Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

gäbe gemacht, dein Dichter die ihm gebührende Stelle in der Bildung unsrer Zeit
zu erobern, und geht mit voller Zuversicht mif sein Ziel los. Jean Paul habe
die verdiente Würdigung noch nicht erreicht, weil man ihn nicht kenne. Das ist
schwerlich richtig. Viele kennen ihn, aber sie stoßen sich an dem Mangel an Ord¬
nung, an dem Hin- und Herspringen, ans das er sich selbst bekanntlich etwas zu
gute that, an der planlosen, willkürlichen Führung der Handlung und den zer¬
streuenden, ungenießbaren Abschweifungen. Alles das wird immer ein schweres
Hindernis bleiben. Die schönsten Sachen, die dnrch ihre gemütvolle Erfindung am
meisten nnzichn, Wied, Quintus Fixiern, Siebenkäs, Fibel würden doch für den
Durchschnittsleser nur genießbar werden, wenn man sie des wunderlichen Beiwerks
entkleiden könnte, sodaß die Fabel reiner wirkte.

Jean Paul hat ferner nicht nnr Gedanken, sondern er ist auch ein Künstler
der Sprache, aber es Ware doch erst auszumachen, ob er in dieser Hinsicht mehr
geschaffen als geschadet hat, weil sein Geist durchaus der Regel widerstrebt. Wenn
nun also auch Bornes Voraussetzung nicht eingetroffen ist, und ein Teil der Hoff¬
nungen Müllers sich uicht erfüllen wird, so bleibt doch Müllers Arbeit ein wich¬
tiges Werk. Populär wird Jean Punt nicht wieder werden, aber Leute von tiefem
litterarischen Interessen werden sich ihm zuwenden, wenn sie zuverlässige und zu¬
gleich praktische Ausgaben und geschmackvolle Erklärungen in Bezug ans das in¬
zwischen unbekannt gewordne finden. Das kleine Müllersche Buch ist Wohl imstande,
dem Dichter Freunde zu gewinnen. Es enthält neben vielem andern eine Über¬
sicht über die einzelnen Romane in sehr gelungner Analysen, die bei aller Kürze
einen vollständigen Begriff geben. Demnächst wird Zustimmung finden müssen,
was über des Dichters Verhältnis zu den Frauen, namentlich auch seiner eignen,
gesagt wird; er war in manchen Stücken ähnlich dran wie Siebenkäs mit seiner
Leucten. Sehr schön tritt überall sein Idealismus hervor, seine Kunst, das Leben
zu vergolden; er brauchte sie wahrlich, denn leicht war es ihm nicht gemacht. Er
hätte mich untergehn können im Kampf gegen das Pfahlbürgertum von Hof oder
von ,,Kuhschnappel," wie er es mit einem außerordentlich treffenden Ausdrucke
nannte, der gleichwohl unterging. "Krähwinkel" kennen wir alle für dieselbe
Sache. Es stammt ebenfalls von ihm, ist aber vou Kotzebue aufgenommen und in
U A. P, mlauf gesetzt worden.


Beiträge zur Sozialwissenschaft und sozialen Praxis,

Ernst Viktor
Zenker will in seinem groß angelegten Werke: Die Gesellschaft nicht "die end-
giltige Synthese der bisherigen Spezialforschnngen" liefern, sondern nur das Fnzit
des bis jetzt geleisteten ziehn, um denen, die nicht selbst forschen, einen Überblick
über das Arbeitsfeld zu gewähren. Er entbehrt aber keineswegs der originellen
Auffassung und stellt z, B. im vorliegenden ersten Bande (Natürliche Entwicklungs¬
geschichte der Gesellschaft. Berlin, Georg Reimer, 1899) eine annehmbare neue
Theorie über den Ursprung der Ehe auf, den er nicht sexuell, sondern rein wirt¬
schaftlich erklärt. -- Daß die Kant-Fichtische Moral, die jeden einzelnen Menschen
als Selbstzweck behandelt und daher die wirtschaftliche Unabhängigkeit oder wenigstens
Existenzsicherung für ihn fordern muß, notwendig zu sozialistischen Einrichtungen
führt, ist oft hervorgehoben worden. Ein Kantforscher von Beruf nun, Karl Vor¬
länder, zeigt in seiner Schrift: Kant und der Sozialismus durch eine Zu¬
sammenstellung bisher wenig beachteter Aussprüche Kants, daß auch dieser schon
-- Fichte hat ja bekanntlich ein ganz sozialistisches Buch geschrieben -- dem
Sozialismus in der That sehr nahe gestanden hat. Er tadelt z. B. die Verächter
von Platos Republik und bezeichnet als höchste Aufgabe und letzten Zweck der
Menschheit die Herstellung'einer vollkommen gerechten bürgerlichen Verfassung, wo


