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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und dem Vorteil sprechen, den dus Lernen des Französischen vor dem Latein
(wohlverstanden bei ausgesuchten Lehrern und Schülern) in Frankfurt n. M. bieten
soll. Nur ein paar kleine Lesefrüchte möchte ich geben. In der letzten Zeit sind
mir öfter kritische Berichte vorgekommen, in denen' die Wirkung der Meisterwerke
des klassischen Altertums auf ein großes Publikum als außerordentlich geschildert
worden ist. Und das war nicht bei der idealen deutschen Nation, sondern bei den
praktischen Engländern, den Amerikanern, ja bei den Australien, der Fall. Die
englischen Colleges zu Oxford und Cambridge und das zu Harvard in Amerika und
andre mehr führen jährlich griechische Tragödien in der Ursprache auf; hier ist das
Publikum hochgebildet. In das stehende griechische Theater zu Bradfield, wo dieses
Jahr der Agamemnon des Äschylus auf dem Repertoire ist, kommt schon eine ge¬
mischtere Znhörerschar. Im vorigen Jahre hat man aber die Alkestis des Euripides
in griechischer Sprache in Melbourne in Australien aufgeführt vor "gewöhnlichem"
Publikum, das sich durch ganz besondern Skeptizismus gegenüber dem klassischen
Altertum auszeichnen soll. Und wie wirkte das 2300 Jahre alte Stück, dem die
Zuhörerschaft uur an der Hand gedruckter englischer Übersetzungen folgen konnte?
Es war ein ungeheuchelter tiefer Eindruck, wie wir der von dein Iiinit^ 0oIIöM
in Dublin herausgegebnen philologischen Zeitschrift Hermathena entnehmen: atem¬
loses Stillschweigen am Schluß, dann fanatischer nicht endenwollender Beifall.
Dr. Alexander Leeper, der Direktor vom rrinit^ vollere, in Melbourne, hatte die
glänzende Einrichtung und Ausstattung besorgt, die ohne Kothurn und Masken aller¬
dings nicht genau nach klassischen Mustern war. Auch bestand der Chor aus sechsund-
siebzig Sängern; die Musik war von Mnrshall-Hall, Professor an der Melbourne
University, dazu komponiert worden. -- Eine amerikanische Statistik weist nach, daß
sich an den amerikanischen Colleges die Zahl derer, die Latein und Griechisch studieren,
in fünf Jahren verdreifacht und verdoppelt hat, während die für das praktische
Leben, für das nach unsrer Ansicht der Amerikaner erzogen werden soll, notwendigern
Doktrinen als Physik, Chemie, Mathematik 1898 kaum mehr Studierende aus¬
wiesen als fünf Jahre vorher. Sollen wir jetzt zur praktischen Nation gemacht
werden? -- Karl Svitteler, der eine sogenannte Selbstanzeige seines "Olympischen
Frühlings" im Kuustwart von Avenarius (l. Juli) schreibt (es ist eigentlich eine
in Neuveville in der französischen Schweiz gehaltne Rede), sagt: "Wenn in Frank¬
reich unier den gelben 3,50 Franken-Büchern etwas erscheint, das vom Olymp und
vom klassischen Altertum handelt, sieht man es um, freut sich, wenn es schön ist, und
bedauert, wenn es nichts wert ist. Erscheint so etwas in Deutschland uuter den
0 Mark-Büchern, so verlangt man sofort nach dem Arzt, um den Schriftsteller oder
Dichter (auch deu Verleger) auf seinen geistigen Zustand untersuchen zu küssen. Ist
vielleicht Mythologie keine Mode mehr? Walküre in Berlin, München, Paris,
London, Zürich, Mailand, Rom; Wotan, Fricka, Freyr, Loge auf allen Bretter".
Darf man sagen: Hmä nobis Hvonw? Hekuba ist Fafner noch wert." Richard
Wagner hat ja seine Verdienste um die Wiederbelebung der deutschen mythologischen
Studien, aber der reine selige Schöuhcitsglauz des Olymp ist bei Walhalls Göttern
nicht zu finden. -- Daß auch den Koryphäen der klassischen Altertumswissenschaft
"weltliche" Ehren im Auslande zu teil werden, zeigt die Erhebung von R. C. Jebb,
dem hervorragenden englischen Gräcisten, in den Ritterstand dnrch die Königin von
England. Dies wird allgemein in England, wo man die bei uns übliche Hofrat-,
Geheime Hofrat- und persönliche Adelwirtschaft -- nach Dienstalter wohlverstanden,
nicht nach "Verdienst -- nicht kennt, als eine Huldigung für den Wert der klassischen
Studie" angesehen. -- Zum Schluß noch eine hübsche Verwertung des Lateius: das
Jnniheft der el^sie^I N-zvivn bringt eine Notiz der 6-i'on.t Laso-n Kaiwa,? Oomxan?
