Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

einander genau so wie das Zitat, das "geflügelte" Wort und das Sprichwort.
Auch jedes Volkslied hat wie jedes Sprichwort unzweifelhaft einmal einen Ver¬
fasser gehabt. Von selbst ist keins entstanden. Aber wir sind durch Jahrhunderte
von ihm und der ursprünglichen Form seines Werkes getrennt. Die große Mannig¬
faltigkeit, in der oft ein und derselbe Gedanke sprichwörtliche Form angenommen
hat, entspricht den unzähligen Varianten, in denen oft ein und dasselbe Volkslied
vorliegt. "Volkstümliche" Lieder dagegen sind Kunstlieder, deren Entstehung und
ursprüngliche Form uns noch näher liegt, die uns aber, meist in veränderter, oft
in verdorbner, bisweilen aber auch in runderer, thatsächlich verbesserter und deshalb
ansprechenderer Form geläufig sind, als wie sie ursprünglich lauteten, obwohl der
Verfasser und der ursprüngliche Text in den meisten Fällen nachweisbar und längst
nachgewiesen sind, ganz ebenso wie jedermann sagt: "Dem Glücklichen schlägt keine
Stunde," obwohl doch jedermann weiß, daß dieses Wort in den "Piccolomini" steht
und dort lautet: "Die Uhr schlägt keinem Glücklichen." Nähme unsre Schulbildung
wirklich zu, so müßte die Verballhornuug, das "Zersingen," wie man jetzt sagt,
von Kunstliedern zu "volkstümlichen" und schließlich zu Volkslieder" immer seltner
werden; mit andern Worten: die ursprünglichen, echten Texte müßten vor dem Ein¬
dringen von Fehlern immer mehr geschützt werden, wie die Sprache vor dem Ein¬
dringen neuer grammatischer und stilistischer Fehler ("Sprachdummheiten"). Leider
ist von einem solchen Fortschritt blutwenig zu merken. Geradezu thöricht aber ist
es, wenn, wie es jetzt geschieht, solche "zersuugue," d. h. meist verdorbne, verball¬
hornte Kunstlieder andächtig als "Volkslieder" gesammelt und in Volksliedersamm¬
lungen gedruckt werden, anstatt daß man den Leuten, aus deren Mund man sie
gehört hat, und die sich nun mit ihrem "zersnngnen" Zeug als Gegenstand der
Forschung ungeheuer interessant vorkommen, einfach sagte: Kinder, was ihr da singt,
ist falsch, ist schlecht, ist verdorben, ist eine Schande. Steckt einmal die Nase in das
oder jenes Buch, dort findet ihr den richtigen Text, wie ihn der Dichter ge¬
sungen hat!

Möge dazu diese Neubearbeitung von Hoffmanns Buch recht viel beitragen.
Hoffmann selbst beklagt sich in der dritten Auflage bitter darüber, daß sein Buch
in den zehn Jahren von 1859 bis 1869 so wenig Nutzen gestiftet habe. "Die
Sammler von Liedern -- sagt er -- Verfahren meist alle noch immer auf dieselbe
unverantwortliche Weise wie ihre Vorgänger. Man schlage nur eine beliebige
Sammlung auf, da findet man schlechte, oft ganz verstümmelte Texte, unrichtige
Angaben über die Verfasserschaft oder, was am Ende noch das Bessere ist, gar
keine. Niemand fällt es ein, zu den Quellen zurückzugehn und den wahren Ver¬
fasser zu ermitteln, und beides wäre ihn, doch hier bequem genng gemacht. Und
das gilt nicht allein von den vielen Kommers- und Liederbüchern und den vielerlei
Sammlungen für die Schuljugend, sondern auch von den Blumenlesen, die unter
Allerlei hochklingenden vielversprechenden Titeln in prachtvollen Einbänden mit Gold¬
schnitt, oft sogar mit teuern Illustrationen, nebenbei auch wohl unter einem be¬
liebten Schriftstellernamen erscheinen und so auf den Weihnachts- oder Putztisch
wandern!" Nun, in dieser Beziehung ist ja in den letzten dreißig Jahren vieles
besser geworden -- vor allem dank dem Hoffmannschen Buche. Möge die vor¬
liegende neue, vierte Auflage so bald vergriffen sein, daß in rascher Folge immer
weitere Auflagen nötig werden, denn das Buch muß der Mittel- und Sammel¬
punkt für unsre Liederforschung und die Hauptquelle für unsre Liedersammlungen
bleiben und immer mehr werden.