gäbe gemacht, dein Dichter die ihm gebührende Stelle in der Bildung unsrer Zeit
zu erobern, und geht mit voller Zuversicht mif sein Ziel los. Jean Paul habe
die verdiente Würdigung noch nicht erreicht, weil man ihn nicht kenne. Das ist
schwerlich richtig. Viele kennen ihn, aber sie stoßen sich an dem Mangel an Ord¬
nung, an dem Hin- und Herspringen, ans das er sich selbst bekanntlich etwas zu
gute that, an der planlosen, willkürlichen Führung der Handlung und den zer¬
streuenden, ungenießbaren Abschweifungen. Alles das wird immer ein schweres
Hindernis bleiben. Die schönsten Sachen, die dnrch ihre gemütvolle Erfindung am
meisten nnzichn, Wied, Quintus Fixiern, Siebenkäs, Fibel würden doch für den
Durchschnittsleser nur genießbar werden, wenn man sie des wunderlichen Beiwerks
entkleiden könnte, sodaß die Fabel reiner wirkte.

Jean Paul hat ferner nicht nnr Gedanken, sondern er ist auch ein Künstler
der Sprache, aber es Ware doch erst auszumachen, ob er in dieser Hinsicht mehr
geschaffen als geschadet hat, weil sein Geist durchaus der Regel widerstrebt. Wenn
nun also auch Bornes Voraussetzung nicht eingetroffen ist, und ein Teil der Hoff¬
nungen Müllers sich uicht erfüllen wird, so bleibt doch Müllers Arbeit ein wich¬
tiges Werk. Populär wird Jean Punt nicht wieder werden, aber Leute von tiefem
litterarischen Interessen werden sich ihm zuwenden, wenn sie zuverlässige und zu¬
gleich praktische Ausgaben und geschmackvolle Erklärungen in Bezug ans das in¬
zwischen unbekannt gewordne finden. Das kleine Müllersche Buch ist Wohl imstande,
dem Dichter Freunde zu gewinnen. Es enthält neben vielem andern eine Über¬
sicht über die einzelnen Romane in sehr gelungner Analysen, die bei aller Kürze
einen vollständigen Begriff geben. Demnächst wird Zustimmung finden müssen,
was über des Dichters Verhältnis zu den Frauen, namentlich auch seiner eignen,
gesagt wird; er war in manchen Stücken ähnlich dran wie Siebenkäs mit seiner
Leucten. Sehr schön tritt überall sein Idealismus hervor, seine Kunst, das Leben
zu vergolden; er brauchte sie wahrlich, denn leicht war es ihm nicht gemacht. Er
hätte mich untergehn können im Kampf gegen das Pfahlbürgertum von Hof oder
von ,,Kuhschnappel," wie er es mit einem außerordentlich treffenden Ausdrucke
nannte, der gleichwohl unterging. „Krähwinkel" kennen wir alle für dieselbe
Sache. Es stammt ebenfalls von ihm, ist aber vou Kotzebue aufgenommen und in
U A. P, mlauf gesetzt worden.


