfähig sein konnte, bevor
fast alle seine Truppen gelandet waren, und daß die letzten von ihnen erst
Mitte November abgingen; daß dem auf dem Papier zusammengewürfelten
Armeekorps der richtige Kitt, d. i. das wechselseitige, auf persönliche Bekannt¬
schaft gegründete Vertrauen zwischen Führer und Truppe fehlte; daß die Buren
den Vormarsch weder im Osten noch im Westen ruhig dulden würden; daß
somit Wochen vergeh» müßten, bevor von einer entscheidenden Waffenthat die
Rede sein könnte. Auch die Afrikander des Kaplands zog man so gut wie
gar nicht in Rechnung.
Wegen der gefährdeten Lage von Ladysmith und zugleich auch, um dem
Lande beruhigende Meldungen über das Eintreffen von Verstürkungstruppen
mitteilen zu können, ging den im letzten Drittel des Oktobers nach Südafrika
abgedampften Transportschiffen der Befehl zu, die Fahrt nach Möglichkeit zu
beschleunigen. Da die Geschwindigkeit der Schiffe ungleich war, und die
schnellern jetzt vorauseilten, wurden die Truppenverbände vielfach zerrissen:
kein erfreuliches Schauspiel! Und da in Bezug aus Natal Eile wirklich not
that, führen von den zuerst am Kap eintreffenden Schiffen die meisten gleich
weiter nach Durham, um — so verkündeten englische Blätter — flugs den
Siegeszug nach Ladysmith anzutreten und die dem Untergang geweihten Buren
zwischen zwei Feuer zu nehme», wobei den Truppen Whites eine höchst aktive
Rolle zugedacht wurde.
Den Oberbefehl in Natal erhielt General Clery, der eigentlich Kommandeur
der zweiten Division ist, aber es traten Truppen aller drei Divisionen unter
seinen Befehl. Dieselbe Mischung auf der Westseite, wo unter den General¬
leutnant Lord Methuen bei Oranje-Riverstation aus eilig zusammengerafften
Truppen eine starke Division zum Entsatz von Kimberleh gestellt wurde. Ein
Teil der Truppen schwimmt noch aus dem Wasser. Trotzdem meldeten englische
Blätter unverfroren, General Butter werde mit dem Gros der Truppen — es
bleibt kaum eine halbe Division übrig! — dem ursprünglichen Plane getreu
die Offensive vom Kapgebiet aus gegen den Oranje-Freistaat eröffnen. Lieb
Vaterland, magst ruhig sein!
Wie unendlich viel ließe sich über die Kriegsaussichten sagen, aber wir
wollen uns hier nicht in Voraussetzungen ergehn, sondern vollzogne Thatsachen
besprechen. Daß den Engländern endlich die Mißlichkeit ihrer Lage zum Be¬
wußtsein kommt, zeigt die Aufstellung einer fünften mobilen Division (das
mobile Armeekorps umfaßt drei Divisionen, als vierte gelten Whites Truppen
bei Ladhsmith). In der Zeit vom Z. bis 14. Dezember soll sie nebst andern
Truppen in Schnelldampfern von England nbgehn. Eine sechste Division wird
bereit gehalten; gelangt auch sie zur Absendung, so werden, die Freiwilligen-
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