Für solche, die Hoffmanns Buch noch gar nicht kennen, möge nur noch be¬
merkt sein, daß es keine Liedertexte, noch weniger Melodien enthält. Es enthält
und zwar alphabetisch geordnet, sodaß ein alphabetisches Register überflüssig
wrrd -- die Anfangszeiten von 1350 Liedern und unter jedem dieser Liederanfänge


Litteratur

einander genau so wie das Zitat, das „geflügelte" Wort und das Sprichwort.
Auch jedes Volkslied hat wie jedes Sprichwort unzweifelhaft einmal einen Ver¬
fasser gehabt. Von selbst ist keins entstanden. Aber wir sind durch Jahrhunderte
von ihm und der ursprünglichen Form seines Werkes getrennt. Die große Mannig¬
faltigkeit, in der oft ein und derselbe Gedanke sprichwörtliche Form angenommen
hat, entspricht den unzähligen Varianten, in denen oft ein und dasselbe Volkslied
vorliegt. „Volkstümliche" Lieder dagegen sind Kunstlieder, deren Entstehung und
ursprüngliche Form uns noch näher liegt, die uns aber, meist in veränderter, oft
in verdorbner, bisweilen aber auch in runderer, thatsächlich verbesserter und deshalb
ansprechenderer Form geläufig sind, als wie sie ursprünglich lauteten, obwohl der
Verfasser und der ursprüngliche Text in den meisten Fällen nachweisbar und längst
nachgewiesen sind, ganz ebenso wie jedermann sagt: „Dem Glücklichen schlägt keine
Stunde," obwohl doch jedermann weiß, daß dieses Wort in den „Piccolomini" steht
und dort lautet: „Die Uhr schlägt keinem Glücklichen." Nähme unsre Schulbildung
wirklich zu, so müßte die Verballhornuug, das „Zersingen," wie man jetzt sagt,
von Kunstliedern zu „volkstümlichen" und schließlich zu Volkslieder» immer seltner
werden; mit andern Worten: die ursprünglichen, echten Texte müßten vor dem Ein¬
dringen von Fehlern immer mehr geschützt werden, wie die Sprache vor dem Ein¬
dringen neuer grammatischer und stilistischer Fehler („Sprachdummheiten"). Leider
ist von einem solchen Fortschritt blutwenig zu merken. Geradezu thöricht aber ist
es, wenn, wie es jetzt geschieht, solche „zersuugue," d. h. meist verdorbne, verball¬
hornte Kunstlieder andächtig als „Volkslieder" gesammelt und in Volksliedersamm¬
lungen gedruckt werden, anstatt daß man den Leuten, aus deren Mund man sie
gehört hat, und die sich nun mit ihrem „zersnngnen" Zeug als Gegenstand der
Forschung ungeheuer interessant vorkommen, einfach sagte: Kinder, was ihr da singt,
ist falsch, ist schlecht, ist verdorben, ist eine Schande. Steckt einmal die Nase in das
oder jenes Buch, dort findet ihr den richtigen Text, wie ihn der Dichter ge¬
sungen hat!