Beiträge zur Sozialwissenschaft und sozialen Praxis,

Ernst Viktor
Zenker will in seinem groß angelegten Werke: Die Gesellschaft nicht „die end-
giltige Synthese der bisherigen Spezialforschnngen" liefern, sondern nur das Fnzit
des bis jetzt geleisteten ziehn, um denen, die nicht selbst forschen, einen Überblick
über das Arbeitsfeld zu gewähren. Er entbehrt aber keineswegs der originellen
Auffassung und stellt z, B. im vorliegenden ersten Bande (Natürliche Entwicklungs¬
geschichte der Gesellschaft. Berlin, Georg Reimer, 1899) eine annehmbare neue
Theorie über den Ursprung der Ehe auf, den er nicht sexuell, sondern rein wirt¬
schaftlich erklärt. — Daß die Kant-Fichtische Moral, die jeden einzelnen Menschen
als Selbstzweck behandelt und daher die wirtschaftliche Unabhängigkeit oder wenigstens
Existenzsicherung für ihn fordern muß, notwendig zu sozialistischen Einrichtungen
führt, ist oft hervorgehoben worden. Ein Kantforscher von Beruf nun, Karl Vor¬
länder, zeigt in seiner Schrift: Kant und der Sozialismus durch eine Zu¬
sammenstellung bisher wenig beachteter Aussprüche Kants, daß auch dieser schon
— Fichte hat ja bekanntlich ein ganz sozialistisches Buch geschrieben — dem
Sozialismus in der That sehr nahe gestanden hat. Er tadelt z. B. die Verächter
von Platos Republik und bezeichnet als höchste Aufgabe und letzten Zweck der
Menschheit die Herstellung'einer vollkommen gerechten bürgerlichen Verfassung, wo


