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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

"Wie führt Goethe sein titanisches Hauptproblem, das Bild seines eignen
Lebenskampfes, vollkommen einheitlich durch?" ist nicht etwa, wie man meinen
könnte, das Thema eines Klassennufsatzes, sondern der Titel eines von Dr. Hermann
Geist, königlichem Gymnasialdirektor a. D., mit vieler Begeisterung geschriebnen Faust-
tommentars (Weimar, Böhlans Nachfolger), der namentlich von jüngern Leuten
mit großem Nutzen gelesen werden kann. Der Verfasser legt in einem Schlußwort
sein Buch dem scheidenden Jahrhundert auf das "Sterbelager" (die uicht sehr ge¬
schmackvolle Wendung erfand noch ganz zuletzt der inzwischen verstorbne Ludwig
Büchner), und er richtet an das neue von seinem Thema aus öfter allgemeine Be¬
merkungen, in denen wir wohl den aktuellen Teil seines Werks voraussetzen dürfen.
Daß der klassisch gebildete Schulmann den zweiten Teil des Faust gewissermaßen
zu eiuer Empfehlung der klassischen Studien für unsre Jugendbildung verarbeitet,
ist begreiflich. Ebenso vielleicht, bei seinem Streben nach scharfem und möglichst
faßlichen Ausdruck, wenn Seite 191 "das Klassische" mit einem Zeugnisse über
sieben Vorzüge aufgerufen wird, denen dann "das Romantische" ein solches mit
ebenso viel Fehlern entgegenhalten mich, beschämenderweise so, daß im Druck genau
Nummer gegen Nummer gestellt ist. Was dann weiter in einem besondern Kapitel
über die moderne Fortbildung des antiken Geistes dem griechischen Altertume nach¬
gerühmt wird: daß "die antiken Ideale objektive Anschauungen" seien, daß das
"natürliche ideale Menschentum jahrhundertelang in Griechenland geblüht" habe
(also nicht etwa bloß in Schillers Göttern Griechenlands), daß "der Weg zur
italienischen Renaissance nach Griechenland führe," und daß sich Goethe deswegen
nicht mit der Renaissance begnügen konnte, sondern ans "ihre lebendige Quelle, die
klassische antike Welt selber" zurückgehn mußte, weil "die italienische Renaissance
bis ans wenige Ausnahmen noch mitten in den mittelalterlichen Gefühlen und An¬
schauungen steckt" -- alles das und noch mancherlei andres läßt sich zwar ein ver¬
scheidendes Jahrhundert geduldig aufs Sterbebett legen, das lebende aber wird auf¬
horchen, wenn es vernimmt, daß bei der Erneuerung der Menschheit durch die
antike Kultur noch nicht tief genug in den antiken Geist gegriffen worden, daß
das Werk erst halb gethan sei (S. 117). Denn dieses Jahrhundert wird jeden¬
falls mit dem Altertumsstudium als Grundlage der allgemeinen Vorbildung Ab¬
rechnung halten müssen, die Männer mit ihren Worfschaufeln stehn ja schon lange
vor der Thür. Bis dahin wäre es gut, daß wir alle, die wir von der Antike
etwas halten, uns möglichst klar darüber geworden wären, mit welchem Rechte wir
das thun. Was soll es z. B. bedeute", daß "die klassischen deutschen Dichter die
moderne philosophische freie Geisteswelt direkt mit der antiken freien Humanität
und ihrer naturwahren vollendeten Schönheit durch allseitige innige Verschmelzung
der antiken Form mit dem modernen Geiste zu verbinden suchten" (S. 118), oder
daß, wie es kurz vorher heißt, "erst die neuste Zeit, die moderne freie Subjektivität,
den antiken Geist wieder frei gemacht" habe? Der Klassizismus, zu dem auch
Goethe beigetragen hat, ist doch längst überwunden sin der bildenden Kunst ist er
sogar anrüchig geworden), und die dazu gehörige Philosophie wird sicherlich nicht
das wesentlichste Bedürfnis des zwanzigsten Jahrhunderts sein. Wir müßten ferner,
wenn wir nach dem immer lehrreichen Verhalten der romanischen Völker zur Antike
fragen, wissen, daß die Italiener der Renaissance gerade nicht "von den Griechen
direkt gelernt haben" sS. 120), und müßten uns auch klar darüber sein, daß das
ein Glück für sie war. Bei einer ernstlichen Abrechnung könnte es sich sogar
herausstellen, daß Mciccmlay recht hätte, und daß das antike Kapital von seinen modernen
Zinsen längst überholt worden wäre, und wir brauchten es dennoch nicht als nutzlos
aus dem Geschäft zu nehmen, wir müßten nur eine neue Aufstellung machen, was
freilich keine so ganz leichte und friedliche Sache sein würde. Doch genug der


Litteratur

„Wie führt Goethe sein titanisches Hauptproblem, das Bild seines eignen
Lebenskampfes, vollkommen einheitlich durch?" ist nicht etwa, wie man meinen
könnte, das Thema eines Klassennufsatzes, sondern der Titel eines von Dr. Hermann
Geist, königlichem Gymnasialdirektor a. D., mit vieler Begeisterung geschriebnen Faust-
tommentars (Weimar, Böhlans Nachfolger), der namentlich von jüngern Leuten
mit großem Nutzen gelesen werden kann. Der Verfasser legt in einem Schlußwort
sein Buch dem scheidenden Jahrhundert auf das „Sterbelager" (die uicht sehr ge¬
schmackvolle Wendung erfand noch ganz zuletzt der inzwischen verstorbne Ludwig
Büchner), und er richtet an das neue von seinem Thema aus öfter allgemeine Be¬
merkungen, in denen wir wohl den aktuellen Teil seines Werks voraussetzen dürfen.