Möge dazu diese Neubearbeitung von Hoffmanns Buch recht viel beitragen.
Hoffmann selbst beklagt sich in der dritten Auflage bitter darüber, daß sein Buch
in den zehn Jahren von 1859 bis 1869 so wenig Nutzen gestiftet habe. „Die
Sammler von Liedern — sagt er — Verfahren meist alle noch immer auf dieselbe
unverantwortliche Weise wie ihre Vorgänger. Man schlage nur eine beliebige
Sammlung auf, da findet man schlechte, oft ganz verstümmelte Texte, unrichtige
Angaben über die Verfasserschaft oder, was am Ende noch das Bessere ist, gar
keine. Niemand fällt es ein, zu den Quellen zurückzugehn und den wahren Ver¬
fasser zu ermitteln, und beides wäre ihn, doch hier bequem genng gemacht. Und
das gilt nicht allein von den vielen Kommers- und Liederbüchern und den vielerlei
Sammlungen für die Schuljugend, sondern auch von den Blumenlesen, die unter
Allerlei hochklingenden vielversprechenden Titeln in prachtvollen Einbänden mit Gold¬
schnitt, oft sogar mit teuern Illustrationen, nebenbei auch wohl unter einem be¬
liebten Schriftstellernamen erscheinen und so auf den Weihnachts- oder Putztisch
wandern!" Nun, in dieser Beziehung ist ja in den letzten dreißig Jahren vieles
besser geworden — vor allem dank dem Hoffmannschen Buche. Möge die vor¬
liegende neue, vierte Auflage so bald vergriffen sein, daß in rascher Folge immer
weitere Auflagen nötig werden, denn das Buch muß der Mittel- und Sammel¬
punkt für unsre Liederforschung und die Hauptquelle für unsre Liedersammlungen
bleiben und immer mehr werden.

Für solche, die Hoffmanns Buch noch gar nicht kennen, möge nur noch be¬
merkt sein, daß es keine Liedertexte, noch weniger Melodien enthält. Es enthält
und zwar alphabetisch geordnet, sodaß ein alphabetisches Register überflüssig
wrrd — die Anfangszeiten von 1350 Liedern und unter jedem dieser Liederanfänge