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291192"/>
            <fw type="header" place="top"/><lb/>
            <p xml:id="ID_447" prev="#ID_446"> gäbe gemacht, dein Dichter die ihm gebührende Stelle in der Bildung unsrer Zeit<lb/>
zu erobern, und geht mit voller Zuversicht mif sein Ziel los. Jean Paul habe<lb/>
die verdiente Würdigung noch nicht erreicht, weil man ihn nicht kenne. Das ist<lb/>
schwerlich richtig. Viele kennen ihn, aber sie stoßen sich an dem Mangel an Ord¬<lb/>
nung, an dem Hin- und Herspringen, ans das er sich selbst bekanntlich etwas zu<lb/>
gute that, an der planlosen, willkürlichen Führung der Handlung und den zer¬<lb/>
streuenden, ungenießbaren Abschweifungen. Alles das wird immer ein schweres<lb/>
Hindernis bleiben. Die schönsten Sachen, die dnrch ihre gemütvolle Erfindung am<lb/>
meisten nnzichn, Wied, Quintus Fixiern, Siebenkäs, Fibel würden doch für den<lb/>
Durchschnittsleser nur genießbar werden, wenn man sie des wunderlichen Beiwerks<lb/>
entkleiden könnte, sodaß die Fabel reiner wirkte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_448"> Jean Paul hat ferner nicht nnr Gedanken, sondern er ist auch ein Künstler<lb/>
der Sprache, aber es Ware doch erst auszumachen, ob er in dieser Hinsicht mehr<lb/>
geschaffen als geschadet hat, weil sein Geist durchaus der Regel widerstrebt. Wenn<lb/>
nun also auch Bornes Voraussetzung nicht eingetroffen ist, und ein Teil der Hoff¬<lb/>
nungen Müllers sich uicht erfüllen wird, so bleibt doch Müllers Arbeit ein wich¬<lb/>
tiges Werk. Populär wird Jean Punt nicht wieder werden, aber Leute von tiefem<lb/>
litterarischen Interessen werden sich ihm zuwenden, wenn sie zuverlässige und zu¬<lb/>
gleich praktische Ausgaben und geschmackvolle Erklärungen in Bezug ans das in¬<lb/>
zwischen unbekannt gewordne finden. Das kleine Müllersche Buch ist Wohl imstande,<lb/>
dem Dichter Freunde zu gewinnen. Es enthält neben vielem andern eine Über¬<lb/>
sicht über die einzelnen Romane in sehr gelungner Analysen, die bei aller Kürze<lb/>
einen vollständigen Begriff geben. Demnächst wird Zustimmung finden müssen,<lb/>
was über des Dichters Verhältnis zu den Frauen, namentlich auch seiner eignen,<lb/>
gesagt wird; er war in manchen Stücken ähnlich dran wie Siebenkäs mit seiner<lb/>
Leucten. Sehr schön tritt überall sein Idealismus hervor, seine Kunst, das Leben<lb/>
zu vergolden; er brauchte sie wahrlich, denn leicht war es ihm nicht gemacht. Er<lb/>
hätte mich untergehn können im Kampf gegen das Pfahlbürgertum von Hof oder<lb/>
von ,,Kuhschnappel," wie er es mit einem außerordentlich treffenden Ausdrucke<lb/>
nannte, der gleichwohl unterging. &#x201E;Krähwinkel" kennen wir alle für dieselbe<lb/>
Sache. Es stammt ebenfalls von ihm, ist aber vou Kotzebue aufgenommen und in<lb/>
U<note type="byline"> A. P,</note> mlauf gesetzt worden. </p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Beiträge zur Sozialwissenschaft und sozialen Praxis,</head>
            <p xml:id="ID_449" next="#ID_450"> Ernst Viktor<lb/>
Zenker will in seinem groß angelegten Werke: Die Gesellschaft nicht &#x201E;die end-<lb/>
giltige Synthese der bisherigen Spezialforschnngen" liefern, sondern nur das Fnzit<lb/>
des bis jetzt geleisteten ziehn, um denen, die nicht selbst forschen, einen Überblick<lb/>
über das Arbeitsfeld zu gewähren. Er entbehrt aber keineswegs der originellen<lb/>
Auffassung und stellt z, B. im vorliegenden ersten Bande (Natürliche Entwicklungs¬<lb/>
geschichte der Gesellschaft. Berlin, Georg Reimer, 1899) eine annehmbare neue<lb/>
Theorie über den Ursprung der Ehe auf, den er nicht sexuell, sondern rein wirt¬<lb/>
schaftlich erklärt. &#x2014; Daß die Kant-Fichtische Moral, die jeden einzelnen Menschen<lb/>
als Selbstzweck behandelt und daher die wirtschaftliche Unabhängigkeit oder wenigstens<lb/>
Existenzsicherung für ihn fordern muß, notwendig zu sozialistischen Einrichtungen<lb/>
führt, ist oft hervorgehoben worden. Ein Kantforscher von Beruf nun, Karl Vor¬<lb/>
länder, zeigt in seiner Schrift: Kant und der Sozialismus durch eine Zu¬<lb/>
sammenstellung bisher wenig beachteter Aussprüche Kants, daß auch dieser schon<lb/>
&#x2014; Fichte hat ja bekanntlich ein ganz sozialistisches Buch geschrieben &#x2014; dem<lb/>
