Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Drittes Vierteljahr.Litteratur Österreich erwachsen ist (hier vermißt man nnr die leicht einzuzeichnende Grenze der Die Karte von Württemberg stellt auf einem großen Blatt (1 :150000) die Diese Karten haben nicht nur für die (höhern) Schulen Bedeutung, sondern Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig Litteratur Österreich erwachsen ist (hier vermißt man nnr die leicht einzuzeichnende Grenze der Die Karte von Württemberg stellt auf einem großen Blatt (1 :150000) die Diese Karten haben nicht nur für die (höhern) Schulen Bedeutung, sondern Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0344" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/233578"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1138" prev="#ID_1137"> Österreich erwachsen ist (hier vermißt man nnr die leicht einzuzeichnende Grenze der<lb/> karolingischen Ostmark), Friaul und der Mark Verona, sowie mit der Angabe der<lb/> hier so besonders wichtigen Bistümer und Klöster, und die Wittelsbachischen Teil¬<lb/> fürstentümer im vierzehnten Jahrhundert (einschließlich Brandenburg, Holland, See¬<lb/> land und Hennegau); der neuern Geschichte gehören an die Herzogtümer Jülich<lb/> und Berg und das Wittelsbnchischc Herrschaftsgebiet am Ende des siebzehnten Jahr¬<lb/> hunderts mitsamt Schweden, Finnland und den baltischen Provinzen. Diese letzte<lb/> Zugabe war unsers Erachtens mindestens überflüssig; der kleine wittclsbachische<lb/> (pfälzische) Zweig, der 1654 bis 1718 zufällig in Schweden herrschte, hatte für<lb/> Bayern und Deutschland keine andre Bedeutung als jedes andre fremde Fürsten¬<lb/> haus und hat weder zum Ruhme noch zum Glück oder zum Unglück des bayrischen<lb/> Stamms und Staats irgend etwas beigetragen. Würde es denn einem Menschen<lb/> einfallen, einer historischen Karte Sachsens und Thüringens etwa Nebenkarten von<lb/> Polen, Belgien, Portugal, Bulgarien und des britischen Weltreichs als „wettinischer<lb/> Herrschaftsgebiete" beizugeben? Aber Baldamus ist hier wahrscheinlich einer bay¬<lb/> rischen Anregung gefolgt, deren Gründe bei außerbayrischen Deutschen nicht recht<lb/> wirksam sind. Denn für unsern Unterricht hat die Geschichte eines deutschen Herrscher¬<lb/> hauses nur insofern Bedeutung, als sie mit der Geschichte des von ihm regierten<lb/> Landes oder überhaupt Deutschlands verwachsen ist; was darüber hinnusliegt, ist<lb/> gleichgiltig und kann anch nicht Gegenstand patriotischen Stolzes sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139"> Die Karte von Württemberg stellt auf einem großen Blatt (1 :150000) die<lb/> gesamte Territvrialentwickluug des Staats dar und giebt die Teilungslinie von 1442<lb/> wie den Limes, soweit er in dieses Gebiet gehört; zwei Nebenkarten in demselben<lb/> Maßstabe sind der Grafschaft Mömpelgard (Montbeliard) und den elsässischen Herr¬<lb/> schaften Reicheuweyer und Horburg gewidmet. Ebenso beansprucht Baden für seine<lb/> Gestaltung 1771 bis 1803 und die zahlreichen kleinen Territorien, aus denen es<lb/> in der Napoleonischen Zeit zusammengeschweißt worden ist, nur eine Hanptkarte im<lb/> Maßstabe von 1:150000; zwei Nebenkarten führen diese Entwicklung weiter und<lb/> zeigen den badischen Anteil an Sponheim, Grävcnstein und Rodcmachern. Die<lb/> Hauptkarte der Schweiz (in 1 : 180000) giebt die Schweiz vor 1798, die Land¬<lb/> schaften nach ihrer staatsrechtlichen Stellung koloriert (die dreizehn vollberechtigter<lb/> „Orte" mit ihren in hellerer Schattierung gehaltn«» Unterthnneugebietcu, die zu¬<lb/> gewandten Orte und die gemeinen Vogteien); auf Nebenkarten (1:800000) er¬<lb/> scheinen die Schweiz um 1315, die konfessionellen Verhältnisse, die helvetische<lb/> Republik (1798 bis 1801) und die Schweiz 1803 bis 1813.</p><lb/> <p xml:id="ID_1140"> Diese Karten haben nicht nur für die (höhern) Schulen Bedeutung, sondern<lb/> für alle Kreise, die sich eingehender mit geschichtlichen Studien beschäftigen. Sie<lb/> sollten auch bei deu historischen Vortragen ans den Universitäten nicht fehlen, so¬<lb/> weit dort nicht die Gebietsgestaltung und dergleichen Einzelheiten der politischen<lb/><note type="byline"> *</note> Geschichte zu de» übcrwunducn Standpunkten gehören. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0344]