Daß der klassisch gebildete Schulmann den zweiten Teil des Faust gewissermaßen
zu eiuer Empfehlung der klassischen Studien für unsre Jugendbildung verarbeitet,
ist begreiflich. Ebenso vielleicht, bei seinem Streben nach scharfem und möglichst
faßlichen Ausdruck, wenn Seite 191 „das Klassische" mit einem Zeugnisse über
sieben Vorzüge aufgerufen wird, denen dann „das Romantische" ein solches mit
ebenso viel Fehlern entgegenhalten mich, beschämenderweise so, daß im Druck genau
Nummer gegen Nummer gestellt ist. Was dann weiter in einem besondern Kapitel
über die moderne Fortbildung des antiken Geistes dem griechischen Altertume nach¬
gerühmt wird: daß „die antiken Ideale objektive Anschauungen" seien, daß das
„natürliche ideale Menschentum jahrhundertelang in Griechenland geblüht" habe
(also nicht etwa bloß in Schillers Göttern Griechenlands), daß „der Weg zur
italienischen Renaissance nach Griechenland führe," und daß sich Goethe deswegen
nicht mit der Renaissance begnügen konnte, sondern ans „ihre lebendige Quelle, die
klassische antike Welt selber" zurückgehn mußte, weil „die italienische Renaissance
bis ans wenige Ausnahmen noch mitten in den mittelalterlichen Gefühlen und An¬
schauungen steckt" — alles das und noch mancherlei andres läßt sich zwar ein ver¬
scheidendes Jahrhundert geduldig aufs Sterbebett legen, das lebende aber wird auf¬
horchen, wenn es vernimmt, daß bei der Erneuerung der Menschheit durch die
antike Kultur noch nicht tief genug in den antiken Geist gegriffen worden, daß
das Werk erst halb gethan sei (S. 117). Denn dieses Jahrhundert wird jeden¬
falls mit dem Altertumsstudium als Grundlage der allgemeinen Vorbildung Ab¬
rechnung halten müssen, die Männer mit ihren Worfschaufeln stehn ja schon lange
vor der Thür. Bis dahin wäre es gut, daß wir alle, die wir von der Antike
etwas halten, uns möglichst klar darüber geworden wären, mit welchem Rechte wir
das thun. Was soll es z. B. bedeute», daß „die klassischen deutschen Dichter die
moderne philosophische freie Geisteswelt direkt mit der antiken freien Humanität
und ihrer naturwahren vollendeten Schönheit durch allseitige innige Verschmelzung
der antiken Form mit dem modernen Geiste zu verbinden suchten" (S. 118), oder
daß, wie es kurz vorher heißt, „erst die neuste Zeit, die moderne freie Subjektivität,
den antiken Geist wieder frei gemacht" habe? Der Klassizismus, zu dem auch
Goethe beigetragen hat, ist doch längst überwunden sin der bildenden Kunst ist er
sogar anrüchig geworden), und die dazu gehörige Philosophie wird sicherlich nicht
das wesentlichste Bedürfnis des zwanzigsten Jahrhunderts sein. Wir müßten ferner,
wenn wir nach dem immer lehrreichen Verhalten der romanischen Völker zur Antike
fragen, wissen, daß die Italiener der Renaissance gerade nicht „von den Griechen
direkt gelernt haben" sS. 120), und müßten uns auch klar darüber sein, daß das
ein Glück für sie war. Bei einer ernstlichen Abrechnung könnte es sich sogar
herausstellen, daß Mciccmlay recht hätte, und daß das antike Kapital von seinen modernen
Zinsen längst überholt worden wäre, und wir brauchten es dennoch nicht als nutzlos
aus dem Geschäft zu nehmen, wir müßten nur eine neue Aufstellung machen, was
freilich keine so ganz leichte und friedliche Sache sein würde. Doch genug der