Sozialismus in der That sehr nahe gestanden hat. Er tadelt z. B. die Verächter<lb/>
von Platos Republik und bezeichnet als höchste Aufgabe und letzten Zweck der<lb/>
Menschheit die Herstellung'einer vollkommen gerechten bürgerlichen Verfassung, wo</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0115] gäbe gemacht, dein Dichter die ihm gebührende Stelle in der Bildung unsrer Zeit zu erobern, und geht mit voller Zuversicht mif sein Ziel los. Jean Paul habe die verdiente Würdigung noch nicht erreicht, weil man ihn nicht kenne. Das ist schwerlich richtig. Viele kennen ihn, aber sie stoßen sich an dem Mangel an Ord¬ nung, an dem Hin- und Herspringen, ans das er sich selbst bekanntlich etwas zu gute that, an der planlosen, willkürlichen Führung der Handlung und den zer¬ streuenden, ungenießbaren Abschweifungen. Alles das wird immer ein schweres Hindernis bleiben. Die schönsten Sachen, die dnrch ihre gemütvolle Erfindung am meisten nnzichn, Wied, Quintus Fixiern, Siebenkäs, Fibel würden doch für den Durchschnittsleser nur genießbar werden, wenn man sie des wunderlichen Beiwerks entkleiden könnte, sodaß die Fabel reiner wirkte. Jean Paul hat ferner nicht nnr Gedanken, sondern er ist auch ein Künstler der Sprache, aber es Ware doch erst auszumachen, ob er in dieser Hinsicht mehr geschaffen als geschadet hat, weil sein Geist durchaus der Regel widerstrebt. Wenn nun also auch Bornes Voraussetzung nicht eingetroffen ist, und ein Teil der Hoff¬ nungen Müllers sich uicht erfüllen wird, so bleibt doch Müllers Arbeit ein wich¬ tiges Werk. Populär wird Jean Punt nicht wieder werden, aber Leute von tiefem litterarischen Interessen werden sich ihm zuwenden, wenn sie zuverlässige und zu¬ gleich praktische Ausgaben und geschmackvolle Erklärungen in Bezug ans das in¬ zwischen unbekannt gewordne finden. Das kleine Müllersche Buch ist Wohl imstande, dem Dichter Freunde zu gewinnen. Es enthält neben vielem andern eine Über¬ sicht über die einzelnen Romane in sehr gelungner Analysen, die bei aller Kürze einen vollständigen Begriff geben. Demnächst wird Zustimmung finden müssen, was über des Dichters Verhältnis zu den Frauen, namentlich auch seiner eignen, gesagt wird; er war in manchen Stücken ähnlich dran wie Siebenkäs mit seiner Leucten. Sehr schön tritt überall sein Idealismus hervor, seine Kunst, das Leben zu vergolden; er brauchte sie wahrlich, denn leicht war es ihm nicht gemacht. Er hätte mich untergehn können im Kampf gegen das Pfahlbürgertum von Hof oder von ,,Kuhschnappel," wie er es mit einem außerordentlich treffenden Ausdrucke nannte, der gleichwohl unterging. „Krähwinkel" kennen wir alle für dieselbe Sache. Es stammt ebenfalls von ihm, ist aber vou Kotzebue aufgenommen und in U A. P, mlauf gesetzt worden. Beiträge zur Sozialwissenschaft und sozialen Praxis, Ernst Viktor Zenker will in seinem groß angelegten Werke: Die Gesellschaft nicht „die end- giltige Synthese der bisherigen Spezialforschnngen" liefern, sondern nur das Fnzit des bis jetzt geleisteten ziehn, um denen, die nicht selbst forschen, einen Überblick über das Arbeitsfeld zu gewähren. Er entbehrt aber keineswegs der originellen Auffassung und stellt z, B. im vorliegenden ersten Bande (Natürliche Entwicklungs¬ geschichte der Gesellschaft. Berlin, Georg Reimer, 1899) eine annehmbare neue Theorie über den Ursprung der Ehe auf, den er nicht sexuell, sondern rein wirt¬ schaftlich erklärt. — Daß die Kant-Fichtische Moral, die jeden einzelnen Menschen als Selbstzweck behandelt und daher die wirtschaftliche Unabhängigkeit oder wenigstens Existenzsicherung für ihn fordern muß, notwendig zu sozialistischen Einrichtungen führt, ist oft hervorgehoben worden. Ein Kantforscher von Beruf nun, Karl Vor¬ länder, zeigt in seiner Schrift: Kant und der Sozialismus durch eine Zu¬ sammenstellung bisher wenig beachteter Aussprüche Kants, daß auch dieser schon — Fichte hat ja bekanntlich ein ganz sozialistisches Buch geschrieben — dem Sozialismus in der That sehr nahe gestanden hat. Er tadelt z. B. die Verächter von Platos Republik und bezeichnet als höchste Aufgabe und letzten Zweck der Menschheit die Herstellung'einer vollkommen gerechten bürgerlichen Verfassung, wo

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/115
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/115>, abgerufen am 16.06.2024.