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0481" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291558"/>
          <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1686" prev="#ID_1685"> einander genau so wie das Zitat, das &#x201E;geflügelte" Wort und das Sprichwort.<lb/>
Auch jedes Volkslied hat wie jedes Sprichwort unzweifelhaft einmal einen Ver¬<lb/>
fasser gehabt. Von selbst ist keins entstanden. Aber wir sind durch Jahrhunderte<lb/>
von ihm und der ursprünglichen Form seines Werkes getrennt. Die große Mannig¬<lb/>
faltigkeit, in der oft ein und derselbe Gedanke sprichwörtliche Form angenommen<lb/>
hat, entspricht den unzähligen Varianten, in denen oft ein und dasselbe Volkslied<lb/>
vorliegt. &#x201E;Volkstümliche" Lieder dagegen sind Kunstlieder, deren Entstehung und<lb/>
ursprüngliche Form uns noch näher liegt, die uns aber, meist in veränderter, oft<lb/>
in verdorbner, bisweilen aber auch in runderer, thatsächlich verbesserter und deshalb<lb/>
ansprechenderer Form geläufig sind, als wie sie ursprünglich lauteten, obwohl der<lb/>
Verfasser und der ursprüngliche Text in den meisten Fällen nachweisbar und längst<lb/>
nachgewiesen sind, ganz ebenso wie jedermann sagt: &#x201E;Dem Glücklichen schlägt keine<lb/>
Stunde," obwohl doch jedermann weiß, daß dieses Wort in den &#x201E;Piccolomini" steht<lb/>
und dort lautet: &#x201E;Die Uhr schlägt keinem Glücklichen." Nähme unsre Schulbildung<lb/>
wirklich zu, so müßte die Verballhornuug, das &#x201E;Zersingen," wie man jetzt sagt,<lb/>
von Kunstliedern zu &#x201E;volkstümlichen" und schließlich zu Volkslieder» immer seltner<lb/>
werden; mit andern Worten: die ursprünglichen, echten Texte müßten vor dem Ein¬<lb/>
dringen von Fehlern immer mehr geschützt werden, wie die Sprache vor dem Ein¬<lb/>
dringen neuer grammatischer und stilistischer Fehler (&#x201E;Sprachdummheiten"). Leider<lb/>
ist von einem solchen Fortschritt blutwenig zu merken. Geradezu thöricht aber ist<lb/>
es, wenn, wie es jetzt geschieht, solche &#x201E;zersuugue," d. h. meist verdorbne, verball¬<lb/>
hornte Kunstlieder andächtig als &#x201E;Volkslieder" gesammelt und in Volksliedersamm¬<lb/>
lungen gedruckt werden, anstatt daß man den Leuten, aus deren Mund man sie<lb/>
gehört hat, und die sich nun mit ihrem &#x201E;zersnngnen" Zeug als Gegenstand der<lb/>
Forschung ungeheuer interessant vorkommen, einfach sagte: Kinder, was ihr da singt,<lb/>
ist falsch, ist schlecht, ist verdorben, ist eine Schande. Steckt einmal die Nase in das<lb/>
oder jenes Buch, dort findet ihr den richtigen Text, wie ihn der Dichter ge¬<lb/>
sungen hat!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1687"> Möge dazu diese Neubearbeitung von Hoffmanns Buch recht viel beitragen.<lb/>
Hoffmann selbst beklagt sich in der dritten Auflage bitter darüber, daß sein Buch<lb/>
in den zehn Jahren von 1859 bis 1869 so wenig Nutzen gestiftet habe. &#x201E;Die<lb/>
Sammler von Liedern &#x2014; sagt er &#x2014; Verfahren meist alle noch immer auf dieselbe<lb/>
unverantwortliche Weise wie ihre Vorgänger. Man schlage nur eine beliebige<lb/>
Sammlung auf, da findet man schlechte, oft ganz verstümmelte Texte, unrichtige<lb/>
Angaben über die Verfasserschaft oder, was am Ende noch das Bessere ist, gar<lb/>
keine. Niemand fällt es ein, zu den Quellen zurückzugehn und den wahren Ver¬<lb/>
fasser zu ermitteln, und beides wäre ihn, doch hier bequem genng gemacht. Und<lb/>
das gilt nicht allein von den vielen Kommers- und Liederbüchern und den vielerlei<lb/>
Sammlungen für die Schuljugend, sondern auch von den Blumenlesen, die unter<lb/>
Allerlei hochklingenden vielversprechenden Titeln in prachtvollen Einbänden mit Gold¬<lb/>
schnitt, oft sogar mit teuern Illustrationen, nebenbei auch wohl unter einem be¬<lb/>
liebten Schriftstellernamen erscheinen und so auf den Weihnachts- oder Putztisch<lb/>
wandern!" Nun, in dieser Beziehung ist ja in den letzten dreißig Jahren vieles<lb/>
besser geworden &#x2014; vor allem dank dem Hoffmannschen Buche. Möge die vor¬<lb/>
liegende neue, vierte Auflage so bald vergriffen sein, daß in rascher Folge immer<lb/>
weitere Auflagen nötig werden, denn das Buch muß der Mittel- und Sammel¬<lb/>
punkt für unsre Liederforschung und die Hauptquelle für unsre Liedersammlungen<lb/>
bleiben und immer mehr werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1688" next="#ID_1689"> Für solche, die Hoffmanns Buch noch gar nicht kennen, möge nur noch be¬<lb/>