Litteratur
Österreich erwachsen ist (hier vermißt man nnr die leicht einzuzeichnende Grenze der
karolingischen Ostmark), Friaul und der Mark Verona, sowie mit der Angabe der
hier so besonders wichtigen Bistümer und Klöster, und die Wittelsbachischen Teil¬
fürstentümer im vierzehnten Jahrhundert (einschließlich Brandenburg, Holland, See¬
land und Hennegau); der neuern Geschichte gehören an die Herzogtümer Jülich
und Berg und das Wittelsbnchischc Herrschaftsgebiet am Ende des siebzehnten Jahr¬
hunderts mitsamt Schweden, Finnland und den baltischen Provinzen. Diese letzte
Zugabe war unsers Erachtens mindestens überflüssig; der kleine wittclsbachische
(pfälzische) Zweig, der 1654 bis 1718 zufällig in Schweden herrschte, hatte für
Bayern und Deutschland keine andre Bedeutung als jedes andre fremde Fürsten¬
haus und hat weder zum Ruhme noch zum Glück oder zum Unglück des bayrischen
Stamms und Staats irgend etwas beigetragen. Würde es denn einem Menschen
einfallen, einer historischen Karte Sachsens und Thüringens etwa Nebenkarten von
Polen, Belgien, Portugal, Bulgarien und des britischen Weltreichs als „wettinischer
Herrschaftsgebiete" beizugeben? Aber Baldamus ist hier wahrscheinlich einer bay¬
rischen Anregung gefolgt, deren Gründe bei außerbayrischen Deutschen nicht recht
wirksam sind. Denn für unsern Unterricht hat die Geschichte eines deutschen Herrscher¬
hauses nur insofern Bedeutung, als sie mit der Geschichte des von ihm regierten
Landes oder überhaupt Deutschlands verwachsen ist; was darüber hinnusliegt, ist
gleichgiltig und kann anch nicht Gegenstand patriotischen Stolzes sein.
Die Karte von Württemberg stellt auf einem großen Blatt (1 :150000) die
gesamte Territvrialentwickluug des Staats dar und giebt die Teilungslinie von 1442
wie den Limes, soweit er in dieses Gebiet gehört; zwei Nebenkarten in demselben
Maßstabe sind der Grafschaft Mömpelgard (Montbeliard) und den elsässischen Herr¬
schaften Reicheuweyer und Horburg gewidmet. Ebenso beansprucht Baden für seine
Gestaltung 1771 bis 1803 und die zahlreichen kleinen Territorien, aus denen es
in der Napoleonischen Zeit zusammengeschweißt worden ist, nur eine Hanptkarte im
Maßstabe von 1:150000; zwei Nebenkarten führen diese Entwicklung weiter und
zeigen den badischen Anteil an Sponheim, Grävcnstein und Rodcmachern. Die
Hauptkarte der Schweiz (in 1 : 180000) giebt die Schweiz vor 1798, die Land¬
schaften nach ihrer staatsrechtlichen Stellung koloriert (die dreizehn vollberechtigter
„Orte" mit ihren in hellerer Schattierung gehaltn«» Unterthnneugebietcu, die zu¬
gewandten Orte und die gemeinen Vogteien); auf Nebenkarten (1:800000) er¬
scheinen die Schweiz um 1315, die konfessionellen Verhältnisse, die helvetische
Republik (1798 bis 1801) und die Schweiz 1803 bis 1813.
Diese Karten haben nicht nur für die (höhern) Schulen Bedeutung, sondern
für alle Kreise, die sich eingehender mit geschichtlichen Studien beschäftigen. Sie
sollten auch bei deu historischen Vortragen ans den Universitäten nicht fehlen, so¬
weit dort nicht die Gebietsgestaltung und dergleichen Einzelheiten der politischen
* Geschichte zu de» übcrwunducn Standpunkten gehören.
Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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