-- über Abfahrtszeiten ihrer Züge und die Verbindlichkeiten der Kompagnie zur
Beförderung der Reisenden -- in lateinische Distichen übersetzt. Diese Notiz ist in


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und dem Vorteil sprechen, den dus Lernen des Französischen vor dem Latein
(wohlverstanden bei ausgesuchten Lehrern und Schülern) in Frankfurt n. M. bieten
soll. Nur ein paar kleine Lesefrüchte möchte ich geben. In der letzten Zeit sind
mir öfter kritische Berichte vorgekommen, in denen' die Wirkung der Meisterwerke
des klassischen Altertums auf ein großes Publikum als außerordentlich geschildert
worden ist. Und das war nicht bei der idealen deutschen Nation, sondern bei den
praktischen Engländern, den Amerikanern, ja bei den Australien, der Fall. Die
englischen Colleges zu Oxford und Cambridge und das zu Harvard in Amerika und
andre mehr führen jährlich griechische Tragödien in der Ursprache auf; hier ist das
Publikum hochgebildet. In das stehende griechische Theater zu Bradfield, wo dieses
Jahr der Agamemnon des Äschylus auf dem Repertoire ist, kommt schon eine ge¬
mischtere Znhörerschar. Im vorigen Jahre hat man aber die Alkestis des Euripides
in griechischer Sprache in Melbourne in Australien aufgeführt vor „gewöhnlichem"
Publikum, das sich durch ganz besondern Skeptizismus gegenüber dem klassischen
Altertum auszeichnen soll. Und wie wirkte das 2300 Jahre alte Stück, dem die
Zuhörerschaft uur an der Hand gedruckter englischer Übersetzungen folgen konnte?
Es war ein ungeheuchelter tiefer Eindruck, wie wir der von dein Iiinit^ 0oIIöM
in Dublin herausgegebnen philologischen Zeitschrift Hermathena entnehmen: atem¬
loses Stillschweigen am Schluß, dann fanatischer nicht endenwollender Beifall.
Dr. Alexander Leeper, der Direktor vom rrinit^ vollere, in Melbourne, hatte die
glänzende Einrichtung und Ausstattung besorgt, die ohne Kothurn und Masken aller¬
dings nicht genau nach klassischen Mustern war. Auch bestand der Chor aus sechsund-
siebzig Sängern; die Musik war von Mnrshall-Hall, Professor an der Melbourne
University, dazu komponiert worden. — Eine amerikanische Statistik weist nach, daß
sich an den amerikanischen Colleges die Zahl derer, die Latein und Griechisch studieren,
in fünf Jahren verdreifacht und verdoppelt hat, während die für das praktische
Leben, für das nach unsrer Ansicht der Amerikaner erzogen werden soll, notwendigern
Doktrinen als Physik, Chemie, Mathematik 1898 kaum mehr Studierende aus¬
wiesen als fünf Jahre vorher. Sollen wir jetzt zur praktischen Nation gemacht
werden? — Karl Svitteler, der eine sogenannte Selbstanzeige seines „Olympischen
Frühlings" im Kuustwart von Avenarius (l. Juli) schreibt (es ist eigentlich eine
in Neuveville in der französischen Schweiz gehaltne Rede), sagt: „Wenn in Frank¬
reich unier den gelben 3,50 Franken-Büchern etwas erscheint, das vom Olymp und
vom klassischen Altertum handelt, sieht man es um, freut sich, wenn es schön ist, und
bedauert, wenn es nichts wert ist. Erscheint so etwas in Deutschland uuter den
0 Mark-Büchern, so verlangt man sofort nach dem Arzt, um den Schriftsteller oder
Dichter (auch deu Verleger) auf seinen geistigen Zustand untersuchen zu küssen. Ist
vielleicht Mythologie keine Mode mehr? Walküre in Berlin, München, Paris,
London, Zürich, Mailand, Rom; Wotan, Fricka, Freyr, Loge auf allen Bretter«.
Darf man sagen: Hmä nobis Hvonw? Hekuba ist Fafner noch wert." Richard
Wagner hat ja seine Verdienste um die Wiederbelebung der deutschen mythologischen
Studien, aber der reine selige Schöuhcitsglauz des Olymp ist bei Walhalls Göttern
nicht zu finden. — Daß auch den Koryphäen der klassischen Altertumswissenschaft
»weltliche" Ehren im Auslande zu teil werden, zeigt die Erhebung von R. C. Jebb,
dem hervorragenden englischen Gräcisten, in den Ritterstand dnrch die Königin von
England. Dies wird allgemein in England, wo man die bei uns übliche Hofrat-,
Geheime Hofrat- und persönliche Adelwirtschaft — nach Dienstalter wohlverstanden,
nicht nach "Verdienst — nicht kennt, als eine Huldigung für den Wert der klassischen
Studie» angesehen. — Zum Schluß noch eine hübsche Verwertung des Lateius: das
Jnniheft der el^sie^I N-zvivn bringt eine Notiz der 6-i'on.t Laso-n Kaiwa,? Oomxan?