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[0374] Litteratur „Wie führt Goethe sein titanisches Hauptproblem, das Bild seines eignen Lebenskampfes, vollkommen einheitlich durch?" ist nicht etwa, wie man meinen könnte, das Thema eines Klassennufsatzes, sondern der Titel eines von Dr. Hermann Geist, königlichem Gymnasialdirektor a. D., mit vieler Begeisterung geschriebnen Faust- tommentars (Weimar, Böhlans Nachfolger), der namentlich von jüngern Leuten mit großem Nutzen gelesen werden kann. Der Verfasser legt in einem Schlußwort sein Buch dem scheidenden Jahrhundert auf das „Sterbelager" (die uicht sehr ge¬ schmackvolle Wendung erfand noch ganz zuletzt der inzwischen verstorbne Ludwig Büchner), und er richtet an das neue von seinem Thema aus öfter allgemeine Be¬ merkungen, in denen wir wohl den aktuellen Teil seines Werks voraussetzen dürfen. Daß der klassisch gebildete Schulmann den zweiten Teil des Faust gewissermaßen zu eiuer Empfehlung der klassischen Studien für unsre Jugendbildung verarbeitet, ist begreiflich. Ebenso vielleicht, bei seinem Streben nach scharfem und möglichst faßlichen Ausdruck, wenn Seite 191 „das Klassische" mit einem Zeugnisse über sieben Vorzüge aufgerufen wird, denen dann „das Romantische" ein solches mit ebenso viel Fehlern entgegenhalten mich, beschämenderweise so, daß im Druck genau Nummer gegen Nummer gestellt ist. Was dann weiter in einem besondern Kapitel über die moderne Fortbildung des antiken Geistes dem griechischen Altertume nach¬ gerühmt wird: daß „die antiken Ideale objektive Anschauungen" seien, daß das „natürliche ideale Menschentum jahrhundertelang in Griechenland geblüht" habe (also nicht etwa bloß in Schillers Göttern Griechenlands), daß „der Weg zur italienischen Renaissance nach Griechenland führe," und daß sich Goethe deswegen nicht mit der Renaissance begnügen konnte, sondern ans „ihre lebendige Quelle, die klassische antike Welt selber" zurückgehn mußte, weil „die italienische Renaissance bis ans wenige Ausnahmen noch mitten in den mittelalterlichen Gefühlen und An¬ schauungen steckt" — alles das und noch mancherlei andres läßt sich zwar ein ver¬ scheidendes Jahrhundert geduldig aufs Sterbebett legen, das lebende aber wird auf¬ horchen, wenn es vernimmt, daß bei der Erneuerung der Menschheit durch die antike Kultur noch nicht tief genug in den antiken Geist gegriffen worden, daß das Werk erst halb gethan sei (S. 117). Denn dieses Jahrhundert wird jeden¬ falls mit dem Altertumsstudium als Grundlage der allgemeinen Vorbildung Ab¬ rechnung halten müssen, die Männer mit ihren Worfschaufeln stehn ja schon lange vor der Thür. Bis dahin wäre es gut, daß wir alle, die wir von der Antike etwas halten, uns möglichst klar darüber geworden wären, mit welchem Rechte wir das thun. Was soll es z. B. bedeute», daß „die klassischen deutschen Dichter die moderne philosophische freie Geisteswelt direkt mit der antiken freien Humanität und ihrer naturwahren vollendeten Schönheit durch allseitige innige Verschmelzung der antiken Form mit dem modernen Geiste zu verbinden suchten" (S. 118), oder daß, wie es kurz vorher heißt, „erst die neuste Zeit, die moderne freie Subjektivität, den antiken Geist wieder frei gemacht" habe? Der Klassizismus, zu dem auch Goethe beigetragen hat, ist doch längst überwunden sin der bildenden Kunst ist er sogar anrüchig geworden), und die dazu gehörige Philosophie wird sicherlich nicht das wesentlichste Bedürfnis des zwanzigsten Jahrhunderts sein. Wir müßten ferner, wenn wir nach dem immer lehrreichen Verhalten der romanischen Völker zur Antike fragen, wissen, daß die Italiener der Renaissance gerade nicht „von den Griechen direkt gelernt haben" sS. 120), und müßten uns auch klar darüber sein, daß das ein Glück für sie war. Bei einer ernstlichen Abrechnung könnte es sich sogar herausstellen, daß Mciccmlay recht hätte, und daß das antike Kapital von seinen modernen Zinsen längst überholt worden wäre, und wir brauchten es dennoch nicht als nutzlos aus dem Geschäft zu nehmen, wir müßten nur eine neue Aufstellung machen, was freilich keine so ganz leichte und friedliche Sache sein würde. Doch genug der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/374>, abgerufen am 16.06.2024.