merkt sein, daß es keine Liedertexte, noch weniger Melodien enthält.  Es enthält<lb/>
und zwar alphabetisch geordnet, sodaß ein alphabetisches Register überflüssig<lb/>
wrrd &#x2014; die Anfangszeiten von 1350 Liedern und unter jedem dieser Liederanfänge</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0481] Litteratur einander genau so wie das Zitat, das „geflügelte" Wort und das Sprichwort. Auch jedes Volkslied hat wie jedes Sprichwort unzweifelhaft einmal einen Ver¬ fasser gehabt. Von selbst ist keins entstanden. Aber wir sind durch Jahrhunderte von ihm und der ursprünglichen Form seines Werkes getrennt. Die große Mannig¬ faltigkeit, in der oft ein und derselbe Gedanke sprichwörtliche Form angenommen hat, entspricht den unzähligen Varianten, in denen oft ein und dasselbe Volkslied vorliegt. „Volkstümliche" Lieder dagegen sind Kunstlieder, deren Entstehung und ursprüngliche Form uns noch näher liegt, die uns aber, meist in veränderter, oft in verdorbner, bisweilen aber auch in runderer, thatsächlich verbesserter und deshalb ansprechenderer Form geläufig sind, als wie sie ursprünglich lauteten, obwohl der Verfasser und der ursprüngliche Text in den meisten Fällen nachweisbar und längst nachgewiesen sind, ganz ebenso wie jedermann sagt: „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde," obwohl doch jedermann weiß, daß dieses Wort in den „Piccolomini" steht und dort lautet: „Die Uhr schlägt keinem Glücklichen." Nähme unsre Schulbildung wirklich zu, so müßte die Verballhornuug, das „Zersingen," wie man jetzt sagt, von Kunstliedern zu „volkstümlichen" und schließlich zu Volkslieder» immer seltner werden; mit andern Worten: die ursprünglichen, echten Texte müßten vor dem Ein¬ dringen von Fehlern immer mehr geschützt werden, wie die Sprache vor dem Ein¬ dringen neuer grammatischer und stilistischer Fehler („Sprachdummheiten"). Leider ist von einem solchen Fortschritt blutwenig zu merken. Geradezu thöricht aber ist es, wenn, wie es jetzt geschieht, solche „zersuugue," d. h. meist verdorbne, verball¬ hornte Kunstlieder andächtig als „Volkslieder" gesammelt und in Volksliedersamm¬ lungen gedruckt werden, anstatt daß man den Leuten, aus deren Mund man sie gehört hat, und die sich nun mit ihrem „zersnngnen" Zeug als Gegenstand der Forschung ungeheuer interessant vorkommen, einfach sagte: Kinder, was ihr da singt, ist falsch, ist schlecht, ist verdorben, ist eine Schande. Steckt einmal die Nase in das oder jenes Buch, dort findet ihr den richtigen Text, wie ihn der Dichter ge¬ sungen hat! Möge dazu diese Neubearbeitung von Hoffmanns Buch recht viel beitragen. Hoffmann selbst beklagt sich in der dritten Auflage bitter darüber, daß sein Buch in den zehn Jahren von 1859 bis 1869 so wenig Nutzen gestiftet habe. „Die Sammler von Liedern — sagt er — Verfahren meist alle noch immer auf dieselbe unverantwortliche Weise wie ihre Vorgänger. Man schlage nur eine beliebige Sammlung auf, da findet man schlechte, oft ganz verstümmelte Texte, unrichtige Angaben über die Verfasserschaft oder, was am Ende noch das Bessere ist, gar keine. Niemand fällt es ein, zu den Quellen zurückzugehn und den wahren Ver¬ fasser zu ermitteln, und beides wäre ihn, doch hier bequem genng gemacht. Und das gilt nicht allein von den vielen Kommers- und Liederbüchern und den vielerlei Sammlungen für die Schuljugend, sondern auch von den Blumenlesen, die unter Allerlei hochklingenden vielversprechenden Titeln in prachtvollen Einbänden mit Gold¬ schnitt, oft sogar mit teuern Illustrationen, nebenbei auch wohl unter einem be¬ liebten Schriftstellernamen erscheinen und so auf den Weihnachts- oder Putztisch wandern!" Nun, in dieser Beziehung ist ja in den letzten dreißig Jahren vieles besser geworden — vor allem dank dem Hoffmannschen Buche. Möge die vor¬ liegende neue, vierte Auflage so bald vergriffen sein, daß in rascher Folge immer weitere Auflagen nötig werden, denn das Buch muß der Mittel- und Sammel¬ punkt für unsre Liederforschung und die Hauptquelle für unsre Liedersammlungen bleiben und immer mehr werden. Für solche, die Hoffmanns Buch noch gar nicht kennen, möge nur noch be¬ merkt sein, daß es keine Liedertexte, noch weniger Melodien enthält. Es enthält und zwar alphabetisch geordnet, sodaß ein alphabetisches Register überflüssig wrrd — die Anfangszeiten von 1350 Liedern und unter jedem dieser Liederanfänge

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/481
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/481>, abgerufen am 16.06.2024.