— über Abfahrtszeiten ihrer Züge und die Verbindlichkeiten der Kompagnie zur
Beförderung der Reisenden — in lateinische Distichen übersetzt. Diese Notiz ist in


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[0273] Maßgebliches und Unmaßgebliches und dem Vorteil sprechen, den dus Lernen des Französischen vor dem Latein (wohlverstanden bei ausgesuchten Lehrern und Schülern) in Frankfurt n. M. bieten soll. Nur ein paar kleine Lesefrüchte möchte ich geben. In der letzten Zeit sind mir öfter kritische Berichte vorgekommen, in denen' die Wirkung der Meisterwerke des klassischen Altertums auf ein großes Publikum als außerordentlich geschildert worden ist. Und das war nicht bei der idealen deutschen Nation, sondern bei den praktischen Engländern, den Amerikanern, ja bei den Australien, der Fall. Die englischen Colleges zu Oxford und Cambridge und das zu Harvard in Amerika und andre mehr führen jährlich griechische Tragödien in der Ursprache auf; hier ist das Publikum hochgebildet. In das stehende griechische Theater zu Bradfield, wo dieses Jahr der Agamemnon des Äschylus auf dem Repertoire ist, kommt schon eine ge¬ mischtere Znhörerschar. Im vorigen Jahre hat man aber die Alkestis des Euripides in griechischer Sprache in Melbourne in Australien aufgeführt vor „gewöhnlichem" Publikum, das sich durch ganz besondern Skeptizismus gegenüber dem klassischen Altertum auszeichnen soll. Und wie wirkte das 2300 Jahre alte Stück, dem die Zuhörerschaft uur an der Hand gedruckter englischer Übersetzungen folgen konnte? Es war ein ungeheuchelter tiefer Eindruck, wie wir der von dein Iiinit^ 0oIIöM in Dublin herausgegebnen philologischen Zeitschrift Hermathena entnehmen: atem¬ loses Stillschweigen am Schluß, dann fanatischer nicht endenwollender Beifall. Dr. Alexander Leeper, der Direktor vom rrinit^ vollere, in Melbourne, hatte die glänzende Einrichtung und Ausstattung besorgt, die ohne Kothurn und Masken aller¬ dings nicht genau nach klassischen Mustern war. Auch bestand der Chor aus sechsund- siebzig Sängern; die Musik war von Mnrshall-Hall, Professor an der Melbourne University, dazu komponiert worden. — Eine amerikanische Statistik weist nach, daß sich an den amerikanischen Colleges die Zahl derer, die Latein und Griechisch studieren, in fünf Jahren verdreifacht und verdoppelt hat, während die für das praktische Leben, für das nach unsrer Ansicht der Amerikaner erzogen werden soll, notwendigern Doktrinen als Physik, Chemie, Mathematik 1898 kaum mehr Studierende aus¬ wiesen als fünf Jahre vorher. Sollen wir jetzt zur praktischen Nation gemacht werden? — Karl Svitteler, der eine sogenannte Selbstanzeige seines „Olympischen Frühlings" im Kuustwart von Avenarius (l. Juli) schreibt (es ist eigentlich eine in Neuveville in der französischen Schweiz gehaltne Rede), sagt: „Wenn in Frank¬ reich unier den gelben 3,50 Franken-Büchern etwas erscheint, das vom Olymp und vom klassischen Altertum handelt, sieht man es um, freut sich, wenn es schön ist, und bedauert, wenn es nichts wert ist. Erscheint so etwas in Deutschland uuter den 0 Mark-Büchern, so verlangt man sofort nach dem Arzt, um den Schriftsteller oder Dichter (auch deu Verleger) auf seinen geistigen Zustand untersuchen zu küssen. Ist vielleicht Mythologie keine Mode mehr? Walküre in Berlin, München, Paris, London, Zürich, Mailand, Rom; Wotan, Fricka, Freyr, Loge auf allen Bretter«. Darf man sagen: Hmä nobis Hvonw? Hekuba ist Fafner noch wert." Richard Wagner hat ja seine Verdienste um die Wiederbelebung der deutschen mythologischen Studien, aber der reine selige Schöuhcitsglauz des Olymp ist bei Walhalls Göttern nicht zu finden. — Daß auch den Koryphäen der klassischen Altertumswissenschaft »weltliche" Ehren im Auslande zu teil werden, zeigt die Erhebung von R. C. Jebb, dem hervorragenden englischen Gräcisten, in den Ritterstand dnrch die Königin von England. Dies wird allgemein in England, wo man die bei uns übliche Hofrat-, Geheime Hofrat- und persönliche Adelwirtschaft — nach Dienstalter wohlverstanden, nicht nach "Verdienst — nicht kennt, als eine Huldigung für den Wert der klassischen Studie» angesehen. — Zum Schluß noch eine hübsche Verwertung des Lateius: das Jnniheft der el^sie^I N-zvivn bringt eine Notiz der 6-i'on.t Laso-n Kaiwa,? Oomxan? — über Abfahrtszeiten ihrer Züge und die Verbindlichkeiten der Kompagnie zur Beförderung der Reisenden — in lateinische Distichen übersetzt. Diese Notiz ist in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/273>, abgerufen am 16.06.2024.